Das Dilemma der OPEC
01.06.2017 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise standen gestern deutlich unter Druck. Zwischenzeitlich belief sich das Minus auf knapp 4%. Brent fiel kurzzeitig unter die Marke von 50 USD je Barrel. Der Preisrutsch wurde durch technisch bedingte Anschlussverkäufe verstärkt, nachdem die Tiefs nach der OPEC-Sitzung vom letzten Freitag unterschritten wurden. Für Abgabedruck sorgten zudem Kommentare aus Libyen, wonach die dortige Ölproduktion auf ein 3-Jahreshoch von 827 Tsd. Barrel pro Tag gestiegen sein soll. Libyen ist wie auch Nigeria von den OPEC-Produktionskürzungen ausgenommen.
Welche Auswirkungen dies haben kann, zeigte die Reuters-Umfrage zur OPEC-Ölproduktion im Mai. Zwar reduzierten die an den Kürzungen beteiligten Länder ihre Ölproduktion um weitere 60 Tsd. Barrel pro Tag und die Umsetzung der Kürzungen stieg auf 95%. Da aber Libyen und Nigeria ihre Ölproduktion deutlich erhöhten, stieg die gesamte OPEC-Ölproduktion um 250 Tsd. Barrel pro Tag. Die Skepsis der Marktteilnehmer hinsichtlich der Wirksamkeit der OPEC-Produktionskürzungen ist damit nachvollziehbar. Dies gilt erst recht, sollte das US-Energieministerium heute einen weiteren Anstieg der US-Ölproduktion berichten.
Dass der Brentölpreis heute bei 51,4 USD je Barrel notiert, ist größtenteils dem Kontraktwechsel in der letzten Nacht geschuldet. Der ausgelaufene Juli-Kontrakt ging gestern bei gut 50 USD je Barrel aus dem Handel. Der August-Kontrakt, der ab heute der neue Referenzkontrakt ist, eröffnete den Handel heute früh bei gut 51 USD je Barrel. Für zusätzlichen Auftrieb sorgt der gestern Abend vom API berichtete kräftige Abbau der US-Rohölvorräte um 8,7 Mio. Barrel.
Edelmetalle
Gold bewegt sich auch heute Morgen in der relativ engen Handelsspanne von 1.260 bis 1.270 USD je Feinunze. Gestern zeigte sich der US-Dollar nach einer moderaten Erholung in den Tagen zuvor wieder schwach, was Gold zu leichten Gewinnen verhalf. Die schwache US-Währung verhindert, dass Gold in Euro gerechnet zulegt, so dass es am Morgen bei knapp 1.130 EUR je Feinunze notiert. Die Inflationsrate im Euroraum ist im Mai stärker als erwartet auf 1,4% eingebrochen.
Die EZB könnte sich daher veranlasst sehen, auf ihrer Sitzung nächste Woche ihre Inflationsprojektionen nach unten zu revidieren. Da ein stärkerer unterliegender Preisauftrieb in der Eurozone weiterhin nicht in Sicht ist - die Kerninflation rutschte sogar wieder unter 1% -, spricht dies gegen eine baldige Zinsanhebung der EZB. Silber bleibt mit 17,3 USD je Feinunze ebenfalls seitwärts gerichtet, während Platin und Palladium gestern leicht zulegten. Im Mai waren die Preise aller vier hier betrachteten Edelmetalle trotz zwischenzeitlich durchaus starker Schwankungen unter dem Strich unverändert.
Dagegen gab es bei den ETFs unterschiedliche Entwicklungen. Während die von Bloomberg beobachteten Gold-ETFs im letzten Monat nur einen Zufluss von 1,7 Tonnen verzeichneten, wurden die Bestände der Silber-ETFs um 710 Tonnen aufgebaut. Die Platin-ETFs konnten Zuflüsse von 95 Tsd. Unzen vermelden, wohingegen es bei den Palladium-ETFs Abflüsse von 21 Tsd. Unzen gab. Auf die Preise der verschiedenen Edelmetalle hatten die Zu- bzw. Abflüsse allerdings kaum Einfluss.
Industriemetalle
Der von Caixin erhobene private Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) in China ist im Mai unerwartet unter die Marke von 50 gefallen, die Expansion anzeigt. Im Gegensatz zum offiziellen PMI deutet der Caixin PMI, der primär kleinere und private Unternehmen umfasst, damit auf einen Rückgang der Wirtschaftsaktivitäten in China hin. Dies belastet heute Morgen die Metallpreise. Heute Nachmittag wird in den USA der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe veröffentlicht. Nach dem gestern deutlich schwächer ausgefallenen Chicago PMI, könnte auch der ISM-Index stärker als erwartet zurückgehen.
Dies dürfte die Metallpreise weiter belasten, sofern der US-Dollar nicht merklich abwertet. Nach der CFTC-Statistik zeigen auch die Daten der LME, dass der Preisanstieg der Metalle in den letzten beiden Wochen teilweise spekulativ getrieben war. Denn die Netto-Long-Positionen wurden bei vielen Metallen weiter ausgeweitet. Unterdessen hat sich in Chile die Kupferproduktion im April nach den streikbedingten Ausfällen in den beiden Monaten zuvor wieder deutlich erholt.
Mit gut 429 Tsd. Tonnen lag sie gemäß Daten des nationalen Statistikinstituts deutlich über dem Vormonat und nur leicht unter dem Vorjahr. Im Februar und März wurde die weltweit größte Kupfermine, "Escondida", bestreikt. Der Streik wurde erst nach 44 Tagen am 24. März beendet. Seitdem wurde die Produktion wieder hochgefahren und hat laut Angaben des Minenbetreibers BHP Billiton Ende letzter Woche ihr normales Produktionsniveau erreicht.
Agrarrohstoffe
Die Internationale Kakaoorganisation ICCO hat ihre Schätzung für den Angebotsüberschuss auf dem globalen Kakaomarkt 2016/17 auf 382 Tsd. Tonnen angehoben. Die bisherige Annahme lag bei 264 Tsd. Tonnen. Ausschlaggebend hierfür ist eine höher als erwartete weltweite Produktion. Diese soll auf ein Rekordniveau von 4,692 Mio. Tonnen steigen und damit nochmals 140 Tsd. Tonnen über der bisherigen Schätzung liegen. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg um 18%. Die Produktionsschätzung für die Elfenbeinküste wurde um 80 Tsd. auf 1,980 Mio. Tonnen angehoben, die für Ghana um 100 Tsd. auf 950 Tsd. Tonnen.
Aufgrund einer deutlichen Senkung der Abnahmepreise für die derzeit laufende Zwischenernte in der Elfenbeinküste warnt die ICCO vor Schmuggel nach Ghana, wo die entsprechenden Preise nicht gesenkt werden sollen. Die Ernteschätzungen für Indonesien, Kamerun und Nigeria wurden um insgesamt 40 Tsd. Tonnen nach unten revidiert. Auf der Nachfrageseite gab es ebenfalls eine Aufwärtsrevision, welche mit 21 Tsd. Tonnen aber deutlich hinter der Anhebung auf der Angebotsseite zurückblieb.
Die weltweite Kakaoverarbeitung soll laut ICCO mit 4,263 Mio. Tonnen gut 3% über dem Vorjahresniveau liegen. Das Angebotsdefizit im Erntejahr 2015/16 blieb weitgehend unverändert bei 197 Tsd. Tonnen. Die Kakaopreise waren in den vergangenen Monaten in Erwartung eines hohen Angebotsüberschusses bereits deutlich gefallen, so dass die Bestätigung durch die ICCO die Preise nicht mehr belastete.
Die Ölpreise standen gestern deutlich unter Druck. Zwischenzeitlich belief sich das Minus auf knapp 4%. Brent fiel kurzzeitig unter die Marke von 50 USD je Barrel. Der Preisrutsch wurde durch technisch bedingte Anschlussverkäufe verstärkt, nachdem die Tiefs nach der OPEC-Sitzung vom letzten Freitag unterschritten wurden. Für Abgabedruck sorgten zudem Kommentare aus Libyen, wonach die dortige Ölproduktion auf ein 3-Jahreshoch von 827 Tsd. Barrel pro Tag gestiegen sein soll. Libyen ist wie auch Nigeria von den OPEC-Produktionskürzungen ausgenommen.
Welche Auswirkungen dies haben kann, zeigte die Reuters-Umfrage zur OPEC-Ölproduktion im Mai. Zwar reduzierten die an den Kürzungen beteiligten Länder ihre Ölproduktion um weitere 60 Tsd. Barrel pro Tag und die Umsetzung der Kürzungen stieg auf 95%. Da aber Libyen und Nigeria ihre Ölproduktion deutlich erhöhten, stieg die gesamte OPEC-Ölproduktion um 250 Tsd. Barrel pro Tag. Die Skepsis der Marktteilnehmer hinsichtlich der Wirksamkeit der OPEC-Produktionskürzungen ist damit nachvollziehbar. Dies gilt erst recht, sollte das US-Energieministerium heute einen weiteren Anstieg der US-Ölproduktion berichten.
Dass der Brentölpreis heute bei 51,4 USD je Barrel notiert, ist größtenteils dem Kontraktwechsel in der letzten Nacht geschuldet. Der ausgelaufene Juli-Kontrakt ging gestern bei gut 50 USD je Barrel aus dem Handel. Der August-Kontrakt, der ab heute der neue Referenzkontrakt ist, eröffnete den Handel heute früh bei gut 51 USD je Barrel. Für zusätzlichen Auftrieb sorgt der gestern Abend vom API berichtete kräftige Abbau der US-Rohölvorräte um 8,7 Mio. Barrel.
Edelmetalle
Gold bewegt sich auch heute Morgen in der relativ engen Handelsspanne von 1.260 bis 1.270 USD je Feinunze. Gestern zeigte sich der US-Dollar nach einer moderaten Erholung in den Tagen zuvor wieder schwach, was Gold zu leichten Gewinnen verhalf. Die schwache US-Währung verhindert, dass Gold in Euro gerechnet zulegt, so dass es am Morgen bei knapp 1.130 EUR je Feinunze notiert. Die Inflationsrate im Euroraum ist im Mai stärker als erwartet auf 1,4% eingebrochen.
Die EZB könnte sich daher veranlasst sehen, auf ihrer Sitzung nächste Woche ihre Inflationsprojektionen nach unten zu revidieren. Da ein stärkerer unterliegender Preisauftrieb in der Eurozone weiterhin nicht in Sicht ist - die Kerninflation rutschte sogar wieder unter 1% -, spricht dies gegen eine baldige Zinsanhebung der EZB. Silber bleibt mit 17,3 USD je Feinunze ebenfalls seitwärts gerichtet, während Platin und Palladium gestern leicht zulegten. Im Mai waren die Preise aller vier hier betrachteten Edelmetalle trotz zwischenzeitlich durchaus starker Schwankungen unter dem Strich unverändert.
Dagegen gab es bei den ETFs unterschiedliche Entwicklungen. Während die von Bloomberg beobachteten Gold-ETFs im letzten Monat nur einen Zufluss von 1,7 Tonnen verzeichneten, wurden die Bestände der Silber-ETFs um 710 Tonnen aufgebaut. Die Platin-ETFs konnten Zuflüsse von 95 Tsd. Unzen vermelden, wohingegen es bei den Palladium-ETFs Abflüsse von 21 Tsd. Unzen gab. Auf die Preise der verschiedenen Edelmetalle hatten die Zu- bzw. Abflüsse allerdings kaum Einfluss.
Industriemetalle
Der von Caixin erhobene private Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) in China ist im Mai unerwartet unter die Marke von 50 gefallen, die Expansion anzeigt. Im Gegensatz zum offiziellen PMI deutet der Caixin PMI, der primär kleinere und private Unternehmen umfasst, damit auf einen Rückgang der Wirtschaftsaktivitäten in China hin. Dies belastet heute Morgen die Metallpreise. Heute Nachmittag wird in den USA der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe veröffentlicht. Nach dem gestern deutlich schwächer ausgefallenen Chicago PMI, könnte auch der ISM-Index stärker als erwartet zurückgehen.
Dies dürfte die Metallpreise weiter belasten, sofern der US-Dollar nicht merklich abwertet. Nach der CFTC-Statistik zeigen auch die Daten der LME, dass der Preisanstieg der Metalle in den letzten beiden Wochen teilweise spekulativ getrieben war. Denn die Netto-Long-Positionen wurden bei vielen Metallen weiter ausgeweitet. Unterdessen hat sich in Chile die Kupferproduktion im April nach den streikbedingten Ausfällen in den beiden Monaten zuvor wieder deutlich erholt.
Mit gut 429 Tsd. Tonnen lag sie gemäß Daten des nationalen Statistikinstituts deutlich über dem Vormonat und nur leicht unter dem Vorjahr. Im Februar und März wurde die weltweit größte Kupfermine, "Escondida", bestreikt. Der Streik wurde erst nach 44 Tagen am 24. März beendet. Seitdem wurde die Produktion wieder hochgefahren und hat laut Angaben des Minenbetreibers BHP Billiton Ende letzter Woche ihr normales Produktionsniveau erreicht.
Agrarrohstoffe
Die Internationale Kakaoorganisation ICCO hat ihre Schätzung für den Angebotsüberschuss auf dem globalen Kakaomarkt 2016/17 auf 382 Tsd. Tonnen angehoben. Die bisherige Annahme lag bei 264 Tsd. Tonnen. Ausschlaggebend hierfür ist eine höher als erwartete weltweite Produktion. Diese soll auf ein Rekordniveau von 4,692 Mio. Tonnen steigen und damit nochmals 140 Tsd. Tonnen über der bisherigen Schätzung liegen. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg um 18%. Die Produktionsschätzung für die Elfenbeinküste wurde um 80 Tsd. auf 1,980 Mio. Tonnen angehoben, die für Ghana um 100 Tsd. auf 950 Tsd. Tonnen.
Aufgrund einer deutlichen Senkung der Abnahmepreise für die derzeit laufende Zwischenernte in der Elfenbeinküste warnt die ICCO vor Schmuggel nach Ghana, wo die entsprechenden Preise nicht gesenkt werden sollen. Die Ernteschätzungen für Indonesien, Kamerun und Nigeria wurden um insgesamt 40 Tsd. Tonnen nach unten revidiert. Auf der Nachfrageseite gab es ebenfalls eine Aufwärtsrevision, welche mit 21 Tsd. Tonnen aber deutlich hinter der Anhebung auf der Angebotsseite zurückblieb.
Die weltweite Kakaoverarbeitung soll laut ICCO mit 4,263 Mio. Tonnen gut 3% über dem Vorjahresniveau liegen. Das Angebotsdefizit im Erntejahr 2015/16 blieb weitgehend unverändert bei 197 Tsd. Tonnen. Die Kakaopreise waren in den vergangenen Monaten in Erwartung eines hohen Angebotsüberschusses bereits deutlich gefallen, so dass die Bestätigung durch die ICCO die Preise nicht mehr belastete.