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Höherer Risikoappetit kommt nicht bei Rohstoffen an

12.09.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Gleich mehrere OPEC-Länder haben zuletzt eine Verlängerung der Produktionskürzungen über das erste Quartal 2018 hinaus ins Spiel gebracht. Gleichzeitig will man beim OPEC-Treffen Ende November in Wien wohl über die Inklusion von Libyen und Nigeria in das neuerliche Quotensystem sowie über strengere Vorgaben für den Iran diskutieren. Dies unterstützt die Ölpreise kurzfristig ebenso wie die Ankündigungen niedrigerer Oktober-Ölexporte seitens der VAE und Saudi-Arabiens.

Aber nicht nur die niedrigeren Exporte und ein von Saudi-Arabien für August berichteter erneuter Produktionsrückgang unter 10 Mio. Barrel täglich sorgen für Unterstützung, sondern auch politische Nachrichten aus dem Land, die die regionale Nachrichtenlage aktuell dominieren.

So sind die Spannungen zwischen Katar und Saudi-Arabien nach einem misslungenen Versöhnungstelefonat letzte Woche wohl auf eine neue Eskalationsstufe gestiegen, die Gerüchte über einen eventuell bevorstehenden Machtwechsel zugunsten des Kronprinzen Mohammed bin Salman reißen nicht ab, und gestern wurde wohl ein IS-Anschlag auf das Verteidigungsministerium vereitelt. Die Spannungen in und um den weltgrößten Ölexporteur dürften auch mittelfristig für eine gewisse geopolitische „Prämie“ beim Ölpreis sorgen.

An der ICE notiert der nächstfällige Kohle-Future mit gut 90 USD je Tonne fast auf einem 5-Jahreshoch. Maßgeblich treibt Chinas (abermals) starker Importsog, der bei anhaltender Konsolidierung im Kohlebergbau auch einer überraschenden Nachfragedynamik geschuldet ist. Der Mini-Konjunkturboom, der u.a. das Plus der (thermischen) Stromproduktion in China im Juli von 11% im Vorjahresvergleich begünstigte, dürfte aber nicht von langer Dauer sein.


Edelmetalle

Gold rutscht heute Morgen weiter auf gut 1.320 USD je Feinunze ab. Belastet wird es wohl durch die steigenden Aktienmärkte und den etwas festeren US-Dollar. Darüber hinaus sind die letzte Nacht beschlossenen neuen Sanktionen des UN-Sicherheitsrates gegen Nordkorea nicht so weitreichend wie ursprünglich von den USA gefordert. Dies sorgt offenbar für Erleichterung unter den Marktteilnehmern und führt zu einem höheren Risikoappetit. Dass das Sicherheitsbedürfnis der Anleger aber nicht gänzlich schwindet, zeigen die anhaltenden Zuflüsse in die Gold-ETFs.

Gestern wurden die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs um weitere 1,6 Tonnen aufgebaut, womit den ETFs seit Monatsbeginn mittlerweile fast 30 Tonnen zugeflossen sind. Die Preiskorrektur seit gestern Morgen dürfte unseres Erachtens auch auf Gewinnmitnahmen der spekulativen Finanzinvestoren zurückzuführen sein. Denn die hatten zuvor in der Woche zum 5. September ihre Netto-Long-Positionen die achte Woche in Folge auf 237,2 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. In dieser Zeit war der Goldpreis um 10% gestiegen. Die anderen Edelmetalle werden von Gold mit nach unten gezogen.

Silber handelt heute Morgen bei 17,7 USD je Feinunze, Platin kostet knapp 990 USD je Feinunze und Palladium rutscht unter 940 USD je Feinunze. Bei diesen Edelmetallen dürfte es ebenfalls Gewinnmitnahmen gegeben haben, da auch hier die Netto-Long-Positionen zuvor noch weiter ausgeweitet wurden.


Industriemetalle

Deutlich ausgeprägter als bei Aluminium (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern) war der Rückgang der chinesischen Exporte von Stahl und Stahlprodukten. Daten der Zollbehörde zufolge hat China im August "nur" noch 6,52 Mio. Tonnen exportiert. Dies waren gut 6% weniger als im Vormonat und knapp 28% weniger als im Vorjahr.

Wie bei Aluminium sind auch bei Stahl die Preise in China selbst stärker gestiegen als außerhalb Chinas, so dass sich die Stahlproduzenten mehr auf den heimischen Markt konzentrieren. Aufgrund der hohen Preise ist daneben derzeit die Nachfrage nach chinesischem Stahl im Ausland gedämpft. Industriekreisen zufolge dürften die Stahlexporte aus diesen Gründen auch in den kommenden Monaten auf niedrigem Niveau bleiben. Die Exporte werden wohl erst dann wieder spürbar anziehen, wenn die Preise deutlich unter Druck kommen. Danach sieht es bislang aber nicht aus. Der meistgehandelte Future für Betonstahl an der SHFE in China notiert noch in der Nähe eines 4½-Jahreshochs.

Indonesien hat im August gemäß Daten des Handelsministeriums 6.481 Tonnen Zinn exportiert, 20% mehr als im Vorjahr. In den ersten acht Monaten des Jahres lagen die Ausfuhren mit 48 Tsd. Tonnen sogar 25% über dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Dies dürfte mit dazu beigetragen haben, dass der Zinnpreis den anderen Industriemetallpreisen nicht nach oben gefolgt ist, sondern seit Monaten weitgehend seitwärts tendiert.

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Agrarrohstoffe

Für Australien werden die Erwartungen an die Weizenernte 2017/18 nach unten korrigiert. Schon zuvor wurde von einem Einbruch gegenüber der letzten rekordhohen Ernte in Höhe von 35 Mio. Tonnen ausgegangen. Nun fällt dieser wohl noch stärker aus als befürchtet. Das US-Landwirtschaftsministerium schätzt für 2017/18 aktuell noch 23,5 Mio. Tonnen.

Inzwischen werden die Prognosen wegen anhaltender Trockenheit und Frost in New South Wales und Queensland aber bis auf 20 Mio. Tonnen gesenkt. Auch in Kanada dürfte die Weizenernte 2017/18 deutlich unter dem sehr guten Vorjahr bleiben. Erst hatte Nässe die Aussaatarbeiten im Frühjahr behindert, dann war es im Sommer vielfach zu trocken geblieben. Die kanadische Statistikbehörde schätzte Ende August die Ernte entsprechend nur auf ein 6-Jahrestief von 25,5 Mio. Tonnen, nach 31,7 Mio. Tonnen 2016/17.

Anders als in Australien haben sich in Kanada, wo die Ernte etwa zur Hälfte eingebracht ist, zuletzt aber die Meldungen verbessert und es könnte zu einer Aufwärtsrevision kommen. In den nördlicheren Landesteilen waren die Ergebnisse zuletzt deutlich besser, während die an die USA grenzenden Gebiete, v.a. das südliche Saskatchewan, von der Trockenheit dort in Mitleidenschaft gezogen wurden. Dies hatte den Sommerweizenpreis an der Börse Minneapolis zwischen Mitte Mai und Anfang Juli um 45% in die Höhe getrieben. Allerdings scheint die Qualität uneinheitlich, und es dürfte bei der Einschätzung bleiben, dass proteinreicher Weizen 2017/18 knapp ist.



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