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Abwärtsspirale bei Öl setzt sich fort

22.06.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Stimmung am Ölmarkt hat sich so deutlich eingetrübt, dass nicht einmal eigentlich preisstützende Nachrichten zu einer nennenswerten Erholung führen. Das wiederum gilt als Zeichen relativer Schwäche und führt selbst zu weiteren Preisverlusten. Eine Abwärtsspirale ist in Gang gesetzt.

So zeigte das US-Energieministerium gestern eine engere Lagersituation als erwartet. Nicht nur die Rohölbestände sind mit fast 2,5 Mio. Barrel stärker gefallen als erwartet, auch die Benzinbestände schrumpften unerwartet. Und obwohl zuvor Ängste vor einer US-Nachfrageschwäche den Ölpreis unter Druck gesetzt hatten, kam keine Freude darüber auf, dass die implizite US-Benzinnachfrage fast auf Rekordhoch gestiegen ist.

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Stattdessen fiel der Ölpreis vom Tageshoch um über 2 USD je Barrel. Auch die Ernennung von Mohammed bin Salman zum neuen saudischen Kronprinzen fand offensichtlich wenig Beachtung, völlig zu Unrecht wie wir meinen. Der 31-Jährige hatte bereits vor zwei Jahren mehr Macht anvertraut bekommen als jeder Prinz vor ihm.

Er verantwortet das Öl- und das Verteidigungsministerium sowie die Wirtschafts- und Investmentpolitik des Königreichs. Dabei hat der Mann, der die saudische Strategie wohl für Jahrzehnte prägen wird, in der Vergangenheit keinen Hehl daraus gemacht, dass er Saudi-Arabien als wichtigste Kraft im Nahen Osten etablieren möchte. Kürzlich hat er einen Dialog mit dem Iran als unmöglich bezeichnet. Die Spannungen im Nahen Osten haben unter ihm bereits deutlich zugenommen und dürften weiter zunehmen.

Wenngleich wir einen weiteren kurzfristigen Preisrückgang für wahrscheinlich halten, rechnen wir aus fundamentaler Sicht zum Jahresende mit steigenden Preisen, weil wir bereits eine gewisse Übertreibung nach unten am Ölmarkt attestieren.


Edelmetalle

Gold zeigt sich am Morgen leicht erholt und steigt moderat auf gut 1.250 USD je Feinunze. In Euro gerechnet kostet Gold rund 1.120 EUR je Feinunze. Silber legt doppelt so stark zu wie Gold, so dass das Gold/Silber-Verhältnis heute wieder in Richtung 75 fällt. Gestern stieg das Gold/Silber-Verhältnis auf 75,7. Im Vergleich zu Gold war Silber damit so billig wie vor gut einem Jahr.

Platin und Palladium wurden gestern von den stark gestiegenen Industriemetallpreisen nach oben gezogen und verteuerten sich um 0,7% bzw. 1,4%. Platin kostet heute Morgen rund 930 USD je Feinunze, Palladium knapp 890 USD je Feinunze. Die Preisdifferenz zwischen diesen beiden Edelmetallen betrug gestern erneut zeitweise weniger als 40 USD.

Die Schweiz hat im Mai deutlich größere Mengen Gold exportiert als in den Vormonaten. Mit 170 Tonnen erreichten die Ausfuhren das höchste Niveau bislang in diesem Jahr. 70% davon wurde nach Asien verschifft. Nach Indien exportierte die Schweiz so viel Gold wie zuletzt im November 2015 (67,8 Tonnen). Hierbei könnte es sich teilweise um vorgezogene Goldkäufe der Inder handeln, da dort zum 1. Juli eine 3%-ige Mehrwertsteuer auf den Kauf von Gold eingeführt wird.

Dagegen beliefen sich die Schweizer Ausfuhren nach China und Hongkong zusammen auf "nur" 51,2 Tonnen und waren damit etwas geringer als im Vormonat. Alles in allem zeigen die Schweizer Daten eine robuste asiatische Goldnachfrage.


Industriemetalle

Die Metallpreise haben sich gestern deutlich erholt, allerdings ohne zwingenden Grund. Für Zink und Blei ging es 3,3% bzw. 2,7% nach oben, auch Nickel legte über 2% zu. Offenbar haben einige Marktteilnehmer die teilweise niedrigen Preisniveaus als attraktive Kaufgelegenheiten erachtet und entsprechend gehandelt. Kupfer verteuerte sich um 1,5% auf 5.740 USD je Tonne, wo es auch heute Morgen noch notiert. In der "Grasberg"-Mine in Indonesien, der weltweit zweitgrößten Kupfermine, soll der seit dem 1. Mai andauernde Streik einiger Arbeiter um einen weiteren Monat verlängert werden.

Die Beschäftigten protestieren gegen die Personalpolitik des Minenbetreibers, der zuvor mehrere Tausend Arbeiter entlassen hatte. Laut Angaben der Gewerkschaft streikt im Vergleich zum letzten Monat allerdings nur noch die Hälfte der Arbeiter. Aussagen des Minenbetreibers zufolge läuft die Produktion in der Mine zwar nicht optimal, die Lieferungen von Kupferkonzentrat seien aber nicht beeinträchtigt.

Die International Copper Study Group (ICSG) hat für den globalen Kupfermarkt einen hohen saisonbereinigten Angebotsüberschuss von 72 Tsd. Tonnen im ersten Quartal gemeldet. Dieser kommt demnach durch eine schwache Nachfrage zustande. Ausgehend von China war diese laut ICSG im Jahresvergleich um 3% rückläufig. Aufgrund einer hohen Verfügbarkeit von Kupferschrott war die Produktion von Kupferraffinade nahezu unverändert. Die Minenproduktion ging dagegen streikbedingt spürbar zurück.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis hat nicht nur seine Gewinne von vor gut einem Monat wieder abgeben, als der Preis innerhalb weniger Tage auf über 85 US-Cents je Pfund empor schoss. Vielmehr ist er inzwischen weit unter das Ausgangsniveau vor der Preisspitze gefallen und notiert bei unter 68 US-Cents je Pfund so niedrig wie im Oktober 2016. Zuletzt drückten mehrfach enttäuschende US-Exportzahlen auf die Stimmung.

Vor allem aber lastet die Erwartung einer verbesserten Versorgung mit Baumwolle auf den Notierungen. Zwar wird für 2017/18 ein weiteres Defizit am globalen Baumwollmarkt prognostiziert, doch außerhalb Chinas steigen die Bestände. Die Juni-Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums haben diese Erwartung nochmals bestärkt. Denn bei einem gegenüber der Vormonatsprognose unveränderten Lagerabbau in China von 9 Mio. Ballen korrigierte das USDA für den Rest der Welt den erwarteten Lageraufbau leicht von 6,7 Mio. auf 7,5 Mio. Ballen nach oben.

In Indien und Pakistan soll die Produktion wegen stärkerer Regenfälle und einer größeren Fläche jeweils um rund 1,5 Mio. Ballen gegenüber Vorjahr steigen. Den höchsten Anteil am weltweiten Produktionsanstieg in der Saison 2017/18 sollen aber die USA mit einem Plus von 2 Mio. Ballen (+12%) haben. Allerdings erachten einige Beobachter die bisher vom USDA angesetzte Aufgaberate bei US-Baumwolle als zu niedrig, nachdem es in einigen Regionen zu nass, in vielen anderen aber auch deutlich zu trocken war.



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