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Ölpreise dank US-Lagerabbau im Aufwind

20.07.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sprangen gestern nach der Veröffentlichung der US-Lagerdaten deutlich nach oben. Brent erreichte fast die Marke von 50 USD je Barrel und schloss auf dem höchsten Stand seit Anfang Juni. Gleiches gilt für WTI mit gut 47 USD je Barrel. Das US-Energieministerium berichtete für die letzte Woche einen kräftigen Lagerabbau auf ganzer Linie.

Die Rohölvorräte fielen um 4,7 Mio. Barrel, die Benzinbestände um 4,4 Mio. Barrel und die Destillatebestände um 2,1 Mio. Barrel. Damit wurden die Erwartungen übertroffen, bei den Ölprodukten sogar deutlich. Das API hatte am Vortag dagegen einen Lageraufbau bei Rohöl berichtet. Der Abbau des Überangebotes in den USA kommt somit voran. Die Rohölvorräte liegen inzwischen auf dem Vorjahresniveau und nicht mehr wie noch im 1. Quartal deutlich darüber. Die Abweichung vom 5-Jahresdurchschnitt beträgt allerdings noch immer 25%.

Der deutliche Lagerabbau bei Benzin und Destillaten führte zu einer Ausweitung der Crackspreads auf mehrmonatige Höchststände, was für eine hohe Rohölverarbeitung und einen weiteren Lagerabbau in den kommenden Wochen spricht. Der Brentölpreis dürfte sich trotzdem schwer damit tun, über die Marke von 50 USD zu steigen. Denn gleichzeitig steigt die Rohölproduktion in den USA und in Libyen weiter. Mit 9,43 Mio. Barrel pro Tag liegt die US-Produktion inzwischen auf dem höchsten Stand seit zwei Jahren.

Die US-Schieferölproduktion soll laut US-Energiebehörde im August den achten Monat in Folge steigen (+112,5 Tsd. Barrel pro Tag) und mit 5,6 Mio. Barrel pro Tag ein Rekordniveau erreichen. Libyen will seine Produktion bis Jahresende auf 1,25 Mio. Barrel pro Tag steigern.

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Edelmetalle

Gold handelt im Vorfeld der EZB-Sitzung bei rund 1.240 USD je Feinunze. In Euro gerechnet kostet Gold 1.075 EUR je Feinunze. EZB-Präsident Draghi könnte heute einen weiteren Hinweis zum Zurückfahren der EZB-Anleihekäufe geben, sollte die EZB in ihrem Kommuniqué zur Sitzung auf die Option einer nochmaligen Anhebung der monatlichen Anleihekäufe verzichten. Dabei muss Draghi allerdings mit Fingerspitzengefühl vorgehen, sonst werden wohl die Zinserhöhungserwartungen und die Renditen der Staatsanleihen steigen. Dies wiederum wäre negativ für Gold.

Die Schweiz hat auch im Juni große Mengen Gold exportiert, vor allem nach Asien. Allerdings beinhaltet die Handelsstatistik einige Überraschungen. So sind gemäß Schweizer Zollbehörde die Ausfuhren nach China und Hongkong sowohl im Vergleich zum Vorjahr als auch im Vergleich zum Vormonat stark auf zusammen 92,5 Tonnen gestiegen. Dies ist der höchste Wert bislang in diesem Jahr. Dagegen sind die Goldexporte nach Indien im Juni eingebrochen. Mit 27,4 Tonnen lagen sie 60% unter dem Mai-Wert.

Die Schweizer Handelsdaten stehen im Gegensatz zu den vom indischen Finanzministerium gemeldeten vorläufigen Goldeinfuhren, die sich auf 72 Tonnen im Juni beliefen (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 12. Juli). Die indischen Goldhändler hatten im Vorfeld der zum 1. Juli in Kraft getreteten Mehrwertsteuer auf Goldkäufe überdurchschnittlich viel Gold gekauft. Offenbar hat Indien diesmal viel Gold aus anderen Ländern importiert.


Industriemetalle

Nicht nur der jüngste Preisanstieg von Blei auf ein 3½-Monatshoch von fast 2.350 USD je Tonne war stark spekulativ getrieben - die Netto-Long-Positionen in den beiden von uns beobachteten Kategorien wurden die letzten vier Wochen in Folge ausgeweitet (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern) -, sondern auch bei Nickel gab es großes spekulatives Kaufinteresse. Nachdem sich die spekulativen Finanzinvestoren bei Nickel fünf Wochen lang zurückgezogen hatten, haben sie zuletzt wieder Wetten auf steigende Preise aufgebaut.

Damit haben sie unseres Erachtens sowohl zu den niedrigen Nickelpreisen davor - Nickel kostete zeitweise nur rund 8.700 USD je Tonne - als auch jetzt stark zum deutlichen Anstieg auf knapp 9.600 USD je Tonne beigetragen. Da sich der Preisanstieg von Nickel nach dem Datenstichtag noch etwas weiter fortsetzte, dürften die Netto-Long-Positionen mittlerweile noch höher sein.

Dagegen wurden die Netto-Long-Positionen bei Aluminium in der letzten Woche etwas deutlicher abgebaut, was den zwischenzeitlichen Preisrückgang unter 1.900 USD je Tonne erklärt. Mit Ausnahme von Zinn und Aluminium setzen die spekulativen Finanzinvestoren generell noch stark auf steigende Metallpreise.

Bei Blei, Kupfer, Nickel und Zink liegen die Netto-Long-Positionen bis zu 45% über dem Durchschnitt seit Beginn der Datenreihen vor etwa drei Jahren. Dies birgt das Risiko einer deutlichen Preiskorrektur, sollten die spekulativen Finanzinvestoren den Industriemetallen den Rücken kehren.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis an der CBOT befindet sich seit Tagen auf dem Rückzug. Heute Morgen fällt der Preis für den meistgehandelten Terminkontrakt erstmals seit Ende Juni wieder unter die Marke von 500 US-Cents je Scheffel. Vor zwei Wochen kostete der entsprechende Kontrakt noch 575 US-Cents. Die globale Versorgungslage bei Weizen ist trotz der zu erwartenden Ernteausfälle in den USA noch immer reichlich.

Die weltweiten Lagerbestände befinden sich nach mehreren beträchtlichen Angebotsüberschüssen in Folge auf einem Rekordniveau. Daran dürfte sich auch 2017/18 nichts ändern. Denn weder das US-Landwirtschaftsministerium USDA noch der Internationale Getreiderat IGC prognostizieren für das laufende Erntejahr auf globaler Ebene ein Marktdefizit und einen Lagerabbau. Im Gegensatz zu Weizen haben Mais und Sojabohnen ihre Preisniveaus verteidigt.

Der Maispreis sprang gestern kurzzeitig auf 390 US-Cents je Scheffel und lag damit nicht weit vom in der letzten Woche verzeichneten 13-Monatshoch entfernt. Sojabohnen kosten nach einem kurzzeitigen Rücksetzer wieder mehr als 1.000 US-Cents je Scheffel. Die bislang vor allem Weizen geltenden Sorgen vor trockenheitsbedingten Ernteausfällen in den USA haben auf Mais und Sojabohnen übergegriffen.

Das USDA berichtete eine weitere Verschlechterung des Pflanzenzustands in der vergangenen Woche. Sowohl bei Mais als auch bei Sojabohnen liegt dieser inzwischen deutlich unter dem Vorjahresniveau und auch unter dem Durchschnitt der letzten 28 Jahre.



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