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Palladiumpreis auf höchstem Stand seit fast drei Jahren

02.06.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise scheinen derzeit gegenüber positiven Nachrichten immun. Trotz eines kräftigen Rückgangs der US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche um 6,4 Mio. Barrel, welcher gestern vom US-Energieministerium berichtet wurde, einer rekordhohen US-Rohölverarbeitung und einer rekordhohen US-Benzinnachfrage fällt der Brentölpreis heute früh wieder unter die Marke von 50 USD je Barrel. Der WTI-Preis fällt auf 47,5 USD je Barrel. Damit haben beide Preise auch ihre Tiefs von Mittwoch unterschritten.

Die US-Rohöllagerbestände sind seit acht Wochen ununterbrochen rückläufig. Der Lagerabbau in dieser Zeit beläuft sich auf gut 25 Mio. Barrel. Es gibt also durchaus Anzeichen, dass sich der Ölmarkt einengt. Der Markt scheint dies momentan aber nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen. Stattdessen ist er stark auf die Angebotsseite und hier insbesondere auf die US-Rohölproduktion fixiert. Diese ist in der letzten Woche um weitere 22 Tsd. auf 9,342 Mio. Barrel pro Tag gestiegen.

Das ist das höchste Niveau seit August 2015 und liegt 572 Tsd. Barrel pro Tag über dem Niveau zu Jahresbeginn. Damit haben die US-Ölproduzenten etwa die Hälfte der OPEC-Kürzungen wettgemacht.

Nachdem US-Präsident Trump den Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaabkommen verkündet hat, besteht die Erwartung, dass die US-Ölproduktion noch stärker steigen wird. Zudem sind die US-Rohölexporte in der letzten Woche um 700 Tsd. auf ein Rekordniveau von 1,3 Mio. Barrel pro Tag gestiegen. Da sich Anzeichen eines an Dynamik gewinnenden Lagerabbaus bei gleichzeitig anziehender Nachfrage mehren, erachten wir den aktuellen Preisrückgang als übertrieben.

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Edelmetalle

Gold fällt heute Morgen auf 1.260 USD je Feinunze. Für Gegenwind sorgt der anhaltende Höhenflug der Aktienmärkte auf immer neue Rekordniveaus. Heute dürfte der US-Arbeitsmarktbericht für Mai im Mittelpunkt des Interesses stehen. Sollte dieser gut ausfallen, dürfte einer weiteren Zinsanhebung der US-Notenbank Fed auf ihrer Sitzung Mitte des Monats nichts mehr im Wege stehen. Auch könnten die Zinserwartungen für die nachfolgenden Sitzungen anziehen. In diesem Falle würde Gold weiter nachgeben.

In Indien handelten die Goldpreise Mitte der Woche laut Angaben von Platts erstmals seit sechs Wochen wieder mit einem Abschlag zu den Weltmarktpreisen. Handelskreise führen dies auf eine Zurückhaltung der indischen Käufer vor Klarstellung der ab 1. Juli neu einzuführenden Mehrwertsteuer zurück. Die Höhe der Mehrwertsteuer auf Gold könnte am Wochenende bekannt gegeben werden. Die Erwartungen für den Steuersatz liegen in einem Rahmen zwischen 1% und 5%.

Sollte sich die indische Regierung für einen hohen Steuersatz entscheiden, dürfte dies in den verbleibenden Wochen bis zur Einführung der Mehrwertsteuer zu einer deutlich höheren Goldnachfrage in Indien führen. Im Falle eines niedrigen Steuersatzes wäre der Effekt auf die Nachfrage wohl weniger stark.

Die US-Fahrzeugabsätze verfehlten im Mai mit annualisiert 16,58 Mio. verkauften Einheiten abermals die Erwartungen. Dennoch steigt der Palladiumpreis heute auf 836 USD je Feinunze, den höchsten Stand seit September 2014. Wir erachten die Stärke bei Palladium fundamental nicht länger als gerechtfertigt und rechnen mit einer baldigen Korrektur.


Industriemetalle

Nach einer kurzen Verschnaufpause in der zweiten Mai-Hälfte rutschen die Eisenerzpreise weiter ab. Der nächstfällige Futures-Kontrakt an der SGX AsiaClear in Singapur ist gestern auf ein 8-Monatstief von gut 54 USD je Tonne gefallen. Auch im chinesischen Dalian handelte Eisenerz mit 415 CNY je Tonne auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang Oktober. Für Mai standen in Singapur und Dalian Verluste von gut 18% bzw. knapp 14% zu Buche. In Singapur hat sich der Preisrückgang der Vormonate damit sogar beschleunigt.

Wir hatten in unseren Publikationen oft darauf hingewiesen, dass der starke Preisanstieg von Oktober bis Februar übertrieben war und dass sich die Preise von den Fundamentaldaten abgekoppelt hatten. Denn während das seewärtige Angebot weiter deutlich ausgeweitet wird, wird die Importdynamik Chinas wohl nachlassen, da die (rekord-)hohen Produktionsraten in der Stahlindustrie nicht auf Dauer durchgehalten werden dürften (siehe hierzu auch "Rohstoffe kompakt Industriemetalle: Eisenerz - Korrektur noch nicht beendet" vom 25. April).

Per Ende Mai lagen die Eisenerzvorräte in den chinesischen Häfen auf einem Rekordniveau von fast 137 Mio. Tonnen, auch wenn es sich dabei wohl um Eisenerz mit einem niedrigen Eisengehalt handelt. So wie der Preisanstieg zuvor übertrieben war, könnte auch die Korrektur übertrieben ausfallen und noch etwas andauern. Mittelfristig sollte sich der Eisenerzpreis unseres Erachtens aber zwischen 50 und 60 USD je Tonne einpendeln.


Agrarrohstoffe

Der Zuckerpreis ist gestern um weitere 4% eingebrochen. Der Preisrückgang setzt sich auch heute zunächst fort. Aktuell kostet Zucker nur noch etwas mehr als 14 US-Cents je Pfund. So niedrig war der Preis zuletzt vor 15 Monaten. Innerhalb von nicht einmal zwei Wochen hat sich Zucker um fast 14% verbilligt. Zucker gerät gleich von mehreren Seiten unter Druck. So erwartet die Internationale Zuckerorganisation ISO für das Erntejahr 2017/18 einen Angebotsüberschuss von 3 Mio. Tonnen.

Als Grund nennt die ISO eine steigende Zuckerproduktion in Brasilien. In der Hauptanbauregion Center-South soll der Anteil des zu Zucker verarbeiteten Zuckerrohrs auf 48% steigen, nach 46,3% im letzten Erntejahr. Dadurch soll auch der erwartete Rückgang der Zuckerrohrernte mehr als ausgeglichen werden. Die ISO warnt zudem vor einem weiteren Überschussjahr 2018/19, falls die Produzenten ihre Produktion nicht zurückfahren würden.

Die Preisschwäche im nächstfälligen Terminkontrakt kann dies allerdings nicht erklären. Hier hätte eigentlich die Aufwärtsrevision der Defizitschätzung für 2016/17 auf 6,5 Mio. Tonnen Unterstützung geben müssen. Dass dies nicht geschah, dürfte an den zuletzt fallenden Ölpreisen gelegen haben. Denn dadurch sinkt die Attraktiviät für die Herstellung von Ethanol als Konkurrenzprodukt von Zucker. Zudem macht der seit Mitte Mai deutlich schwächere Brasilianische Real Zuckerexporte attraktiver. Auch dies könnte einen Anreiz zu einer höheren Zuckerproduktion geben.



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