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Erst Disinflation, dann Deflation: Was bedeutet das für Gold?

28.07.2017  |  Michael Shedlock
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Das Vertrauen in die Notenbanken

Es lohnt sich, die vorletzte der oben abgebildeten Folien genauer unter die Lupe zu nehmen. Hier ein Überblick über den zeitlichen Ablauf:

  • 15. August 1971: Richard Nixon schaffte die Umtauschbarkeit des US-Dollars in Gold ab. Der Goldpreis lag bei 43,15 $ je Unze.

  • 21. Januar 1980: Gold schloss bei 850 $ je Unze. Dieser Kurs sollte jahrzehntelang das Top des Goldmarktes bleiben.

  • März 1980: Die Inflationsrate erreichte in den USA mit 14,8% ihren höchsten Stand. Die Federal Reserve erhöhte den US-Leitzins (die Federal Funds Rate) unter der Leitung des damaligen Notenbankchefs Paul Volcker im Juni 1981 auf den Rekordwert von 20%. Es waren jedoch nicht die Zinserhöhungen an sich, die den Goldpreis einbrechen ließen. Vielmehr war es die Tatsache, dass die Zinsanhebungen die Öffentlichkeit und die Märkte davon überzeugten, dass die Fed alles unter Kontrolle hatte.

  • 11. August 1987: Greenspan wird neuer Vorsitzender der Fed. Beginn der "Great Moderation", d. h. einer Phase mit geringer Volatilität an den Finanzmärkten. Disinflation und langsam sinkende Zinsen waren die Norm. Greenspan erhielt den Beinamen "Maestro". Unter Greenspan erreichte das Vertrauen in die Zentralbanken seinen Höhepunkt.

  • 7. Mai 1999: Die Bank of England gibt bekannt, dass sie ihre Goldreserven zugunsten anderer Vermögenswerte abverkaufen wird. Der Goldpreis lag diesem Zeitpunkt bei 282 $ je Unze. Infolge der vorherigen Ankündigung sank der Kurs bis zur ersten Auktion am 6. Juli 1999 um weitere 10%. Viele Trader shorteten das Edelmetall und das endgültige Tief wurde am 20. Juli bei 252,80 $ verzeichnet. Dieses Tief wird häufig als "Brown's Bottom" bezeichnet, benannt nach dem britischen Finanzminister Gordon Brown.

  • 2000-2007: Die Dotcom-Blase platzte und Greenspan senkte die Zinssätze auf bis dahin beispiellose Tiefstwerte. Anschließend folgten die Entstehung und das Platzen einer Spekulationsblase am Immobilienmarkt. Greenspan verließ die Fed und Ben Bernanke übernahm den Posten den Vorsitzenden. Bernanke senkte die Zinssätze auf fast Null Prozent und beschloss drei Runden quantitativer Lockerungen. Das Vertrauen in die Notenbanken wurde während des Großteils seiner Amtszeit erneut in Zweifel gezogen.

  • 23. August 2011: Der Goldkurs erreicht vor dem Hintergrund der europäischen Schuldenkrise, der Sorgen um Griechenland und der ultra-lockeren Geldpolitik in den USA einen Spitzenstand von 1.923,70 $.

  • 26. Juli 2012: Mario Draghi hält seine berühmte "Whatever-it-takes"-Rede:"Die EZB ist innerhalb ihres Mandats bereit, zu tun, was immer nötig sein wird, um den Euro zu schützen. Und glauben Sie mir, es wird genug sein." Das Vertrauen in die Zentralbanken war vorübergehend wiederhergestellt.

  • 22. November 2015: Der Goldkurs sinkt auf 1.056 $. Im Chart habe ich ein Datum im Dezember angegeben. Das war in etwa die Zeit, in der das zwischenzeitlich wieder gestiegene Vertrauen in die Zentralbanken seinen Zenit überschritt.

  • Gegenwart: Es wird debattiert, ob die US-Notenbank die Zinsen im Verhältnis zur Inflation zu schnell oder zu langsam anhebt und ob sie das Zinsniveau überhaupt erhöhen oder nicht doch wieder senken sollte. Viele Ökonomen raten zu einem höheren Inflationsziel, obwohl die Fed nicht einmal das Ziel von 2% erreichen kann. Die zahlreichen Spekulationsblasen an den Finanzmärkten sind für viele Beobachter offensichtlich, nicht aber für die Federal Reserve.

Der Goldpreis steht in engem Zusammenhang mit dem Vertrauen in die Zentralbanken. Wenn Sie glauben, dass weite Teile der Öffentlichkeit und der Märkte dieses Vertrauen in Zukunft erneut verlieren werden, sollten Sie Ihre Goldrücklagen aufstocken.


Deflation in Sicht?

Zeichnet sich am Horizont eine Deflation ab? Ja, uns zwar eine Deflation der Assetpreise - eine sehr zerstörerische Variante der Deflation. Ein Rückgang des Verbraucherpreisindex ist dagegen nichts, was man fürchten müsste. Ganz im Gegenteil, sinkende Verbraucherpreise sind sogar von Nutzen. Wenn das Preisniveau abnimmt, steigt dadurch per Definition die Kaufkraft und damit auch der Lebensstandard.

Dennoch haben die Zentralbanken (allen voran die Fed, die EZB, die Bank of Japan und die Chinesische Volksbank) in dem Versuch die Inflationsraten zu erhöhen, närrischerweise Billionen von Dollar in die Wirtschaft gepumpt. Statt den Verbraucherpreisindex anzuheben, haben sie auf diese Weise allerdings nur zahllose Spekulationsblasen entstehen lassen. Wenn diese Blasen platzten - und das tun sie eines Tages immer - werden die mit Hilfe aufgeblähter Vermögenswerte gedeckten Bankenkredite in Not geraten.

Genau das ist bereits während der Immobilienblase geschehen und es wird wieder geschehen. Vielleicht wird eine solche Krise diesmal auf globaler Ebene nicht ganz so schwerwiegende Folgen haben, aber für die EU könnte sie in einer Katastrophe enden.


Eine wirtschaftliche Herausforderung für Keynesianer

Zu all den weithin akzeptierten, aber vollkommen falschen ökonomischen Ansichten zählt auch der absurde Glaubenssatz, dass sinkende Verbraucherpreise schlecht für die Wirtschaft seien und man etwas dagegen unternehmen müsse. Ich habe dieses Thema viele Male kommentiert und mein Standpunkt wird nicht nur durch solide Wirtschaftstheorien, sondern auch durch historische Beispiele gerechtfertigt. (Eine gute Zusammenfassung meiner Sichtweise finden Sie in diesem Artikel)

Meine Herausforderung an alle Keynesianer - "Beweisen Sie, dass steigende Preise einen gesamtwirtschaftlichen Nutzen haben" - ist übrigens ohne Antwort geblieben. Niemand ist darauf eingegangen, weil sowohl die Geschichte als auch simple Logik zeigen, dass Bedenken bezüglich einer Deflation der Verbraucherpreise völlig fehl am Platze sind.


Die Deflationsstudie der BIZ

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich hat vor zwei Jahren eine historische Studie durchgeführt und festgestellt, dass routinemäßige Deflation keinerlei Problem darstellt:

"Deflation kann die Produktionsleistung sogar steigern. Niedrigere Preise führen zu höheren Reallöhnen und höherem Realvermögen. Auch Exportgüter werden dadurch wettbewerbsfähiger."

Schädlich ist dagegen die Deflation von Finanzblasen. Wenn Spekulationsblasen platzen, ist auch eine Schuldendeflation nicht zu verhindern. Die fehlgeleiteten Versuche der Zentralbanken, gegen ein normales Absinken der Verbraucherpreise anzukämpfen, sind der Grund für die Entstehung der destruktivsten Assetblasen, die die Märkte je gesehen haben. Eines Tages werden sie unweigerlich in sich zusammenfallen.

Die ökonomischen Analphabeten unter den Marktkommentatoren klagen indes über die Preisdeflation, ebenso wie zahlreiche Wirtschaftswissenschaftler und Notenbanker. Die ultimative Ironie an dieser ohnehin schon lächerlichen Debatte ist, dass die Geldpolitik der Zentralbanken durch die explodierenden Aktienkurse die massive Ungleichheit der Vermögensverteilung zusätzlich verstärkt.


© Michael Shedlock
www.globaleconomicanalysis.blogspot.de



Der Artikel wurde am 20.07.2017 auf www.mishtalk.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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