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Ölpreisrally vorerst ausgebremst

06.04.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise gaben nach der Veröffentlichung der US-Lagerdaten gestern Nachmittag sämtliche Tagesgewinne wieder ab. Brent handelte daraufhin heute Morgen knapp oberhalb von 54 USD je Barrel, nachdem gestern kurz vor den Lagerdaten ein Monatshoch von mehr als 55 USD erreicht wurde. WTI notierte unterhalb von 51 USD je Barrel und damit ebenfalls ca. 1 USD niedriger als am gestrigen Tageshoch. Damit endete zugleich eine Woche mit einem imposanten Anstieg der Ölpreise um ca. 9%. Vor dem Preisrückgang gestern hatten die Ölpreise sämtliche Verluste vom März wieder rückgängig gemacht.

Nach einem derart kräftigen Anstieg ist eine Konsolidierung nicht ungewöhnlich. Eine negative Überraschung wie die US-Lagerdaten gestern dürfte allerdings nicht ausreichen, damit die Preise wieder stärker und länger anhaltend unter Abgabedruck geraten. Die positive Marktstimmung, die gegenwärtigen Angebotsausfälle (Nordsee, Kanada) und die anhaltende Debatte über eine mögliche Verlängerung der OPEC-Produktionskürzungen dürften in den kommenden Tagen zu einem erneuten Anlauf von Brent in Richtung 55 USD führen.

Laut US-Energieministerium sind die US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche trotz niedrigerer Importe und einer gestiegenen Rohölverarbeitung überraschend um 1,6 Mio. Barrel gestiegen. Das API hatte am Vortag noch einen Lagerabbau berichtet. Auch die Rohölvorräte in Cushing stiegen deutlich, womit sie ebenso wie die gesamten Rohölbestände ein Rekordniveau erreichten. Der Lagerabbau bei Ölprodukten fiel darüber hinaus geringer aus als erwartet. Die Rohölproduktion stieg auf 9,2 Mio. Barrel pro Tag und erreichte damit den höchsten Stand seit 14 Monaten.


Edelmetalle

Im Gegensatz zu den zyklischen Rohstoffen standen vor allem Gold und Silber gestern über weite Strecken unter Druck. Belastet wurden die Preise durch starke ADP-Arbeitsmarktdaten für März, die auf einen guten offiziellen US-Arbeitsmarktbericht morgen hindeuten. Hinzu kamen steigende Aktienmärkte und ein etwas festerer US-Dollar. Gold fiel in diesem Umfeld auf 1.244 USD je Feinunze, Silber verbilligte sich auf 18,1 USD je Feinunze. Der Verkaufsdruck ebbte am späteren Nachmittag ab, nachdem der ISM-Index für den Dienstleistungssektor im März überraschend schwach ausfiel. Insbesondere die Arbeitsmarktkomponente enttäuschte, was den Erwartungen für morgen einen Dämpfer versetzte.

Das Protokoll der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed brachte keine neuen Erkenntnisse. Die Fed hält an ihrer Erwartung gradueller Zinserhöhungen fest. Gold und Silber holten daher ihre Verluste wieder auf. Heute Morgen handelt Gold entsprechend wieder bei 1.255 USD je Feinunze und Silber kostet 18,3 USD je Feinunze. Palladium widersetzte sich der Schwäche im Edelmetallsektor und markierte bei 817 USD je Feinunze ein neues 2-Jahreshoch. Dies ist für uns aufgrund der zuletzt schwachen Fundamentaldaten nicht nachvollziehbar und nicht gerechtfertigt.

Wir sehen entsprechend Korrekturpotenzial. Auch gegenüber Platin verliert Palladium an Attraktivität. Das Preisverhältnis zwischen Platin und Palladium ist heute auf den niedrigsten Wert seit Januar 2002 gefallen.

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Industriemetalle

Die Metallpreise zogen gestern deutlich an. War der Anstieg am Morgen noch weitgehend ohne Nachrichten getrieben, wurde er am Nachmittag durch gute US-Konjunkturdaten (ADP-Beschäftigungszahlen) und in Folge dessen steigende Aktienmärkte unterstützt. Erst gegen Abend wurde die Aufwärtsbewegung gebremst, nachdem die Ölpreise ihre bis dahin aufgelaufenen Gewinne wieder abgegeben hatten.

Eine Korrektur bleibt heute Morgen aus. Heute empfängt US-Präsident Donald Trump den chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping. Sollten Differenzen zu Tage treten - Trump hatte gleich zu Beginn seiner Amtszeit China an den Pranger gestellt -, könnte die zuletzt gute Stimmung umschwenken und entsprechend Verkaufsdruck aufkommen.

Von der gestrigen Euphorie nur teilweise angesteckt wurde Zinn. Der Zinnpreis legte nur moderat zu und notiert knapp oberhalb der Marke von 20.000 USD je Tonne. Indonesien hat im März und im ersten Quartal insgesamt überraschend viel Zinn exportiert. Gemäß Daten des Handelsministeriums haben sich die Ausfuhren im letzten Monat im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Im ersten Quartal wurden 18 Tsd. Tonnen Zinn exportiert, 86% mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Im letzten Jahr war das erste Quartal allerdings durch schlechtes Wetter und regulatorische Gründe nach unten verzerrt. Zudem lag der durchschnittliche Zinnpreis in den ersten drei Monaten 2017 mit 20.000 USD je Tonne 30% über dem Wert des letzten Jahres, was Zinnexporte attraktiver gemacht hat.


Agrarrohstoffe

Die Analysefirma Informa Economics prognostiziert für das Erntejahr 2017/18 eine US-Winterweizenernte von 1,285 Mrd. Scheffel (35 Mio. Tonnen). Dies würde verglichen mit der aktuellen Schätzung des US-Landwirtschaftsministeriums USDA für die letztjährige US-Winterweizenernte in Höhe von 1,672 Mrd. Scheffel einen Rückgang um 23% bedeuten. Erste Ernteschätzungen für 2017/18 gibt das USDA im Mai bekannt.

Bei der Outlook-Konferenz Ende Februar hatte das USDA für 2017/18 eine gesamte US-Weizenernte von 1,837 Mrd. Scheffel und damit einen Rückgang um mehr als 20% gegenüber dem Vorjahr unterstellt. Dieser war neben einer geringeren Erntefläche einem Rückgang der Flächenerträge um 10% vom Rekordniveau des Vorjahres geschuldet. Die Flächenschätzung wurde vom USDA Ende letzter Woche zwar leicht angehoben. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr soll aber noch immer 8% betragen und die Anbaufläche mit 46,1 Mio. Morgen auf das niedrigste Niveau seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1919 fallen.

Die Bedeutung der USA für den weltweiten Weizenmarkt nimmt damit weiter ab. Im letzten Jahr betrug der Anteil der US-Ernte an der weltweiten Ernte nur noch 8%. Bei den Exporten lag der Anteil bei 15%. Bis zur Jahrtausendwende waren es noch gut 10% bzw. knapp 30%. Von daher konnten die Aussichten einer fallenden US-Weizenernte den Weltmarktpreisen nur bedingt Auftrieb geben.



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