Weiterhin keine Angebotsknappheit am Ölmarkt
23.03.2017 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise erholten sich in der Nacht von ihren gestern verzeichneten 4-Monatstiefs. Brent kostet am Morgen wieder 51 USD je Barrel, WTI 48,5 USD je Barrel. Nach der Veröffentlichung der US-Lagerdaten war Brent gestern Nachmittag erstmals seit der OPEC-Sitzung Ende November kurzzeitig unter die Marke von 50 USD je Barrel gerutscht, WTI im Tief bis auf 47 USD je Barrel.
Das US-Energieministerium gab für die letzte Woche einen Anstieg der US-Rohöllagerbestände um 4,95 Mio. Barrel bekannt. Das war deutlich mehr als erwartet und übertraf zudem den bereits kräftigen Anstieg, welchen das API am Vortag berichtet hatte. Mit 533 Mio. Barrel liegen die US-Rohölvorräte auf einem Rekordniveau. Seit Jahresbeginn sind sie trotz der OPEC-Kürzungen um 54 Mio. Barrel gestiegen.
Das eigentliche Ziel der OPEC-Kürzungen war es, einen Abbau der OECD-Lagerbestände zu erreichen. Dies lässt sich in den USA bislang nur bei den Ölprodukten beobachten, welche in der letzten Woche weiter gesunken sind. In den vergangenen fünf Wochen sind die US-Benzin- und Destillatebestände zusammengenommen um rund 30 Mio. Barrel gefallen.
Daraus eine Knappheit von Ölprodukten abzuleiten, wäre allerdings voreilig. Denn ein Teil des Lagerabbaus lässt sich mit anhaltend hohen Netto-Exporten von Ölprodukten erklären, welche sich in der letzten Woche auf 2,8 Mio. Barrel pro Tag beliefen.
Auch China berichtete für Februar einen kräftigen Anstieg seiner Netto-Exporte bei Benzin um 76% zum Vorjahr auf 1,06 Mio. Tonnen und bei Diesel um 67% auf 1,27 Mio. Tonnen.
Edelmetalle
Der Goldpreis legte gestern den sechsten Tag in Folge zu und erreichte mit gut 1.250 USD je Feinunze ein 3-Wochenhoch. Kurzfristig scheint diese psychologisch wichtige Marke Widerstand zu bieten, aber die Chancen auf einen Durchbruch sind gut. Schließlich schwinden die Hoffnungen auf "Trumpflation", sprich: die schnelle Beflügelung der US-Konjunktur durch Steuersenkungen und Infrastrukturmaßnahmen sowie damit einhergehend steigenden Inflations- und Zinserwartungen.
So droht die heutige Abstimmung im US-Repräsentantenhaus über die (teilweise Rücknahme der) Gesundheitsreform verschoben zu werden, da sich in den Reihen der Republikanischen Partei Widerstand gegen die Pläne von Trump abzeichnet. Das dämpft entsprechend die Erwartungen an eine schnelle "große" Steuerreform, was den US-Dollar, den US-Aktienmarkt und die US-Renditen unter Druck setzt und Gold Aufwind beschert.
Die Gold-ETFs verbuchten gestern den zweiten Tag in Folge Zuflüsse, welche sich in den letzten zwei Tagen zusammengenommen auf fast 9 Tonnen belaufen. Damit wurde mehr als die Hälfte der vorherigen Abflüsse in diesem Monat wieder wettgemacht. Vor allem aber die spekulativen Finanzanleger dürften wieder auf den fahrenden Zug aufspringen: Ihre Netto-Long-Position waren im Vorfeld der Fed-Sitzung auf das niedrigste Niveau seit Anfang des Jahres gefallen und waren damit gut 80% niedriger als im Hoch im letzten Sommer. Luft nach oben ist also reichlich.
Industriemetalle
Der Bleipreis ist gestern gut 4% gestiegen und weist seit Jahresbeginn mit 18% den stärksten Anstieg unter allen LME-Metallen auf. Dem Preisanstieg sind Lagerscheinkündigungen in Höhe von rund 39 Tsd. Tonnen vorausgegangen. Damit sind inzwischen knapp 60% der gesamten LME-Bleibestände zur Auslieferung angemeldet. Die verfügbaren ("on warrant") Vorräte sind auf 78 Tsd. Tonnen gefallen, den niedrigsten Stand seit Juni 2013. Viele sehen darin einen Hinweis auf eine starke Nachfrage. Denn der chinesische Zoll hat für Februar mit über 9 Tsd. Tonnen die höchsten Bleiimporte nach China seit Juni 2009 vermeldet.
Doch wir zweifeln die Aussagekraft der LME-Statistik und die darin ausgewiesene geringe Verfügbarkeit von Blei an. Es gab in der Vergangenheit schon oft massive kurzfristige rätselhafte Veränderungen bei den Lagerscheinen und Lagerbeständen in den LME-Lagerhäusern in Busan und Vlissingen, die auch diesmal ausschlaggebend dafür sind. Dabei haben sich die gesamten LME-Bleivorräte seit 2013 insgesamt kaum verändert.
Auch sind Verschiebungen zwischen den LME- und Nicht-LME-Lagerhäusern wahrscheinlich. So fällt bspw. auf, dass die Bleibestände in China seit einem Jahr massiv anwachsen. Die SHFE-Bleivorräte sind allein seit Dezember um fast 55 Tsd. Tonnen bzw. fast 300% auf den höchsten Stand seit September 2014 angeschwollen. Wir halten daher die jüngste Preisstärke bei Blei, die mit einer starken Verknappung des Bleimarktes erklärt wird, für übertrieben.
Agrarrohstoffe
China dürfte im Erntejahr 2017/18 laut Außenstelle des US-Landwirtschaftsministeriums in Peking 89 Mio. Tonnen Sojabohnen importieren. Dies wären 3 Mio. Tonnen mehr als im laufenden Erntejahr und das 14. Jahr in Folge, in dem die chinesischen Sojabohnenimporte einen Rekord aufstellen. Die USA dürften allerdings kein größeres Stück von diesem Kuchen abbekommen. Die USDA-Außenstelle geht für die Importe aus den USA unverändert von 30 Mio. Tonnen aus. Daher dürfte Südamerika Hauptnutznießer der höheren chinesischen Nachfrage sein.
Brasilien würde dabei von der schwächeren Landeswährung Real profitieren, Argentinien von reduzierten Exportsteuern. Der Sojabohnenanbau in China ist inzwischen zwar in einigen Provinzen lukrativer als der Anbau von Mais. Aufgrund deutlich niedrigerer Flächenerträge als in den USA sind die Möglichkeiten für die Ausweitung der heimischen Produktion allerdings begrenzt. Die Nachfrage nach Sojabohnen als Nahrungs- und Futtermittel wächst dagegen weiter ungebremst.
Die alternative Ölsaat Raps kann laut USDA-Außenstelle nur bedingt davon profitieren. Zwar sollen die Rapsimporte Chinas 2017/18 ebenfalls um 200 Tsd. auf 4,1 Mio. Tonnen steigen. Sie würden damit aber noch immer fast 1 Mio. Tonnen unter dem Rekordwert des Jahres 2013/14 liegen. Die höheren Einfuhren sind dabei vor allem auf eine niedrigere heimische Rapsproduktion zurückzuführen, welche um 400 Tsd. Tonnen auf ein 7-Jahrestief von 13,1 Mio. Tonnen sinken soll.
Die Ölpreise erholten sich in der Nacht von ihren gestern verzeichneten 4-Monatstiefs. Brent kostet am Morgen wieder 51 USD je Barrel, WTI 48,5 USD je Barrel. Nach der Veröffentlichung der US-Lagerdaten war Brent gestern Nachmittag erstmals seit der OPEC-Sitzung Ende November kurzzeitig unter die Marke von 50 USD je Barrel gerutscht, WTI im Tief bis auf 47 USD je Barrel.
Das US-Energieministerium gab für die letzte Woche einen Anstieg der US-Rohöllagerbestände um 4,95 Mio. Barrel bekannt. Das war deutlich mehr als erwartet und übertraf zudem den bereits kräftigen Anstieg, welchen das API am Vortag berichtet hatte. Mit 533 Mio. Barrel liegen die US-Rohölvorräte auf einem Rekordniveau. Seit Jahresbeginn sind sie trotz der OPEC-Kürzungen um 54 Mio. Barrel gestiegen.
Das eigentliche Ziel der OPEC-Kürzungen war es, einen Abbau der OECD-Lagerbestände zu erreichen. Dies lässt sich in den USA bislang nur bei den Ölprodukten beobachten, welche in der letzten Woche weiter gesunken sind. In den vergangenen fünf Wochen sind die US-Benzin- und Destillatebestände zusammengenommen um rund 30 Mio. Barrel gefallen.
Daraus eine Knappheit von Ölprodukten abzuleiten, wäre allerdings voreilig. Denn ein Teil des Lagerabbaus lässt sich mit anhaltend hohen Netto-Exporten von Ölprodukten erklären, welche sich in der letzten Woche auf 2,8 Mio. Barrel pro Tag beliefen.
Auch China berichtete für Februar einen kräftigen Anstieg seiner Netto-Exporte bei Benzin um 76% zum Vorjahr auf 1,06 Mio. Tonnen und bei Diesel um 67% auf 1,27 Mio. Tonnen.
Edelmetalle
Der Goldpreis legte gestern den sechsten Tag in Folge zu und erreichte mit gut 1.250 USD je Feinunze ein 3-Wochenhoch. Kurzfristig scheint diese psychologisch wichtige Marke Widerstand zu bieten, aber die Chancen auf einen Durchbruch sind gut. Schließlich schwinden die Hoffnungen auf "Trumpflation", sprich: die schnelle Beflügelung der US-Konjunktur durch Steuersenkungen und Infrastrukturmaßnahmen sowie damit einhergehend steigenden Inflations- und Zinserwartungen.
So droht die heutige Abstimmung im US-Repräsentantenhaus über die (teilweise Rücknahme der) Gesundheitsreform verschoben zu werden, da sich in den Reihen der Republikanischen Partei Widerstand gegen die Pläne von Trump abzeichnet. Das dämpft entsprechend die Erwartungen an eine schnelle "große" Steuerreform, was den US-Dollar, den US-Aktienmarkt und die US-Renditen unter Druck setzt und Gold Aufwind beschert.
Die Gold-ETFs verbuchten gestern den zweiten Tag in Folge Zuflüsse, welche sich in den letzten zwei Tagen zusammengenommen auf fast 9 Tonnen belaufen. Damit wurde mehr als die Hälfte der vorherigen Abflüsse in diesem Monat wieder wettgemacht. Vor allem aber die spekulativen Finanzanleger dürften wieder auf den fahrenden Zug aufspringen: Ihre Netto-Long-Position waren im Vorfeld der Fed-Sitzung auf das niedrigste Niveau seit Anfang des Jahres gefallen und waren damit gut 80% niedriger als im Hoch im letzten Sommer. Luft nach oben ist also reichlich.
Industriemetalle
Der Bleipreis ist gestern gut 4% gestiegen und weist seit Jahresbeginn mit 18% den stärksten Anstieg unter allen LME-Metallen auf. Dem Preisanstieg sind Lagerscheinkündigungen in Höhe von rund 39 Tsd. Tonnen vorausgegangen. Damit sind inzwischen knapp 60% der gesamten LME-Bleibestände zur Auslieferung angemeldet. Die verfügbaren ("on warrant") Vorräte sind auf 78 Tsd. Tonnen gefallen, den niedrigsten Stand seit Juni 2013. Viele sehen darin einen Hinweis auf eine starke Nachfrage. Denn der chinesische Zoll hat für Februar mit über 9 Tsd. Tonnen die höchsten Bleiimporte nach China seit Juni 2009 vermeldet.
Doch wir zweifeln die Aussagekraft der LME-Statistik und die darin ausgewiesene geringe Verfügbarkeit von Blei an. Es gab in der Vergangenheit schon oft massive kurzfristige rätselhafte Veränderungen bei den Lagerscheinen und Lagerbeständen in den LME-Lagerhäusern in Busan und Vlissingen, die auch diesmal ausschlaggebend dafür sind. Dabei haben sich die gesamten LME-Bleivorräte seit 2013 insgesamt kaum verändert.
Auch sind Verschiebungen zwischen den LME- und Nicht-LME-Lagerhäusern wahrscheinlich. So fällt bspw. auf, dass die Bleibestände in China seit einem Jahr massiv anwachsen. Die SHFE-Bleivorräte sind allein seit Dezember um fast 55 Tsd. Tonnen bzw. fast 300% auf den höchsten Stand seit September 2014 angeschwollen. Wir halten daher die jüngste Preisstärke bei Blei, die mit einer starken Verknappung des Bleimarktes erklärt wird, für übertrieben.
Agrarrohstoffe
China dürfte im Erntejahr 2017/18 laut Außenstelle des US-Landwirtschaftsministeriums in Peking 89 Mio. Tonnen Sojabohnen importieren. Dies wären 3 Mio. Tonnen mehr als im laufenden Erntejahr und das 14. Jahr in Folge, in dem die chinesischen Sojabohnenimporte einen Rekord aufstellen. Die USA dürften allerdings kein größeres Stück von diesem Kuchen abbekommen. Die USDA-Außenstelle geht für die Importe aus den USA unverändert von 30 Mio. Tonnen aus. Daher dürfte Südamerika Hauptnutznießer der höheren chinesischen Nachfrage sein.
Brasilien würde dabei von der schwächeren Landeswährung Real profitieren, Argentinien von reduzierten Exportsteuern. Der Sojabohnenanbau in China ist inzwischen zwar in einigen Provinzen lukrativer als der Anbau von Mais. Aufgrund deutlich niedrigerer Flächenerträge als in den USA sind die Möglichkeiten für die Ausweitung der heimischen Produktion allerdings begrenzt. Die Nachfrage nach Sojabohnen als Nahrungs- und Futtermittel wächst dagegen weiter ungebremst.
Die alternative Ölsaat Raps kann laut USDA-Außenstelle nur bedingt davon profitieren. Zwar sollen die Rapsimporte Chinas 2017/18 ebenfalls um 200 Tsd. auf 4,1 Mio. Tonnen steigen. Sie würden damit aber noch immer fast 1 Mio. Tonnen unter dem Rekordwert des Jahres 2013/14 liegen. Die höheren Einfuhren sind dabei vor allem auf eine niedrigere heimische Rapsproduktion zurückzuführen, welche um 400 Tsd. Tonnen auf ein 7-Jahrestief von 13,1 Mio. Tonnen sinken soll.