Außerordentlich robuste Goldnachfrage in Asien
27.04.2017 | Eugen Weinberg
Energie
Die gestrigen DOE-Lagerdaten sind nicht ganz so negativ ausgefallen wie die API-Zahlen vom Vortag: Trotz eines massiven Anstiegs der Importe sanken die Rohölvorräte um über 3,6 Mio. Barrel. Der Anstieg der Benzinvorräte war mit 3,4 Mio. Barrel geringer als das API berichtet hatte und vor allem auf einen starken Anstieg der Raffinerieauslastung und der Produktimporte zurückzuführen. Deshalb reagierte der WTI-Ölpreis zunächst mit einem Preissprung um über 1 USD je Barrel bzw. 2%.
Doch die Skepsis gewann im weiteren Handelsverlauf wieder die Oberhand. Warum? Aus unserer Sicht driftet der Fokus des Marktes endlich von den "Händen der OPEC-Magier" (siehe TagesInfo vom 20. April) zum eigentlich wichtigsten Angebotsfaktor, der US-Ölproduktion. Diese ist in der Vorwoche mit 9,265 Mio. Barrel täglich auf den höchsten Stand seit August 2015 gestiegen. Laut Schätzungen der EIA dürfte das Produktionshoch vom April 2015 von rund 9,6 Mio. Barrel täglich Ende 2017 wieder erreicht werden.
Dass dieser Anstieg der OPEC gefährlich werden wird, zeigen die steigenden US-Rohölexporte. Die erste Lieferung von Rohöl aus Nord-Dakota nach Asien hat trotz seiner überschaubaren Größe von 600 Tsd. Barrel eine wichtige Symbolwirkung. Im Mai dürfte die Dakota Access Pipeline eröffnet werden, die diese Lieferungen beschleunigen könnte.
Die Steuerpläne der US-Regierung haben zwar viele Marktteilnehmer eher enttäuscht. Auf die US-Ölindustrie dürfte die Senkung der Unternehmenssteuer von 35% auf 15% aber eine erfrischende Wirkung entfalten. Wir rechnen zudem mit gezielten Stützungsmaßnahmen für die Produktion fossiler Energieträger. Das Umfeld für die OPEC wird also immer ungemütlicher.
Edelmetalle
Gold hat sich gestern leicht erholt und ist heute Morgen zeitweise auf 1.270 USD je Feinunze gestiegen. Auch in Euro gerechnet hat sich Gold von seinem Tief wieder rund 10 EUR entfernt und kostet heute über 1.160 EUR je Feinunze. Hier hat in den letzten beiden Tagen die charttechnisch wichtige 200-Tage-Line gehalten. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet heute, dass die Goldnachfrage in China im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um fast 15% auf 304,1 Tonnen gestiegen ist. Sie beruft sich dabei auf den Verband der chinesischen Goldproduzenten. Die Goldproduktion sei dagegen um über 9% auf 101,2 Tonnen gefallen. Die Lücke wurde mit Importen geschlossen.
So hat China im ersten Quartal netto 191 Tonnen Gold aus Hongkong und 64 Tonnen Gold aus der Schweiz importiert. Daten der Schweizer Zollbehörde zufolge hat die Schweiz zuletzt auch wieder deutlich mehr Gold nach Indien exportiert. Das indische Finanzministerium hatte schon vor zwei Wochen von hohen indischen Importen im März (fast 121 Tonnen) gesprochen. Der Verband der indischen Schmuckhersteller erwartet während dem "Akshaya Tritiya"-Festival, das morgen stattfindet, eine um bis zu 30% höhere Goldnachfrage als im letzten Jahr.
Heute dürften die Marktteilnehmer die EZB-Sitzung im Blick haben. EZB-Präsident Draghi wird wohl versuchen, die im Zuge des Ergebnisses der ersten Runde der Frankreich-Wahl gestiegenen Erwartungen zu dämpfen, dass die EZB in Kürze den Ausstieg aus ihrem Anleihekaufprogramm verkünden und Mitte nächsten Jahres mit Zinserhöhungen beginnen könnte.
Industriemetalle
Die angekündigte Steuerreform von US-Präsident Donald Trump hat den Metallpreisen gestern offenbar etwas Auftrieb gegeben. Ein festerer US-Dollar hat allerdings stärkere Preisanstiege verhindert. Zink hat sich auf über 2.600 USD je Tonne verteuert und Blei ist auf knapp 2.200 USD je Tonne gestiegen. Die Aufwärtsbewegung setzt sich heute aber nicht fort.
Heute und morgen veröffentlichen die International Study Groups nach ihren jeweiligen Frühjahrstagungen ihre neuen Einschätzungen zur Lage an den Nickel-, Zink-, Blei- und Kupfermärkten in diesem Jahr. Sollte es hier große Abweichungen zu den bisherigen Prognosen vom Oktober geben, könnte dies die entsprechenden Metallpreise bewegen.
Die Erholung der Eisenerzpreise ist zumindest vorübergehend gestoppt. Der nächstfällige Futures-Kontrakt an der SGX AsiaClear in Singapur hatte sich in den letzten Tagen von seinem mehrmonatigen Tief unter 60 USD auf zwischenzeitlich über 68 USD wieder erholt. Heute handelt er bei knapp 66 USD je Tonne. BHP Billiton, der weltweit drittgrößte Eisenerzproduzent, hat vor einem weiteren Rückgang der Preise gewarnt, da die Margen der Stahlhersteller sinken würden, es hohe Lagerbestände gebe und in den nächsten zwei bis drei Jahren neues Angebot auf den Markt käme.
Allein aus Brasilien soll es demnach im nächsten Jahr rund 100 Mio. Tonnen zusätzliches Angebot geben. Wir hatten jüngst unsere Prognose niedrigerer Eisenerzpreise bestätigt (siehe "Rohstoffe kompakt Industriemetalle: Eisenerz - Korrektur noch nicht beendet" vom 25. April).
Agrarrohstoffe
Der Rohzuckerpreis brach gestern im späten Handel mehr als 4% ein und fiel auf ein 12-Monatstief von 15,5 US-Cents je Pfund. Das Unterschreiten des bisherigen Jahrestiefs von Anfang April knapp oberhalb von 16 US-Cents und dieser psychologisch wichtigen Marke selbst dürfte technisch bedingte Anschlussverkäufe ausgelöst haben. Hinzu kamen preisbelastende Nachrichten aus Indien, wonach die geringere inländische Nachfrage keine weiteren Zuckerimporte mehr erforderlich macht.
Laut dem Verband der Indischen Zuckermühlen liegt die Zuckernachfrage in der laufenden Saison etwa 1 Mio. Tonnen niedriger als üblich, so dass der Bedarf bis zur kommenden Ernte im Oktober durch die heimischen Lagerbestände gedeckt werden kann. Die Nachricht eines voraussichtlich geringeren Zuckerangebots aus Brasilien spielte dagegen keine Rolle. Der brasilianische Industrieverband Unica prognostiziert in seiner ersten Schätzung für das gerade begonnene Erntejahr 2017/18 einen Rückgang der Zuckerrohrernte in der Hauptanbauregion Center-South um 3,7% im Vergleich zum Vorjahr auf 585 Mio. Tonnen.
Unica rechnet dafür mit einem höheren Anteil an Zuckerrohr, der zu Zucker verarbeitet wird, und einer höheren Produktivität bei der Zuckergewinnung. Die Zuckerproduktion soll daher nur um 1,2% auf 35,2 Mio. Tonnen sinken.
Die gestrigen DOE-Lagerdaten sind nicht ganz so negativ ausgefallen wie die API-Zahlen vom Vortag: Trotz eines massiven Anstiegs der Importe sanken die Rohölvorräte um über 3,6 Mio. Barrel. Der Anstieg der Benzinvorräte war mit 3,4 Mio. Barrel geringer als das API berichtet hatte und vor allem auf einen starken Anstieg der Raffinerieauslastung und der Produktimporte zurückzuführen. Deshalb reagierte der WTI-Ölpreis zunächst mit einem Preissprung um über 1 USD je Barrel bzw. 2%.
Doch die Skepsis gewann im weiteren Handelsverlauf wieder die Oberhand. Warum? Aus unserer Sicht driftet der Fokus des Marktes endlich von den "Händen der OPEC-Magier" (siehe TagesInfo vom 20. April) zum eigentlich wichtigsten Angebotsfaktor, der US-Ölproduktion. Diese ist in der Vorwoche mit 9,265 Mio. Barrel täglich auf den höchsten Stand seit August 2015 gestiegen. Laut Schätzungen der EIA dürfte das Produktionshoch vom April 2015 von rund 9,6 Mio. Barrel täglich Ende 2017 wieder erreicht werden.
Dass dieser Anstieg der OPEC gefährlich werden wird, zeigen die steigenden US-Rohölexporte. Die erste Lieferung von Rohöl aus Nord-Dakota nach Asien hat trotz seiner überschaubaren Größe von 600 Tsd. Barrel eine wichtige Symbolwirkung. Im Mai dürfte die Dakota Access Pipeline eröffnet werden, die diese Lieferungen beschleunigen könnte.
Die Steuerpläne der US-Regierung haben zwar viele Marktteilnehmer eher enttäuscht. Auf die US-Ölindustrie dürfte die Senkung der Unternehmenssteuer von 35% auf 15% aber eine erfrischende Wirkung entfalten. Wir rechnen zudem mit gezielten Stützungsmaßnahmen für die Produktion fossiler Energieträger. Das Umfeld für die OPEC wird also immer ungemütlicher.
Edelmetalle
Gold hat sich gestern leicht erholt und ist heute Morgen zeitweise auf 1.270 USD je Feinunze gestiegen. Auch in Euro gerechnet hat sich Gold von seinem Tief wieder rund 10 EUR entfernt und kostet heute über 1.160 EUR je Feinunze. Hier hat in den letzten beiden Tagen die charttechnisch wichtige 200-Tage-Line gehalten. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet heute, dass die Goldnachfrage in China im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um fast 15% auf 304,1 Tonnen gestiegen ist. Sie beruft sich dabei auf den Verband der chinesischen Goldproduzenten. Die Goldproduktion sei dagegen um über 9% auf 101,2 Tonnen gefallen. Die Lücke wurde mit Importen geschlossen.
So hat China im ersten Quartal netto 191 Tonnen Gold aus Hongkong und 64 Tonnen Gold aus der Schweiz importiert. Daten der Schweizer Zollbehörde zufolge hat die Schweiz zuletzt auch wieder deutlich mehr Gold nach Indien exportiert. Das indische Finanzministerium hatte schon vor zwei Wochen von hohen indischen Importen im März (fast 121 Tonnen) gesprochen. Der Verband der indischen Schmuckhersteller erwartet während dem "Akshaya Tritiya"-Festival, das morgen stattfindet, eine um bis zu 30% höhere Goldnachfrage als im letzten Jahr.
Heute dürften die Marktteilnehmer die EZB-Sitzung im Blick haben. EZB-Präsident Draghi wird wohl versuchen, die im Zuge des Ergebnisses der ersten Runde der Frankreich-Wahl gestiegenen Erwartungen zu dämpfen, dass die EZB in Kürze den Ausstieg aus ihrem Anleihekaufprogramm verkünden und Mitte nächsten Jahres mit Zinserhöhungen beginnen könnte.
Industriemetalle
Die angekündigte Steuerreform von US-Präsident Donald Trump hat den Metallpreisen gestern offenbar etwas Auftrieb gegeben. Ein festerer US-Dollar hat allerdings stärkere Preisanstiege verhindert. Zink hat sich auf über 2.600 USD je Tonne verteuert und Blei ist auf knapp 2.200 USD je Tonne gestiegen. Die Aufwärtsbewegung setzt sich heute aber nicht fort.
Heute und morgen veröffentlichen die International Study Groups nach ihren jeweiligen Frühjahrstagungen ihre neuen Einschätzungen zur Lage an den Nickel-, Zink-, Blei- und Kupfermärkten in diesem Jahr. Sollte es hier große Abweichungen zu den bisherigen Prognosen vom Oktober geben, könnte dies die entsprechenden Metallpreise bewegen.
Die Erholung der Eisenerzpreise ist zumindest vorübergehend gestoppt. Der nächstfällige Futures-Kontrakt an der SGX AsiaClear in Singapur hatte sich in den letzten Tagen von seinem mehrmonatigen Tief unter 60 USD auf zwischenzeitlich über 68 USD wieder erholt. Heute handelt er bei knapp 66 USD je Tonne. BHP Billiton, der weltweit drittgrößte Eisenerzproduzent, hat vor einem weiteren Rückgang der Preise gewarnt, da die Margen der Stahlhersteller sinken würden, es hohe Lagerbestände gebe und in den nächsten zwei bis drei Jahren neues Angebot auf den Markt käme.
Allein aus Brasilien soll es demnach im nächsten Jahr rund 100 Mio. Tonnen zusätzliches Angebot geben. Wir hatten jüngst unsere Prognose niedrigerer Eisenerzpreise bestätigt (siehe "Rohstoffe kompakt Industriemetalle: Eisenerz - Korrektur noch nicht beendet" vom 25. April).
Agrarrohstoffe
Der Rohzuckerpreis brach gestern im späten Handel mehr als 4% ein und fiel auf ein 12-Monatstief von 15,5 US-Cents je Pfund. Das Unterschreiten des bisherigen Jahrestiefs von Anfang April knapp oberhalb von 16 US-Cents und dieser psychologisch wichtigen Marke selbst dürfte technisch bedingte Anschlussverkäufe ausgelöst haben. Hinzu kamen preisbelastende Nachrichten aus Indien, wonach die geringere inländische Nachfrage keine weiteren Zuckerimporte mehr erforderlich macht.
Laut dem Verband der Indischen Zuckermühlen liegt die Zuckernachfrage in der laufenden Saison etwa 1 Mio. Tonnen niedriger als üblich, so dass der Bedarf bis zur kommenden Ernte im Oktober durch die heimischen Lagerbestände gedeckt werden kann. Die Nachricht eines voraussichtlich geringeren Zuckerangebots aus Brasilien spielte dagegen keine Rolle. Der brasilianische Industrieverband Unica prognostiziert in seiner ersten Schätzung für das gerade begonnene Erntejahr 2017/18 einen Rückgang der Zuckerrohrernte in der Hauptanbauregion Center-South um 3,7% im Vergleich zum Vorjahr auf 585 Mio. Tonnen.
Unica rechnet dafür mit einem höheren Anteil an Zuckerrohr, der zu Zucker verarbeitet wird, und einer höheren Produktivität bei der Zuckergewinnung. Die Zuckerproduktion soll daher nur um 1,2% auf 35,2 Mio. Tonnen sinken.