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Die Risiken im Goldchart - eine Betrachtung aus technischer Sicht

09.11.2006  |  Stefan Salomon
Wo Gewinne locken ist die Masse der Anleger gern bereit, etwas zu riskieren - vor allem dann, wenn die Vergangenheit eine scheinbare Sicherheit erweckt, dass die bisherige Entwicklung sich fortsetzen wird. Steigende Kurse ziehen die Anleger magisch an. Der Goldpreisanstieg in den letzten Jahren hatte eine solche Anziehungskraft. Der "Mythos Gold" konnte sowohl eine breite Masse von Anlegern sensibilisieren als auch auf Grund eines langfristigen, dynamischen Aufwärtstrends neue Anleger dazu animieren, Gold zu kaufen oder in derivative Produkte zu investieren.

Der Goldpreis verdoppelte sich innerhalb von fünf Jahren und weckte Begehrlichkeiten. Mit einem weiteren dynamischen Anstieg Anfang 2006 konnte der Goldpreis sein bisheriges Top im Mai erreichen. Immerhin ein Anstieg von 187% - von einem Tief im April 2001 bei 254 USD bis zum Mai 2006 auf ein Hoch bei 730 USD.

Die Börse ist bekanntlich aber keine Einbahnstraße. Ist die Masse der potentiell möglichen Anleger für einen Markt auch sensibilisiert und auch investiert erreichen die Preise ihr Top. Letztlich ist es zwar stets fraglich, das Top auch zu erkennen - die Technische Analyse hält aber einen ganzen "Werkzeugkasten" an unterschiedlichen Methoden bereit, um zu erkennen, wann die Wahrscheinlichkeit für den Gipfel einer Preisentwicklung sehr hoch ist. Als Basis einer Technischen Analyse dient hierbei die Trendanalyse.


Monatschart:
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Betrachten wir nun den Goldpreis in USD seit Beginn des Aufwärtstrends 2001, so zeigt sich ein hervorstechendes Merkmal: der Aufwärtstrendkanal wurde Anfang 2006 nach oben verlassen, die Aufwärtsdynamik beschleunigte sich und das hieraus abzuleitende Kursziel, die nach oben abgetragene vorherige Schwankungsbreite des Aufwärtstrendkanals wurde auch erreicht. Relevant ist also, dass der Ausbruch aus dem intakten Aufwärtstrendkanal vorerst ein deutliches Kaufsignal darstellte und auch das abzuleitende Kursziel erreichte - hieran aber abprallte und in Form eines Pullbacks an die zuvor gebrochene obere Begrenzung (Rückkehrlinie) des Aufwärtstrendkanals zurücklief. Im Gegensatz zu den vorherigen Konsolidierungen innerhalb des intakten Aufwärtstrend im ersten Halbjahr 2003, Mitte 2004 und in den ersten drei Quartalen in 2005 zeigt sowohl der Ausbruch nach oben Anfang 2006 als auch der Rückfall seit Mai 2006 bis September 2006 eine ungesunde Struktur. Der Ausbruch kann als Übertreibung klassifiziert werden, eine Euphorie im Goldmarkt auf Grund der sich beschleunigten Aufwärtsbewegung musste als wahrscheinlich angenommen werden.

Die starken Schwankungen im Mai und Juni 2006 lassen zudem darauf schließen, dass vermehrt kurzfristig orientierte Händler im Goldmarkt operieren und "zittrige" Hände die Oberhand gewonnen haben. Dies ein mögliches Anzeichen für ein Ende der Aufwärtsbewegung der letzten Jahre. Ein weiteres Trendwendesignal zeigt die japanische Chartanalyse, die Candlestick-Methodik. Die Mai-Kerze bildete einen kleinen schwarzen Körper mit langem Docht nach oben, ein klassisches Trendwendemuster, welches als shooting star bezeichnet wird. Hieraus ableitend bestand seit Mai 06 eine hohe Wahrscheinlichkeit für nachgebende Kurse - letztlich musste auch ein sehr negatives Szenario eingeplant werden. Denn nach der Euphorie der vorherigen Monate würde ein Rückfall in den vorab verlassenen Aufwärtstrendkanal eine arge Enttäuschung der Marktteilnehmer darstellen und Stops auslösen, die weiteren Handlungsbedarf bei fallenden Kursen auslösen. Ein Rückfall in einen vorab gebrochenen Aufwärtstrend stellt in der Regel ein aussagekräftiges Verkaufssignal dar mit der Folge, dass auch der zugrundeliegende Aufwärtstrend gebrochen wird - demzufolge bestünde bei diesem Szenario auch das Risiko, dass die Goldhausse in eine Goldbaisse umschwenkt und Kurse um die 400 USD wieder gesehen werden. Verkaufssignale - insbesondere ein Rebreak in den vorherigen Aufwärtstrendkanal - erhalten daher aus der Trend- und Candlestick-Analyse eine hohe Aussagekraft.

Der aktuelle Monatschart zeigt allerdings bislang nur Rebreakversuche, die Rückkehrlinie fungiert bislang als Unterstützungslinie. Auch der letzte Monat mit einer kleinen weißen Kerze und einer Lunte läßt Hoffnung zu, dass die letzten Rückgänge lediglich einen Pullback darstellen. Das positive Alternativ-Szenario würde jedoch erst wahrscheinlich bei einem Monthly-Close über dem Aprilhoch bei 655 USD. In diesem Falle sollte das bisherige Top bei ca. 730 USD nochmals getestet werden. Klar negativ dagegen aus Sicht des Monatscharts ein Monthly-Close unter ca. 540 USD.


Wochenchart:
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Die etwas kurzfristigere Zeitebene, der Wochenchart läßt das oben skizzierte positive Szenario derzeit wieder zu. Der seit Mai 06 bestehende Abwärtstrend wurde gebrochen, auch konnte eine mehrwöchige Bodenbildung nach oben verlassen werden. Fraglich bleibt nun nur noch, ob diese Bewegung nachhaltige Investments darstellt und der Goldpreis das Hoch bei 730 USD ansteuert oder rein technisch bedingte Käufe eingetreten sind. Im Vergleich zu anderen euphorischen Märkten, die nach einem ausgedehnten Aufwärtstrend den Rückgang angetreten haben, ist das Risiko, dass die aktuelle Erholung ein Fehlsignal darstellt, durchaus gegeben. Weiterhin ist Interesse am Gold im Markt - diejenigen, die die Hausse bislang verpaßt haben, versuchen nun ihr Glück - das damit verbundene Risiko fehlender langfristiger Investment und das Ausbleiben einer neuen, breiten Käuferschicht ist nach einer vorherigen Euphorie stets gegeben. Ein Rückfall in die vorherige Tradingrange würde den aktuellen Ausbruch als Fehlsignal darstellen - Longpositionen sind auf Grund dieses Risikos auch strikt abzusichern, auf Grund der letzten zwei weißen Wochenkerzen besteht aber grundsätzlich die Chance, in Richtung 640 bis 650 USD zu laufen.


Tageschart:
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Die kurzfristige Perspektive zeigt ein Warnsignal. Gestern bildete sich ein tower top, ein potentielles Trendwendesignal. Ein Break des gestrigen Tiefs dürfte das im Wochenchart auch skizzierte Risiko eines Fehlsignals wahrscheinlicher werden lassen - Kursrückgänge bis an die 600er Marke wären mindestens zu verzeichnen. Positiv mit Ziel 640 bei Break der 630 USD.


Fazit:

Ein kurzfristig aussagekräftiges Kaufsignal lieferte der Goldpreis nach Vollendung einer inversen SKS und dem Break des Abwärtstrends. Auch der Wochenchart mit zwei weißen Wochenkerzen ist kurzfristig positiv zu interpretieren - ein Anstieg bis ca. 640 USD ist hieraus ableitbar. Longpositionen sollten jedoch trotzdem enger abgesichert werden. Denn die vorherige Euphorie im Goldmarkt und das noch übergeordnet wirkende Verkaufssignal im Monatschart lassen die Interpretation zu, dass der aktuelle Ausbruch nach oben lediglich durch technische Käufe inspiriert wurde und auch ein Fehlsignal darstellen kann. Die kurzfristige Tagesbasis zeigt zudem ein Warnsignal, ein tower top.


In eigener Sache: In meinem neuen Börsenbrief mit Schwerpunkt Aktien, dem "Candlestick-Letter", wird Gold neben einer Reihe von deutschen und internationalen Werten börsentäglich besprochen. Der "Candlestick-Letter" ist kostenfrei bzw. wird derzeit freundlicherweise von der Firma E*TRADE gesponsert. Probeexemplare finden Sie auf meiner Website www.candlestick.de - oder fordern Sie Ihr persönliches Exemplar per email bei mir an.

Anmerkung: Die Analysen dienen nicht als konkrete Handelsempfehlung. Eine Haftung für Vermögensschäden ist ausgeschlossen.



© Stefan Salomon

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