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Erneuter Stimmungswechsel am Ölmarkt?

29.06.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise legten gestern den zweiten Tag in Folge deutlich zu und setzen ihre Erholung auch heute fort. Brent steigt auf 47,5 USD je Barrel, WTI auf 45 USD je Barrel. Von den am Montag verzeichneten Tiefständen bedeutet dies einen Anstieg um ca. 2,5 USD. Offensichtlich scheint die Stimmung der Marktteilnehmer zu drehen. Nicht anders lässt sich die positive Marktreaktion auf die gestrigen US-Lagerdaten erklären. Das US-Energieministerium berichtete einen geringen Anstieg der Rohölbestände in der letzten Woche um 118 Tsd. Barrel. Die Erwartung eines Lagerabbaus um 2,2 Mio. Barrel wurde damit deutlich verfehlt.

Das API hatte am Vortag allerdings einen noch stärkeren Anstieg berichtet. Die Benzinvorräte sanken dagegen unerwartet deutlich um 894 Tsd. Barrel. Besonders auffällig und für die Preisreaktion maßgeblich war wohl der Einbruch der US-Rohölproduktion um 100 Tsd. Barrel pro Tag, was dem stärksten Wochenrückgang seit fast einem Jahr entsprach. Dahinter dürften allerdings in erster Linie temporäre Sonderfaktoren stehen. So war in der Berichtswoche aufgrund von Tropensturm Cindy vorübergehend 16% der US-Ölproduktion im Golf von Mexiko lahmgelegt.

Außerdem kam es in der letzten Woche laut US-Energieministerium zu einem Rückgang der Ölproduktion in Alaska um 35 Tsd. Barrrel pro Tag, was auf Wartungsarbeiten zurückzuführen sein dürfte. Diese Produktionsausfälle dürften in den kommenden Wochen somit wieder aufgeholt werden, so dass mit einem merklichen Anstieg der US-Ölproduktion zu rechnen ist. Von daher ist es fraglich, ob der Preisanstieg gestern wirklich von Dauer sein wird.


Edelmetalle

Gold fällt am Morgen unter 1.250 USD je Feinunze und profitiert somit nicht von der fortgesetzten Schwäche des US-Dollar. In der Folge sinkt der Goldpreis in Euro unter 1.090 EUR je Feinunze auf den niedrigsten Stand seit Ende Dezember. Gold wird zum einen durch die gestern stark gestiegenen US-Aktienmärkte und höhere US-Anleiherenditen in Schach gehalten, was auf einen steigenden Risikoappetit hindeutet. Zum anderen ist die aktuelle Schwäche des US-Dollar größtenteils nicht auf USD-spezifische Faktoren zurückzuführen, sondern auf Faktoren außerhalb des Dollarraums. Zu nennen ist die anhaltende Debatte über den möglichen Ausstieg der EZB aus ihrer ultra-lockeren Geldpolitik.

Zwar versuchte die EZB gestern, die Kommentare von EZB-Präsident Draghi vom Vortag zu relativieren. So richtig gelungen ist dies allerdings nicht, denn der EUR-USD-Wechselkurs steigt heute früh auf ein 13-Monatshoch von mehr als 1,14 und notiert damit 2 US-Cents über dem Niveau vor der Draghi-Rede. Auch in anderen Zentralbanken wird über eine Normalisierung der Geldpolitik nachgedacht.

Kommentare in Richtung näherrückender Zinserhöhungen gab es gestern seitens der Gouverneure der britischen und der kanadischen Zentralbank, woraufhin das Britische Pfund und der Kanadische Dollar deutlich aufwerteten. Ein Großteil der jüngsten USD-Schwäche ist somit der Stärke anderer Währungen geschuldet. Gold profitierte daher zuletzt nur unterdurchschnittlich. Anders wäre es, wenn die USD-Schwäche auf US-spezifische Faktoren zurückzuführen sein würde.


Industriemetalle

Nachdem der nächstfällige Futures-Kontrakt für Eisenerz an der SGX AsiaClear in Singapur schon am Dienstag mit +5,6% den stärksten prozentualen Anstieg seit Anfang Dezember verzeichnete, legte er gestern um weitere 4% zu. Er überstieg dabei wieder die Marke von 60 USD je Tonne und notierte mit 62 USD auf dem höchsten Stand seit fünf Wochen.

Der chinesische Premierminister Li Keqiang sprach vorgestern in seiner Rede im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in der chinesischen Stadt Dalian davon, dass die chinesische Wirtschaft im zweiten Quartal ein stabiles Wachstum beibehalten hat. China sei zudem in der Lage, weiter in einer "angemessenen Spanne" zu wachsen. Dies wurde von den Marktteilnehmern dahingehend interpretiert, dass in diesem Jahr das geplante BIP-Wachstum von mindestens 6,5% erreicht wird.

Ferner wurden daraus offenbar auch Hoffnungen auf eine gute Nachfrage nach Eisenerz abgeleitet. Zudem wird wohl die Stahlproduktion ihr hohes Niveau beibehalten. Denn gestiegene Stahlpreise und bis vor kurzem stark gefallene Rohmaterialpreise (für Eisenerz und Kokskohle) haben zu wieder höheren Gewinnmargen bei den Stahlherstellern geführt.

Die Nachfrage nach Eisenerz kann unseres Erachtens aber problemlos durch das reichliche Angebot befriedigt werden. So wird zum Beispiel gerade von Vale in Brasilien die neue Eisenerzmine "S11D" hochgefahren und BHP Billiton strebt an, die "South Flank"-Mine in Australien zu erschließen.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Sommerweizen an der Getreidebörse von Minneapolis stieg gestern erstmals seit drei Jahren über die Marke von 7 USD je Scheffel. Davon wurde auch der Weizenpreis an der CBOT mit nach oben gezogen. Dieser notiert am Morgen bei 478 US-Cents je Scheffel und nähert sich damit wieder dem Hoch von Ende letzter Woche. Bis zum 12-Monatshoch von Mitte Juni fehlen noch gut 10 US-Cents.

Der Preisauftrieb bei Sommerweizen ist auf neue Wetterprognosen zurückzuführen, welche für die kommenden 6-10 Tage trockenes und warmes Wetter in den nördlichen Präriegebieten der USA vorhersagen. Dadurch bleibt der Stress für die dort heranwachsenden Sommerweizenpflanzen bestehen, was eine weitere Verschlechterung des Pflanzenzustandes zur Folge haben dürfte. Zudem könnte das US-Landwirtschaftsministerium morgen eine geringere Anbaufläche bekanntgeben als zunächst unterstellt.

Der europäische Weizenpreis hat sich im Gegensatz dazu in den letzten Tagen ermäßigt. Kostete eine Tonne Weizen in Paris Anfang letzter Woche noch mehr als 180 Euro, so waren es gestern nur noch 174,5 Euro. Preisbelastend ist der starke Euro (siehe Edelmetalle), welcher die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Exporteure schmälert.

Zudem berichtet Agritel von zufriedenstellender Qualität und hohen Proteingehalten bei der frühen französischen Ernte. Zudem führen die jüngsten Regenfälle in Teilen Europas zu einer Verbesserung der Wachstumsbedingungen bei den noch nicht so weit entwickelten Pflanzen.

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