Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Spannungen im Irak weiterhin im Fokus

18.10.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Obwohl die ölreiche Region um Kirkuk im Norden des Irak wieder vollständig unter Kontrolle der Zentralregierung in Bagdad ist, notiert der Brentölpreis weiterhin auf dem hohen Niveau vom Ausbruch der Kämpfe zu Wochenbeginn. Brent handelt nach einem kurzzeitigen Absacker gestern wieder oberhalb von 58 USD je Barrel, WTI bei 52 USD je Barrel. Offensichtlich trauen die Marktteilnehmer dem Frieden nicht. Die Ölproduktion auf den Ölfeldern um Kirkuk (ca. 500 Tsd. Barrel pro Tag) dürfte zwar schnell wieder hochgefahren werden.

Allerdings bleibt abzuwarten, ob die Kurden nach dem Rückzug aus dem von ihnen beanspruchten Gebiet den Transport des Rohöls via Pipeline zum türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan über ihr Territorium ohne Weiteres gewährleisten werden. Streitigkeiten über die Einnahmen und die Vermarktung hatten schon in der Vergangenheit des Öfteren zu Lieferunterbrechungen geführt. Bagdad hat bereits angedroht, gegen eine mögliche Blockade der Ölexporte durch die Kurden vorgehen zu wollen, was immer das auch heißen mag. Dass die Kurden ihr Autonomiegebiet dem Irak ähnlich schnell überlassen werden wie Kirkuk, ist allerdings kaum vorstellbar.

Gestern Abend berichtete das API einen kräftigen Abbau der US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche um 7,1 Mio. Barrel. Dies gibt den Ölpreisen heute weitere Unterstützung. Ausschlaggebend für den Lagerabbau waren stark gesunkene Importe. Die Rohölverarbeitung fiel allerdings ebenfalls kräftig, während die Lagerbestände von Ölprodukten stiegen. Die Daten waren also weniger robust als es der pure Blick auf den Bestandsabbau bei Rohöl nahelegt.


Edelmetalle

Die Edelmetallpreise wurden gestern mit Ausnahme von Palladium durch den festeren US-Dollar in Schach gehalten. Gold fiel am Nachmittag auf gut 1.280 USD je Feinunze zurück. Silber wurde von Gold mit nach unten gezogen und rutschte zeitweise unter die Marke von 17 USD je Feinunze. Mit 104 Tonnen vermeldeten die von Bloomberg erfassten Silber-ETFs gestern den größten Tagesabfluss seit Mitte Juni, welcher aber schon am Vortag im iShares Silver Trust erfolgt war. Damit wurden fast alle Zuflüsse seit Monatsbeginn wieder rückgängig gemacht.

Palladium widersetzte sich der Abwärtsbewegung der anderen Edelmetalle und stieg auf gut 990 USD je Feinunze. Dabei hätte es eigentlich einen Grund gegeben, der gegen einen steigenden Palladiumpreis gesprochen hätte. So verzeichneten die Palladium-ETFs mit fast 15 Tsd. Unzen bereits den zweiten kräftigen Tagesabfluss in diesem Monat, so dass sich die Verluste seit Monatsbeginn bislang auf gut 39 Tsd. Unzen belaufen.

Den Platin-ETFs flossen dagegen fast 14 Tsd. Unzen zu, soviel wie zuletzt Mitte Juli an einem Tag. Erneut schlechte Nachrichten gab es gestern für Platin von der Autoindustrie. Der Verband der europäischen Automobilproduzenten (ACEA) gab bekannt, dass die Autoneuzulassungen in der EU im September erstmals seit fünf Monaten wieder rückläufig waren. Für September stand demnach ein Minus von 2% im Jahresvergleich zu Buche. Allerdings war der Vorjahresmonat ungewöhnlich hoch. In zwei der fünf wichtigsten EU-Märkte, Deutschland und Großbritannien, sind laut ACEA jedoch Abschwächungstendenzen erkennbar.


Industriemetalle

Heute hat in China der 19. Nationale Kongress der Kommunistischen Partei begonnen. Hier werden vor allem die politischen Weichen für die nächsten fünf Jahre gestellt. Fünf der sieben Politbüro-Mitglieder werden neu gewählt. Zwei von ihnen werden wohl im Jahr 2022 Staatspräsident Xi Jinping und Premierminister Li Keqiang ablösen. An den wirtschaftlichen Zielen dürfte sich dagegen nicht viel ändern. Unmittelbare Auswirkungen auf die Rohstoffpreise im Allgemeinen und auf die Metallpreise im Speziellen erwarten wir daher nicht.

Ähnlich wie Eisenerz, allerdings nicht ganz so stark, hat auch der Preis für australische Kokskohle in den letzten Wochen korrigiert. Seit Anfang September ist er um 13,5% gefallen (Eisenerz -19%) und wird von Steel Business Briefing aktuell mit 181,5 USD je Tonne angegeben. Da die Behörden in China auch die Schließung vieler kleinerer Stahlproduzenten im Land angeordnet haben, wächst die Sorge vor einer geringeren Nachfrage nach Kokskohle.

Im Hafen von Qinhuangdao, dem größten Kohleumschlagsplatz Chinas, waren die Kohlevorräte in der letzten Woche auf ein 9-Monatshoch von 7,3 Mio. Tonnen gestiegen. Die hohen Importe von Kokskohle - China ist auf dem Weg, 2017 die größte Menge Kokskohle seit vier Jahren einzuführen - werden offenbar nicht mehr vollständig verbraucht. Das australische Ministerium für Industrie, Innovation und Wissenschaft hatte jüngst seine Schätzung für die chinesischen Kokskohleimporte deutlich nach oben genommen.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Kaffee Arabica fiel gestern zwischenzeitlich auf ein 4-Monatstief von 123 US-Cents je Pfund, bevor er sich leicht erholte. Für Abgabedruck sorgte gestern der festere US-Dollar wegen neuer Zinserhöhungsspekulationen hinsichtlich der US-Notenbank Fed. Eine alleinige Erklärung für die Preisschwäche ist dieser allerdings nicht. Denn der USD-BRL-Wechselkurs notiert noch immer deutlich unter dem Niveau von Mitte Mai bis Mitte Juli, als der Kaffeepreis zuletzt so niedrig war. Auch die Meldungen über anhaltende Angebotsdefizite am globalen Kaffeemarkt passen nicht mit der Preisentwicklung zusammen.

Die Marktteilnehmer glauben offenbar diesen Schätzungen nicht. Dies zeigt sich auch an der Positionierung der spekulativen Finanzanleger. Diese setzen seit einem halben Jahr mehrheitlich auf fallende Preise. In den letzten Wochen wurden die Netto-Short-Positionen sogar merklich ausgeweitet. Höher als gegenwärtig waren sie zuletzt Anfang Juli. Zumindest was Arabica-Kaffee angeht, sind Zweifel an einem knappen Angebot angebracht. Denn die Ernten in Brasilien und Kolumbien wurden in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet, so dass auch ein etwas schwächeres Jahr wie dieses die Versorgung nicht beeinträchtigt.

In Brasilien besteht zudem die Erwartung einer wieder deutlich höheren Ernte im nächsten Jahr. Regenfälle in den brasilianischen Anbaugebieten haben die Blütephase zuletzt unterstützt. Allerdings gibt es auch Meldungen über in einigen Gebieten auftretende Trockenheit.

Open in new window


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"