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Wahrscheinliche Verlängerung der OPEC-Kürzungen

24.04.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starten nach den heftigen Verlusten der Vorwoche mit leichten Gewinnen in die neue Handelswoche. Brent steigt am Morgen auf gut 52 USD je Barrel, WTI auf 50 USD je Barrel. Am Freitag hat das Gemeinsame Technische Komitee (JTC) von OPEC- und Nicht-OPEC-Ländern die Empfehlung ausgesprochen, die Produktionskürzungen um weitere sechs Monate zu verlängern.

Eine Überraschung stellt dies nicht mehr dar, nachdem sich in der letzten Woche bereits die einflussreichen arabischen Golfanrainerstaaten für eine Verlängerung des Kürzungsabkommens stark gemacht hatten. Offen ist dagegen weiterhin, ob sich auch Russland daran beteiligen wird. Ein klares Bekenntnis von russischer Seite steht bislang noch aus.

Am Freitag vermied es der russische Energieminister Nowak, sich klar dazu zu äußern. Nowak sprach sattdessen davon, dass sich der Ölmarkt verbessern und das Überangebot verringern würde. Wir bleiben hinsichtlich einer Beteiligung Russlands an einer Verlängerung der Produktionskürzungen skeptisch.

In den USA stehen die Zeichen unverändert auf eine Ausweitung der Ölproduktion. Die Zahl der aktiven Ölbohrungen stieg in der letzten Woche laut Baker Hughes um weitere 5 auf 688, was dem höchsten Niveau seit fast zwei Jahren entspricht. Seit 11 Monaten ist die Bohraktivität nahezu ununterbrochen gestiegen. Die spekulativen Finanzanleger dürften vor diesem Hintergrund in den letzten Tagen (Netto-) Long-Positionen deutlich abgebaut haben, nachdem sie diese in der Woche zum 18. April bei WTI noch auf ein 6-Wochenhoch von 293,1 Tsd. Kontrakten ausgeweitet hatten.


Edelmetalle

Gold verliert am Morgen in einer ersten Reaktion auf den Ausgang der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen rund 20 USD je Feinunze. Es hat bislang auch nur einen kleinen Teil der Verluste wieder aufgeholt und handelt bei 1.270 USD je Feinunze. Da der Euro gegenüber dem US-Dollar deutlich aufwertet, fällt die Preisreaktion bei Gold in Euro gerechnet umso stärker aus. Es rutscht phasenweise um fast 30 EUR ab, um sich anschließend leicht auf 1.170 EUR je Feinunze zu erholen. Damit steht aber immer noch ein Verlust von über 2% zu Buche.

Das Ergebnis der ersten Wahlrunde in Frankreich hat die Ängste, die mit der Präsidentschaftswahl verbunden waren, offenbar erheblich zerstreut. Denn letztendlich wie erwartet sind die Kandidaten Macron und Le Pen in die Stichwahl in zwei Wochen eingezogen. Umfragen zufolge hat Macron gegenüber Le Pen dann einen Vorsprung von 20 bis 30 Prozentpunkten. Macron gilt als europafreundlicher Kandidat.

Die spekulativen Finanzinvestoren, die zuvor noch stark auf steigende Goldpreise gesetzt hatten, dürften in Reaktion auf den Wahlausgang viele ihrer Positionen geschlossen haben. Gemäß CFTC-Statistik wurden die Netto-Long-Positionen in der Woche zum 18. April noch um 14% auf 151,2 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies war der fünfte Wochenanstieg in Folge - die Netto-Long-Positionen wurden in dieser Zeit verdreifacht - und stellt den höchsten Wert seit über fünf Monaten dar. Entsprechend großes Korrekturpotenzial hatte sich dadurch offenbar aufgebaut.

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Industriemetalle

Nach teilweise deutlichen Abschlägen letzten Freitag starten die Metallpreise leicht erholt in die neue Handelswoche. So kostet zum Beispiel Kupfer rund 5.650 USD je Tonne. Freeport-McMoRan, der Betreiber der weltweit zweitgrößten Kupfermine "Grasberg" in Indonesien, hat am Freitagnachmittag vom indonesischen Handelsministerium die finale Genehmigung für den Export von Kupferkonzentrat erhalten. Bis zum 16. Februar 2018 darf Freeport nun 1,1 Mio. Tonnen Kupferkonzentrat ausführen.

Das Unternehmen will den Export noch diese Woche wieder aufnehmen. Die Mine wie auch die Verarbeitungsanlage lief zuletzt mit 40% der Kapazitäten und hat lediglich eine große Kupferschmelze in Indonesien mit Material versorgt. Mit der Erteilung der Exportgenehmigung löst sich zumindest vorerst das bislang letzte gravierende Angebotsproblem bei Kupfer in diesem Jahr. Der globale Markt sollte daher zukünftig wieder besser versorgt sein.

Die Entwicklungen der letzten Monate werden wohl auch auf der Frühjahrstagung der International Copper Study Group (ICSG) in Lissabon Thema sein. Gegen Ende der Woche wird die ICSG ihre aktualisierten Marktschätzungen für 2017 und erstmals eine Prognose für 2018 veröffentlichen. Es könnte sein, dass der bislang erwartete Angebotsüberschuss für dieses Jahr aufgrund der Produktionsausfälle in großen Minen in das nächste Jahr verschoben wird. Die spekulativen Finanzanleger hatten zuletzt bei Kupfer Netto-Long-Positionen abgebaut und so wohl zum jüngsten Preisrückgang beigetragen.


Agrarrohstoffe

Baumwolle notiert mit knapp 80 US-Cents je Pfund auf dem höchsten Niveau seit Juni 2014. Bereits im März hatte der Preis einen Anlauf auf diese Marke genommen, erlitt dann angesichts der hohen geplanten US-Anbaufläche einen Rücksetzer, bevor es wieder steil bergauf ging. Preistreibend sind gute US-Exportzahlen, die das USDA wiederholt zu einer Aufwärtsrevision der Exporte 2016/17 veranlassten. Dazu passt die Nachricht, dass China im März 146% mehr Baumwolle als im Vorjahr importierte und das Plus in Q1 immerhin 67% beträgt. Für 2017/18 prognostiziert das USDA einen weiteren Anstieg der Importe Chinas, ebenso für Vietnam.

Wie die CFTC-Daten zeigen, erreichten die Netto-Long-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer im März mit über 105 Tsd. Kontrakten ein Allzeithoch, wurden dann aber um ein Viertel reduziert. In der jüngsten Berichtswoche stiegen sie wieder auf fast 82 Tsd. Kontrakte. Da die Daten nur bis zum vergangenen Dienstag reichen, ist davon auszugehen, dass seither weitere Netto-Long-Positionen aufgebaut wurden, die den jüngsten Preisanstieg unterstützten.

Die meisten Nachrichten legen allerdings keine Knappheit an Baumwolle nahe: In Indien besteht bei einem normal prognostizierten Monsun und einer größeren Fläche Hoffnung auf eine gute Ernte. Auch die USA dürften 2017 mehr als im Vorjahr ernten. USDA und International Cotton Advisory Committee prognostizieren für 2017/18 zwar ein weiteres globales Defizit. Dies liegt aber an China, im Rest der Welt sollen die Bestände steigen.



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