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Verlängerung der OPEC-Kürzungen bis Frühjahr 2018?

09.05.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Brent handelt weiter unter 50 USD je Barrel. Der gestrige Tag brachte eine wahre Flut von Schlagzeilen seitens der OPEC und Russlands bezüglich der Produktions¬kürzungen. Der saudi-arabische Energieminister sprach davon, alles Erforderliche zu tun, damit die Lagerbestände zurück auf den 5-Jahresdurchschnitt fallen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist verschiedenen OPEC-Quellen zufolge auch eine Verlängerung der Kürzungen über das Jahresende hinaus bis in das 1. Quartal 2018 im Gespräch.

Da die Ölnachfrage im ersten Quartal eines Jahres für gewöhnlich schwach ist, würde bei einem Auslaufen der Kürzungen zum Jahresende unmittelbar danach wieder ein Überangebot drohen, welches die Preise belastet. Daneben ist auch eine höhere Produktionskürzung im Gespräch. Dadurch würde der steigenden US-Ölproduktion Rechnung getragen, was aber mit einem weiteren Verlust an Marktanteilen einhergehen würde. Diese Option ist daher aus unserer Sicht weniger wahrscheinlich, zumal sich der Ölmarkt bereits anspannt.

So sind die US-Rohöllagerbestände im April gegen den saisonalen Trend gefallen und die US-Vorräte an Ölprodukten sind im Frühjahr stärker gefallen als üblich. Laut IEA kam es im ersten Quartal auch zu einem spürbaren Rückgang der in Öltankern gehaltenen Lagerbestände (floating storage). Bemerkenswert ist, dass der Ölpreis auf die gestrigen Nachrichten kaum reagiert hat. Vor wenigen Wochen noch hätte es einen deutlich Preissprung gegeben. Preisanstiege werden aktuell zum Verkauf genutzt. Dies deutet auf einen Stimmungswechsel hin, was eine weitere Preiserholung vom Einbruch in der letzten Woche erschwert.


Edelmetalle

Während die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs im April Zuflüsse von 26,5 Tonnen verzeichneten, darunter 21 Tonnen in den SPDR Gold Trust, wurden in den USA so gut wie keine Goldmünzen verkauft. Daten der US-Münzanstalt zufolge summierten sich die Münzabsätze auf lediglich 6 Tsd. Unzen. Dies entspricht einem Rückgang um 94% gegenüber dem Vorjahr. Offenbar hatte der zwischenzeitlich deutlich gestiegene Goldpreis, der Mitte April ein 5-Monatshoch von fast 1.300 USD je Feinunze erreicht hatte, Käufer abgeschreckt.

Auch die US-Silbermünzverkäufe lagen im April deutlich unter Vorjahr: Sie brachen um 80% auf nur noch 835 Tsd. Unzen ein. Bei Silber zeigten sich die Käufer wohl ebenfalls preissensitiv. Der starke Preisrückgang in den letzten Wochen sollte nun aber wieder Käufer anlocken. Zumindest die Silber-ETFs verzeichneten im Mai bislang schon Zuflüsse von 235 Tonnen.

Die chinesische Zentralbank (PBoC) hat eigenen Angaben zufolge auch im April kein Gold gekauft. Die Goldbestände blieben den sechsten Monat in Folge unverändert bei 59,24 Mio. Unzen (1.842 Tonnen). Warum die PBoC so lange kein Gold mehr gekauft hat, ist nicht bekannt. Sie hätte zumindest die Möglichkeit dazu gehabt, da die Währungsreserven zuletzt drei Monate hintereinander wieder gestiegen waren. Zudem ist der Goldanteil in den Währungsreserven Chinas gemäß Daten des World Gold Council mit 2,4% im internationalen Vergleich gering.


Industriemetalle

Laut der gestern veröffentlichten chinesischen Handelsstatistik hat China im April wieder mehr Aluminium und Aluminiumprodukte exportiert. Die Ausfuhren legten gemäß Daten der Zollbehörde im Vergleich zum Vorjahr um 7,5% auf 430 Tsd. Tonnen zu. Sie lagen damit auch gut 12% über dem rollierenden 12-Monatsdurchschnitt und verzeichneten das höchste Niveau seit November 2015.

Die höheren Exporte dürften auf die hohe inländische Aluminiumproduktion zurückzuführen sein. Zwar liegen noch keine Produktionszahlen für April vor, im ersten Quartal hatten die chinesischen Aluminiumproduzenten mit 8,2 Mio. Tonnen aber bereits eine rekordhohe Menge Aluminium für ein erstes Quartal hergestellt. Der Verband der chinesischen Nicht-Eisenindustrie erwartet, dass die Aluminiumproduktion im Land in diesem Jahr um über 10% auf 36 Mio. Tonnen ausgeweitet wird.

Das heißt, die Produktion würde im weiteren Jahresverlauf noch deutlich steigen, und China würde wohl versuchen, weiterhin große Mengen Aluminium und Aluminiumprodukte zu exportieren. Gegen die Exportflut Chinas regt sich aber zunehmend Widerstand, vor allem in den USA. Dort ordnete das Handelsministerium Ende April eine Untersuchung an, ob chinesische Produzenten Aluminium nicht kostendeckend in die USA verschiffen und von ungerechtfertigten Subventionen profitieren würden. Aufgrund der unfairen Handelspraktiken hätten in den letzten Jahren bereits zahlreiche US-Schmelzen schließen oder ihre Produktion einstellen müssen.


Agrarrohstoffe

Der Kakaopreis in New York stieg gestern um 4,8% auf 1.955 USD je Tonne, nachdem er letzte Woche erstmals seit Sommer 2007 unter 1.800 USD je Tonne geschlossen hatte. An den jüngsten Produktionszahlen liegt der gestrige Preisanstieg nicht. Vielmehr soll der Vorsprung der Anlieferungen im weltgrößten Anbauland Elfenbeinküste gegenüber dem Vorjahr zuletzt auf 22,5% angestiegen sein.

Angesichts des Regenmangels in wichtigen Anbaugebieten wird dort inzwischen aber von vielen Beobachtern mit einem Auslaufen der eigentlich von April bis September dauernden Zwischenernte bereits Ende Juli gerechnet. In Nigeria haben die Produzenten mit der Pflanzenkrankheit Black Pod zu kämpfen. Diese Informationen dürften auch einige Anleger bewegt haben, Short-Positionen zu schließen und Gewinne mitzunehmen.

In der letzten CFTC-Berichtswoche hatten die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer ihre Netto-Short-Positionen auf ein neues Rekordniveau von 48 Tsd. Kontrakten ausgeweitet. Inzwischen sorgen Regenfälle in der Elfenbeinküste für Erleichterung. Ein guter Sonne-Regen-Mix über die nächsten Monate könnte dafür sorgen, dass die bisherige Ernteerwartung der Internationalen Kakaoorganisation für die Elfenbeinküste von 1,9 Mio. Tonnen übertroffen wird.

Politiker der beiden größten Anbieter, Elfenbeinküste und Ghana, wollen unterdessen die Zusammenarbeit verbessern und verstärkt Verarbeitungskapazitäten in der Region schaffen. Ziel ist es, die Abhängigkeit von Preisschwankungen auf dem Weltmarkt zu reduzieren.

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