Der GOLD-Tsunami: Naturgewalt aus Menschenhand
10.05.2004 | Hans Jörg Müllenmeister
Von erheblichen Interesse dürfte die realistische Einschätzung der künftigen Goldpreisentwicklung durch den Investor sein. Im Folgenden werde ich Gründe und Hintergründe für Sie beleuchten!
Das Comeback der Inflation & Co
Das Schreckgespenst Inflation - initiiert durch Aufblähen der US-Geldmenge - versteckt sich noch hinter dem Preisanstieg für Vermögens- und Finanzwerte. Das Vertrackte dabei ist, dass der Bürger viel zu spät erst die Inflation bewusst wahrnimmt, wenn sich nämlich die Konsumgüter verteuern. Während einem echten Tsunami ein Seebeben vorangeht, entwickelt sich die Inflation aus einem eskalierenden Teufelskreis: künstliche Zinsverbilligung, erhöhte Kreditvergabe, Geldmengenausweitung, Anstieg der Aktienkurse und Immobilienpreise, Überhitzung sowie Bilanz-Fälschungen am Kapitalmarkt, schließlich die Kapitalkrise. Fakt ist, dass in diesem desaströsen Finanzumfeld, ausgelöst durch eine diffuse Politik, die Rückerinnerung an eine ehrliche Größe aufkommt: Physisches Gold kann von keinem Staat der Welt beliebig "geklont" werden wie die Buntpapiere Geld, Aktien und Anleihen - letztere gepriesen als die vermeintlich sicheren Häfen. Welch monetäre Proportionen! Die US-Aktien und -Anleihen sind Giganten (16.900 Mrd. $ und 21.100 Mrd. $) zum gnomenhaften Goldmarkt mit 51 Mrd. $.
Meilensteine der Gold-Megahausse
Die Doppeltiefs bei 253 $ im Jahre 1999 und 2001 waren signifikante Startzeichen des kommenden Jahrhunderttrends. Phase 1 wurde eingeläutet durch die Senkung der US-Leitzinsen. Das fast schon zur Manie gewordene Vorwärtsverkaufen großer Goldposten durch Goldproduzenten machte keinen Sinn mehr. Die Differenz zwischen Goldleihrate am Terminmarkt (Contango) und Geldmarktzins fiel fast auf Null Prozent (kein Profit mehr) zurück. Aktuell beschert uns der Goldmarkt [/b]Phase 2[/b]: Goldminen-Unternehmen gaben inzwischen ihre jahrelang gepflegte Hedging-Politik auf, die nur bei einem fallenden Goldpreis gewinnträchtig ist. Phase 3: Der eigentliche Auslöser für den richtigen Goldpreisschub ist der permanent schwächelnde US-Dollar, denn es besteht eine gespiegelte Korrelation zwischen Goldpreis und Dollar. Im zweiten Halbjahr 2004 könnte die expansive Geldpolitik die Kurse von festverzinslichen Staatsanleihen einbrechen lassen.
Wir stehen an der Schwelle der Phase 3: Der Goldpreisanstieg wird sich mehr und mehr beschleunigen. Die Hochverschuldung von privater, institutioneller und staatlicher Seite und das extreme US-Doppeldefizit in Leistungsbilanz (mehr als 500 Mrd. $) und Haushalt (inzwischen fast 500 Mrd. $) besorgen das Übrige; ganz zu schweigen von weiteren hausseträchtigen Faktoren wie Terrorismus und wachsenden globalen Krisen-Szenarien. Es könnte auch zu einem erneuten Ölpreisschock wie in den 70er Jahre kommen. China wird als Protagonist auf der Weltbühne als eine immer stärker werdende Wirtschaftsmacht auftreten und sich von der Anbindung an den Dollar lösen. Gold statt Dollar als Währungsreserve heißt die Devise.
Zwei Jahrzehnte war Gold das unbeliebteste Investment schlechthin, verkommen zu einem Vehikel, das keine Zinsen abwirft. Während andere monetäre Größen wie Aktien und Staatsverschuldung sich um ein Vielfaches aufblähten, fristeten der Goldpreis ebenso wie die Minen ein kümmerliches Dasein.
Die Hausse wächst mit der Urkraft der Emotionen
Im Prinzip liest und hört man die eben vorgetragenen Argumente, die eine Goldhausse vorantreiben können. Vergessen wird eine entscheidende Kraft im großen Gold-Monopoly: die menschliche Emotion. Erstaunlich wie wenig Beachtung man dieser emotionalen Triebfeder schenkt. Dabei sind es gerade die archaischen Urtriebe wie Gier, Euphorie und Panik, die genauso im menschlichen Stammhirn verankert sind wie seit Jahrtausenden die goldene Konstante.
Ruhige See, bevor der "Gold-Tsunami" losbricht
AlleMegatrends, die letztlich zu einem Hype ausarteten, begannen harmlos wie die Ruhe vor dem Sturm(Phase 1). Anfangs steigt der Kurswert relativ moderat mit der Zeit. Irgendwann geht der Kurswert aus der Geraden in eine Kurve über (Phase 2): Höchste Eisenbahn für die Investoren, die noch auf den fahrenden "Goldzug" aufspringen wollen (2004!). Danach geht es mit gewaltigen Bocksprüngen dem Wellenkamm, der Hype, entgegen. Wann sich die Welle zum Maximum auftürmt, ist kaum auszumachen. Die Historie hat aber gezeigt, dass Verrücktheiten am Markt steigerungsfähig sind. Fundamentale Fakten sprechen dafür, daß der historische 850 $-Preisgipfel von 1980 überboten wird, nur wann das genau geschieht, bleibt eine spekulative Frage.
Die "Choreographie" des Goldpreis-Charts
Dimitri Speck untersuchte im September 2003 das Intradaymuster des Goldmarktes nach „Anomalien“ und er fand signifikante Merkmale, die beweisen, daß der Goldmarkt seit 1993 nachhaltig von US-Oligarchen manipuliert wird. Beispiel: In den letzten 10 Jahren stieg der Kurs in New York nur 1.039 mal, an den übrigen Handelsplätzen indessen 1431 mal, bei fallender Bewegung war das Verhältnis 1431 zu 1018. Würde der Goldpreis kontinuierlich ansteigen, könnte sich die Lemmingherde der Anleger risikolos darauf einstellen und klotzig partizipieren. Vielmehr gibt es ein Ritual, wie der Goldpreis gestaltet wird: Nach einem scharfen Preisanstieg in kurzer Zeit vermelden die Medien, Gold sei im Kommen - die Lemminge werden in Scharen ins Gold zum höchsten Preis gelockt - danach ein herber Preisrücksetzer. Enttäuscht und entnervt werfen die Anleger die goldene Flinte ins Korn, dies zu Verlustpreisen.
Ein weiterer nicht mehr so großer Anstieg wie der erste folgt, dies mit abermaligem Absturz. Immer mehr Lemminge bleiben auf der Strecke. Wie Sie im folgenden Chart erkennen, bildet das Pendel-Spielchen so ein charttechnisches Dreieck aus mit immer kleiner werdenden Ausschlägen. Während sich der einzelne Preisausschlag nach oben oder nach unten rasch ausbildet, dauert das Auspendeln im Dreieck oft zehnmal so lang wie eine Einzelaktion. Oft wird erst nach einem halben Jahr die Dreiecksformation durch eine erneute noch größere Kursbewegung gerade dann verlassen, wenn der Anleger den Glauben ans Gold verloren hat.
Wer folgt wem: der Goldpreis oder die Minenwerte?
Im Verlauf der Hausse sind meist die Goldminenwerte die Vorreiter, während das Gold selbst im Preis zurückbleibt. Auch ist eine signifikante Länderrotation typisch. Im letzten Kursanstieg waren nordamerikanische, vor allem kanadische Minenwerte die Profiteure. Sobald sich im zweiten Halbjahr 2004 der Rand gegenüber dem Dollar abschwächt, könnten die Südafrikaner die Gewinner der Zwischenetappe sein. Vorsicht: Im Finale der Hausse - Finanzblasen platzen mit Vorliebe um die Jahrzehntwende - kann Gold weiter steigen, während die Minenwerte abbröckeln oder sogar stark zurückfallen. Bis zum rechtzeitigen Ausstieg haben wir noch Zeit.
So profitieren Sie vom Gold-Tsunami
Sicherer ist es, den Hauptakzent im Depot auf physisches Gold zu legen. Zwischenzeitlich erzielte Gewinne durch den sukzessiven Verkauf von Goldminenaktien sollten konsequent in Natur-Gold umgesetzt werden, um den Bestand an Goldbarren und Münzen weiter aufzustocken. Mit diesem physischen Entzug von Gold stärken Sie den Goldmarkt. Würde in Deutschland nur jeder eine Unze Gold "abschöpfen" - das sind 2.500 Tonnen, also eine Weltjahresproduktion - dann würde im Goldmarkt die Hölle los sein.
Diese Minenunternehmen könnten für Sie interessant sein
Welche Minenunternehmen versprechen gute Gewinne - welche sollte man meiden? Das sind ungehedgte, schuldenfreie Minenunternehmen mit einem exzellenten Management, niedrigen Produktionskosten, großem Potenzial an Goldreserven und/oder Ressourcen. Wichtig ist auch das langfristige Gewinnwachstum, das niedrige Kurs-Gewinn-Verhältnis sowie eine hohe Dividendenrendite. Kritisch betrachtet, kommen von den etwa tausend Goldminen auf der Welt nur eine Handvoll guter Unternehmen für Ihr Depot in Betracht.
Eine der größten US-Vorzeigeminen Barrick war Weltmeister im Vorwärtsverkauf mit Nachwehen. Nun, wenn der größte Teil der Goldreserven bereits zu Tiefstpreisen vorverkauft wurde, rechnet der Aktionär jetzt kaum noch mit satten Gewinnmargen des Unternehmens. Iamgold hat dagegen nur 2% seiner Goldreserven vorwärts verkauft. Goldcorp und Meridian Gold verfügen über Goldreserven mit überdurchschnittlichem Goldanteil. Die Wachstumsstory von Glamis Gold ist beeindruckend; da steckt noch Musik im Kurs. Glamis Gold hat sich einen goldenen Speckgürtel an Ressourcen zugelegt, etwa die Minen Cerro Blanco, Imperial, El Sauzal, vor allem aber die Mine Marlin in Guatemala. Der attraktive Übernahmekandidat Bema Gold zeigt einen guten Hebel bei steigendem Goldpreis. Weitere bemerkenswerte Übernahmekandidaten sind die australische Lihir und Newcrest Mining.
Die südafrikanischen Goldunternehmen Gold Fields, Harmony Gold und etwas spekulativer - mit großem Hebel (Leverage)- die Durban Deep; sie alle rangieren bisher unter Wert; der Hauptgrund ist die Randstärke gegenüber dem Dollar. Western Areas ist die noch unentdeckte Goldperle vom Kap. Unentdeckt deshalb, weil US-Fondgesellschaften noch nicht massiv aufgesprungen sind; Goldperle deshalb, weil dieser unterbewertete Goldschläfer mit Nachholpotenzial mächtige Goldreserven und -ressourcen (Lebensdauer 70 Jahre!) im Boden hat.
Fazit und Ausblick
Noch liegt die Gold-Hype weit vor uns. Rohstoff- wie Finanzblasen haben die Eigenheit, ihre historischen Preisgipfel zu übertreffen. Der Goldpreis könnte sein Hoch mit 850 $ aus dem Jahre 1980 um ein Mehrfaches überspringen. Hausserelevante Fakten im Zeitalter der Schulden-Misswirtschaft, der wundersamen Geldvermehrung und der Betrugsskandale gibt es genug. Mit wachsender Disziplinlosigkeit in der Politik und am Kapitalmarkt gewinnt die ehrliche Größe "Gold" zunehmend an Bedeutung. Halten Sie sich beim Aktienkauf von Goldexplorern mit dünner Kapitaldecke zurück. Nur gewiefte Hasardeure kaufen Exploreraktien, aber dann gleich im Dutzend. Der kanadische Explorer Zaruma Resources (0,6 Mio. $ Cash) könnte deswegen interessant sein, weil er bereits Goldvorkommen entwickelt hat; ebenso die kanadische Minefinders, die neben Gold auch Silber aufgespürt hat.
Legen Sie 2004 mit Bedacht und Geduld den Schwerpunkt Ihres Depots auf südafrikanische Minenwerte. Im Verlauf der Hausse wird eine Kernfrage den internationalen Goldmarkt beschäftigen: Wer hat eigentlich noch genügend Gold im Boden? Antwort: der Schwarze Kontinent. Zwar sind die Pharaonengräber längst geplündert, die größten Goldreserven der Menschheit aber ruhen in Südafrika kilometertief im Schlund der Erde.
© Hans Jörg Müllenmeister
Das Comeback der Inflation & Co
Das Schreckgespenst Inflation - initiiert durch Aufblähen der US-Geldmenge - versteckt sich noch hinter dem Preisanstieg für Vermögens- und Finanzwerte. Das Vertrackte dabei ist, dass der Bürger viel zu spät erst die Inflation bewusst wahrnimmt, wenn sich nämlich die Konsumgüter verteuern. Während einem echten Tsunami ein Seebeben vorangeht, entwickelt sich die Inflation aus einem eskalierenden Teufelskreis: künstliche Zinsverbilligung, erhöhte Kreditvergabe, Geldmengenausweitung, Anstieg der Aktienkurse und Immobilienpreise, Überhitzung sowie Bilanz-Fälschungen am Kapitalmarkt, schließlich die Kapitalkrise. Fakt ist, dass in diesem desaströsen Finanzumfeld, ausgelöst durch eine diffuse Politik, die Rückerinnerung an eine ehrliche Größe aufkommt: Physisches Gold kann von keinem Staat der Welt beliebig "geklont" werden wie die Buntpapiere Geld, Aktien und Anleihen - letztere gepriesen als die vermeintlich sicheren Häfen. Welch monetäre Proportionen! Die US-Aktien und -Anleihen sind Giganten (16.900 Mrd. $ und 21.100 Mrd. $) zum gnomenhaften Goldmarkt mit 51 Mrd. $.
Meilensteine der Gold-Megahausse
Die Doppeltiefs bei 253 $ im Jahre 1999 und 2001 waren signifikante Startzeichen des kommenden Jahrhunderttrends. Phase 1 wurde eingeläutet durch die Senkung der US-Leitzinsen. Das fast schon zur Manie gewordene Vorwärtsverkaufen großer Goldposten durch Goldproduzenten machte keinen Sinn mehr. Die Differenz zwischen Goldleihrate am Terminmarkt (Contango) und Geldmarktzins fiel fast auf Null Prozent (kein Profit mehr) zurück. Aktuell beschert uns der Goldmarkt [/b]Phase 2[/b]: Goldminen-Unternehmen gaben inzwischen ihre jahrelang gepflegte Hedging-Politik auf, die nur bei einem fallenden Goldpreis gewinnträchtig ist. Phase 3: Der eigentliche Auslöser für den richtigen Goldpreisschub ist der permanent schwächelnde US-Dollar, denn es besteht eine gespiegelte Korrelation zwischen Goldpreis und Dollar. Im zweiten Halbjahr 2004 könnte die expansive Geldpolitik die Kurse von festverzinslichen Staatsanleihen einbrechen lassen.
Wir stehen an der Schwelle der Phase 3: Der Goldpreisanstieg wird sich mehr und mehr beschleunigen. Die Hochverschuldung von privater, institutioneller und staatlicher Seite und das extreme US-Doppeldefizit in Leistungsbilanz (mehr als 500 Mrd. $) und Haushalt (inzwischen fast 500 Mrd. $) besorgen das Übrige; ganz zu schweigen von weiteren hausseträchtigen Faktoren wie Terrorismus und wachsenden globalen Krisen-Szenarien. Es könnte auch zu einem erneuten Ölpreisschock wie in den 70er Jahre kommen. China wird als Protagonist auf der Weltbühne als eine immer stärker werdende Wirtschaftsmacht auftreten und sich von der Anbindung an den Dollar lösen. Gold statt Dollar als Währungsreserve heißt die Devise.
Zwei Jahrzehnte war Gold das unbeliebteste Investment schlechthin, verkommen zu einem Vehikel, das keine Zinsen abwirft. Während andere monetäre Größen wie Aktien und Staatsverschuldung sich um ein Vielfaches aufblähten, fristeten der Goldpreis ebenso wie die Minen ein kümmerliches Dasein.
Die Hausse wächst mit der Urkraft der Emotionen
Im Prinzip liest und hört man die eben vorgetragenen Argumente, die eine Goldhausse vorantreiben können. Vergessen wird eine entscheidende Kraft im großen Gold-Monopoly: die menschliche Emotion. Erstaunlich wie wenig Beachtung man dieser emotionalen Triebfeder schenkt. Dabei sind es gerade die archaischen Urtriebe wie Gier, Euphorie und Panik, die genauso im menschlichen Stammhirn verankert sind wie seit Jahrtausenden die goldene Konstante.
Ruhige See, bevor der "Gold-Tsunami" losbricht
AlleMegatrends, die letztlich zu einem Hype ausarteten, begannen harmlos wie die Ruhe vor dem Sturm(Phase 1). Anfangs steigt der Kurswert relativ moderat mit der Zeit. Irgendwann geht der Kurswert aus der Geraden in eine Kurve über (Phase 2): Höchste Eisenbahn für die Investoren, die noch auf den fahrenden "Goldzug" aufspringen wollen (2004!). Danach geht es mit gewaltigen Bocksprüngen dem Wellenkamm, der Hype, entgegen. Wann sich die Welle zum Maximum auftürmt, ist kaum auszumachen. Die Historie hat aber gezeigt, dass Verrücktheiten am Markt steigerungsfähig sind. Fundamentale Fakten sprechen dafür, daß der historische 850 $-Preisgipfel von 1980 überboten wird, nur wann das genau geschieht, bleibt eine spekulative Frage.
Die "Choreographie" des Goldpreis-Charts
Dimitri Speck untersuchte im September 2003 das Intradaymuster des Goldmarktes nach „Anomalien“ und er fand signifikante Merkmale, die beweisen, daß der Goldmarkt seit 1993 nachhaltig von US-Oligarchen manipuliert wird. Beispiel: In den letzten 10 Jahren stieg der Kurs in New York nur 1.039 mal, an den übrigen Handelsplätzen indessen 1431 mal, bei fallender Bewegung war das Verhältnis 1431 zu 1018. Würde der Goldpreis kontinuierlich ansteigen, könnte sich die Lemmingherde der Anleger risikolos darauf einstellen und klotzig partizipieren. Vielmehr gibt es ein Ritual, wie der Goldpreis gestaltet wird: Nach einem scharfen Preisanstieg in kurzer Zeit vermelden die Medien, Gold sei im Kommen - die Lemminge werden in Scharen ins Gold zum höchsten Preis gelockt - danach ein herber Preisrücksetzer. Enttäuscht und entnervt werfen die Anleger die goldene Flinte ins Korn, dies zu Verlustpreisen.
Ein weiterer nicht mehr so großer Anstieg wie der erste folgt, dies mit abermaligem Absturz. Immer mehr Lemminge bleiben auf der Strecke. Wie Sie im folgenden Chart erkennen, bildet das Pendel-Spielchen so ein charttechnisches Dreieck aus mit immer kleiner werdenden Ausschlägen. Während sich der einzelne Preisausschlag nach oben oder nach unten rasch ausbildet, dauert das Auspendeln im Dreieck oft zehnmal so lang wie eine Einzelaktion. Oft wird erst nach einem halben Jahr die Dreiecksformation durch eine erneute noch größere Kursbewegung gerade dann verlassen, wenn der Anleger den Glauben ans Gold verloren hat.
Wer folgt wem: der Goldpreis oder die Minenwerte?
Im Verlauf der Hausse sind meist die Goldminenwerte die Vorreiter, während das Gold selbst im Preis zurückbleibt. Auch ist eine signifikante Länderrotation typisch. Im letzten Kursanstieg waren nordamerikanische, vor allem kanadische Minenwerte die Profiteure. Sobald sich im zweiten Halbjahr 2004 der Rand gegenüber dem Dollar abschwächt, könnten die Südafrikaner die Gewinner der Zwischenetappe sein. Vorsicht: Im Finale der Hausse - Finanzblasen platzen mit Vorliebe um die Jahrzehntwende - kann Gold weiter steigen, während die Minenwerte abbröckeln oder sogar stark zurückfallen. Bis zum rechtzeitigen Ausstieg haben wir noch Zeit.
So profitieren Sie vom Gold-Tsunami
Sicherer ist es, den Hauptakzent im Depot auf physisches Gold zu legen. Zwischenzeitlich erzielte Gewinne durch den sukzessiven Verkauf von Goldminenaktien sollten konsequent in Natur-Gold umgesetzt werden, um den Bestand an Goldbarren und Münzen weiter aufzustocken. Mit diesem physischen Entzug von Gold stärken Sie den Goldmarkt. Würde in Deutschland nur jeder eine Unze Gold "abschöpfen" - das sind 2.500 Tonnen, also eine Weltjahresproduktion - dann würde im Goldmarkt die Hölle los sein.
Diese Minenunternehmen könnten für Sie interessant sein
Welche Minenunternehmen versprechen gute Gewinne - welche sollte man meiden? Das sind ungehedgte, schuldenfreie Minenunternehmen mit einem exzellenten Management, niedrigen Produktionskosten, großem Potenzial an Goldreserven und/oder Ressourcen. Wichtig ist auch das langfristige Gewinnwachstum, das niedrige Kurs-Gewinn-Verhältnis sowie eine hohe Dividendenrendite. Kritisch betrachtet, kommen von den etwa tausend Goldminen auf der Welt nur eine Handvoll guter Unternehmen für Ihr Depot in Betracht.
Eine der größten US-Vorzeigeminen Barrick war Weltmeister im Vorwärtsverkauf mit Nachwehen. Nun, wenn der größte Teil der Goldreserven bereits zu Tiefstpreisen vorverkauft wurde, rechnet der Aktionär jetzt kaum noch mit satten Gewinnmargen des Unternehmens. Iamgold hat dagegen nur 2% seiner Goldreserven vorwärts verkauft. Goldcorp und Meridian Gold verfügen über Goldreserven mit überdurchschnittlichem Goldanteil. Die Wachstumsstory von Glamis Gold ist beeindruckend; da steckt noch Musik im Kurs. Glamis Gold hat sich einen goldenen Speckgürtel an Ressourcen zugelegt, etwa die Minen Cerro Blanco, Imperial, El Sauzal, vor allem aber die Mine Marlin in Guatemala. Der attraktive Übernahmekandidat Bema Gold zeigt einen guten Hebel bei steigendem Goldpreis. Weitere bemerkenswerte Übernahmekandidaten sind die australische Lihir und Newcrest Mining.
Die südafrikanischen Goldunternehmen Gold Fields, Harmony Gold und etwas spekulativer - mit großem Hebel (Leverage)- die Durban Deep; sie alle rangieren bisher unter Wert; der Hauptgrund ist die Randstärke gegenüber dem Dollar. Western Areas ist die noch unentdeckte Goldperle vom Kap. Unentdeckt deshalb, weil US-Fondgesellschaften noch nicht massiv aufgesprungen sind; Goldperle deshalb, weil dieser unterbewertete Goldschläfer mit Nachholpotenzial mächtige Goldreserven und -ressourcen (Lebensdauer 70 Jahre!) im Boden hat.
Fazit und Ausblick
Noch liegt die Gold-Hype weit vor uns. Rohstoff- wie Finanzblasen haben die Eigenheit, ihre historischen Preisgipfel zu übertreffen. Der Goldpreis könnte sein Hoch mit 850 $ aus dem Jahre 1980 um ein Mehrfaches überspringen. Hausserelevante Fakten im Zeitalter der Schulden-Misswirtschaft, der wundersamen Geldvermehrung und der Betrugsskandale gibt es genug. Mit wachsender Disziplinlosigkeit in der Politik und am Kapitalmarkt gewinnt die ehrliche Größe "Gold" zunehmend an Bedeutung. Halten Sie sich beim Aktienkauf von Goldexplorern mit dünner Kapitaldecke zurück. Nur gewiefte Hasardeure kaufen Exploreraktien, aber dann gleich im Dutzend. Der kanadische Explorer Zaruma Resources (0,6 Mio. $ Cash) könnte deswegen interessant sein, weil er bereits Goldvorkommen entwickelt hat; ebenso die kanadische Minefinders, die neben Gold auch Silber aufgespürt hat.
Legen Sie 2004 mit Bedacht und Geduld den Schwerpunkt Ihres Depots auf südafrikanische Minenwerte. Im Verlauf der Hausse wird eine Kernfrage den internationalen Goldmarkt beschäftigen: Wer hat eigentlich noch genügend Gold im Boden? Antwort: der Schwarze Kontinent. Zwar sind die Pharaonengräber längst geplündert, die größten Goldreserven der Menschheit aber ruhen in Südafrika kilometertief im Schlund der Erde.
© Hans Jörg Müllenmeister