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Hurrikans wirbeln den Ölmarkt durcheinander

06.09.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Nach (Hurrikan) Harvey ist vor Irma! Dieser Hurrikan der höchsten Stufe 5 ist wohl einer der stärksten der vergangenen Jahrzehnte und dürfte in einigen Tagen den Golf von Mexiko erreichen. Sollte er die dortigen Produktionsanlagen für Rohöl und Erdgas gefährden, die sich noch nicht vollständig von Harvey erholt haben, dürfte es weitere Verzerrungen im Ölhandel geben. Und nach Irma gewinnt ein weiterer Tropensturm im Atlantik, Jose, an Kraft.

Die Ölmarktteilnehmer haben sich in den letzten Jahren daran gewöhnt, dass die Tropenstürme keine bleibenden Schäden an der Energieinfrastruktur hinterlassen haben. Dies kann sich nun ändern, wobei der Markt eine gewisse Unsicherheitsprämie einpreisen könnte. Ohnehin haben viele Marktteilnehmer den jüngsten Preisrückgang bei WTI als überzogen angesehen. Wohl deshalb ist der WTI-Preis gestern um 3% auf fast 49 USD je Barrel gestiegen. Dazu haben neben Irma ein schwächerer US-Dollar, eine schnelle Wiederinbetriebnahme der US-Raffinerien und Gespräche zwischen Russland und Saudi-Arabien über eine Verlängerung der Produktionskürzungen beigetragen.

Das russische Energieministerium hat zugleich sein Bekenntnis zum Abkommen mit der OPEC bekräftigt und eine Übererfüllung der Produktionskürzung im August um rund 50 Tsd. Barrel täglich vermeldet. Die starke Kooperation der wichtigsten Ölproduzenten bei der Bekämpfung der „Ölschwemme“ schürt Hoffnungen der Marktteilnehmer auf einen raschen Abbau der Lagerbestände und unterstützt den Preisanstieg.

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Edelmetalle

Gold ist gestern im späten Handel auf ein 12-Monatshoch von 1.345 USD je Feinunze gestiegen. Unterstützt wurde es dabei vom schwachen US-Dollar sowie von deutlich fallenden US-Anleiherenditen. Auch verzeichneten die Gold-ETFs gestern mit 9,5 Tonnen bereits den zweiten großen Tageszufluss in diesem Monat. Seit Monatsbeginn wurden die Bestände damit schon um knapp 26 Tonnen aufgebaut, was auf ein hohes Sicherheitsbedürfnis dieser Investoren hindeutet.

Silber überschritt im Fahrwasser von Gold erstmals seit Ende April kurzzeitig wieder das Niveau von 18 USD je Feinunze. Platin handelt zwar noch über der Marke von 1.000 USD je Feinunze, zog gestern mit Gold aber nicht mit, so dass sich die Preisdifferenz zu Gold auf über 330 USD je Feinunze ausgeweitet hat. Dies war zugleich der höchste Preisabschlag von Platin gegenüber Gold seit Mitte Juni.

Der World Platinum Investment Council (WPIC) sieht in seinem heute veröffentlichten Quartalsbericht für 2017 einen nahezu ausgeglichenen globalen Platinmarkt. Das Angebotsdefizit von 390 Tsd. Unzen im letzten Jahr soll demnach auf nur noch 15 Tsd. Unzen schrumpfen. Laut WPIC fällt die Nachfrage mit -6% im Jahresvergleich deutlich stärker als das Angebot (-2%). Während die Nachfrage aus der Automobilindustrie um 2% zurückgehen dürfte, soll sich die Investmentnachfrage halbieren. Angebotsseitig rechnet der WPIC mit einem Rückgang der Minenproduktion um 1% und bei Recycling mit einem Minus von 3%. Die Preisaussichten für Platin sind unseres Erachtens gedämpft.


Industriemetalle

Gestern gab es bei den Industriemetallen im Zuge fallender US-Aktienmärkte eine moderate Preiskorrektur, die sich heute Morgen fortsetzt. Blei und Zink waren dabei gestern die größten Verlierer; sie gaben um 2,5% bzw. 2% nach. Die spekulativen Finanzanleger setzten gemäß LME-Statistik zur Marktpositionierung bis Ende letzter Woche noch stark auf steigende Blei- und Zinkpreise.

Auch standen bei diesen Anlegern Nickel und Kupfer weiterhin hoch im Kurs. Hier könnte es nun zu moderaten Gewinnmitnahmen gekommen sein. Bei Aluminium haben sich die spekulativen Finanzanleger dagegen in den letzten beiden Wochen zurückgezogen und ihre Netto-Long-Positionen etwas abgebaut. Der Aluminiumpreis ist dennoch weiter gestiegen. Offenbar haben die spekulativen Finanzanleger hier an Einfluss verloren.

In den seit letzter Woche laufenden Verhandlungen über die nächste Quartalsprämie in Japan zwischen den Produzenten und den Konsumenten deuten sich niedrigere Abschlüsse an. Aus Verhandlungskreisen wird berichtet, dass die Produzenten für das vierte Quartal teilweise "nur" einen Aufschlag auf den LME-Preis von 100 USD je Tonne verlangen. Dies wäre zwar 15% weniger als im laufenden Quartal, gemessen an der Prämie im japanischen Kassa-Markt von derzeit laut Platts rund 86 USD je Tonne aber immer noch hoch. Ein reichliches Angebot im asiatischen Markt drückt derzeit die Prämien im Kassa-Markt nach unten.


Agrarrohstoffe

Rund ein Viertel der US-Baumwollproduktion war in den letzten Tagen übermäßigen Regenfällen ausgesetzt. Diese stellen inzwischen eine ernste Gefahr für die Qualität der Baumwolle dar. Daneben hatte Hurrikan Harvey Felder verwüstet und im Freien gelagerte Baumwollvorräte zerstört. Nun könnte der heranziehende Hurrikan Irma für zusätzliche Schäden auf den US-Baumwollfeldern sorgen. Während Harvey vor allem Texas überrollte, das rund 45% der US-Baumwollproduktion stellt, könnte dieses Mal auf US-Gebiet neben Florida auch der zweitwichtigste Baumwollstaat Georgia betroffen sein.

Die Schätzungen für die US-Baumwollernte 2017/18 könnten damit noch einigen Revisionen ausgesetzt sein. Noch wird die Situation nicht dramatisch gezeichnet. Trotz Harvey hat etwa Cotlook Anfang September seine Schätzung für die US-Ernte um 8% auf 4,4 Mio. Tonnen angehoben.

Es wird mit Spannung erwartet, ob das US-Landwirtschaftsministerium, das seine Prognose im August um 300 Tsd. Tonnen auf 4,47 Mio. Tonnen anhob und so gleichauf mit dem International Cotton Advisory Committee liegt, im September-Bericht eine Kürzung vornimmt. Der August-Schätzung liegen noch Durchschnittserträge der letzten Jahre zugrunde, nun werden zunehmend regionale Differenzierungen nach den aktuellen Gegebenheiten vorgenommen.

Die Texas A&M University geht für Texas von einem Verlust von 400 Tsd. Tonnen durch Harvey aus und bezeichnet dies als konservative Schätzung. Erst wenn die Schäden klar sind wird sich zeigen, ob der Preisanstieg der letzten Tage auf inzwischen 75 US-Cents je Pfund nachhaltig ist.



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