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Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei

19.08.2017  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
Im Faust, Kapitel 5, skizziert Goethe die typische Geisteshaltung des Durchschnittsbürgers. Gleichgültigkeit gegenüber Gefahren, solange sie nur weit weg zu sein scheinen, seine völlige Befangenheit in der täglichen Routine und der Hingabe an die oberflächlichen Vergnügungen des Augenblicks, wie sorgfältig vorgedachte Fernsehsendungen, Fußball-Stammtische, den nächsten Urlaub, das nächste Auto und andere "wichtige Dinge".

Sie erinnert in peinlicher Weise an die jetzige vorherrschende Geisteshaltung und Einstellung unserer heutigen Gesellschaft, die die drohende Weltkrise nebst ihren notwendigen Bereinigungsvorgängen ausblendet und durch den absoluten Mangel eines Willens zu den geringsten Vorbereitungen, sowie die Verweigerung des geringsten Vorausdenkens, ja überhaupt selbständigen Denkens ohne schablonenhafter Massenmedienberieselung, gekennzeichnet ist. Der größte deutsche Dichter fasste das einst mit diesem Achtzeiler zusammen:

"Nichts bessres weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen,
als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
wenn hinten, weit in der Türkei,
die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
und sieht den Fluss hinab die bunten Schiffe gleiten.
Und kehrt am Abend froh nach Haus
und segnet Fried und Friedenszeiten."


Zugegeben, der Vergleich hinkt ein wenig, denn damals wie heute kann sich keineswegs jeder leisten, an einem Fluss mit Blick auf gleitende Schiffe zu wohnen, zu einem Gläschen (oder zwei) aber reicht es allemal, selbst für Rentner. Und die Türkei ist, wie man an der neuen Führung dort und auch an gewissen deutschen Stadtteilen leicht erkennen kann, auch nicht mehr "hinten weit entfernt" im sicheren Abseits (zumindest, was Krieg betrifft) für den biederen Bürger. Und Völker schlagen dort im Moment auch nicht aufeinander ein, höchstens eine Regierung auf die Journalistenvölker.

Dass aber eine Rückführung auf normale und gesunde Verhältnisse auf Grund der Naturgesetze unvermeidlich ist, leuchtet ein. Wenn Personen, Firmen oder ganze Staaten jahrzehntelang weit über ihre Verhältnisse leben und dabei globale Gesamtschulden in Höhe von etwa 900.000 Milliarden $ und Derivateverpflichtungen von geschätzt weiteren 500.000 Milliarden $ anhäufen, ist dieses kleine Problem mit normalen, gängigen Mitteln nicht zu bewältigen. Wenn die in absurde Höhen getriebenen Aktien- und Immobilienmärkte dringend wieder in den Bereich der Vernunft und der realen Firmengewinne und echten Renditen zurückkehren müssten, wenn der Kauf eines einzelnen Parkplatzes in Hong Kong umgerechnet etwa 650.000 Euro kostet und das Edel- und Industriemetall Silber - trotz physischer Knappheit - derzeit fast schon umsonst zu haben ist, und wenn man außerdem bei der Bank statt Zinsen zu erhalten als Kunde noch Zinsen zahlen muss, für die Gnade ein Konto haben zu dürfen, sind systemische Korrekturen unbedingt angebracht.

Die Geschichte lehrt, dass todkranke Wirtschafts- und Finanzsysteme nur mit einem von drei Medikamenten geheilt wurden: 1) Hyperinflation, 2) Währungsreform und Totalenteignung der Bürger und 3) Krieg, als plausible Entschuldigung, nebst den dazugehörigen Sündenböcken.

Die Alternative 3) scheint die unangenehmste zu sein, und weit hinter Goethes früher weit entfernter Türkei gibt es tatsächlich so etwas wie Kriegsgeschrei. Der Krieg brach glücklicherweise noch nicht aus, scheint aber unglücklicherweise rasch näher zu rücken. Sie haben es erraten, es handelt sich um Nordkorea mit seiner vormaligen Schutzmacht China gleich nebenan. Genau dieses Land, in dem Menschen verhungern und manche Baumrinde essen müssen, um zu überleben, entwickelt sich paradoxerweise zur Atommacht und versucht somit in den illustren Kreis der Atomzwerge wie Indien, Pakistan und Israel einzutreten.

Das wäre noch zu akzeptieren, aber hinzu kommen neuerdings Trägerwaffen und eine Führung, die kürzlich erklärte, den großen Satan, also die USA, von dieser Erde tilgen zu wollen. Dies ist nicht nur eine völlig harmlose Drohung, oder ein politischer Treppenwitz. Schließlich folgt ein Raketentest dem anderen und das neueste Modell schaffte immerhin etwa 5000 km an Reichweite bevor es abstürzte.

Damit aber werden US-Staaten wie Hawaii und Alaska und vielleicht sogar Städte wie Los Angeles, San Francisco oder möglicherweise sogar Seattle in Washington State erreichbar. Nordkorea gab bekannt, dass jede Trägerrakete jederzeit mit einem ausreichend großen atomaren Gefechtskopf ausgerüstet sei oder demnächst sein würde.

Südkorea ist selbst mit Kurzstreckenraketen, also praktisch von einer auf einem Lastwagen montierten Rampe, die an der Südgrenze steht, erreichbar. Die dortige Führung, ebenso wie das gleichfalls bedrohte Japan, rüsten mit aller Macht auf und suchen Schutz bei den militärischen Großmächten.


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