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Droht ein Goldverbot aufgrund der neuen EU-Geldwäscherichtlinie?

05.06.2017  |  Redaktion
In den letzten Tagen haben wir mehrere Anfragen bzw. Hinweise von Lesern erhalten, die sich über ein angeblich anstehendes Goldverbot sorgten. Stellvertretend nachfolgender Mailtext:


Sehr geehrte Damen und Herren,

nach einer Werbemitteilung des Verlages Goinvestor (Matthias Fach) werden ab 26.6.17 europaweit alle Goldbestände registriert und - evt anschließend - auf den Handel mit diesen Beständen in Privateigentum horrende Steuern erhoben. Ziel sei das Verbot physikalischen Goldeigentums. Ein stets drohendes - und in der USA früher mehrmals verwirklichtes - Szenarium.

Andererseits neigt der genannte Verlag in seinen Publikationen zu Übertreibungen. Googel bringt zu dem Thema keine weiteren Hinweise. Liegen Ihnen spezielle Kenntnisse vor? Wie beurteilen Sie die Information. Gibt es tatsächliche weitergehende Besteuerungs- und Überwachungspläne?

Vielen Dank für eine kurze Einschätzung.
E.B. aus W.



Den (Werbe-)Text, auf den sich Herr B. bezieht, kann hier eingesehen werden:
https://email-fake.com/web-mail.pp.ua/markus.mueller/7ab2ef8f0ef20be36564f082440e3258


Bei dem besagtem "Goldgesetz" handelt es sich um die Umsetzung der vierten EU-Geldwäscherichtlinie, die Deutschland bis zum 26. Juni 2017 umsetzen soll/muss. Wie wir bereits am 27.1.2017 berichteten, soll darin neben dem geplanten elektronischen Transparenzregister (Infos darüber hier oder hier), die bisherige Grenze anonymer Tafelgeschäfte von 15.000 auf 10.000 Euro gesenkt werden. Von einem anstehenden Goldverbot ist in dieser EU-Geldwäscherichtlinie nichts zu finden.

Das stimmt auch mit der Aussage des GeVestor Verlag überein, der in seinem Newsletter nicht schreibt, dass es zu einem Goldverbot kommt, sondern dass es vielleicht irgendwann dazu kommen "könnte"!

Wer mehr erfahren möchte, wird im Newsletter auf eine rund einstündige Video-Reportage eingestimmt. Diejenigen, die sich aus dem Video neue bzw. detaillierte Angaben und Fakten erhoffen, werden enttäuscht. Dafür wird wie bei einem Mantra, mittels gebetsmühlenartigen Wiederholungen auf den kostenlosen Report "Aktionsplan Gold - Terminsache 26.6." verwiesen, den man aber nur als PDF erhält, wenn man eine Probemitgliedschaft für einen Börsenbrief (!) eingeht.

Laut der Videoaussage sind in dem Report Lösungen aufgeführt, wie sich Goldbesitzer (allerdings erst ab 20.000 Euro) vor einem Goldverbot schützen können. Lösungsansätze wären u.a. die Lagerung von Gold in einem Zollfreilager und eine Gold-Kreditkarte (goldgedeckte Prepaid-Karte).


Mit Speck fängt man bekanntermaßen Mäuse

Angst ist ein menschliches Grundgefühl. Wir alle haben Angst. Es ist völlig normal, sich zu fürchten bzw. bedroht zu fühlen. Das wissen nicht nur jene, die uns etwas verkaufen wollen, sondern insbesondere auch unsere Politiker. Und so wird - vorausgesetzt wir lassen es zu - mit unserer Angst gespielt, denn mit ihr kann man wunderbar Politik betreiben, öffentliche Meinung beeinflussen oder überhastete Handlungen begründen.

Die Aussagen des GeVestor Verlages sollten GoldSeiten-Leser nicht beunruhigen, da sämtliche Fakten bekannt sind. Dass es in der Vergangenheit zeitweise Goldverbote gegeben hat, ist unbestritten. Der Nutzen war aus heutiger Sicht zweifelhaft, da es einerseits stets Ausnahmen (Eheringe, Zahngold, antike Kunst/Münzen, etc.) gab, andererseits taten sich auch immer wieder neue Schlupflöcher auf. Auch das drohende Bargeldverbot bzw. dessen Einschränkung soll keinesfalls unter den Tisch gekehrt werden. (siehe www.pro-bargeld.com, www.stop-bargeldverbot.de oder www.rettet-unser-bargeld.de)

Jeder Anleger sollte regelmäßig seine Assets, ob es nun Aktien, Anleihen, Antiquitäten, Immobilien oder Edelmetalle sind, überprüfen und gegebenenfalls Korrekturen vornehmen. Diversifikation und Streuung des Vermögens gehören zum 1x1 einer erfolgreichen Anlage, insbesondere im Zeitalter von "Fake-News" und einseitiger Berichterstattung, wo "Zeitungsenten" leider zur Tagesordnung gehören, ebenso Desinformationen und vorenthaltenen Informationen.

Ältere Leser können sich vielleicht noch an die Mitte der 1980iger Jahre erinnern. Damalige Gerüchte besagten, dass es zum Goldverbot in Westdeutschland kommen sollte. Und so kam es auch! Das Goldverbot im Jahre 1986 entpuppte sich aber nur als Einfuhrverbot für südafrikanische Waren, unter welches auch der Krügerrand fiel. Der Besitz und der Handel von Krügerrand-Münzen in Deutschland waren davon zu keinem Zeitpunkt betroffen. Diesen kleinen, aber entscheidenden Unterschied haben einige wenige einfach unter den Tisch fallen gelassen und so konnten diese von der Angst Dritter profitieren (siehe Beschreibung Krügerrand).

Ein Goldverbot können auch wir nicht gänzlich ausschließen. Sollte es eines Tages dennoch dazu kommen, dann würde es aufgrund der Globalisierung nur einen Sinn ergeben, wenn es weltweit eingeführt würde. Und ob da China, Indien und Russland mitmachen? Übrigsten gab es noch nie ein Verbot für Silber, Platin und Palladium - denn ein solches kann aufgrund der industriellen Bedeutung dieser Metalle nahezu ausgeschlossen werden.

Sollte ein Staat das Eigentum seiner Bürger nicht mehr achten und schützen, wie auch nicht mehr garantieren (siehe u.a. BGB §903 und §929), dann Leben wir weder in Freiheit, noch in einer Demokratie...


© Redaktion GoldSeiten.de



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