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Finanzanleger kehren Rohstoffen den Rücken

26.06.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Trotz einer leichten Preiserholung am Freitag schlossen die Ölpreise die letzte Handelswoche mit dem fünften Wochenverlust in Folge ab. Die Preiserholung setzt sich zu Beginn der neuen Handelswoche fort. Brent steigt auf 46 USD je Barrel, WTI auf 43,5 USD je Barrel. Um mehr als eine technische Gegenbewegung nach dem Absturz auf ein 7-Monatstief bei Brent bzw. 10-Monatstief bei WTI Mitte letzter Woche dürfte es sich dabei allerdings nicht handeln.

Die Nachrichtenlage bleibt weiterhin negativ. So haben die Ölproduzenten in den USA ihre Rekordserie auf 23 Wochen steigender Bohraktivität ausgedehnt. In der letzten Berichtswoche kamen laut Baker Hughes 11 neue Ölbohrungen hinzu, womit die Dynamik nach zwei schwächeren Wochenzuwächsen sogar wieder zugenommen hat. Bis sich der jüngste Preisrückgang unter 45 USD je Barrel bei WTI in der Bohraktivität bemerkbar macht, dürfte es noch etwas dauern. Denn zwischen Planung und Durchführung der Bohrungen liegen mehrere Wochen. Zudem schöpfen die (Schiefer-) Ölproduzenten noch aus einem erheblichen Reservoir an unvollendeten Ölquellen, die ohne größeren Kostenaufwand fertiggestellt werden können.

Ende Mai waren dies laut EIA 5.946. Der jüngste Ölpreisrückgang ging mit einem fortgesetzten Rückzug der Finanzanleger einher. Die CFTC berichtete am Freitag einen nochmaligen starken Rückgang der spekulativen Netto-Long-Positionen bei WTI um 57.878 auf 110.749 Kontrakte. Der Optimismus der Anleger ist damit auf das niedrigste Niveau seit August 2016 gefallen. Die ICE-Daten für Brent dürften heute Mittag ein ähnliches Bild zeigen.

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Edelmetalle

Dem Goldpreis fehlt auch zu Beginn der neuen Handelswoche die Fantasie, so dass Gold zum Handelsstart weiter rund 1.255 USD je Feinunze kostet. Auch in Euro gerechnet ist wenig Bewegung im Goldpreis - er notiert bei rund 1.120 EUR je Feinunze. Silber kostet am Morgen 16,7 USD je Feinunze. Sowohl der Goldpreis als auch der Silberpreis wurden zuletzt wohl durch den Rückzug der spekulativen Finanzanleger in Schach gehalten.

Gemäß CFTC-Statistik wurden die Netto-Long-Positionen bei Gold in der Woche zum 20. Juni um 33% auf 99,4 Tsd. Kontrakte und die bei Silber um 40% auf 26,3 Tsd. Kontrakte reduziert. In beiden Fällen liegen die Netto-Long-Positionen auf 5-Wochentiefs. Ende letzter Woche gab es zudem bei Gold einen ETF-Abfluss von drei Tonnen, der auf den SPDR Gold Trust, den weltweit größten Gold-ETF, zurückzuführen war.

Abflüsse waren auch bei den Platin- und Palladium-ETFs zu beobachten. Am Freitag wurden die Bestände der von Bloomberg erfassten Platin-ETFs um 19,5 Tsd. Unzen abgebaut - der größte Tagesabfluss bislang in diesem Jahr. Tags zuvor verzeichneten die Palladium-ETFs Abflüsse von 15,3 Tsd. Unzen.

Während sich der Platinpreis von den ETF-Abflüssen unbeeindruckt zeigt und heute Morgen bei knapp 930 USD je Feinunze notiert, kam der Palladiumpreis am Freitag unter die Räder und fiel um knapp 3% auf gut 860 USD je Feinunze, was auch mit der Erhöhung der Sicherheitsanforderungen im Futures-Handel durch die CME zu tun haben könnte. Die Preisdifferenz zwischen Platin und Palladium hat sich folglich wieder auf knapp 70 USD ausgeweitet.


Industriemetalle

Die Metallpreise starten weitgehend unverändert in die neue Handelswoche. Kupfer handelt bei rund 5.800 USD je Tonne, Zink notiert bei fast 2.700 USD je Tonne und Nickel kostet gut 9.000 USD je Tonne. In der Woche zum 20. Juni haben sich die spekulativen Finanzinvestoren der CFTC-Statistik zufolge in Scharen bei Rohstoffen zurückgezogen. Im Falle von Kupfer wurden die Netto-Long-Positionen um 22% auf 49,3 Tsd. Kontrakte reduziert.

Die spekulativen Finanzanleger haben damit zum Preisrückgang von Kupfer in der Beobachtungsperiode beigetragen. Da Kupfer sich mittlerweile wieder verteuert hat, dürften auch wieder Netto-Long-Positionen aufgebaut worden sein.

China hat im Mai gemäß Daten der Zollbehörde 3,1 Mio. Tonnen Nickelerz importiert, so viel wie zuletzt vor sieben Monaten. Dabei hat China auch wieder mehr Nickelerz aus Indonesien eingeführt - sogar die größte Menge seit über drei Jahren.

Laut Einschätzung des chinesischen Research-Instituts SMM liegen in den chinesischen Häfen aktuell gut 8 Mio. Tonnen Nickelerz mit einem Nickelgehalt von über 67 Tsd. Tonnen. Daneben hat China auch viel Ferronickel importiert. Die Einfuhren lagen mit 184 Tsd. Tonnen auf einem Rekordniveau und fast 100 Tsd. Tonnen über dem Niveau des Vorjahres. Dagegen waren die Importe von Nickelraffinade mit 19,3 Tsd. Tonnen nur etwa halb so hoch wie im Vorjahr. Sollte die Verfügbarkeit von Nickelerz weiter steigen, dürfte China weniger Nickelraffinade am Weltmarkt kaufen.


Agrarrohstoffe

Nachdem der Maispreis in Chicago Mitte Juni bis auf über 390 US-Cents je Scheffel gestiegen war, ist er zuletzt im meistgehandelten September-Kontrakt wieder unter 370 US-Cents zurückgefallen. Hauptgrund ist die inzwischen wieder bessere Witterung in wichtigen US-Anbaugebieten und die Vorhersage weiterer Regenfälle bei gemäßigten Sommertemperaturen.

Aus dem gleichen Grund gab auch der Sojabohnenpreis wieder nach. Bei 911 US-Cents je Scheffel schloss er am Freitag nochmal niedriger als zu Monatsbeginn und auf dem niedrigsten Stand seit über einem Jahr. Auch der Weizenpreis in Chicago gab nach einem steilen Anstieg im Zuge der Konsolidierung zuletzt nach. Am 20. Juni hatte er bei 488 US-Cents je Scheffel auf dem höchsten Stand seit einem Jahr geschlossen, nun notiert er nur noch bei 473 US-Cents.

Der fundamentale Grund für höhere Weizenpreise bleibt aber bestehen: Die Hitzewelle, die viele wichtige Anbaugebiete der Welt, darunter Teile der US-Plains und der EU, im Griff hat. Die globale Ernte, die bereits jetzt unter Vorjahr geschätzt wird, dürfte damit weiter nach unten korrigiert werden.

Noch geht das US-Landwirtschaftsministerium von einem weiteren Überschuss in der Saison 2017/18 aus. Dieser dürfte zunehmend fraglich werden. Bezieht man dann noch ein, dass 43% der weltweiten Weizenvorräte in China lagern und hier 2017/18 ein kräftiger weiterer Lageraufbau erwartet wird, so wird der Rückgang der Bestände in den wichtigsten Exportländern wohl stärker ausfallen als bisher prognostiziert.



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