Acht Gauner gegen den Rest der Welt
19.09.2017 | Theodore Butler
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Doch so entscheidend die Marktkonzentration für die Manipulation des Silberpreises (und des Goldpreises) auch ist - es ist nicht nur die CFTC, die diese Schlüsselinformationen nach wie vor ignoriert. Obwohl das Interesse an der Marktstruktur der COMEX förmlich explodiert ist, kann ich mich an keinen einzigen Hinweis oder Artikel erinnern, der aufzeigt, wie hoch der Anteil einer Handvoll Trader am gesamten Open Interest ist. Das ist schade, denn gerade diese Daten bieten grundlegende Einblicke in die Funktionsweise der Terminmärkte. Sie nicht zu berücksichtigen, insbesondere in Bezug auf Gold und Silber, ist eine ungeheure Verschwendung.Für die anhaltende Weigerung der Analysten, die Daten zur Marktkonzentration am Gold- und Silberterminmarkt zu kommentieren, habe ich nur eine Erklärung: Um zu den entsprechenden Daten zu gelangen, ist ein zusätzlicher Schritt notwendig, eine simple Berechnung, mit deren Hilfe sich die exakte Anzahl der Kontrakte feststellen lässt. Das Problem ist sicherlich nicht die Kalkulation an sich, sondern das fehlende Wissen darüber, wie man überhaupt an die relevanten Daten gelangt.
Seien wir doch ehrlich - wenn man die COT-Berichte zum ersten Mal sieht, scheint es sich um ein einziges Sammelsurium unverständlicher Zahlen zu handeln. Und jetzt rate ich Ihnen auch noch, den Taschenrechner hervorzuholen und noch mehr Zahlen zu berechnen. Aber so ist es nun einmal.
Die CFTC stellt die Daten zur Marktkonzentration in Prozent dar, sodass eine weitere Rechnung nötig ist, um zur Anzahl der jeweils gehaltenen Kontrakte zu gelangen. Ich schätze, das hält viele davon ab, sich eingehender mit den Daten zu befassen. Dennoch denke ich, dass die Behörde die Daten effizient berichtet, auch wenn ich sonst keineswegs vor Kritik an der CFTC zurückscheue. Nur zwei Zahlen spielen wirklich eine Rolle: die Netto-Short-Positionen der vier und acht größten Trader. Die Gesamtzahlen und die konzentrierte Long-Positionen können wir getrost vernachlässigen.
Gemäß dem letzten COT-Bericht vom 29. August belief sich das Open Interest am Goldterminmarkt der COMEX insgesamt auf 538.875 Kontrakte. Von all diesen ausstehenden Kontrakten hatten die acht größten Marktteilnehmer auf Nettobasis 48,7% geshortet, d. h. 262.432 Kontrakte. So viele Goldfutures hatten die acht größten Trader unterm Strich leerverkauft.
Aus anderen Daten können wir ableiten, dass es sich bei den Shortsellern um Commercials handelt, auch wenn das nicht immer so offensichtlich ist wie derzeit. Interessanterweise war und ist die Netto-Short-Position der acht größten Trader höher als die aller Commercials zusammen, weil die kleineren Trader unter den Commercials auf Nettobasis long sind. Das wird sich wahrscheinlich ändern,falls der Goldpreis noch höher steigen sollte, ist aber für unsere Diskussion nicht weiter von Belang.
Wichtig ist die Tatsache, dass sich die konzentrierte Netto-Short-Position der acht größten Trader am New Yorker Goldterminmarkt auf 262.432 Kontrakte beläuft. Da jeder Kontrakt 100 Unzen repräsentiert, entspricht das 26,2 Millionen Unzen Gold. Ich habe gerade erklärt, dass die Besitzer der weltweiten physischen Goldbestände von 4 Milliarden Unzen und die Unternehmen, die jährlich weitere 100 Millionen Unzen fördern, ein Interesse an höheren Goldpreisen haben.
Die Gegenseite zu all diesen Akteuren mit Long-Positionen sind hauptsächlich die acht großen Trader an der COMEX, die eine Short-Position von 26,2 Millionen Unzen Papiergold in Form von Derivaten halten. Natürlich halten auch andere, kleinere Trader, Short-Positionen an der COMEX, aber deren Einfluss auf die Preisentwicklung ist im Vergleich zu den acht größten Marktteilnehmern verschwindend gering.
Global betrachtet beträgt die physische Long-Position am Goldmarkt rund 4 Milliarden Unzen. Demgegenüber steht eine konzentrierte Short-Position von 26,2 Millionen Unzen an der COMEX. Obwohl diese weniger als 0,1% allen physischen Goldes entspricht, deutet alles darauf hin, dass sie den Goldpreis bestimmt. Jedes Jahr werden weitere 100 Millionen Unzen Gold gefördert, doch letzten Endes sind es acht Trader, die mit ihrer Positionierung am Terminmarkt den Kurs lenken. Gleichzeitig besteht per Definition am Gold-Futuresmarkt eine ebenso große Long-Position, aber diese weist nicht einmal ansatzweise eine ähnlich starke Konzentration auf wie die Short-Position.
Welcher rationale Markt würde acht Tradern am Derivatemarkt den Vorzug geben und ihnen gestatten, den Preis zu kontrollieren, obwohl diese lediglich eine Short-Position auf Papiergold halten, die weniger als 0,1% der kollektiven Long-Position aller Besitzer physischen Goldes entspricht? Doch so sieht leider die Realität am Goldmarkt aus. Hier ist eine weitere Frage, die ich mir oft stelle: Wo läge der Goldpreis, wenn die Marktkonzentration nicht so stark wäre und die acht großen Leerverkäufer durch viele kleine Trader ersetzt werden müssten, die überzeugt davon sind, dass es sich lohnt, Gold beim aktuellen Preisniveau zu shorten?
Am Silbermarkt sind die Zahlen noch schockierender. Auch hier belief sich die Netto-Short-Position der acht größten Trader auf 48,2% des Open Interest (insgesamt 182.823 Kontrakte), d. h. auf 88.121 Kontrakte bzw. 440 Millionen Unzen. Das entspricht nicht nur mehr als 50% der jährlichen globalen Minenproduktion (verglichen mit 26% am Goldmarkt), sondern auch rund 25% der weltweiten physischen Silberstände. Diese belaufen sich auf 1,5-2 Milliarden Unzen (in Form von 1.000-Unzen-Barren).
Die Short-Position am Goldterminmarkt ist mit 0,1% der weltweiten Bestände lächerlich winzig, und diktiert dennoch den Preis. Die konzentrierte Short-Position am Silberterminmarkt ist im Verhältnis zu den physischen Beständen dagegen lächerlich groß - und daher noch manipulativer.
"Lächerlich" ist meiner Meinung nach genau das richtige Wort, denn wie sonst ließe sich der Umstand beschreiben, dass acht finanzstarke Betrüger, die ganz offensichtlich zusammenarbeiten, dem Rest der Welt die Preise diktieren? Was die Trader zu Betrügern macht, ist die Tatsache, dass sie ihre Short-Position nie kollektiv zu höheren Preisen eindecken mussten. Stattdessen haben sie jedes Mal mehr und mehr Kontrakte leerverkauft, bis der Kurs schließlich ein Hoch erreichte und wieder fiel. Das ist der entscheidende Mechanismus hinter der Kontrolle und Manipulation der Preise.