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Preismanagement am Silbermarkt: Die Alchemie der Banken

11.05.2017  |  Craig Hemke
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Unten links sehen Sie, dass sich das Open Interest an der Comex am 3. Januar 2017 auf 163.812 Silberfutures belief. Da ein Kontrakt für 5.000 Unzen steht, repräsentiert dieses Open Interest die Verpflichtung zur Lieferung von insgesamt 819.060.000 Unzen Silber. Vergleichen wir das nun mit den Silberbeständen in den Lagerhäusern der Terminbörse an diesem Tag (siehe Tabelle unten). Insgesamt verfügte die Comex am 3. Januar über 181.903.038 Unzen physisches Silber, von denen 28.050.481 Unzen in der Kategorie "Registered" geführt wurden, die die sofort lieferbaren Bestände umfasst.

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Werfen Sie noch einmal einen Blick auf den obenstehenden Chart. Wie Sie sehen, ist das Open Interest am Silberterminmarkt per letzten Freitag auf das neue Allzeithoch von 234.558 Kontrakten gestiegen. Da jeder Comex-Kontrakt eine Lieferverpflichtung im Umfang von 5.000 Unzen repräsentiert, belief sich das Gesamtangebot an digitalem Silber an diesem Tag auf 1.172.790.000 Unzen. Es lässt sich also leicht berechnen, wie viel virtuelles Silber in diesem Jahr bisher an der New Yorker Terminbörse aus dem Nichts erschaffen wurde, um die Investmentnachfrage zu decken:

  • Angebot an Papiersilber am Freitag, 21. April: 1.172.790.000 Unzen
  • Angebot an Papiersilber am Dienstag, 3. Januar: 819.060.000 Unzen
  • Differenz: 353.730.000 Unzen

Wie kann es sein, dass der Silberpreis in diesem Jahr nur 12% im Plus liegt? Ausschlaggebend sind Angebot und Nachfrage - aber nicht Angebot und Nachfrage nach dem physischen Metall. Es geht viel mehr und Angebot und Nachfrage nach digitalem Silber, um "Exposure" und darum, wie die von den Banken erdachten Finanzprodukte den Marktteilnehmern als Ersatz für echtes Silber angedreht werden.

Wie können die Banken und die Unternehmen, die Silber für ihre Produktion benötigen, das Problem von Angebot und Nachfrage lösen? Nun, wenn der Welt jährlich nur 225.000.000 Unzen echtes Silber zu Anlagezwecken zur Verfügung stehen, dann muss man eben virtuelles Silber und Papiersilber in ausreichender Menge erschaffen, um die überschüssige Nachfrage abzufedern. Zu diesem Zweck haben die Banken in diesem Jahr bislang mehr als 350.000.000 Unzen fiktives Silber geschöpft.

Ach, und falls Sie sich fragen, ob die Silbermenge in den Tresoren der Comex in diesem Zeitraum zugenommen hat, sehen Sie sich die folgende Tabelle an. Eigentlich sollte man ja meinen, dass sich die Silberbestände erhöht haben, oder? Doch am letzten Freitag, als als die Zahl der ausstehenden Futures den neuen Rekord erreichte, befanden sich noch immer nur 195.505.395 Unzen physisches Silber in den Lagerhäusern der Terminbörse. Von diesen waren gerade einmal 30.532.200 als "sofort lieferbar" gekennzeichnet.

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Wir haben die Preisfindung an der Comex schon oft als Betrug bezeichnet und anhand der obenstehenden Daten können Sie auf einen Blick erkennen, warum. Während sich die potentiellen Lieferverpflichtungen um insgesamt 353.730.000 Unzen erhöht haben, sind die Lagerstände nur um 13.602.357 Unzen physisches Silber angewachsen. Das entspricht einem Verhältnis von 26:1. Doch selbstverständlich steht nicht alles Silber der Comex zum Verkauf. Wenn wir uns nur das Silberangebot das Kategorie "Registered" ansehen, stellen wir fest, dass dieses im gleichen Zeitraum lediglich um 2.481.719 Unzen gestiegen ist. Das Verhältnis des Open Interest zum sofort verfügbaren Silber liegt also bei 142:1!

Dieses Thema werden wir in einem anderen Artikel noch einmal eingehender beleuchten. Was ist also das Ziel dieses Beitrags? Ganz einfach - Sie müssen sich bewusst machen und verstehen, wie dieser Mechanismus funktioniert.

Der Preis für physisches Silber wird nicht durch den Handel mit echtem Silber bestimmt, sondern vielmehr durch den Handel mit Derivaten und Kontrakten, die stellvertretend für physisches Silber stehen. Diese an sich wertlosen digitalen oder papiernen Ersatzprodukte machen den Großteil aller Transaktionen am Silbermarkt aus und so lange die Investoren sie und das System der Preisfindung akzeptieren, wird sich der Betrug fortsetzen. Alle Marktteilnehmer, die ein Interesse an einer fairen Preisbildung haben, müssen die Banker und ihre Intrigen ablehnen:

  • Investoren müssen physische Edelmetalle nachfragen. Keine Papierderivate, keine nicht eindeutig zugewiesenen Konten und keine ETF-Anteile.

  • Die Minengesellschaften müssen darauf bestehen, dass ihre Produkte an einen physischen Handelsplatz geliefert werden und ihr Geschäft von den Papierbörsen und deren extremer Leverage lösen.

  • Trader müssen sich bewusst werden, dass die Banken ihre Unwissenheit gegen sie verwenden. Jeder Trader, der an "freie und faire Märkte" glaubt, ist ein Narr, der sich nur zu allzu leicht um sein Geld bringen lässt.

Nur wenn die Anleger weltweit die physische Auslieferung ihrer Silberinvestitionen verlangen, werden die Intrigen der Banken schließlich ein Ende haben. Nur dann wird es endlich zur einer wahren und gerechten Preisbildung an den Edelmetallmärkten kommen.


© Craig Hemke
TF Metals Report


Der Artikel wurde am 25. April 2017 auf www.tfmetalsreport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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