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Silber und Platin im Sinkflug

03.05.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise gerieten gestern im späten Handel unter Druck. Brent fiel fast bis auf 50 USD je Barrel, den niedrigsten Stand seit Ende März. Gleiches gilt für WTI mit 47,5 USD je Barrel. Einen expliziten Auslöser für den Preisrutsch gab es nicht. Ein unerwartet kräftiger Rückgang der US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche um 4,2 Mio. Barrel, welcher vom API nach Handelsschluss berichtet wurde, sorgte in der Nacht für eine Preiserholung.

Die OPEC-Produktionsumfragen von Reuters und Bloomberg wiesen für April eine weiterhin hohe Umsetzung der Produktionskürzungen von 90% bzw. gut 100% aus. Saudi-Arabien und Angola erhöhten ihre Produktion. Dem standen Produktionskürzungen im Irak, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Venezuela gegenüber. Bei Venezuela ist allerdings unklar, ob die Produktionskürzung freiwillig erfolgte oder aber der schwierigen finanziellen und instabilen politischen Lage im Land geschuldet war.

Das Nicht-OPEC-Land Russland gab für April einen Rückgang der Ölproduktion um durchschnittlich 252 Tsd. Barrel pro Tag gegenüber dem Referenzniveau vom Oktober 2016 bekannt. Das von Russland zugesagte Kürzungsniveau von 300 Tsd. Barrel pro Tag wurde laut Energieminister Nowak Ende letzten Monats erreicht.

Konterkariert werden die Produktionskürzungen seitens der OPEC und Russlands nicht nur durch eine steigende (Schiefer-)Ölproduktion in den USA. Auch in Brasilien steigt die Ölproduktion merklich. Die zuständige Behörde ANP meldete für März einen Produktionsanstieg um 12,6% gegenüber dem Vorjahr auf 2,55 Mio. Barrel pro Tag.

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Edelmetalle

Gold handelt am Morgen nahezu unverändert bei 1.255 USD je Feinunze und damit auch weiter unmittelbar an der charttechnisch wichtigen 200-Tage-Linie. Die zukünftige kurzfristige Richtung des Goldpreises hängt wohl maßgeblich vom Zinsausblick der US-Notenbank Fed heute Abend ab. Silber zeigt sich zum Handelsauftakt zwar ebenfalls kaum verändert, es fiel aber gestern auf ein 3-Monatstief von 16,8 USD je Feinunze. Das Gold/Silber-Verhältnis war daraufhin auf 74,7 gestiegen, den höchsten Wert seit Ende Juni 2016.

Zuflüsse von gut 37 Tonnen in die Silber-ETFs gaben dem Preis keine Unterstützung. Hierbei handelte es sich zudem zum Großteil um eine Nachmeldung von Bloomberg. Verschiebungen im Preisverhältnis gab es auch bei den anderen beiden Edelmetallen. Platin rutschte auf ein 4-Monatstief von gut 920 USD je Feinunze, wodurch sich die Preisdifferenz zu Gold auf über 330 USD ausweitete. Dies stellt den höchsten Preisunterschied seit letzten Oktober dar. Und da Palladium sein Preisniveau verteidigen konnte, ist die Preisdifferenz zwischen Platin und Palladium auf nur noch 100 USD je Feinunze geschrumpft.

Selbst erneut schwache US-Autoabsatzzahlen konnten Palladium nicht unter Druck setzen. Im April lagen die Autoverkäufe den vierten Monat in Folge unter dem Vorjahresniveau. Zuletzt fielen die Autoverkäufe so lange hintereinander während der Wirtschaftskrise 2009, die unter anderem durch viele Insolvenzen geprägt war. Auch der jüngste Autoboom war in den USA wegen der niedrigen Zinsen stark kreditgetrieben. Es besteht unseres Erachtens die Gefahr eines länger anhaltenden Abwärtstrends, der sich negativ auf die Nachfrage nach Palladium auswirken könnte.


Industriemetalle

Nach einem freundlichen Wochenauftakt gestern geben die Metallpreise an der LME heute Morgen ihre Gewinne wieder ab. Kupfer, Zink und Blei verlieren jeweils mindestens 2%. Auch Nickel fällt um 2,5% unter 9.300 USD je Tonne.

Auf den Philippinen hat die Berufungskommission des Parlaments heute der Umweltministerin Regina Lopez die Bestätigung als Ministerin verweigert, womit sie ihr Amt abgeben muss (das Parlament muss der Empfehlung der Kommission noch zustimmen, was als Formsache gilt). Lopez war bisher nur kommissarisch im Amt.

Die Umweltministerin war höchst umstritten, da sie im Rahmen einer umweltpolitischen Überprüfung die Schließung zahlreicher Minen angeordnet und Abbaulizenzen für nichtig erklärt hatte. Letzte Woche noch wollte sie den Tagebau verbieten. Die heutige Entscheidung der Berufungskommission könnte einen abermaligen Wendepunkt für die philippinische Minenindustrie darstellen.

Es ist zwar noch nicht klar, ob die Anordnungen von Lopez rückgängig gemacht werden, die größten Sorgen der Marktteilnehmer in Bezug auf lang anhaltende Angebotsausfälle des im letzten Jahr weltweit größten Nickelminenproduzenten scheinen aber erstmal zerstreut. Da zudem Indonesien im Januar das Exportverbot von unbehandelten Erzen gelockert und mittlerweile Ausfuhrgenehmigungen für Nickelerz erteilt hat, dürfte der globale Nickelmarkt zukünftig wieder besser versorgt sein. Dies steht unseres Erachtens nachhaltig steigenden Nickelpreisen entgegen.


Agrarrohstoffe

Nach dem kräftigen Preisanstieg bei Weizen und Mais in Chicago am Montag kam es gestern zu Gewinnmitnahmen, was die Preise leicht nachgeben ließ. An der Börse in Paris, die am Montag wegen des Feiertags geschlossen blieb, wurden die US-Preisanstiege vom Montag gestern nur abgeschwächt nachvollzogen. Mais verteuerte sich dort gestern um 1,2% auf 174 EUR je Tonne, Weizen im inzwischen meistgehandelten September-Kontrakt um 2% auf 172 EUR je Tonne.

Zu der gedämpften Preisreaktion bei Weizen dürfte beigetragen haben, dass sich zwar in der letzten Berichtswoche der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Winterweizenpflanzen in Frankreich wegen der Trockenheit um 7 Prozentpunkte auf 78% verringert hatte, über das Wochenende aber Regen fiel, der die Situation zumindest entschärfen dürfte. Auch ein etwas stärkerer Euro sprach gestern gegen einen kräftigeren Preisanstieg.

In den USA sind die ersten Ergebnisse einer dreitägigen Tour des US Wheat Quality Council bekannt geworden. Demnach sind im wichtigsten Weizenanbaustaat Kansas weitgehend durchschnittliche Erträge zu erwarten, die aber weit unter den Rekordwerten des letzten Jahres bleiben. Der recht trockene Winter mit sehr uneinheitlichen Temperaturen und der neuerliche Frosteinbruch in der letzten Woche hätten das Ertragspotenzial beeinträchtigt.

In Brasilien steht die Sojabohnenernte kurz vor dem Abschluss. 95% der Felder sind inzwischen abgeerntet. Die Ernteschätzungen liegen derzeit meist bei rekordhohen rund 111 Mio. Tonnen.



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