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David Smith: Gold- und Silbernachfrage wird in Zukunft schwer zu decken sein

20.09.2017  |  Mike Gleason
Mike Gleason: Heute darf ich erneut David Smith, den Chefanalyst des Morgan Report, zum Interview willkommen heißen. David, schön, dass Sie wieder bei uns sind! Wie geht’s?

David Smith: Sehr gut, Mike, danke. Freut mich, wieder hier zu sein.

Mike Gleason: Vor nicht allzu langer Zeit haben Sie für unsere Webseite einen Artikel 344507 geschrieben, in dem Sie argumentierten, dass Gold und Silber sich auf eine historische Rally vorbereiten. Bevor wir also die jüngsten Entwicklungen an den Edelmetallmärkten diskutieren, erklären Sie unseren Zuhörern und Lesern doch bitte, warum Sie glauben, dass wir uns in einer guten Ausgangslage für eine starke Rally der Edelmetalle befinden.

David Smith: Wir haben seit 2011 eine schwierige Zeit hinter uns. Viele Anleger waren der Edelmetalle überdrüssig und haben dem Sektor den Rücken gekehrt, weil die Preise stark gesunken sind. Letztlich handelte es sich dabei um eine normale Kurskorrektur nach einem starken Bullenmarkt, eine typische, zyklische Reaktion auf eine lange Hausse. Die Kurse sind nicht tiefer gefallen als das gemessen an früheren Korrekturen zu erwarten war, aber wenn man einen fünf Jahre anhaltenden Preisrückgang von 40% oder 50% erlebt, ist es natürlich nicht leicht, das einfach hinzunehmen.

Im letzten Jahr begann das Blatt sich zu wenden, doch nach der ersten Rally kam es erneut zu einer Korrektur. Jetzt befinden wir uns in dieser ausgedehnten Phase der Seitwärtsentwicklung, aber eine ganze Reihe von Indikatoren deutet darauf hin, dass die nächste Phase des Bullenmarktes beginnen kann. Diese wird, wie auch David Morgan immer gesagt hat, die profitabelste des gesamten Aufwärtstrends sein.

Wir gehen davon aus, dass die Gold- und Silberpreise wahrscheinlich drei bis fünf Jahre lang steigen werden, vielleicht auch länger. Im Moment bilden die Kurse die Basis dafür aus. Wie Sie wissen, ist der Goldpreis in der letzten Woche auf über 1.300 $ gestiegen und konnte sich bislang über diesem Niveau halten. Für die Bullen sieht es in Zukunft folglich sehr gut aus.

Mike Gleason: Die Edelmetalle haben also endlich positive Lebenszeichen erkennen lassen. Gold hat ein neues Jahreshoch für 2017 verzeichnet, aber Silber hinkt etwas hinterher und hat sein bisheriges Hoch dieses Jahres noch nicht wieder erreicht. Ich weiß nicht, ob Sie das auch so sehen, aber ich habe das Gefühl, dass die Ausgangslage heute eine andere ist und sich auch der Aufwärtstrend anders entwickeln wird. Glauben Sie, dass Silber von nun an endlich eine bessere Performance zeigen wird als Gold? Welches Gewinnpotential halten sie in Bezug auf den Silberkurs für möglich, sagen wir innerhalb der nächsten zwölf Monate?

David Smith: Eines Tages wird der Silberkurs definitiv beginnen, sich besser zu entwickeln als Gold. Silber ist ein Metall, das die Leute überrascht. Sie sehen sich den Preis an und fragen sich, warum er im Verhältnis zu Gold nicht höher ist. Langfristig betrachtet beträgt die Korrelation zwischen den beiden Edelmetall ca. 85%. Wenn der Goldpreis steigt, steigt auch der Silberpreis, aber das muss nicht jeden Tag und nicht einmal jede Woche so sein.

Der Silberkurs erweckt öfter den Eindruck, über einen längeren Zeitraum hinweg schwach zu bleiben, doch dann kommt es plötzlich zu einer explosiven Rally. Wir werden wahrscheinlich schon bald eines Tages aufwachen und der Silberkurs wird 75 Cent höher liegen. Dann werden sich die Leute fragen, was den Kurssprung ausgelöst hat. In Wirklichkeit gibt es hinter den Kulissen jedoch bereits seit einiger Zeit verschiedene Entwicklungen, die eine solche Aufwärtsbewegung verursachen könnten.

In einige Hedgefonds im Edelmetallsektor fließen momentan beispielsweise beträchtliche Kapitalmengen und auch an den Aktien der Minengesellschaften besteht wieder größeres Interesse. Dazu kommt selbstverständlich die unglaublich hohe und noch immer wachsende Goldnachfrage in China, Indien und jetzt auch der Türkei. Die Türkei ist mittlerweile zum drittgrößten Goldimporteur weltweit avanciert. All diese Trends verheißen positive Entwicklungen im Edelmetallsektor - und dabei haben wir noch nicht einmal die Angebotslage am Markt berücksichtigt, die zunehmend Grund zur Sorge gibt.

Mike Gleason: Für die Silberinvestoren ist sicherlich schwierig, vier oder fünf Jahre lang mit ansehen zu müssen, wie sich der Preis des weißen Metalls bestenfalls seitwärts entwickelt. Doch wie heißt es noch gleich? Je größer die Basis...

David Smith: ...desto größer das Aufwärtspotential. Das ist so etwas wie eine alte Binsenweisheit beim Trading. Wenn die Anleger heute von Bedenken bezüglich des Angebots hören, sagen viele, "Moment, ich kann Gold und Silber doch immer noch zu relativ günstigen Preisen kaufen." Das stimmt natürlich. In Zukunft wird das Angebot aber immer weiter abnehmen, denn die Zahl der Minenprojekte, die die Produktionsphase erreichen, ist rückläufig. Es werden kaum noch große Lagerstätten entdeckt. Die Metallgehalte des Roherzes bei der Gold-, Silber- und Kupfergewinnung sinken.

Auch in Bezug auf die Länderrisiken nehmen die Probleme zu. Erst letzte Woche wurde in Indonesien eine der größten Gold- und Kupferminen weltweit praktisch von der Regierung übernommen. Das Projekt Grasberg, das schon seit vielen Jahren in Betrieb ist, hatte dem Unternehmen zu 85% oder 90% gehört, doch kürzlich hat die Regierung beschlossen, dass es nur noch 49% sein dürfen. Damit ist der indonesische Staat jetzt der Mehrheitseigner. Solche Ereignisse verheißen nichts Gutes für etwaige Steigerungen der Minenproduktion.

Beim nächsten Preisanstieg, der sich heute bereits abzeichnet, werden die Anleger wieder vermehrt physisches Gold und Silber kaufen, und dann wird es immer schwerer, die Nachfrage mit dem sinkenden Angebot zu decken. Der Preis wird dadurch weiter klettern und auch die Aufgelder werden sich erhöhen.

Mike Gleason: Apropos Angebot, das bringt mich direkt zu meiner nächsten Frage. Ich wollte Sie fragen, wie Sie die Lage in Bezug auf das Recycling von Gold einschätzen. In einem Artikel hatten Sie geschrieben, dass die Wiedergewinnung von Altgold deutlich abgenommen hat, obwohl der Goldpreis in diesem Jahr gestiegen ist. Das ist interessant, denn man würde ja annehmen, dass die Menschen eher geneigt sind, ihren Goldschmuck oder andere Gegenstände aus Gold zu verkaufen, wenn der Preis steigt. Doch die Daten zeigen einen entgegengesetzten Trend. Das bedeutet entweder, dass der Großteil des Goldes bereits recycelt wurde und das Angebot an Altgold einfach nicht mehr so groß ist, oder dass den Menschen bewusst wird, dass es vielleicht keine schlechte Idee ist, ihr Gold zu behalten. Vielleicht ist es auch eine Kombination aus beidem. Was glauben Sie, David?

David Smith: Ich glaube, Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich habe gerade keine belastbaren statistischen Daten zur Verfügung, um unsere Einschätzung zu bestätigen, aber ich denke wirklich, dass das Angebot an recycelbarem Altgold in Form von Schmuck usw. immer weiter abnimmt. Es wurde einfach schon so viel verkauft, dass nicht mehr viel übrig ist.

Und ja, ich glaube auch, dass die schlaueren Leute, die solche Gegenstände besitzen, sich überlegen, ihr Gold doch lieber zu behalten. Diese beiden Faktoren spielen ineinander. Ich denke jedenfalls nicht, dass die Wiedergewinnung von Altgold in Zukunft eine große Rolle spielen oder einen größeren Anteil am Gesamtangebot haben wird. Meiner Meinung nach wird das Recycling eher an Bedeutung verlieren.


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