US-Banken halten Rekordmengen an Edelmetall-Futures und anderen Derivaten - Probleme vorprogrammiert
29.08.2017 | Steve St. Angelo
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Der Gesamtwert der Devisentermin- und Goldkontrakte in den Büchern der US-Banken belief sich im Märzquartal 2017 auf erstaunliche 34,5 Billionen $ und hatte sich damit gegenüber dem Wert von 30,7 Billionen $ Ende 2016 noch einmal merklich erhöht. Die Webseite Investopedia definiert Devisentermingeschäfte folgendermaßen:
"Ein Devisentermingeschäft ist eine besondere Form der Fremdwährungstransaktion, an der zwei Handelspartner beteiligt sind. Devisenterminkontrakte werden außerbörslich und nicht in standardisierten Währungsmengen gehandelt. Sie können nur bei beiderseitigem Einverständnis der beteiligten Parteien annulliert werden. Die Handelspartner eines Devisentermingeschäfts wollen damit typischerweise offene Devisenpositionen absichern oder auf Kursänderungen spekulieren. Devisentermingeschäfte schützen die beteiligten Parteien vor unerwarteten oder nachteiligen Kursschwankungen der Währungen am Kassamarkt."
Mit diesen Terminkontrakten kann man sich also gegen die Kursänderungen verschiedener Fiatwährungen am Spotmarkt absichern. Wir wissen nicht, wie hoch der prozentuale Anteil der Goldkontrakte bzw. der Devisenkontrakte im obenstehenden Chart ist, aber ich nehme an, dass die Devisentermingeschäfte bei Weitem überwiegen, da die Banken sich vor Verlusten aufgrund von Währungskursschwankungen schützen müssen.
Ein faszinierender Aspekt der massiven Zunahme des Gesamtwertes der gehandelten Gold- und Devisenkontrakte ist die Tatsache, dass das Bruttoweltprodukt seit 2013 nicht einmal ansatzweise im gleichen Maße mitgewachsen ist. Nach Angaben der Weltbank wurde die globale Wirtschaftsleistung in den letzten vier Jahren folgendermaßen berechnet:
Bruttoweltprodukt (in US-Dollar zum aktuellen Wert)
- 2013: 76,9 Billionen $
- 2014: 78,9 Billionen $
- 2015: 74,5 Billionen $
- 2016: 75,5 Billionen $
Wenn wir den Nominalwert der Devisen- und Goldterminkontrakte durch das Bruttoweltprodukt teilen, können wir einen interessanten Trend erkennen:
- 2013: 28%
- 2014: 32%
- 2015: 40%
- 2016: 41%
Im Verhältnis zur wirtschaftlichen Gesamtleistung aller Staaten der Erde hat die Summe der Papierkontrakte an den Gold- und Devisenmärkten stark zugenommen. 2013 entsprach der Wert der von den US-Banken gehaltenen Gold- und Devisenterminkontrakte "nur" 28% des Bruttoweltprodukts. Bis 2016 hatte sich der Anteil jedoch bereits auf 41% erhöht, und ich kann mit gut vorstellen, dass er mittlerweile noch weiter gestiegen ist. Der Volumen dieser Kontrakte ist also in der jüngsten Vergangenheit auf einen Rekordwert geklettert. Aber werfen Sie noch einen Blick auf die nächsten Charts:
Diese beiden Grafiken zeigen den Nominalwert der Rohstoff- und Aktienderivate in den Büchern der US-Banken in Dollar. 2005 hatte dieser Wert schon einmal einen vorübergehenden Höchststand erreicht, doch seit 2015 ist bei beiden Anlageklassen eine starke, anhaltende Erhöhung zu erkennen. 2014 hielten die US-amerikanischen Kreditinstitute beispielsweise Rohstoffkontrakte im Wert von 431 Milliarden $ und Aktienderivate im Wert von 745 Milliarden $. In nur drei Jahren haben sie ihr Exposure an den Rohstoffterminmärkten auf 1 Billion $ erhöht und damit mehr als verdoppelt, während sich der Nominalwert ihrer Aktienderivate sogar auf mehr als 3 Billionen $ vervierfacht hat.
Die US-Banken halten derzeit also Rekordmengen an Papierkontrakten an den verschiedensten Derivatemärkten. Natürlich ist es logisch, dass der Wert der Aktieninvestment steigt, wenn die Kurse an den extrem aufgeblähten, überbewerteten Aktienmärkten immer weiter klettern. Interessant ist aber, dass sich das Exposure der Banken auch an den Rohstoffmärkten verdoppelt hat, obwohl die meisten Kurse im Rohstoffsektor heute viel niedriger sind als vor 2014.
Während der Rohstoffindex CRB von mehr als 300 Punkten im Jahr 2014 auf 176 Punkte zum heutigen Datum gefallen ist, haben die US-Banken ihre Positionen am Rohstoffmarkt mehr als verdoppelt und halten nun Kontrakte im Gegenwert von 1 Billion $. Welche Gründe die Banken dafür haben, ihr Exposure in all diesen verschiedenen Assetklassen derart zu erhöhen, weiß ich leider auch nicht im Detail. Sicher ist jedoch, dass die Rekordmengen an Papierkontrakten, die derzeit an den ohnehin schon stark gehebelten und überschuldeten Märkten gehandelt werden, in Zukunft noch zu gewaltigen Problemen führen werden.
© Steve St. Angelo
(SRSrocco)
Dieser Artikel wurde am 23. August 2017 auf www.srsroccoreport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.