Suche
 
Folgen Sie uns auf:

OPEC muss gesteigerte Erwartungshaltung erfüllen

23.05.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Zwei Tage vor der OPEC-Sitzung ist hektische Betriebsamkeit ausgebrochen, um alle Mitglieder auf Linie zu bringen und die in den letzten Tagen nach oben getriebenen Erwartungen zu erfüllen. Gestern besuchte der saudi-arabische Energieminister zum ersten Mal seit 30 Jahren wieder den Irak. Anscheinend mit Erfolg, denn der Irak, welcher zuvor nur zu einer Verlängerung der Produktionskürzungen um sechs Monate bereit war, hat seine Zustimmung für neun Monate signalisiert.

Wie glaubhaft dies ist, bleibt allerdings abzuwarten. Denn der Irak hat es in den ersten fünf Monaten der Vereinbarung nicht geschafft, die von ihm zugesagte Kürzung umzusetzen. Zu Jahresbeginn lag die Umsetzung bei weniger als 50%, im Mai je nach Umfrage zwischen 70% und 80%. Damit liegt der Irak weiterhin am unteren Ende der Skala. Der Ölminister von Kuwait sieht noch keine Einigkeit für eine 9-monatige Verlängerung. Möglicherweise ist dies ein Versuch, die Erwartungshaltung im Vorfeld der Sitzung zu drücken, um das Enttäuschungspotenzial nach der Sitzung zu begrenzen.

Gegenwind bläst der OPEC weiterhin von den USA entgegen. Nicht nur, dass sich die US-Schieferölprodukion deutlich schneller als erwartet erholt. Jetzt sieht ein Vorschlag von US-Präsident Trump auch noch den Verkauf der Hälfte der strategischen US-Ölreserven vor. Dieser soll sich über einen Zeitraum von 10 Jahren erstrecken und ab Oktober 2018 beginnen. Aktuell belaufen sich die Strategischen Reserven auf 688 Mio. Barrel. Auch wenn die erforderliche Zustimmung des Kongresses ungewiss ist, reicht diese Meldung aus, den Ölpreis heute früh unter Druck zu setzen.


Edelmetalle

Unterstützt durch einen weiterhin schwachen US-Dollar - dieser wertete gestern nicht nur gegenüber dem Euro auf ein 6½-Monatstief ab, sondern zeigte sich auch gegenüber vielen anderen Währungen schwach - verteuert sich Gold heute Morgen leicht auf 1.264 USD je Feinunze. Gold in Euro gerechnet ist dagegen aufgrund der schwachen US-Währung nahezu unverändert.

Silber stieg gestern deutlich auf 17,2 USD je Feinunze und profitierte dabei auch vom zeitweise starken Anstieg der Industriemetallpreise.

Unter Druck stand gestern dagegen zunächst Palladium, das zeitweise auf ein 2-Monatstief von gut 750 USD je Feinunze fiel. Im späten Handel erholte sich das hauptsächlich in der Automobilindustrie verwendete Edelmetall aber deutlich und beendete den Handel sogar mit einem leichten Plus bei gut 770 USD. Anfang letzter Woche notierte Palladium allerdings noch bei 820 USD.

Die Verkäufe setzten vor gut einer Woche ein, nachdem Johnson Matthey und Metals Focus im Rahmen der "Platinum Week" in diesem Jahr für den globalen Palladiummarkt hohe Angebotsdefizite prognostiziert hatten. Offenbar handelten einige Marktteilnehmer getreu dem Motto "buy the rumour, sell the fact".

Mittlerweile dürften sich vor allem einige spekulative Finanzinvestoren aus dem Palladiummarkt zurückgezogen haben. Denn die hohen Netto-Long-Positionen wurden gemäß CFTC-Statistik in der Woche zum 16. Mai kaum abgebaut. Nach dem Datenstichtag geriet der Palladiumpreis aber spür¬bar unter Druck. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Palladium-ETFs liegen nach den gestrigen Abflüssen nur noch knapp über dem im Februar verzeichneten 7-Jahrestief.

Open in new window

Industriemetalle

Die Metallpreise legten gestern unterstützt durch einen schwachen US-Dollar phasenweise stark zu, gaben zum Handelsende hin aber wieder einige Gewinne ab. Wie schon zum Wochenstart gestern sind auch heute Morgen die Vorzeichen gemischt.

Aluminium fällt um knapp 1% auf 1.920 USD je Tonne. Gemäß Daten des International Aluminium Institute (IAI) ist die globale Aluminiumproduktion im April im Vergleich zum Vorjahr um 5,1% auf 5,03 Mio. Tonnen (167,5 Tsd. Tonnen pro Tag) gestiegen. Dies war maßgeblich auf China zurückzuführen, wo die Produktion laut IAI um 7,7% ausgeweitet wurde.

Auch außerhalb Chinas wurde im April mehr Aluminium hergestellt als vor einem Jahr (+2%). Nach den ersten vier Monaten liegt die globale Aluminiumproduktion mit 20 Mio. Tonnen fast 7% über dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Sie ist damit auf dem Weg zu einem neuen Rekordhoch. Trotz der robusten Nachfrage, die zudem breit aufgestellt ist, ist der globale Aluminiummarkt unseres Erachtens gut versorgt. Wir sehen weiterhin die Notwendigkeit einer deutlichen Preiskorrektur.

Kupfer fällt heute Morgen wieder unter 5.700 USD je Tonne. Daten der International Copper Study Group (ICSG) zufolge wies der globale Kupfermarkt in den ersten beiden Monaten des Jahres einen saisonbereinigten Angebotsüberschuss von 62 Tsd. Tonnen auf. Ursächlich hierfür war demnach eine schwache Nachfrage, die in China um fast 10% zurückging. Auch die Produktion war rückläufig, allerdings nicht so stark wie die Nachfrage.


Agrarrohstoffe

Die Prognoseeinheit MARS der EU-Kommission hat angesichts der kalten und insgesamt zu trockenen Witterung der letzten Wochen ihre Schätzung für den durchschnittlichen EU-Weizenertrag 2017 auf 5,91 Tonnen je Hektar gesenkt. Dieser liegt damit noch leicht über dem mehrjährigen Durchschnitt und 6,2% über dem allerdings enttäuschenden Vorjahresniveau.

Einen großen Einfluss hat die Verschlechterung der Ertragserwartung in Frankreich: Hier wurde das Ertragsplus gegenüber dem katastrophalen Vorjahr auf 26% reduziert. Im April waren es noch 35%. Damit wären die Erträge in Frankreich im Mehrjahresvergleich aber noch immer unterdurchschnittlich. Für Deutschland hob MARS seine Ertragsprognose dagegen marginal an. Die Prognose für den durchschnittlichen EU-Rapsertrag reduzierte MARS auf 3,17 Tonnen je Hektar. Dieser liegt damit 2,7% unter dem mehrjährigen Durchschnitt. Hier hatte die zu kalte Witterung die Blüte beeinträchtigt.

Trotz der jüngsten Regenfälle ist auch die Feuchtigkeits¬versorgung oft noch unbefriedigend. Besonders betroffen ist Deutschland: Hier wird nur noch mit einem Anstieg der Erträge gegenüber 2016 um 1% erwartet, während die Prognose im April noch bei +11% lag. Die neue Ertragsprognose liegt zudem 10% unter dem mehrjährigen Durchschnitt. Die nächste Ernteschätzung der EU-Kommission dürfte daher bei Weizen leicht, bei Raps deutlich geringer ausfallen. Bisher liegt die Kommission allerdings auch mit 22,2 Mio. Tonnen Raps am oberen Ende der am Markt kursierenden Schätzungen.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"