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OPEC-Produktionsdisziplin bröckelt

14.07.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Monatsbericht der Internationalen Energieagentur sorgte gestern zunächst für Abgabedruck. Der Brentölpreis fiel bis auf 47,2 USD je Barrel, WTI auf 45 USD je Barrel. Später im Handelsverlauf erholten sich die Preise wieder und gingen gut einen USD höher aus dem Handel. Heute Morgen notiert Brent wenig verändert bei 48,5 USD, WTI bei gut 46 USD. Der IEA-Bericht überraschte mit einigen gegensätzlichen Aussagen.

Der Rückgang der Disziplin der OPEC-Länder bei der Einhaltung der Produktionskürzungen im Juni auf nur noch 78% sorgte für Ernüchterung. Hauptverantwortlich dafür war Saudi-Arabien, das seine Produktion auf mehr als 10 Mio. Barrel pro Tag erhöhte und damit die von ihm zugesagte Produktionsmenge exakt erreichte. Dadurch wird die schwächere Umsetzung bei anderen Ländern nun stärker sichtbar. Dies gilt insbesondere für den Irak, der im Juni lediglich 29% seiner Kürzungszusage erfüllte. Auch Libyen und Nigeria steigerten ihre Produktion weiter.

Die OPEC als Ganzes förderte im Juni 32,6 Mio. Barrel pro Tag, was nur leicht unter dem von der IEA geschätzten Bedarf an OPEC-Öl für 2018 liegt. Der Spielraum für eine Ausweitung der OPEC-Produktion nach dem Auslaufen der Kürzungen im nächsten Frühjahr ist also begrenzt. Auf der anderen Seite erhöhte die IEA ihre Nachfrageschätzung für das zweite Quartal bei einem gleichzeitig geringeren Nicht-OPEC-Angebot.

In der Folge wies der Ölmarkt im letzten Quartal ein beträchtliches Defizit auf, was zu einem merklichen Rückgang der OECD-Lagerbestände im Mai führte. Dieser dürfte sich bis zum Ende des Jahres fortsetzen, solange die OPEC ihre Produktion nicht deutlich weiter erhöht.

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Edelmetalle

Wie der Verband der europäischen Automobilproduzenten heute Morgen mitteilte, hat die Dynamik der Autoneuzulassungen in der EU im Juni merklich nachgelassen (+2,1% gegenüber Vorjahr). Hierzu trug auch der deutsche Automarkt bei. Im ersten Halbjahr wurden aber 8,2 Mio. Autos in der EU neu zugelassen, 4,7% mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Dies war das beste erste Halbjahr seit 10 Jahren.

Der Platinpreis hat hiervon jedoch nicht profitiert. Nach zwei schwachen Monaten zuvor sind die Autoabsätze in China im Juni gemäß Daten des Verbands der chinesischen Automobilproduzenten im Vergleich zum Vorjahr wieder leicht um 2,3% auf 1,83 Mio. Stück gestiegen.

Im ersten Halbjahr wurden demnach 11,25 Mio. Autos in China verkauft. Das Wachstum betrug aber nur noch magere 2,1% (erstes Halbjahr 2016: 9,1%). Es war zugleich die niedrigste Steigerungsrate für das erste Halbjahr seit mindestens 12 Jahren. Unter den verschiedenen Autotypen erfreuten sich nur noch die SUVs einer hohen Beliebtheit. Industriekreisen zufolge wären die Autoabsätze schwächer ausgefallen, hätten die Hersteller nicht zeitweise hohe Rabatte gewährt.

Einige Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Autoabsätze im zweiten Halbjahr stärker unter Druck kommen könnten, denn es wurden vor allem gegen Ende des letzten Jahres Käufe vorgezogen, bevor zum Jahreswechsel der Steueranreiz bei Autokäufen halbiert wurde. Dies dürfte auch die Nachfrage nach Palladium negativ beeinflussen und einem nachhaltigen Preisanstieg entgegenstehen.


Industriemetalle

Der Aluminiumpreis ist gestern Morgen innerhalb einer Stunde um 2,5% nach oben gesprungen. Auslöser war eine Meldung des chinesischen Internetportals "Mymetal.net", das anscheinend zum Informationsanbieter "Mysteel" gehört, wonach in China die Aluminiumproduktion deutlich gedrosselt werden soll. Konkret hieß es, dass die China Hongqiao Group, Chinas größter Aluminiumhersteller, im Rahmen staatlicher Anordnungen Produktionskapazitäten von 600 Tsd. Tonnen p.a. vorübergehend schließen wird. Vor wenigen Wochen gab das Unternehmen bekannt, veraltete Produktionskapazitäten im Umfang von 250 Tsd. Tonnen p.a. stilllegen zu wollen (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 21. Juni).

Am späten Vormittag gab das Unternehmen selbst eine Meldung heraus, wonach die Schließung veralteter Anlagen durch die Inbetriebnahme neuer Kapazitäten ausgeglichen werden soll. Eine Entscheidung über den Umfang der Stilllegungen sei noch nicht getroffen. Der Aluminiumpreis gab daraufhin allerdings nur einen Teil seiner Gewinne wieder ab.

Während in China die Produktion gedrosselt werden könnte, wird sie andernorts ausgeweitet. So soll zum Beispiel in den USA im nächsten Jahr eine im Frühjahr 2016 wegen der damals niedrigen Preise stillgelegte Schmelze mit einer Kapazität von gut 160 Tsd. Tonnen p.a. wieder in Betrieb genommen werden. Neben umfangreichen Erweiterungen im Nahen Osten soll auch in Russland eine Schmelze nach jahrelangem Baustopp bis 2020 fertiggestellt werden (430 Tsd. Tonnen p.a.).


Agrarrohstoffe

Die nach dem WASDE-Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums begonnene Korrektur bei den Getreidepreisen setzte sich gestern fort. Weizen gab an der CBOT fast 5% auf 512 US-Cents je Scheffel nach. Bei Mais belief sich das Minus auf gut 4%. Der Preis fiel auf 370 US-Cents je Scheffel. Sojabohnen verbilligten sich um 4,5% auf 987 US-Cents je Scheffel. Damit wurden jeweils sämtliche Gewinne seit Anfang Juli wieder rückgängig gemacht.

Auslöser für den Preisrutsch waren Meldungen über kühlere Temperaturen und Regenfälle in einigen Anbaugebieten des Mittleren Westens. Davon profitierten insbesondere die östlichen und mittleren Regionen. Die weiter westlich gelegenen Gebiete bleiben dagegen weiterhin trocken und warm. Entsprechend ziehen die Notierungen heute wieder an.

Das US-Landwirtschaftsministerium senkte seine Schätzung für die weltweite Weizenernte 2017/18 nur geringfügig auf 738 Mio. Tonnen. Abwärtsrevisionen für die USA, Australien, China und die Ukraine wurden durch eine Aufwärtsrevision für Russland teilweise ausgeglichen. Der globale Weizenmarkt soll damit einen Angebotsüberschuss von 2,5 Mio. Tonnen aufweisen. Bislang wurde dieser auf knapp 5 Mio. Tonnen geschätzt.

Bei Mais sorgte eine höher als erwartete US-Ernte für eine Aufwärtsrevision der weltweiten Produktion um 5 Mio. auf 1.037 Mio. Tonnen. Das globale Marktdefizit soll aber noch immer beträchtliche 27 Mio. Tonnen betragen. Die bisherige Schätzung lag bei gut 30 Mio. Tonnen.



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