Palladium zieht Platin davon
29.09.2017 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise gaben gestern nach zwischenzeitlichen Gewinnen weiter nach. Zeitweise fiel Brent bis auf 57 USD je Barrel. Aktuell handelt es bei 57,5 USD je Barrel zwei USD unter dem 2-Jahreshoch vom Dienstag. Die Ankündigung der Türkei, Ölgeschäfte aus der kurdischen Autonomieprovinz im Nordirak nur noch mit der irakischen Zentralregierung in Bagdad abschließen zu wollen, sorgte gestern für einen kurzzeitigen Preisanstieg. Über eine Pipeline werden täglich ca. 500 Tsd. Barrel Rohöl aus der abtrünnigen Provinz an den türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan geliefert.
Bislang werden keine Beeinträchtigungen der Öllieferungen gemeldet. Am Montag hatten sich mehr als 90% der Kurden im Nordirak für einen unabhängigen Staat ausgesprochen. Weder Bagdad noch die Nachbarländer Türkei und Iran erkennen dies an, da sie selbst kurdische Minderheiten haben und ähnliche Abspaltungstendenzen befürchten. Eine schnelle Lösung der Krise ist nicht zu erwarten, so dass der Ölpreis unterschwellig unterstützt bleiben dürfte.
Die Gefahr von kurzfristigen Angebotsausfällen hat die Backwardation in der Brent-Terminkurve weiter verstärkt. Rohöl mit Lieferung im November kostet aktuell ca. 2 USD mehr als Rohöl mit Lieferung im November 2018. Die Terminkurve ist bis Anfang 2020 durchgehend fallend. Dies macht die Lagerhaltung wenig attraktiv und gibt einen Anreiz zum Lagerabbau. Ersichtlich ist dies bereits an den fallenden Lagerbeständen in dafür gemieteten Öltankern (floating storage). Laut dem Datenanbieter Alphatanker sind die entsprechenden Ölvorräte auf 24 Mio. Barrel gesunken, das niedrigste Niveau seit Januar 2015.
Edelmetalle
Gold profitiert vom schwächeren US-Dollar und ist wieder auf knapp 1.290 USD je Feinunze gestiegen. Gold in Euro notiert weiter bei 1.090 EUR je Feinunze. Der US-Dollar wertet wieder ab, da es offensichtlich Zweifel gibt, ob bzw. wie die geplante Steuerreform von US-Präsident Donald Trump im Kongress durchkommt. Für die Marktteilnehmer von Interesse werden heute wohl die Inflationsdaten für die Eurozone sein.
Sollten diese wie schon die Daten für Deutschland gestern schwächer ausfallen, dürften Hoffnungen auf ein baldiges Ende der expansiven Geldpolitik der EZB schwinden. Hiervon sollte Gold in Euro wiederum profitieren. Das am Sonntag stattfindende Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien könnte ebenfalls für Rückenwind sorgen, weil dieses zu neuer politischer Unsicherheit in Europa führen dürfte.
Palladium ist mittlerweile 15 USD je Feinunze teurer als Platin. Wir gehen davon aus, dass sich der Trend der Substitution von Platin durch Palladium in Diesel-Katalysatoren spätestens seit dem Erreichen der Preisparität vorgestern deutlich verlangsamen oder sich sogar umkehren wird.
Wir können uns auch vorstellen, dass versucht wird, in Benzin-Katalysatoren Palladium durch Platin zu ersetzen, was technisch zumindest eingeschränkt möglich ist. Wir erachten den Palladiumpreis als zu hoch und sehen dagegen Aufholpotenzial für den Platinpreis. Nach dem rekordhohen Preisabschlag von Platin zu Gold von rund 370 USD je Feinunze vor drei Tagen sollte Platin zukünftig auch mehr Schmucknachfrage auf sich ziehen.
Industriemetalle
Während sich fast alle Industriemetalle gestern im Zuge der leichten Aufwärtsrevision des US-BIP für das zweite Quartal und des schwächeren US-Dollar erholten und den Handel zumeist mit Gewinnen beendeten, wies Zinn einmal mehr ein Minus aus. Zinn bleibt damit nach drei Quartalen das einzige Industriemetall mit einer negativen Preisentwicklung in diesem Jahr. Heute Morgen kostet es rund 20.700 USD je Tonne.
Laut Einschätzung des International Tin Research Institute (ITRI) hat sich die globale Zinnnachfrage in diesem Jahr abgeschwächt und wird "nur" noch um rund 2% wachsen. Letztes Jahr wurde demnach ein Wachstum von 3,3% auf knapp 350 Tsd. Tonnen verzeichnet. Grund hierfür ist eine schwächere Nachfrage nach Zinn als Lötmittel in China, nach einer allerdings starken Nachfrage dort vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2016.
Laut ITRI stand Lötzinn im letzten Jahr für knapp die Hälfte der gesamten Zinnnachfrage. Dieses Zinn wird vor allem in der Elektronikindustrie verwendet, um Komponenten auf Platinen miteinander zu verbinden. Aufgrund von umweltpolitischen Überprüfungen in China erwartet ITRI auch ein geringeres Nachfragewachstum aus der Chemieindustrie, der zweitgrößten Nachfragekomponente mit einem Anteil von 17%. Als Wachstumsfelder sieht ITRI die Automobilindustrie und die Solarbranche, wobei der Trend langfristig hin zu kleineren elektronischen Komponenten geht.
Agrarrohstoffe
Der Internationale Getreiderat IGC hat seine Schätzung für die weltweite Getreideernte 2017/18 um 19 Mio. auf 2,069 Mrd. Tonnen nach oben revidiert. Nur in der Vorsaison war die Erntemenge mit 2,133 Mrd. Tonnen noch höher. Die Ernteschätzung für Mais wurde um 12 Mio. auf 1,029 Mrd. Tonnen erhöht, die für Weizen um 5 Mio. auf 748 Mio. Tonnen.
Das vom IGC erwartete globale Angebotsdefizit bei Mais verringert sich daraufhin auf 29 Mio. Tonnen. Die weltweiten Maisvorräte gehen entsprechend zurück. Allerdings sollen die Maisvorräte in den wichtigsten Exportländern wegen höherer Bestandsschätzungen für Argentinien und die USA auf dem Vorjahresniveau verharren. Bislang ging der IGC hier eben falls von einem Rückgang aus.
Der globale Weizenmarkt soll dagegen einen Angebotsüberschuss von 6 Mio. Tonnen aufweisen und die bereits rekordhohen Vorräte auf 248 Mio. Tonnen steigen. Die Weizenbestände in den wichtigsten Exportländern sollen dagegen laut IGC auf 69 Mio. Tonnen zurückgehen. Höheren Beständen in Russland und der EU stehen niedrige Bestände in den USA, Australien und Kanada gegenüber. Die Angebotslage bei Weizen ist damit nicht ganz so üppig wie es die Zahlen auf den ersten Blick vermuten lassen.
Bei Sojabohnen nahm der IGC keine nennenswerten Revisionen vor. Die weltweite Produktion soll 348 Mio. Tonnen betragen und der globale Markt ein geringes Angebotsdefizit von 3 Mio. Tonnen aufweisen. Heute Abend veröffentlicht das US-Landwirtschaftsministerium neue Ernteschätzungen für die USA und die US-Getreidelagerbestände zum 1. September.
Die Ölpreise gaben gestern nach zwischenzeitlichen Gewinnen weiter nach. Zeitweise fiel Brent bis auf 57 USD je Barrel. Aktuell handelt es bei 57,5 USD je Barrel zwei USD unter dem 2-Jahreshoch vom Dienstag. Die Ankündigung der Türkei, Ölgeschäfte aus der kurdischen Autonomieprovinz im Nordirak nur noch mit der irakischen Zentralregierung in Bagdad abschließen zu wollen, sorgte gestern für einen kurzzeitigen Preisanstieg. Über eine Pipeline werden täglich ca. 500 Tsd. Barrel Rohöl aus der abtrünnigen Provinz an den türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan geliefert.
Bislang werden keine Beeinträchtigungen der Öllieferungen gemeldet. Am Montag hatten sich mehr als 90% der Kurden im Nordirak für einen unabhängigen Staat ausgesprochen. Weder Bagdad noch die Nachbarländer Türkei und Iran erkennen dies an, da sie selbst kurdische Minderheiten haben und ähnliche Abspaltungstendenzen befürchten. Eine schnelle Lösung der Krise ist nicht zu erwarten, so dass der Ölpreis unterschwellig unterstützt bleiben dürfte.
Die Gefahr von kurzfristigen Angebotsausfällen hat die Backwardation in der Brent-Terminkurve weiter verstärkt. Rohöl mit Lieferung im November kostet aktuell ca. 2 USD mehr als Rohöl mit Lieferung im November 2018. Die Terminkurve ist bis Anfang 2020 durchgehend fallend. Dies macht die Lagerhaltung wenig attraktiv und gibt einen Anreiz zum Lagerabbau. Ersichtlich ist dies bereits an den fallenden Lagerbeständen in dafür gemieteten Öltankern (floating storage). Laut dem Datenanbieter Alphatanker sind die entsprechenden Ölvorräte auf 24 Mio. Barrel gesunken, das niedrigste Niveau seit Januar 2015.
Edelmetalle
Gold profitiert vom schwächeren US-Dollar und ist wieder auf knapp 1.290 USD je Feinunze gestiegen. Gold in Euro notiert weiter bei 1.090 EUR je Feinunze. Der US-Dollar wertet wieder ab, da es offensichtlich Zweifel gibt, ob bzw. wie die geplante Steuerreform von US-Präsident Donald Trump im Kongress durchkommt. Für die Marktteilnehmer von Interesse werden heute wohl die Inflationsdaten für die Eurozone sein.
Sollten diese wie schon die Daten für Deutschland gestern schwächer ausfallen, dürften Hoffnungen auf ein baldiges Ende der expansiven Geldpolitik der EZB schwinden. Hiervon sollte Gold in Euro wiederum profitieren. Das am Sonntag stattfindende Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien könnte ebenfalls für Rückenwind sorgen, weil dieses zu neuer politischer Unsicherheit in Europa führen dürfte.
Palladium ist mittlerweile 15 USD je Feinunze teurer als Platin. Wir gehen davon aus, dass sich der Trend der Substitution von Platin durch Palladium in Diesel-Katalysatoren spätestens seit dem Erreichen der Preisparität vorgestern deutlich verlangsamen oder sich sogar umkehren wird.
Wir können uns auch vorstellen, dass versucht wird, in Benzin-Katalysatoren Palladium durch Platin zu ersetzen, was technisch zumindest eingeschränkt möglich ist. Wir erachten den Palladiumpreis als zu hoch und sehen dagegen Aufholpotenzial für den Platinpreis. Nach dem rekordhohen Preisabschlag von Platin zu Gold von rund 370 USD je Feinunze vor drei Tagen sollte Platin zukünftig auch mehr Schmucknachfrage auf sich ziehen.
Industriemetalle
Während sich fast alle Industriemetalle gestern im Zuge der leichten Aufwärtsrevision des US-BIP für das zweite Quartal und des schwächeren US-Dollar erholten und den Handel zumeist mit Gewinnen beendeten, wies Zinn einmal mehr ein Minus aus. Zinn bleibt damit nach drei Quartalen das einzige Industriemetall mit einer negativen Preisentwicklung in diesem Jahr. Heute Morgen kostet es rund 20.700 USD je Tonne.
Laut Einschätzung des International Tin Research Institute (ITRI) hat sich die globale Zinnnachfrage in diesem Jahr abgeschwächt und wird "nur" noch um rund 2% wachsen. Letztes Jahr wurde demnach ein Wachstum von 3,3% auf knapp 350 Tsd. Tonnen verzeichnet. Grund hierfür ist eine schwächere Nachfrage nach Zinn als Lötmittel in China, nach einer allerdings starken Nachfrage dort vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2016.
Laut ITRI stand Lötzinn im letzten Jahr für knapp die Hälfte der gesamten Zinnnachfrage. Dieses Zinn wird vor allem in der Elektronikindustrie verwendet, um Komponenten auf Platinen miteinander zu verbinden. Aufgrund von umweltpolitischen Überprüfungen in China erwartet ITRI auch ein geringeres Nachfragewachstum aus der Chemieindustrie, der zweitgrößten Nachfragekomponente mit einem Anteil von 17%. Als Wachstumsfelder sieht ITRI die Automobilindustrie und die Solarbranche, wobei der Trend langfristig hin zu kleineren elektronischen Komponenten geht.
Agrarrohstoffe
Der Internationale Getreiderat IGC hat seine Schätzung für die weltweite Getreideernte 2017/18 um 19 Mio. auf 2,069 Mrd. Tonnen nach oben revidiert. Nur in der Vorsaison war die Erntemenge mit 2,133 Mrd. Tonnen noch höher. Die Ernteschätzung für Mais wurde um 12 Mio. auf 1,029 Mrd. Tonnen erhöht, die für Weizen um 5 Mio. auf 748 Mio. Tonnen.
Das vom IGC erwartete globale Angebotsdefizit bei Mais verringert sich daraufhin auf 29 Mio. Tonnen. Die weltweiten Maisvorräte gehen entsprechend zurück. Allerdings sollen die Maisvorräte in den wichtigsten Exportländern wegen höherer Bestandsschätzungen für Argentinien und die USA auf dem Vorjahresniveau verharren. Bislang ging der IGC hier eben falls von einem Rückgang aus.
Der globale Weizenmarkt soll dagegen einen Angebotsüberschuss von 6 Mio. Tonnen aufweisen und die bereits rekordhohen Vorräte auf 248 Mio. Tonnen steigen. Die Weizenbestände in den wichtigsten Exportländern sollen dagegen laut IGC auf 69 Mio. Tonnen zurückgehen. Höheren Beständen in Russland und der EU stehen niedrige Bestände in den USA, Australien und Kanada gegenüber. Die Angebotslage bei Weizen ist damit nicht ganz so üppig wie es die Zahlen auf den ersten Blick vermuten lassen.
Bei Sojabohnen nahm der IGC keine nennenswerten Revisionen vor. Die weltweite Produktion soll 348 Mio. Tonnen betragen und der globale Markt ein geringes Angebotsdefizit von 3 Mio. Tonnen aufweisen. Heute Abend veröffentlicht das US-Landwirtschaftsministerium neue Ernteschätzungen für die USA und die US-Getreidelagerbestände zum 1. September.