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Saudi-Arabien will langfristiges Gleichgewicht sicherstellen

25.10.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stiegen gestern im späten Handel deutlich. Brent erreichte in der Nacht 58,5 USD je Barrel, WTI 52,5 USD je Barrel. Beides entspricht dem höchsten Niveau seit vier Wochen. Den Grundstein für den Preisanstieg legten Kommentare des saudi-arabischen Energieministers al-Falih, der die unbedingte Bereitschaft betonte, die Ölvorräte in den OECD-Ländern zurück auf den 5-Jahresdurchschnitt zu drücken. Der Lagerüberhang wurde bereits um 180 Mio. Barrel reduziert. Zuletzt lag die Abweichung noch bei 160 Mio. Barrel.

Implizit hat er damit mindestens eine Verlängerung der Produktionskürzungen in Aussicht gestellt, denn den Prognosen zufolge dürfte der Abbau der OECD-Vorräte in den Wintermonaten kaum vorankommen. Zudem hat al-Falih eine Ausstiegsstrategie aus den Produktionskürzungen eingefordert, um Ängste vor einem schnellen Wiederhochfahren der Produktion (und einem erneuten Überangebot) zu dämpfen.

Mit dieser langfristigen Verbindlichkeit wurde gestern ein Marktumfeld geschaffen, in dem auch vermeintlich Preisbelastendes weggewischt wurde. So wurde der vom API gemeldete unerwartete Aufbau der US-Rohölvorräte ignoriert. Stattdessen schob ein deutlicher Lagerabbau bei Ölprodukten deren Preise nach oben. Auch die Bereitschaft der kurdischen Regionalregierung, das Ergebnis des Unabhängigkeitsreferendums einzufrieren bzw. ihr Angebot zu einer Waffenruhe führte bislang nicht zu Preisabschlägen, obwohl die Chancen auf eine Normalisierung der Ölexporte aus dem Norden Iraks steigen.

Sollte sich die Lage hier aber tatsächlich weiter entspannen, dürfte der Markt dies auf Dauer nicht ignorieren können.


Edelmetalle

Gold fällt am Morgen auf gut 1.270 USD je Feinunze und damit unter die 100-Tage-Linie. Preisbelastend sind Spekulationen auf höhere Zinsen in den USA. Gestern soll US-Präsident Trump bei einem Treffen mit republikanischen Senatoren diese nach ihrem bevorzugten Kandidaten für den Posten des Fed-Vorsitzenden gefragt haben. Die Mehrheit soll sich einem anwesenden Senator zufolge für den als falkenhaft geltenden John Taylor ausgesprochen haben.

Die Aussicht auf einen Falken an der Spitze der Fed ließ die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen auf ein 7-Monatshoch von mehr als 2,4% steigen. Die Entscheidung, wer (neuer) Fed-Vorsitzender wird, dürfte Trump in den kommenden Tagen bekanntgeben. Sollte er sich tatsächlich für Taylor entscheiden, dürfte Gold deutlich nachgeben. Denn die Fed Fund Futures preisen neben der für Dezember erwarteten Zinserhöhung für nächstes Jahr nur einen weiteren Zinsschritt ein, die aktuellen Fed-Projektionen sehen dagegen drei Zinserhöhungen.

Laut der von Taylor entwickelten und nach ihm benannten Regel müsste der US-Leitzins sogar bei gut 3% liegen. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass die Fed dieses Zinsniveau anstreben würde. Dennoch dürften die Zinsen unter Taylor eher stärker angehoben werden als bislang. Die Frage ist aber auch, wie die Aktienmärkte auf eine derartige Geldpolitik reagieren würden. Wir haben gestern auf die übertrieben große Sorglosigkeit der Marktteilnehmer hingewiesen. Geraten die Aktienmärkte deswegen unter Druck, würde Gold davon profitieren.


Industriemetalle

Der 19. Kongress der chinesischen Kommunistischen Partei (KP) ist mit einem (wohl erwarteten) Eklat zu Ende gegangen. Anders als seit den 1990er Jahren üblich findet man unter den Mitgliedern des mächtigsten Staatsorgans, Politbüro, keinen Nachfolger für den Präsidenten Xi Jinping, der nun für die zweite (und normalerweise letzte) fünfjährige Amtszeit bestätigt wurde. Sie wären schlichtweg zu alt für den Präsidentschaftsposten.

Obgleich Herr Xi seine Macht weiter konsolidiert und verfestigt hat - er ist nun nach Mao Tsedung erst der zweite kommunistische Anführer, dessen "Gedankengut" zu seiner Amtszeit in der Verfassung namentlich erwähnt wird - stehen die angekündigten Reformen in Richtung Liberalisierung und Marktwirtschaft unter keinem guten Stern. Das hätte auch mittel- bis langfristig Implikationen für die Rohstoff- und Metallmärkte, auf denen das Wirtschaftswachstum Chinas seit fast zwei Jahrzehnten maßgeblich die Preise bestimmt.

Es hat aber auch einen unmittelbaren Einfluss, denn auch die gigantische "One Belt, One Road" Initiative des Präsidenten Xi wurde unerwartet in der Verfassung erwähnt. Das Projekt dürfte Unmengen an Metallen verschlingen.

Die International Copper Study Group (ICSG) hat im Marktausblick 2017/18 zwar die Schätzung für das Angebotsdefizit in diesem Jahr unverändert bei rund 150 Tsd. Tonnen belassen, die für das Jahr 2018 jedoch von zuvor 170 Tsd. auf 105 Tsd. Tonnen reduziert. Damit dürfte sich die ausgelassene Stimmung wieder drehen. Sollte der Kupferpreis unter die wichtige Marke von 7000 USD je Tonne rutschen, dürfte sich kurzfristiger Verkaufsdruck aufbauen.

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Agrarrohstoffe

Der Rohzuckerpreis stieg gestern um knapp 3% auf 14,3 US-Cents je Pfund. Der Preis reagierte damit auf Nachrichten aus Brasilien, die auf eine geringere Zuckerproduktion in der wichtigsten Anbauregion Center-South hindeuteten. Laut dem Industrieverband Unica kam es in der ersten Oktoberhälfte zu einer deutlichen Verschiebung bei der Produktion zugunsten von Ethanol. Der Anteil des Zuckerrohrs zur Ethanolherstellung stieg Anfang Oktober auf 56%. In der zweiten Septemberhälfte waren es 53%, in der entsprechenden Vorjahresperiode 50%.

Der Anteil zur Zuckerherstellung sank entsprechend. Die Zuckermühlen reagierten damit auf die relative Verteuerung von Ethanol gegenüber Zucker. Zudem sank auch die Menge des verarbeiteten Zuckerrohrs. In der ersten Oktoberhälfte waren es noch 32,4 Mio. Tonnen, verglichen mit 40,3 Mio. Tonnen in den zwei Wochen zuvor. Die Zuckerproduktion lag daraufhin 12% niedriger als im Vorjahr. Seit Beginn der Saison wurden aber noch immer 3,6% mehr Zucker produziert als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Sollte sich die Tendenz zugunsten von Ethanol in den nächsten Wochen fortsetzen, dürfte das kumulierte Plus allerdings noch weiter schrumpfen. Da die Zuckerproduktion in anderen Regionen steigt (u.a. EU, Indien, Thailand), droht dem Weltmarkt keine Knappheit. Das Aufwärtspotenzial für den Zuckerpreis ist daher begrenzt. Wir sehen Zucker bei 14 US-Cents am Jahresende.



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