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Einbruch bei Rohstoffen

31.10.2006  |  Adam Hamilton
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Man fragt sich also, welche seltsame Alchemie den CRB in dieser kaum wahrgenommenen zehnten Revision so radikal verändert hat? Ich berichtete darüber in der Woche, als diese Veränderung passierte, aber hier ist es noch mal kurz zusammengefasst. Die letzte, neunte Revision war nach einem geometrischen Durchschnitt gebildet und gleichmäßig gewichtet. Die neue zehnte Revision ist weder das eine noch das andere. Der heutige CRB Index ist nicht länger geometrisch durchschnittlich und er ist auch nicht gleichmäßig gewichtet. Es ist eine völlig neue Art des CRB-Index.

Nach der neunten CRB-Revision waren seine 17 Komponenten gleich gewichtet und geometrisch durchschnittlich bewertet. Um sich den geometrischen Durchschnitt zu errechnen, multipliziert man alle 17 Rohstoffpreise miteinander und zieht dann aus diesem Ergebnis die 17. Wurzel. Durch diese mathematische Formel hat der geometrische Durchschnitt einen enorm glättenden Effekt. Diese Formel wurde im Fall des CRB angewendet um dafür zu sorgen, dass dieser Index nicht so leicht durch die individuelle Volatilität der enthaltenen Rohstoffe beeinflusst wird.

Interessanterweise war das nicht die einzige Glättung im CRB nach der neunten Revision. Noch bevor der geometrische Durchschnitt, welcher die meiste Volatilität herausnimmt, errechnet wurde, wurden die individuellen Rohstoffpreise anteilsmäßig auf die Futureskontrakte, die in den nächsten sechs Monaten auslaufen, verteilt. Dadurch wurde der CRB nicht nur geometrisch auf die Rohstoffe aufgeteilt sondern auch arithmetisch über die Zeit. Oft erreichen Rohstoffe Spitzenpreise am Kassamarkt, aber die Futurespreise ändern sich umso weniger, je später sie fällig werden. Durch diesen Zeitdurchschnitt wurde der CRB also noch glatter.

Dadurch wurde der CRB zum unnatürlichst geglätteten Index, vergleichbar mit einer älteren Frau, die so viele Schönheitsoperationen hinter sich hat, dass ihr Gesicht nichts mehr von dem ursprünglichen Gesicht widerspiegelt. Im März 2005, kurz vor der zehnten Revision, kam ich zu dem Schluss, dass der CRB so stark geglättet war, dass ihn das als Tradingtool unbrauchbar machte. Er war nur mehr als strategische Messlatte zu verwenden. Die neunte Revision machte den CRB unmanipulierbar und gab ihm die Möglichkeit, seinen wunderschönen Aufwärtstrend ohne große Ausschläge fortzusetzen.

Die neunte CRB Revision war auch gleichmäßig gewichtet, alle 17 Rohstoffkomponenten wurden mit 5,9% im Index gewichtet. Das trug auch zur bekanntlich niedrigen Volatilität des CRB bei. Wenn zum Bespiel Gold um 50% gestiegen wäre, die anderen 16 Rohstoffe sich aber kaum verändert hätten, wäre der CRB höchstens um ein paar Prozentpunkte gestiegen. Obwohl das zu einem glatten CRB geführt hat, war es nicht wirklich realistisch. Zu diesem Zeitpunkt waren auch Rohöl und Orangensaft jeweils mit 5,9 % gewichtet. Hier stellt sich die Frage, ob Orangensaft und Rohöl die gleiche Bedeutung in der heutigen Wirtschaft zukommt.

Weil wir Spekulanten Volatilität mehr lieben, als das normale Volk die Luft zum Atmen, eliminierten die Verantwortlichen für den CRB den Großteil der Faktoren, die dazu führten, dass der Index so unvolatil war. Ein volatilerer Markt würde dazu führen, dass mehr Interesse am CRB-Futuresmarkt entsteht. Das wurde bei der zehnten Revision des CRB dann auch umgesetzt. Je mehr Volatilität, desto mehr Möglichkeiten um zu traden und dadurch auch mehr Händler, die den CRB verfolgen werden. Die zehnte Revision war meiner Ansicht nach ein großer Schritt in die richtige Richtung und eine gute Veränderung für Trader.

Um den CRB wieder relevant zu machen, wurde während der zehnten Revision der geometrische Durchschnitt komplett aus dem CRB gelöscht. Alleine dieser Schritt ist sehr bedeutend und kann einiges daran erklären, warum die Volatilität des CRB seit Juli 2005 so stark zugenommen hat. Durch dieses geometrische Durchschnittsschema wurde der CRB immer wieder ins Gleichgewicht gebracht. Durch die Mathematik, die hinter dem geometrischen Durchschnitt lag, wurde sichergestellt, dass ein steigender Rohstoffpreis wenig Einfluss auf das Verhalten des Index hatte, während fallende Rohstoffpreise den Index mehr beeinflussten. Der heutige neue CRB enthält keine der Faktoren, die seinen Vorgänger so stark beeinflusst haben.

Die Herausgeber des CRB haben sich auch dazu entschlossen, die gleiche Bewertung der Rohstoffe nicht mehr zu verwenden und auch das erscheint für mich logisch. Es gibt keinen Grund warum Orangensaft in einem Rohstoffindex gleich behandelt werden soll wie Rohöl. Vor allem wenn man bedenkt, dass Orangensaft bei weitem nicht die Bedeutung für eine Weltwirtschaft hat wie Rohöl. Warum sollte man wichtigere Rohstoffe nicht mehr gewichten als unwichtige? In der Woche, als die Änderungen im Juli 2005 durchgeführt wurden, habe ich die neue Gewichtung der zehnten Revision herunter gebrochen und in einem Tortendiagramm veranschaulicht.

Wenn man sich aber alle Rohstoffe ansieht, ist der Energiekomplex sicherlich der wichtigste und mächtigste. Weil man Energie zum heizen und zum kühlen, für jedes Elektrogerät und auch für alle möglichen physischen Transporte braucht, ist der Energiesektor der mit Abstand wichtigste. Aus diesem Grund haben auch die Herausgeber des CRB die Gewichtung der Energiewerte in der zehnten Revision stark erhöht. In der neunten Revision war der Anteil am CRB mit 17,6% gleich hoch wie die Gewichtung von Getreide und sogar viel geringer als die Gewichtung von tropischen Rohstoffen wie Kakao und Kaffee. In der zehnten Revision wurde der Energiesektor stark aufgewertet und liegt jetzt bei 39,0%. Somit ist der Energiesektor auch der bei weitem am stärksten gewichtete Sektor des CRB. Was aber für den letzten Absturz des CRB noch relevanter war, war die Tatsache, dass auch die Gewichtung von Erdöl stark zugenommen hat. Sie stieg von 5,9% im alten CRB auf 23,0% im neuen CRB!

Meiner Meinung nach ist diese Gewichtung infolge der heutigen Bedeutung von Öl vollkommen berechtigt, wobei technische Trader nicht vergessen dürfen, dass dadurch der heutige CRB allein fast zu einem Viertel aus Öl besteht. Mit dieser extrem starken Gewichtung und der Tatsache, dass die alte geometrische Glättung nicht mehr verwendet wird, wird der heutige CRB beängstigender Weise viel mehr von Öl beeinflusst als sein Vorgänger. Wie sich also Öl verhält, so verhält sich auch der CRB. Das ist in diesem Chart, der die zehnte Revision darstellt, klar zu erkennen.
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In der Zeit nach seiner neunten Revision war der CRB nicht wirklich stark von Öl beeinflusst. Es gab Zeiten, in denen der CRB sich stark veränderte, während Öl sich kaum veränderte, ebenso wie es Zeiten gab, als sich der CRB kaum veränderte aber Öl einen Spike bildete. Was unsere heutige Situation aber vielleicht am eindruckvollsten widerspiegelt, ist der Anstieg des CRB während der Ölkorrektur Ende 2004, weil die anderen Rohstoffe während dieser Korrektur von Öl weiter gestiegen sind.

Mit einer 5,9%-Gewichtung und geometrischer Glättung hatte Öl damals keinen großen Einfluss auf den CRB. Der einzige Zeitabschnitt, in dem Öl und der CRB sich gleich verhielten, war in der im obigen Chart angezeigten dritten bedeutenden Ölrallye. Damals entwickelte sich aber der Löwenanteil der CRB-Rohstoffe parallel zu Öl. Wenn Öl sich aber anders entwickelte als die anderen Rohstoffe, verhielt sich der CRB während der neunten Revision wie der Großteil der Rohstoffe und ließ sich nicht von einem einzelnen beeinflussen, auch nicht von Öl.

Aber seit Juli 2005 hat sich das für immer geändert. Ohne geometrische Glättung bedeutet das für den Index eine viel höhere Volatilität und mit einer Gewichtung von 23,0% hatte Öl plötzlich den vier- bis 23-fachen Einfluss der anderen 18 Komponenten des alten CRB. Nicht erstaunlich, dass der CRB seit Juli 2005 sehr von Öl abhängig ist. Wenn sich der Ölpreis verändert folgt ihm der CRB. Das bedeutet auch, dass das Schicksal des Öls der wichtigste Faktor für die technische Entwicklung des CRB ist. Wenn sich Öl verändert, verändert sich auch der CRB.

Das führt zu zwei überkritischen Beobachtungen über den aktuellen Rohstoffeinbruch, der sogar bei den langfristigen Investoren zu Unsicherheit führt. Die Erste ist, dass der CRB viel volatiler ist als er nach der neunten Revision, also über die letzte Dekade, war. Es macht wenig Sinn, einen nicht geometrisch durchschnittlich bewerteten Index mit ungleicher Gewichtung mit einem geometrisch durchschnittlich bewerteten, gleichmäßig gewichteten Index zu vergleichen.


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