Rückblick und Ausblick, Warnung von Goldkäufen auf Papier
19.01.2005 | Martin Siegel
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Am 24.09.1989 zitierten wir eine Aussage der Heraeus Goldhandel GmbH: "Wenn in den USA nicht soviel Gold auf Papier verkauft werden würde, hätten wir heute schon erheblich höhere Preise". Die Äußerungen Seilers bestätigen, daß die Manipulation des Goldpreises nicht wie bislang von den meisten Marktteilnehmern angenommen wird, erst Anfang der 90er Jahre sondern bereits Mitte der 80er Jahre eingesetzt hat. Dabei stieg der Goldpreis noch bis zum Jahreswechsel 1987/1988 bis auf 500 $/oz. Besonders wichtig, auch im Hinblick auf die heutigen Entwicklungen am Goldmarkt, ist auch der Hinweis der Heraeus, der die Manipulation des Goldpreises ebenfalls eindrucksvoll bestätigt.
Die 1988 einsetzenden Goldverkäufe der Niederlande und Belgiens könnten darauf hindeuten, daß die Zentralbanken bereits damals gezwungen wurden, ihr Gold abzugeben, um in den Vorjahren entstandene Schieflagen bei Shortpositionen der Investmentbanken aufzufangen. Mit der Bestätigung der Goldpreismanipulation über einen Zeitraum von bis jetzt 20 Jahren, der massiven Goldabgaben der Zentralbanken und des dennoch seit Ende 1999 steigenden Goldpreises, ist davon auszugehen, daß der gesamte Goldmarkt von Schieflagen bein Investmentbanken und Hedgefonds völlig durchsetzt ist.
Wenn Heraeus bereits Ende 1989 feststellt, daß der Goldpreis ohne den Goldhandel auf Papier erheblich höher notieren würde, wieviel mehr muß dies dann für die heutige Situation zutreffen, in der die Derivatevolumen der Investmentbanken das vielfache einer Jahresproduktion erreichen und praktisch täglich neue Möglichkeiten erfunden werden, um Gold auf Papier zu verkaufen?
Warnung
Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen warnen wir an dieser Stelle ausdrücklich vor Investments in Gold-Zertifikaten und anderen Goldprodukten z.B. Exchange Traded Funds (ETF) auf Papier. Bei diesen Papieren handelt es sich um Schuldverschreibungen von Banken, die nichts mit der Anlage in Gold zu tun haben. Investoren, die solche Papiere kaufen, haben keine Zugriffsmöglichkeit auf das hinterlegte Gold und keinerlei Lieferansprüche.
Es gibt keine Möglichkeit, eine Goldhinterlegung zu prüfen. Selbst wenn für die Zertifikate tatsächlich Gold eingelagert würde, könnten die Banken dieses Gold mehrfach ausleihen, wie dies bei Papiergeldeinlagen praktiziert wird (fractional banking). Das Geld, das Anleger beim Kauf von Gold auf Papier investieren, kann von den Banken sogar am Terminmarkt eingesetzt werden, um den Goldpreis zu drücken. Je mehr Gold auf Papier gekauft wird, desto mehr Möglichkeiten werden den Investmentbanken eingeräumt, den Goldpreis an den Terminmärkten zu manipulieren.
Wir gehen bereits jetzt davon aus, daß das Volumen des auf Papier verkauften Goldes das Volumen sämtlicher verbliebener Zentralbankvorräte übersteigt. Die Situation wird sich dramatisch zuspitzen, da sich die physische Goldnachfrage trotz der "Erfolge" der Papiergold-Produkte weiter erhöht und die Zentralbankreserven aufgezehrt werden. Vor allem indische und chinesische Anleger weigern sich, Gold auf Papier zu kaufen. Sobald es am physischen Markt zu echten Engpässen kommt, wird der Papiergold-Markt zusammenbrechen.
Die Zertifikate werden bei einer Bankenkrise wertlos verfallen und im besten Fall werden die Anleger mit entwerteten Papiergeld abspeist und müssen zusehen, wie ihnen der Preis für physisch lieferbares Gold davon rennt und sie keine Chance mehr haben, Gold physisch zu erwerben. Möglicherweise werden Kapitalverkehrskontrollen oder Bankenschließungen die Lage noch verschärfen. Der Entwurf eines solchen Szenarios verdeutlicht den Widersinn von Goldkäufen auf Papier eindrucksvoll. Gold darf niemals als Schuldverschreibung einer Bank sondern muß immer physisch gekauft werden und im Zugriff des Anlegers bleiben.
© Martin Siegel
Quelle: Auszug aus der Gold Markt", Ausgabe 25/2004