Erstes OPEC-Land wirft das Handtuch
19.07.2017 | Eugen Weinberg
Energie
Die Nachrichtenlage am Ölmarkt ist derzeit sehr widersprüchlich und sorgt damit für einen richtungslosen Seitwärtshandel bei den Ölpreisen. Der Brentölpreis stieg gestern kurzzeitig auf 49,5 USD je Barrel, als Gerüchte aufkamen, Saudi-Arabien könnte seine Öllieferungen im Alleingang um bis zu 1 Mio. Barrel pro Tag reduzieren. Saudi-Arabien stellte später klar, nur zusammen mit den anderen Produzenten Anpassungen beim Angebot vornehmen zu wollen. Entsprechend gab der Preis die Gewinne wieder ab.
Ekuador hat angekündigt, nicht mehr länger das Kürzungsabkommen einhalten und stattdessen die Produktion graduell erhöhen zu wollen. Das südamerikanische OPEC-Land führt finanzielle Schwierigkeiten dafür an. Wir hatten in der gestrigen Tagespublikation gewarnt, dass einzelne OPEC-Länder den preisbedingten Rückgang der Öleinnahmen mit höheren Produktionsmengen auszugleichen versuchen könnten. Ecuador scheint nun diesen Weg zu gehen. Mit einer versprochenen Kürzung um 26 Tsd. Barrel pro Tag trägt Ecuador nur einen Bruchteil zu den OPEC-Gesamtkürzungen von knapp 1,2 Mio. Barrel pro Tag bei.
Einen großen Unterschied macht das alleinige Ausscheren Ekuadors daher nicht. Dies würde sich ändern, wenn andere wichtigere OPEC-Länder diesem Beispiel folgen würden. Ein möglicher Wackelkandidat ist der Irak, der immerhin 210 Tsd. Barrel pro Tag zu den Kürzungen beiträgt, diese zuletzt aber nur noch zur Hälfte umgesetzt hat. Das API berichtete gestern Abend einen unerwarteten Anstieg der US-Rohölvorräte in der letzten Woche um 1,6 Mio. Barrel. Dem standen allerdings ein überraschend kräftiger Abbau der Benzinvorräte um 5,4 Mio. Barrrel und der Destillatebestände um 2,9 Mio. Barrel gegenüber.
Edelmetalle
Der Goldpreis fällt am Morgen unter 1.240 USD je Feinunze, nachdem gestern zwischenzeitlich ein Preisniveau von 1.245 USD verzeichnet wurde. Der US-Dollar, welcher gestern auf handelsgewichteter Basis auf ein 10-Monatstief gefallen war, macht am Morgen einen Teil seiner gestrigen Verluste wett. Dies sorgt ebenso für Abgabedruck auf Gold wie der Anstieg des S&P-500 auf ein Rekordniveau.
Der VIX-Index, der die implizite Aktienmarktvolatilität des S&P-500 misst, ist im Zuge dessen wieder unter 10 gefallen und nähert sich damit den Tiefständen von Anfang Juni. Der darin zum Ausdruck kommende steigende Risikoappetit und die zunehmende Sorglosigkeit der Anleger zeigt sich auch in anhaltenden Abflüssen aus den Gold-ETFs. Diese verzeichneten gestern erneut Abflüsse von 4,6 Tonnen. Seit Monatsbeginn summieren sich die Abflüsse auf gut 37 Tonnen.
Der Goldpreisanstieg um 40 USD seit Anfang letzter Woche war somit in erster Linie spekulativ getrieben, was ihn auf einem weniger soliden Fundament stehen lässt. Denn spekulative Finanzanleger können sich genauso schnell wieder von ihren Positionen trennen, wenn die Erwartung steigender Preise enttäuscht wird. Von daher gilt es auf die 200-Tage-Linie zu achten, die aktuell bei knapp 1.230 USD verläuft.
Ein Unterschreiten dieser Marke würde vermutlich Anschlussverkäufe auslösen. Die anderen Edelmetalle geben im Schlepptau von Gold ebenfalls nach. Silber nähert sich wieder der Marke von 16 USD je Feinunze, Platin fällt auf 920 USD je Feinunze und Palladium auf gut 860 USD je Feinunze.
Industriemetalle
Nach dem Sprung in den letzten Tagen notiert der Eisenerz-Terminkontrakt an der DCE Dalian in China mit rund 540 CNY bzw. 80 USD pro Tonne auf einem 3-Monatshoch. Seit Monatsbeginn ist der Preis bereits um fast 30% gestiegen. Zwar wird dabei häufig auf eine geringere Verfügbarkeit des hochgradigen Materials und eine starke Nachfrage verwiesen. Jedoch sehen wir aus fundamentaler Sicht Überhitzungstendenzen auf dem Eisenerz- und Stahlmarkt in China.
So sind dank hoher Importe - im ersten Halbjahr hat China mit rund 540 Mio. Tonnen 9,2% mehr Eisenerz importiert als vor einem Jahr - die Eisenerzbestände in chinesischen Häfen zuletzt auf rekordhohe 140 Mio. Tonnen gestiegen. Auch auf der Nachfrageseite dürften in Kürze Sättigungseffekte eintreten. So sind die Immobilienpreise in den größten Städten Chinas im Juni erstmals seit Februar 2015 im Monatsvergleich gefallen.
Der Boom in Chinas Bausektor, dem mit Abstand wichtigsten Metallabnehmer, dürfte sich daher verlangsamen und sich die Stimmung an den Metallen entsprechend eintrüben. Für den jüngsten Preisanstieg bei Stahl und Eisenerz in China dürften auch die kurzfristigen Finanzanleger mitverantwortlich gewesen sein. In den letzten Monaten haben sich die chinesischen Anleger offensichtlich erneut verstärkt bei Rohstoffen engagiert, was man vor allem an gestiegenen Handelsvolumen ablesen kann.
Auch an der LME haben die Anleger offensichtlich zum jüngsten Preisanstieg z.B. bei Blei beigetragen (Grafik des Tages).
Agrarrohstoffe
Dass sich US-Weizen in den letzten Wochen deutlich stärker verteuerte als Weizen in Paris, ist auch dem aufwertenden Euro geschuldet. Gegenüber dem US-Dollar schloss er gestern so hoch wie zuletzt Anfang 2015. Dies drückt auf die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Weizenanbieter. Hinzu kommt, dass die Konkurrenz insbesondere durch das russische Angebot hart werden dürfte. Die russische Weizenproduktion verspricht nahe des Rekords des Vorjahres zu liegen, das USDA hat seine Prognose seit Mai um 5 Mio. Tonnen auf 72 Mio. Tonnen angehoben.
Die russische Agentur IKAR hat zuletzt ihren Prognosekorridor nach oben verschoben und hält in der Spitze sogar 75 Mio. Tonnen für möglich. Als Lieferanten proteinreichen Weizens, der als besonders knapp gilt und sich daher in den letzten Wochen stark verteuert hatte, sind aber eher die USA, Kanada und Australien bekannt. In allen drei Ländern ist mit einer deutlich niedrigeren Ernte als im Vorjahr zu rechnen. 2016/17 erntete Australien rekordhohe 35 Mio. Tonnen, Kanada sehr hohe 31,7 Mio. Tonnen.
Auch die US-Ernte hatte positiv überrascht. Nun soll die Produktion bedingt durch Trockenheit in den USA um ein Viertel, in Australien sogar um ein Drittel sinken. In Kanada beträgt das Minus wohl immerhin 10%. Trotzdem prognostiziert das USDA nach einem Überschuss 2016/17 von 16 Mio. Tonnen auch für 2017/18 einen weiteren kleinen Lageraufbau, der Internationale Getreiderat immerhin einen ausgeglichenen Markt.
Die Nachrichtenlage am Ölmarkt ist derzeit sehr widersprüchlich und sorgt damit für einen richtungslosen Seitwärtshandel bei den Ölpreisen. Der Brentölpreis stieg gestern kurzzeitig auf 49,5 USD je Barrel, als Gerüchte aufkamen, Saudi-Arabien könnte seine Öllieferungen im Alleingang um bis zu 1 Mio. Barrel pro Tag reduzieren. Saudi-Arabien stellte später klar, nur zusammen mit den anderen Produzenten Anpassungen beim Angebot vornehmen zu wollen. Entsprechend gab der Preis die Gewinne wieder ab.
Ekuador hat angekündigt, nicht mehr länger das Kürzungsabkommen einhalten und stattdessen die Produktion graduell erhöhen zu wollen. Das südamerikanische OPEC-Land führt finanzielle Schwierigkeiten dafür an. Wir hatten in der gestrigen Tagespublikation gewarnt, dass einzelne OPEC-Länder den preisbedingten Rückgang der Öleinnahmen mit höheren Produktionsmengen auszugleichen versuchen könnten. Ecuador scheint nun diesen Weg zu gehen. Mit einer versprochenen Kürzung um 26 Tsd. Barrel pro Tag trägt Ecuador nur einen Bruchteil zu den OPEC-Gesamtkürzungen von knapp 1,2 Mio. Barrel pro Tag bei.
Einen großen Unterschied macht das alleinige Ausscheren Ekuadors daher nicht. Dies würde sich ändern, wenn andere wichtigere OPEC-Länder diesem Beispiel folgen würden. Ein möglicher Wackelkandidat ist der Irak, der immerhin 210 Tsd. Barrel pro Tag zu den Kürzungen beiträgt, diese zuletzt aber nur noch zur Hälfte umgesetzt hat. Das API berichtete gestern Abend einen unerwarteten Anstieg der US-Rohölvorräte in der letzten Woche um 1,6 Mio. Barrel. Dem standen allerdings ein überraschend kräftiger Abbau der Benzinvorräte um 5,4 Mio. Barrrel und der Destillatebestände um 2,9 Mio. Barrel gegenüber.
Edelmetalle
Der Goldpreis fällt am Morgen unter 1.240 USD je Feinunze, nachdem gestern zwischenzeitlich ein Preisniveau von 1.245 USD verzeichnet wurde. Der US-Dollar, welcher gestern auf handelsgewichteter Basis auf ein 10-Monatstief gefallen war, macht am Morgen einen Teil seiner gestrigen Verluste wett. Dies sorgt ebenso für Abgabedruck auf Gold wie der Anstieg des S&P-500 auf ein Rekordniveau.
Der VIX-Index, der die implizite Aktienmarktvolatilität des S&P-500 misst, ist im Zuge dessen wieder unter 10 gefallen und nähert sich damit den Tiefständen von Anfang Juni. Der darin zum Ausdruck kommende steigende Risikoappetit und die zunehmende Sorglosigkeit der Anleger zeigt sich auch in anhaltenden Abflüssen aus den Gold-ETFs. Diese verzeichneten gestern erneut Abflüsse von 4,6 Tonnen. Seit Monatsbeginn summieren sich die Abflüsse auf gut 37 Tonnen.
Der Goldpreisanstieg um 40 USD seit Anfang letzter Woche war somit in erster Linie spekulativ getrieben, was ihn auf einem weniger soliden Fundament stehen lässt. Denn spekulative Finanzanleger können sich genauso schnell wieder von ihren Positionen trennen, wenn die Erwartung steigender Preise enttäuscht wird. Von daher gilt es auf die 200-Tage-Linie zu achten, die aktuell bei knapp 1.230 USD verläuft.
Ein Unterschreiten dieser Marke würde vermutlich Anschlussverkäufe auslösen. Die anderen Edelmetalle geben im Schlepptau von Gold ebenfalls nach. Silber nähert sich wieder der Marke von 16 USD je Feinunze, Platin fällt auf 920 USD je Feinunze und Palladium auf gut 860 USD je Feinunze.
Industriemetalle
Nach dem Sprung in den letzten Tagen notiert der Eisenerz-Terminkontrakt an der DCE Dalian in China mit rund 540 CNY bzw. 80 USD pro Tonne auf einem 3-Monatshoch. Seit Monatsbeginn ist der Preis bereits um fast 30% gestiegen. Zwar wird dabei häufig auf eine geringere Verfügbarkeit des hochgradigen Materials und eine starke Nachfrage verwiesen. Jedoch sehen wir aus fundamentaler Sicht Überhitzungstendenzen auf dem Eisenerz- und Stahlmarkt in China.
So sind dank hoher Importe - im ersten Halbjahr hat China mit rund 540 Mio. Tonnen 9,2% mehr Eisenerz importiert als vor einem Jahr - die Eisenerzbestände in chinesischen Häfen zuletzt auf rekordhohe 140 Mio. Tonnen gestiegen. Auch auf der Nachfrageseite dürften in Kürze Sättigungseffekte eintreten. So sind die Immobilienpreise in den größten Städten Chinas im Juni erstmals seit Februar 2015 im Monatsvergleich gefallen.
Der Boom in Chinas Bausektor, dem mit Abstand wichtigsten Metallabnehmer, dürfte sich daher verlangsamen und sich die Stimmung an den Metallen entsprechend eintrüben. Für den jüngsten Preisanstieg bei Stahl und Eisenerz in China dürften auch die kurzfristigen Finanzanleger mitverantwortlich gewesen sein. In den letzten Monaten haben sich die chinesischen Anleger offensichtlich erneut verstärkt bei Rohstoffen engagiert, was man vor allem an gestiegenen Handelsvolumen ablesen kann.
Auch an der LME haben die Anleger offensichtlich zum jüngsten Preisanstieg z.B. bei Blei beigetragen (Grafik des Tages).
Agrarrohstoffe
Dass sich US-Weizen in den letzten Wochen deutlich stärker verteuerte als Weizen in Paris, ist auch dem aufwertenden Euro geschuldet. Gegenüber dem US-Dollar schloss er gestern so hoch wie zuletzt Anfang 2015. Dies drückt auf die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Weizenanbieter. Hinzu kommt, dass die Konkurrenz insbesondere durch das russische Angebot hart werden dürfte. Die russische Weizenproduktion verspricht nahe des Rekords des Vorjahres zu liegen, das USDA hat seine Prognose seit Mai um 5 Mio. Tonnen auf 72 Mio. Tonnen angehoben.
Die russische Agentur IKAR hat zuletzt ihren Prognosekorridor nach oben verschoben und hält in der Spitze sogar 75 Mio. Tonnen für möglich. Als Lieferanten proteinreichen Weizens, der als besonders knapp gilt und sich daher in den letzten Wochen stark verteuert hatte, sind aber eher die USA, Kanada und Australien bekannt. In allen drei Ländern ist mit einer deutlich niedrigeren Ernte als im Vorjahr zu rechnen. 2016/17 erntete Australien rekordhohe 35 Mio. Tonnen, Kanada sehr hohe 31,7 Mio. Tonnen.
Auch die US-Ernte hatte positiv überrascht. Nun soll die Produktion bedingt durch Trockenheit in den USA um ein Viertel, in Australien sogar um ein Drittel sinken. In Kanada beträgt das Minus wohl immerhin 10%. Trotzdem prognostiziert das USDA nach einem Überschuss 2016/17 von 16 Mio. Tonnen auch für 2017/18 einen weiteren kleinen Lageraufbau, der Internationale Getreiderat immerhin einen ausgeglichenen Markt.