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Trump-Hype wird ausgepreist

27.03.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis hat die letzte Woche mit einem Minus von knapp 2% beendet. Seit Monatsbeginn hat Brent fast 9% verloren. Bei WTI belief sich das Wochenminus auf 1,7% und das Minus seit Monatsbeginn beträgt bislang gut 11%. Brent fällt zum Auftakt in die neue Handelswoche weiter und nähert sich damit wieder der Marke von 50 USD je Barrel, die es letzte Woche kurzzeitig unterschritten hatte. WTI ist derzeit knapp 3 USD je Barrel billiger als Brent. Das ist die größte Preisdifferenz seit Ende 2015.

Die schlechtere Preisentwicklung von WTI gegenüber Brent erklärt sich mit den unterschiedlichen Produktionstendenzen. In den USA steigt die Ölproduktion. Das belegen auch die neuen Zahlen von Baker Hughes zur Bohraktivität. Denen zufolge ist die Zahl der aktiven Ölbohrungen in der letzten Woche um 21 auf 652 gestiegen, das höchste Niveau seit 18 Monaten.

Der Preisrückgang von WTI unter 50 USD hat somit bislang noch keinen bremsenden Effekt auf die Bohraktivität gehabt. Dies wird frühestens erst in einigen Wochen der Fall sein. Während also in den USA die Zeichen auf eine Ausweitung der Ölproduktion stehen, wird in der OPEC intensiv über eine Verlängerung der Produktionskürzungen über das erste Halbjahr hinaus nachgedacht.

Das Komitee zur Überwachung der Produktionskürzungen hat am Wochenende eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen. Dies hat die Preise aber nicht stabilisieren können. Denn ob es dazu kommt, werden wir erst bei der OPEC-Sitzung in zwei Monaten erfahren. Bei einem Preisrückgang von Brent unter 50 USD würde der Druck für eine Verlängerung der Kürzungsvereinbarung erheblich zunehmen.


Edelmetalle

Gold steigt zum Wochenauftakt auf fast 1.260 USD je Feinunze und wird dabei von einem schwachen US-Dollar unterstützt. Ebenso hilft die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen, die auf ein 4-Wochentief fällt. Gold handelt damit wieder unmittelbar an der charttechnisch wichtigen 200-Tage-Linie. Sollte diese nachhaltig überschritten werden, könnte dies zu technisch-bedingten Anschlusskäufen führen. Ende Februar war ein solcher Versuch allerdings gescheitert, woraufhin der Goldpreis in den Tagen danach um fast 70 USD nachgab.

Auftrieb erhält Gold wohl von der gescheiterten Reform des Gesundheitswesens des neuen US-Präsidenten Trump. Das wichtigste politische Vorhaben der Republikaner war am Widerstand in den eigenen Reihen gescheitert. Damit wurden viele Hoffnungen auf die sogenannte Trumpflation zunichte gemacht. Es wurde auch bereits angedeutet, dass sich die Steuerreform verschieben könnte. Damit dürfte eine schnelle Beflügelung der US-Konjunktur durch Steuersenkungen und Infrastrukturmaßnahmen auf sich warten lassen, was wiederum positiv für Gold sein sollte.

Der Preisanstieg von Gold in den letzten beiden Wochen war offenbar auf eine robuste physische Nachfrage zurückzuführen, denn die spekulativen Finanzinvestoren hatten ihre Netto-Long-Positionen nicht übermäßig stark ausgeweitet. Im Fahrwasser von Gold legen auch Silber und Platin zu, allerdings unterproportional. Palladium gibt sogar leicht nach. Das hauptsächlich in der Automobilindustrie verwendete Edelmetall war Ende letzter Woche auf ein 2-Jahreshoch gestiegen, so dass es hier wohl zu Gewinnmitnahmen kommt.

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Industriemetalle

Belastet durch zumeist schwache asiatische Aktienmärkte, die eine höhere Risikoaversion der Marktteilnehmer ausdrücken, stehen die Metallpreise zum Wochenstart unter Druck. Während Kupfer mehr als 1% auf gut 5.700 USD je Tonne verliert, geben Zink, Blei und Nickel um bis zu 2% nach. Nach dem gescheiterten Versuch des neuen US-Präsidenten Trump, die Gesundheitsreform seines Amtsvorgängers Obama zurückzunehmen, herrscht unter den Marktteilnehmern offenbar Skepsis vor, ob Trump seine großspurig angekündigten Infrastrukturpläne umsetzen kann.

Seit der Wahl Anfang November wurden hierfür viele Vorschusslorbeeren verteilt. Entsprechend hoch sehen wir das Enttäuschungspotenzial bei den Marktteilnehmern und den Korrekturbedarf für die Metallpreise. Der schwache US-Dollar verhindert heute Morgen wohl noch größere Preisabschläge bei den Metallen. In der "Escondida"-Kupfermine in Chile soll laut Betreiberangaben morgen die Produktion wieder aufgenommen werden. Die Gewerkschaft hatte den Streik Ende letzter Woche nach 44 Tagen überraschend beendet.

Er war damit der längste Streik in der jüngeren chilenischen Bergbaugeschichte und hat den Minenbetreiber unseren Berechnungen zufolge mindestens 140 Tsd. Tonnen Produktion gekostet. Nach chilenischem Arbeitsrecht verlängert sich der alte Tarifvertrag um 18 Monate. Die Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag sollen am 1. Juni 2018 wieder aufgenommen werden. Bis dahin sollte in der "Escondia"-Mine Ruhe herrschen.


Agrarrohstoffe

Der Sojabohnenpreis setzt seinen Rückgang zu Beginn der neuen Handelswoche fort und fällt heute Morgen auf ein 5-Monatstief von 972 US-Cents je Scheffel. Zum einen belastet ein rekordhoch erwartetes Angebot aus Südamerika, welches gerade geerntet wird und auf den Markt kommt. Zum anderen werden Ende der Woche vom US-Landwirtschaftsministerium Flächenschätzungen veröffentlicht, welche eine deutliche Ausweitung der US-Sojabohnenanbaufläche in diesem Frühjahr erwarten lassen.

Die Anbauflächen von Mais und Weizen in den USA dürften dagegen merklich sinken. Mais und Weizen haben zuletzt ebenfalls verloren und notieren in der Nähe mehrmonatiger Tiefstände. Der Preisrückgang macht sich auch in der Positionierung der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer bemerkbar. Bei Weizen und Mais kam es in der letzten Woche zu einem weiteren Anstieg der Netto-Short-Positionen.

Bei Weizen nähern sie sich wieder dem Rekordniveau von Oktober 2016, bei Mais erreichen sie das höchste Niveau seit Anfang Januar. Bei Sojabohnen kam es zu einem merklichen Abbau der Netto-Long-Positionen auf das niedrigste Niveau seit September 2016. Vieles an preisbelastenden Nachrichten dürfte damit schon eingepreist sein. Bei angebots- oder nachfrageseitigen Überraschungen könnte es zu heftigen Gegenbewegungen bei den Preisen nach oben kommen. Dies gilt angesichts der hohen Netto-Short-Positionen insbesondere für Weizen und eingeschränkt auch für Mais.



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