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Harvey treibt Benzinpreise auch in Europa nach oben

31.08.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die durch Tropensturm Harvey ausgelösten Verzerrungen am Ölmarkt nehmen weiter zu. Die Ölpreise geben weiter nach, wobei der Brentölpreis gestern stärker fiel und die Preisdifferenz somit auf weniger als 5 USD je Barrel schrumpfte. Brent handelt am Morgen unterhalb von 51 USD je Barrel, WTI bei 46 USD je Barrel. Entgegengesetzt dazu entwickeln sich die Preise für Ölprodukte. Der Großhandelspreis für Benzin in den USA erreichte gestern erstmals seit zwei Jahren die Marke von 2 USD je Gallone.

Die Verarbeitungsmarge für Benzin stieg auf 25 USD je Barrel und erreichte damit den höchsten Stand für diesen Zeitpunkt des Jahres seit dem Jahr 2012. Davon werden auch die Verarbeitungsmargen in Europa mit nach oben gezogen. Die Preisdifferenz zwischen Benzin und Brent liegt inzwischen bei 20 USD je Barrel, die zwischen Gasöl und Brent bei 15 USD je Barrel. Beides entspricht dem höchsten Niveau seit zwei Jahren. Bloomberg berichtete gestern unter Verweis auf Verlade- und Schifffahrtsdaten, dass deutlich mehr Ölprodukte aus Europa in die USA und nach Mexiko geliefert werden.

Angesichts der massiven Raffinerieausfälle in den USA verwundert dies nicht. Aktuelle Schätzungen liegen bei 4,4 Mio. Barrel pro Tag an geschlossenen Verarbeitungskapazitäten, was einem Viertel der landesweiten Raffineriekapazitäten entspricht. Die gestrigen US-Lagerdaten gerieten daher in den Hintergrund. Der erneut kräftige Lagerabbau bei Rohöl um 5,4 Mio. Barrel kam aufgrund niedrigerer Importe und einer rekordhohen Rohölverarbeitung zustande, dürfte aber wegen der erwähnten Raffinerieausfälle zunächst der letzte gewesen sein.

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Edelmetalle

Gold gibt weiter nach und handelt heute Morgen noch bei rund 1.300 USD je Feinunze. Belastet wird es vom festeren US-Dollar, der nach guten US-Konjunkturdaten aufwertete und so weiter einen Teil seiner hohen Verluste aufholt. Die ADP-Arbeitsmarktdaten für August lagen deutlich über den Erwartungen und das BIP-Wachstum der US-Wirtschaft im zweiten Quartal wurde auf 3% nach oben revidiert. Zudem haben die Aktienmärkte wieder zugelegt, was den Goldpreis ebenfalls belastete.

Auch verzeichneten die Gold-ETFs gestern mit 1,9 Tonnen den größten Tagesabfluss seit Anfang des Monats. Wir gehen aber nicht davon aus, dass der Goldpreis stärker nachgeben wird. So sollte zum Beispiel der latente Konflikt zwischen Nordkorea und den USA die Nachfrage nach Gold als sicherer Hafen hoch halten. Auch rückt die Schuldenobergrenze in den USA immer näher. Diese wird voraussichtlich Ende September erreicht. Sollte sich der Kongress bis dahin nicht auf eine Erhöhung der Schuldenobergrenze einigen, droht der Regierung abermals die Zahlungsunfähigkeit und es müssten Behörden zwangsweise geschlossen werden.

Laut Einschätzung der Ratingagentur S&P wären die Auswirkungen einer Zahlungsunfähigkeit des Landes gravierender als die der Lehman Brothers-Pleite. Die anderen Edelmetalle geben im Fahrwasser von Gold ebenfalls nach, ohne dass sich die Preisrelationen untereinander großartig geändert haben. Entsprechend war der Ausflug von Platin über die Marke von 1.000 USD je Feinunze nur von kurzer Dauer. Ausnahme ist Palladium, das heute Morgen gegen den Trend zulegt.


Industriemetalle

In China ist der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) im August entgegen den Erwartungen auf 51,7 gestiegen, was auf eine gute Stimmung in der chinesischen Industrie hindeutet. Es ist aber fraglich, ob sich dies auch in den harten Daten widerspiegelt. Im Juli zeigten sich die Industrieproduktion und die Investitionen in Sachanlagen zumindest verhalten. Die Metallpreise quittieren den PMI heute Morgen mit Aufschlägen, nachdem sie gestern eine Verschnaufpause in ihrem Aufwärtstrend eingelegt hatten. Wie die LME-Positionierungsstatistik zeigt, stehen die spekulativen Finanzanleger mit wenigen Ausnahmen weiter auf dem Gaspedal.

Die Netto-Long-Positionen bei Kupfer liegen in der Nähe des Rekordhochs und die bei Nickel sind fast doppelt so hoch wie im Durchschnitt seit Beginn der Datenreihe vor gut drei Jahren. Die spekulativen Finanzinvestoren haben in etwa Mitte Mai begonnen, ihre Netto-Long-Positionen auszuweiten. Seitdem ist der LME-Industriemetallindex (LMEX) um fast 18% gestiegen. Bis dahin wies der LMEX seit Jahresbeginn nur ein Plus von 2% auf.

Bei Kupfer lösen sich offenbar die letzten noch verbliebenen Angebotsprobleme auf. So hatte sich vor kurzem Freeport-McMoRan, der Betreiber der Grasberg-Mine, mit der indonesischen Regierung auf einen langfristigen Weiterbetrieb der Mine geeinigt. Und die chilenische Kupferproduktion hat den Streik vom Februar und März endgültig überwunden. Sie ist im Juli erstmals in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.


Agrarrohstoffe

Laut dem Agrarberatungsunternehmen Agritel dürfte die französische Weichweizenproduktion in diesem Jahr bei 36,8 Mio. Tonnen liegen. Dieselbe Schätzung gab vor zwei Tagen auch der Verband der französischen Getreideproduzenten AGPB ab. Die Produktionsmenge soll damit nach der Missernte im Vorjahr wieder im langjährigen Durchschnitt liegen. Aufgrund der guten Qualität des Weizens könnte Frankreich zudem von den Qualitätsproblemen in anderen Produzentenländern wie Deutschland, den USA oder Russland profitieren.

Der AGPB-Präsident sieht daher gute Absatzchancen in Ägypten und Ländern südlich der Sahara, wo die Qualität eine große Rolle spielt. Ein Risiko für die französischen Weizenexporte stellt AGPB zufolge der kräftig gestiegene Euro dar. Deutlich schlechter sind dagegen die Aussichten für Deutschland. Hier sieht Agritel nur eine Ernte von 24 Mio. Tonnen und damit die geringte Erntemenge seit fünf Jahren. Zudem leidet die Ernte in Deutschland unter Qualitätsproblemen wie einem geringen spezifischen Gewicht und schwächeren Fallzahlen.

AGPB sieht daher die Möglichkeit, dass Frankreich hochwertigen Weizen nach Deutschland liefert und dafür Futterweizen aus Deutschland bezieht. Eine stärkere Nachfrage nach Weizen aus Frankreich dürfte dem Weizenpreis in Paris Unterstützung geben. Dieser ist in den letzten Wochen wegen der hohen globalen Konkurrenz und der verschlechterten Wettbewerbsfähigkeit bedingt durch den starken Euro auf den tiefsten Stand seit Juli 2016 gefallen.



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