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Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nahe liegt?

20.11.2006  |  Dr. Volkmar Riemenschneider
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Warum Nickel statt Silber?

Warum habe ich nun zum Einstieg einen Vergleich zwischen Silber und Nickel angestellt? Warum? Der Grund liegt auf der Hand: Weil man mit Nickel sein Geld in den letzten vier Jahren versiebenfacht und mit Silber nur verdreifacht hat! Viele andere Rohstoffe sind besser gelaufen als Silber, auch Öl hat besser abgeschnitten. Aber Nickel und Silber verbindet etwas, nämlich die fast identischen Fundamentaldaten. Mit einer Ausnahme - die Situation bei Nickel ist viel, viel weiter fortgeschritten als bei Silber!

Werfen wir einfach mal einen Blick auf die Situation bei den Lagerbeständen von Nickel an der LME, dem bedeutendsten offiziellen Lagerhaus:

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Daten: Reuters


Wir können sehr schnell feststellen, dass der Lagerbestand an Nickel relativ zu den Niveaus vor ein paar Jahren tendenziell abnimmt. Dies ist jedoch vor allem unter dem Gesichtspunkt zu werten, dass der Verbrauch sich seit Jahren im Steigen befindet und durch diese Konstellation die Situation ergeben hat, dass an der LME nur mehr Nickel für 36-48 Stunden des Weltverbrauches liegt! Zieht man Silber zum Vergleich heran, so relativiert sich die Zahl von 60% des Jahrsverbrauchs, mit der Silbergurus gerne argumentieren, schnell wieder! Bei Nickel ist darüber hinaus zu bemerken, dass die Weltlagerbestände laut Angaben erfahrener Marktteilnehmer wirklich ausgetrocknet sind und dass es keine Privatanleger gibt, die im Keller Nickelbarren oder -schmuck liegen haben, der irgendwann den Markt fluten könnte.

Auf Grund dieser Marktgegebenheiten stellt sich für mich nun folgende logische Frage: Warum soll man auf einen Silbersqueeze warten, wenn bei Nickel bereits jetzt fast dieselben Gegebenheiten vorzufinden sind? Leider konnte ich auf diese Frage bisher keine zufrieden stellende Antwort finden. Ein Ansatz ist jedoch, dass die Fundamentaldaten in den heute von Spekulationskapital bestimmten Finanzmärkten nicht das A und O darstellen und es weit wichtigere Einflussfaktoren gibt, was meiner Meinung nach zukünftig durchaus bullisch für Silber zu werten ist.

In den 1970ern gab es zwar die gleichen fundamentalen Argumente wie heute, der einzige Unterschied war, dass damals eine großer Käufergruppe (die Gebrüder Hunt und ihre arabischen Alliierten inklusive Tochterfirmen) begann, Silber hoch zu kaufen und heute viele Millionen Silberbugs seit Jahren ihre Keller füllen und sich dank jahrelanger Indoktrinierung bei Rücksetzern auch noch über günstige Nachkaufgelegenheiten vor dem finalen Kurssprung freuen - womit sie bislang eindeutig richtig liegen.

Die Gurus warnen heute wie damals davor, über Futures auf einen Silberpreisanstieg zu setzen. Nach den Lehren, welche die Hunts aus diesen Investments gezogen haben, folgen die Silberinvestoren großteils dem korrekten Ratschlägen, lieber physisch zu investieren. Wenn man einen Future kauft, verdient man zwar langfristig besser als mit physischem Metall (Der Zins ist bei Silber langfristig höher als der Rollverlust). Im Falle einer Squeeze hat man jedoch ein Problem - so konnte auch vor kurzem bei Nickel eine massive Ausweitung des Spreads zwischen Spot und 3-Monats-Forward beobachtet werden, der von Seiten der LME auf 320 USD pro Tonne und Tag beschränkt werden musste, um einen geordneten Handel zu garantieren.

Das liquidation-only-Trading hat die Hunts nur ruiniert, weil sie Futures hatten und die Margin-Zahlungen nicht bezahlen konnten. Darüber hinaus hatten sie auch noch ihre Kredite für die Margin-Nachschüsse mit physischem Silber hinterlegt, das immer weniger Wert wurde. Anleger, die heute investieren, dürfte das egal sein, trotzdem sollte solch ein Verhalten dazu führen, dass der Silberpreisanstieg auch dann zu Ende geht. Bereits bei der letzten Silberhausse beriet die CFTC (Commodity and Futures Trading Commission) darüber, den Silbermarkt gänzlich zu schließen, wenn die Maßnahmen keine Wirkungen gezeigt hätten. Die Börse wird also alles tun, um den geordneten Handel zu retten!


Fazit:

Während viele auf die große Chance bei Silber warten, die sogar laut den bekannten Silberbugs wie Butler noch Jahre dauern kann, verpassen viele Leute die gigantischen Anstiege, die bei anderen Rohstoffen waren, wie vor kurzem bei den Basismetallen.

Dies soll jetzt keine explizierte Kaufempfehlung für die Basismetalle sein, die vom aktuellen Niveau doch eher korrigieren sollten als weiter geradewegs in den Himmel zu wachsen. Es geht vielmehr darum, dass man an diesen Märkten einerseits sehen kann, wie sich eine ähnliche Situation am Silbermarkt entwickeln würde und andererseits zeigen kann, dass es auch noch andere Assets als Silber gibt. Wie gesagt, glaube ich an einen langfristigen Anstieg von Silber, da die Gurus hier ganze Arbeit geleistet haben.

Ähnlich wie Jerome Smith mit seinem Bestseller Silver Profits in the Seventies schaffen es heute Gurus wie Ted Butler, die Massen für das unterbewertete Metall zu begeistern. Natürlich hat Butler heute wie damals Smith vollkommen Recht mit Ihrer fundamentalen Einschätzung, der Preis wird auch steigen - aber wahrscheinlich eher aus anderen Gründen, als uns die Gurus erzählen. Heute wird Silber genauso wie damals nicht die neue Weltwährung und die Möglichkeit für einen globalen Währungskollaps besteht genau wie vor 10, 20 oder 30 Jahren.

Silber wird auch diesmal wieder nach einem explosiven Anstieg gen Süden tendieren. Das wichtigste Argument für Silber ist die tolle Story! An der Börse wird Phantasie gehandelt und wer bietet im Rohstoffuniversum hiervon mehr als Silber?


© Dr. Volkmar Riemenschneider



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