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K.W.F.-Reihe: Illusionen und die kommende Wirtschaftskrise (1/6)

17.11.2006  |  Mag. Gregor Hochreiter
- Seite 2 -
Die Macht der Illusionen - Wenn mit Alkohol der Kater bekämpft wird

Der deutsche Ökonom Guido Hülsmann macht in einem bahnbrechenden Artikel "Toward a General Theory of Error Cycles" auf die Bedeutung von Illusionen, also von falschen Vorstellungen über die Realität, für das wiederkehrende Auftreten von Wirtschaftskrisen aufmerksam. Sinngemäß argumentiert er, daß das wiederholte Eintreten von Wirtschaftskrisen nur dadurch zu erklären sei, daß die Menschen illusionäre Ideen nicht abschütteln könnten und daher ein- und denselben Fehler immerzu wiederholten. Diese Illusionen verhinderten somit den nachhaltigen Aufbau von Werten. Indem sie den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung verhüllten, verhindern sie das für das schöpferische Handeln notwendige Lernen aus Fehlern.

Mit einem Beispiel aus dem Alltag möchte ich Hülsmanns Argumentation illustrieren. Angenommen Herr Mayer wacht nach einer durchzechten Nacht am nächsten Morgen mit einem schlimmen Kater auf. In seinem Delirium schwört er sich, alles Menschenmögliche zu Vermeidung eines weiteren Katers zu unternehmen. Trotz intensivster Bemühung scheitert er daran, einen Kausalzusammenhang zwischen Ursache - Alkohol - und Wirkung - Kater - herzustellen. Ohne sich selbst betrügen zu wollen, betrinkt er sich am nächsten Tag wiederum und wundert sich am Tag darauf über die pochenden Kopfschmerzen, die ausgetrocknete Kehle und ein allgemeines Gefühl der Übelkeit. Solange Herr Mayer der Illusion unterliegt, wonach der Alkohol nicht ursächlich für sein Unwohlbefinden am nächsten Tag verantwortlich zu machen ist, solange wird er denselben Fehler wiederholen und zu tief ins Glas gucken. Erst wenn er sich von dieser Illusion befreit, kann er aus dem Teufelskreis ausbrechen.


Der Rausch im Jahr 2006

Doch kommen wir wieder in die Welt der Wirtschaft, in den Bereich des Tausches von Gütern und Dienstleistungen zwischen den Menschen, zurück. Gegen die sich in der Ökonomie hartnäckigen haltenden Illusionen verblaßt das obige Beispiel. Würde der folgende Sachverhalt nicht der Realität entsprechen, könnte man mit dessen Pointe einen an Skurrilität kaum zu überbietenden Sketch schreiben. Denn Herr Mayer erkennt im Alkohol nicht nur nicht die Ursache des Katers, nein, er glaubt auch noch, daß der Alkohol die beste Medizin gegen den Kater sei. Es ist klar, daß diese falsche Behandlung auf Dauer nicht gut gehen kann und der arme Patient früher oder später zusammenbrechen muß.

Analog verhält es sich mit der aktuellen Wirtschaftssituation. Anstatt die Gesellschaft vom Papiergeld zu entwöhnen, wird immer mehr Geld in die Wirtschaft gepumpt. Anstatt im Papiergeld ein schleichendes Gift zu erkennen, wird es als glückseligmachende Errungenschaft, als ökonomische Medizin, gepriesen. Anstatt die Zentralbanken als (Mit-)Verursacher des Konjunkturzyklus zu enttarnen, werden sie als Wunderheiler gepriesen, die das Auf und Ab der Wirtschaft stabilisierten. Anstatt an der Inflationierung des Papiergelds den Grund für die zunehmende Verarmung festzumachen, wird die Entwertung des Geldes als Allheilmittel für die wirtschaftlichen Probleme unserer Zeit, insbesondere auch von Ökonomen, gepriesen. Doch wie Alkohol kein Heilkraut ist, das den Kater zum Verschwinden bringt, sondern ihn nur verschlimmert, so löst die Beibehaltung der Niedrigzinspolitik nicht die wirtschaftlichen Probleme, sondern verschärft sie.

So sind sinkende Einkommen, zunehmende Verarmung und Börsencrashs der Kater. Die Ausweitung der Geldmenge jener ökonomische Hochprozentige, in dem jegliches Bemühen um nachhaltige Wertschöpfung ertränkt wird. Das ungehemmte Drucken von ungedecktem Papiergeld steht am Anfang jenes Prozesses, der dem Börsencrash von 1929 ebenso zugrundelag, wie dem Crash von 2000. Und heute? Heute sieht der Ausblick noch düsterer aus als in den 1920ern oder um den Jahrtausendwechsel. Dies alles ist kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Mit dem richtigen Wissen kann sowohl das finanzielle Unwetter relativ schadlos überstanden, wie auch das Fundament für eine darauffolgende langanhaltende Hochdruckwetterlage gelegt werden.


Die nächsten Schritte

In weiteren Artikeln werden wir auf die zahlreichen Folgen der "ungedeckten Geldmengenausweitung" noch genauer eingehen und darlegen, warum und wie diese Ihr Vermögen bedroht. Der nächste Artikel wird sich mit dem Wesen des Geldes, der übernächste mit dem Konjunkturzyklus intensiv auseinandersetzen.

Für den Augenblick sollte die einführende Erkenntnis genügen, daß falsche Vorstellungen über den Wirtschaftsablauf der hauptsächliche Grund für die wiederkehrenden Wirtschaftskrisen sind. Der Keynesianismus, von vielen schon mehrfach für tot erklärt, feiert in den zahlreichen politisch verordneten "Konjunkturpaketen" und "Ankurbelungsmaßnahmen", den Forderungen nach niedrigen Zinsen und anti-zyklischen Budgetdefiziten neue Urstände. Er ist so tief in den gesellschaftlichen Wissensschatz eingedrungen, daß es kein Wunder ist, daß vielen Menschen der ungetrübte Blick auf den Wirtschaftsablauf verborgen bleibt.

Es liegt somit in der Hand jedes einzelnen, sich von diesen Illusionen zu trennen. Zum eigenen, kurzfristigen Wohle, da man mit diesem Wissen die Krise erfolgreich meistern kann. Zum eigenen, langfristigen Wohle, da dieses Wissen ein wichtiger Beitrag für eine friedliche, wohlhabende und gerechte Gesellschaft ist. Dann, und nur dann, werden die Worte des österreichischen Sängers Wolfgang "Wolferl" Ambros Wirklichkeit werden:
"Der Weg zu dir selber hört nie auf, hinter dir geht´s abwärts und vor dir steil bergauf."



© Gregor Hochreiter

www.homo-agens.com, www.liberty.li, Den Autor können sie unter gh@liberty.li erreichen.



» weiter zum Teil 2: Was ist eigentlich Geld?
» weiter zum Teil 3: Amerikas große Depression - Die wahren Gründe für den Crash von 1929
» weiter zum Teil 4: Die Staatsanleihe - Der Weg in Armut und selbstverschuldete Knechtschaft
» weiter zum Teil 5: Keine Angst vorm Angstsparen oder Was im Kleinen richtig ist, kann im Großen nicht falsch
» weiter zum Teil 6: Zur Unterscheidung von Scheinwachstum und nachhaltigem Wachstum



Disclaimer: Dieser Artikel dient der Darstellung ökonomischer Sachverhalte und ist keinesfalls als Anlageberatung oder Kaufempfehlung zu verstehen. Jedes Investment, z.B. in Anleihen, Aktien, Edelmetallen und Optionen, ist mit Risiken behaftet. Zurückliegende Wert-, Preis- oder Kursentwicklungen geben keine Anhaltspunkte für die zukünftige Entwicklung des Investments. Jegliche Haftungsansprüche gegen den Autor, liberty.li und die homo agens ltd. sind grundsätzlich ausgeschlossen.



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