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Die Geister, die ich rief

24.05.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Morgen trifft sich die OPEC zu ihrer turnusmäßigen halbjährlichen Sitzung. Eine Verlängerung der vor sechs Monaten beschlossenen Produktionskürzungen um weitere neun Monate gilt mittlerweile als ausgemacht. Denn das Ziel der OPEC, die weltweiten Lagerbestände zurück auf den 5-Jahresdurchschnitt zu bringen, ist bei weitem noch nicht erreicht. Ende des ersten Quartals lag die entsprechende Abweichung der Ölvorräte in den OECD-Ländern laut IEA noch immer bei knapp 300 Mio. Barrel.

Dass es der OPEC trotz strikter Umsetzung der Produktionskürzungen bislang nicht gelungen ist, den Ölmarkt hinreichend zu verknappen, liegt vor allem an der steigenden Ölproduktion in den USA. Diese hat sich deutlich schneller erholt als erwartet. Mitte Mai lag sie laut Daten des US-Energieministeriums ca. 540 Tsd. Barrel pro Tag über dem Jahresanfangsniveau. Damit wird fast die Hälfte der OPEC-Produktionskürzungen ausgeglichen. Eine stärkere Nachfrage im zweiten Halbjahr wird zwar dafür sorgen, dass der Lagerüberhang bei einer Verlängerung der Produktionskürzungen bis zum Jahresende abgebaut ist.

Allerdings würden die OPEC-Länder dann weitere Marktanteile an die US-Schieferölproduzenten verlieren. Aus diesem Grund erwarten wir, dass die Einhaltung der Produktionskürzungen in der zweiten Jahreshälfte bröckelt und die OPEC-Produktion im Jahresverlauf steigt. Der Abbau des Überangebotes dürfte daher langsamer vonstatten gehen. Die Enttäuschung darüber dürfte die Ölpreise wieder unter Druck setzen, so dass wir mit einem Preisrückgang unter 50 USD je Barrel bis zum Jahresende rechnen.

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Edelmetalle

Gold fällt am Morgen unter 1.250 USD je Feinunze. Grund sind steigende Zinserwartungen. So liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung der Fed im Juni laut Fed Fund Futures wieder bei gut 80%. Daten der Zollbehörde zufolge hat die Schweiz im April 157,9 Tonnen Gold importiert, so wenig wie zuletzt im August 2014.

Die Importe aus Großbritannien fielen auf 4,6 Tonnen, wohl weil die Gold-ETFs im letzten Monat Zuflüsse verzeichneten und somit dem Markt kein Angebot zur Verfügung stellten. Zugleich hat die Schweiz auch weniger Gold exportiert (121,3 Tonnen), wobei der Großteil nach Asien ging. Während sich die Exporte nach China im Jahresvergleich auf 40,3 Tonnen fast verdreifacht hatten, blieben die Ausfuhren nach Hongkong mit 12,9 Tonnen auf einem sehr niedrigen Niveau.

Der Goldhandel zwischen Hongkong und dem chinesischen Festland - Daten hierzu werden morgen veröffentlicht - dürfte entsprechend verhalten gewesen sein. Die Schweizer Goldexporte nach Indien zeigten sich dagegen wiederum robust und haben sich im Vorjahresvergleich auf 48,3 Tonnen mehr als verdoppelt. Der vom World Gold Council erwartete deutliche Rückgang der indischen Goldimporte im zweiten Quartal nach dem sehr starken ersten Quartal hat sich im April noch nicht bestätigt.

China hat im April zugleich große Mengen Silber importiert. Die Einfuhren stiegen gemäß Daten der chinesischen Zollbehörde im Vergleich zum Vorjahr um 24% auf 298 Tonnen. Ebenso wurde deutlich mehr Platin importiert, was auf eine solide Schmucknachfrage hindeutet. Die Palladium¬einfuhren sind dagegen zwar nur leicht gestiegen, liegen aber im langjährigen Durchschnitt.


Industriemetalle

Nach moderaten Preisanstiegen gestern gibt es heute Morgen nach der Ratingabstufung Chinas durch Moody’s bei den Metallen eine Korrekturbewegung. Am stärksten unter Druck steht Nickel, das im frühen Handel um über 2% auf gut 9.100 USD je Tonne fällt. Zink gibt um 1,5% auf gut 2.600 USD je Tonne nach. Der Preisanstieg von gestern wird damit mehr als zunichte gemacht. China hat im April gemäß Daten der Zollbehörde große Mengen Zinkraffinade importiert. Diese stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 21% auf 47,5 Tsd. Tonnen, was zugleich den höchsten Wert seit 13 Monaten darstellt.

Die höheren Importe dürften im Wesentlichen auf zwei Entwicklungen zurückzuführen sein: Zum einen hatten die chinesischen Zinkschmelzer im letzten Monat weniger Zinkraffinade produziert (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 22. Mai). Zum anderen haben sich die Zinkvorräte in den Lagerhäusern der SHFE seit Anfang März mehr als halbiert, was auf eine robuste Nachfrage hindeutet. In den ersten vier Monaten des Jahres lagen die Importe von Zinkraffinade allerdings mehr als 50% unter dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Denn China hat bis zuletzt große Mengen Zinkkonzentrat eingeführt, die im Land zu Raffinade verarbeitet wurden.

Dank besserem Wetter auf den Philippinen nach dem Ende der Regenzeit dort hat China auch wieder deutlich mehr Nickelerz importiert (+48% auf 2,03 Mio. Tonnen). Dagegen lagen die Importe von Nickelraffinade fast 60% unter dem Vorjahr und die Einfuhren von Ferronickel gingen moderat zurück.


Agrarrohstoffe

Gestern reagierten die Preise für Weizen, Mais und Sojabohnen mit leichten Abschlägen auf den Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums zum Fortschritt der Aussaat und dem Zustand der Pflanzen. Bei Weizen verbesserte sich der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Pflanzen um 1 Prozentpunkt auf 52%. Am Markt war wegen übermäßigen Regens mit einer Verschlechterung gerechnet worden.

Bei Mais und Sojabohnen hat die Aussaat in den letzten Wochen an Dynamik gewonnen. Inzwischen sind 84% der Maisfelder und 53% der Sojabohnenfelder bestellt. Der Stand der Aussaat liegt damit nun im mehrjährigen Mittel.

Der Rohzuckerpreis fiel gestern um fast 4% knapp unter die Marke von 16 US-Cents je Pfund. In den Vortagen hatte die politische Lage in Brasilien für Unruhe gesorgt. Gestern waren es eher zuckerspezifische Nachrichten, die preisdämpfend wirkten. Im April, dem ersten Monat der Saison 2017/18 in Brasilien, blieben dort die Zuckerrohrernte und die Zuckerproduktion wegen übermäßiger Nässe zwar rund 40% unter den Vorjahreswerten.

Nun lauten die Vorhersagen aber auf trockene Witterung, so dass mit einem zügigeren Fortgang gerechnet wird. Außerdem scheinen nachfrageseitig die Perspektiven angesichts der vielerorts verfolgten Politiken zugunsten einer zuckerreduzierten Ernährung, wie Kennzeichnungspflichten und Zuckersteuern, gedämpft. Die Analysten von Kingsman erwarten unter anderem deshalb für 2017/18 das niedrigste Wachstum der globalen Zuckernachfrage seit 7 Jahren.



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