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Industriemetalle im Korrekturmodus

19.04.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Dreht nun die Stimmung am Ölmarkt wieder ins Negative? Wenn man die jüngsten Preisreaktionen betrachtet, kommt man zum Schluss, dass der einzige Grund für den Preisanstieg zuvor die Erwartung weiterer Produktionskürzungen seitens der OPEC war. Denn nachdem der saudische Ölminister Al-Falih gestern in einem Interview diesen Erwartungen zumindest einen Dämpfer verpasst hat, hat der Ölpreis nicht mehr auf die sonst eigentlich stützenden Faktoren reagiert.

So gab JODI bekannt, dass die saudischen Ölexporte im Februar mit unter 7 Mio. Barrel täglich auf den niedrigsten Stand seit Mai 2015 gefallen sind. Dies konnte den Ölpreisrückgang jedoch ebenso nicht stoppen wie der schwächere US-Dollar, der oft mit einem höheren Ölpreis einhergeht, oder die Gefahr weiterer Sanktionen gegen den Iran, nachdem die US-Regierung gestern die Überprüfung des Atomabkommens angeordnet hat.

Die Lagerzahlen des API zu Rohöl und Ölprodukten haben den Preisrückgang dann noch beschleunigt. Zwar sind die Lagerbestände für Rohöl laut API um 840 Tsd. Barrel gesunken, dabei allein in Cushing um 670 Tsd. Barrel, und die Destillatevorräte sind sogar um rund 1,8 Mio. Barrel gefallen. Doch war zum einen der Rohöllagerabbau geringer als erwartet. Zum anderen sind die Benzinlagerbestände unerwartet um fast 1,4 Mio. Barrel gestiegen, was im Hinblick auf die beginnende Fahrsaison schwer wiegt.

Dementsprechend wichtig werden die heutigen Lagerdaten des US-Energieministeriums sein. Der Bloomberg-Konsens rechnet mit einem Rückgang der Bestände für Rohöl um rund 1 Mio. Barrel und bei Benzin um über 1,6 Mio. Barrel.


Edelmetalle

Der Goldpreis sprang gestern in einer relativ engen Handelsspanne viel hin und her. Am Ende stand für Gold aufgrund eines schwächeren US-Dollar ein kleines Plus von 0,4% zu Buche. Gold in Euro gerechnet gab entsprechend leicht nach. Die überraschende Ankündigung von Neuwahlen der britischen Premierministerin Theresa May, die Anfang Juni stattfinden sollen, hatte gestern keine Auswirkungen auf den Goldpreis.

May erhofft sich durch diesen Schritt, vom Volk ein starkes Mandat für den Brexit zu erhalten. An den wohl schwierigen Verhandlungen über die Brexit-Modalitäten zwischen Großbritannien und der EU dürfte die gestrige Ankündigung von May aber nichts ändern. Für die Teilnehmer am Goldmarkt ist damit ein weiteres politisches Risiko hinzugekommen, das zu einer soliden Goldnachfrage beitragen sollte.

Wie der Verband der europäischen Automobilproduzenten (ACEA) heute Morgen mitteilte, sind die Autoneuzulassungen in der EU im März im Vergleich zum Vorjahr um 11,2% auf 1,89 Mio. Autos gestiegen. Dies war zugleich ein Rekordwert. Grund für den starken Anstieg ist allerdings ein Kalendereffekt, da Ostern letztes Jahr im März und dieses Jahr im April lag. Im ersten Quartal wurden Daten der ACEA zufolge in der EU 8,4% mehr Autos neu zugelassen als im Vorjahr. Der Platinpreis profitierte aber nicht von der starken Autonachfrage und gab im März um über 7% nach.


Industriemetalle

Die Korrektur der Metallpreise hat sich gestern nicht nur fortgesetzt, sondern sogar stark beschleunigt. Am Handelsende stand für Blei ein Minus von über 6% zu Buche, Nickel gab um 4,5% nach und Zink verbilligte sich um fast 4%. Kupfer verlor "nur" gut 2% und Aluminium knapp 1%. Kupfer, Zink und Blei fielen auf den niedrigsten Wert seit Anfang Januar, Nickel markierte sogar den tiefsten Stand seit Mitte letzten Jahres. Offensichtlich hat sich nicht nur die Stimmung der Marktteilnehmer deutlich eingetrübt, auch das charttechnische Bild hat sich bei einigen Metallen merklich verschlechtert.

Wir hatten oft darauf hingewiesen, dass die Preisanstiege seit Oktober bis weit in das erste Quartal hinein übertrieben waren und sich unseres Erachtens Korrekturpotenzial aufgebaut hatte. So wie der Anstieg zuvor überzogen war, kann nun aber auch die Korrekturbewegung übertrieben ausfallen. Aus Konsumentensicht sehen wir dennoch mittlerweile bei Zink, Blei und Nickel die aktuellen Preisniveaus als attraktive Absicherungsmöglichkeiten.

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Die staatliche chilenische Kupferkommission Cochilco hat ihre Prognose für die diesjährige Kupferproduktion Chiles aufgrund des Streiks in der "Escondida"-Mine deutlich reduziert. Sie erwartet statt +4,3% jetzt noch einen Anstieg um 0,8% auf knapp 5,6 Mio. Tonnen. Dafür soll die Produktion im nächsten Jahr dann deutlich anziehen (um 5,9% auf 5,9 Mio. Tonnen).


Agrarrohstoffe

Laut der Zuckerindustrievereinigung Unica wurde in der Saison 2016/17, die in Brasilien im März auslief, im Hauptanbaugebiet Center-South mit 607 Mio. Tonnen 1,7% weniger Zuckerrohr verarbeitet als 2015/16. Allerdings kletterte der Anteil des Rohrs, der der Zucker- und nicht der Ethanolherstellung zugeführt wurde, von 40,6% auf 46,3%. Daher wurde mit 35,6 Mio. Tonnen 14% mehr Zucker als 2015/16 produziert. Die Prognosebehörde Conab geht davon aus, dass Center-South 2017/18 etwas weniger Rohr ernten wird, die Zuckerproduktion aber stabil bleibt.

Andere Beobachter rechnen sogar mit einer etwas höheren Zuckerproduktion, da ihr Anteil am Rohr weiter steigen soll. Auch in der EU wird 2017/18 wohl mehr Zucker hergestellt. Mit dem Wegfall der Produktionsquoten im September 2017 werden derzeit die Felder für die erste quotenfreie Ernte bestellt. F.O. Licht schätzt, dass die EU-Zuckerrübenfläche um 16% auf ein 10-Jahreshoch steigt.

Für Frankreich erwartet dessen Agrarministerium ein Plus von ebenfalls 16%, für Deutschland spricht der Vorsitzende der Industrievereinigung WVZ von einem zweistelligen Wachstum. Im Vereinigten Königreich und den Niederlanden ist eine Ausdehnung ebenfalls wahrscheinlich. Dies spiegelt sich in der EU-Produktion wider, die um bis zu 18% auf 19-20 Mio. Tonnen steigen soll.

Auch Indien und Thailand dürften mehr produzieren. Dies unterstellen auch die Internationale Zuckerorganisation, die von einem Ende der Defizitphase spricht, sowie andere Beobachter, die für 2017/18 einen globalen Überschuss bis zu 5 Mio. Tonnen erwarten. Dies ließ den Rohzuckerpreis seit Herbst um 30% nachgeben.



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