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Wochenrückblick: Öl, Gold und Mais sowie Hintergrundinfos über Ethanol

19.11.2006  |   Sebastian Hell
An den Rohstoffmärkten war in dieser Woche wieder einiges an Bewegung zu finden. Der Januar Rohölfuture verlor mehr als vier Prozent, nachdem sich die Händlerschaft auf eine niedrigere Nachfrage aufgrund einer Verlangsamung der globalen und amerikanischen Wirtschaftsleistung einstellte. Des weiteren wurde seitens einer auf die Beobachtung von Öltankern spezialisierten Firma mitgeteilt, dass die Novemberproduktion der OPEC lediglich um 300.000 Barrel fallen dürfte. Dieser Wert liegt deutlich unter den angegebenen 1,2 Millionen Barrel und drückte damit den Kurs des Januar Futures unter seine zwischen 58,96 $ und 63,67 $ etablierte Range. Bei den am Mittwoch veröffentlichten EIA Ölmarktdaten stellte sich ein Zuwachs der Rohöllagerbestände um 1,283 Millionen Fässer ein, der leicht über dem Konsens von einer Million lag.

Gleichzeitig reduzierten sich die Benzin- und Destillatsbestände um 3,7 bzw. 3,5 Millionen Barrel. Die Wetteraussichten der nächsten Tage für den Nordosten der U.S.A. sehen momentan nicht sonderlich rosig aus. Laut einem aktuellen Wetterbericht rechnen die Meteorologen mit milderen Temperaturen und einem damit verbundenen Rückgang der Nachfrage. Allerdings muss betont werden, dass die Nachfrage in den U.S.A. nach Destillaten bisher 700.000 Barrel über ihrem fünfjährigen Vergleichswert verläuft. Somit könnten die Heizöl Futures auf den derzeitigen Niveaus auf Kaufinteresse fundamental orientierter Investoren stoßen. Technisch gesehen hat der Januar Future einen doppelten Boden im Bereich der 1,68 $ ausgebildet und könnte diese Formation mit dem Bruch der Marke bei 1,80 $ vollenden. Eine weitere Möglichkeit wäre der Verkauf von kurzlaufenden Januar Optionen mit Strikes bei 1,50 $ für 350 $ bis 400 $. Allerdings sind diese Optionen sehr markteng, weswegen eine Ausführung nicht garantiert werden kann.

Bei Gold war ein Wochenverlust um 1,21% zu verzeichnen, der unter anderem auf einen stärkeren Dollar (Plus 0,5%) zurückzuführen war. Des weiteren haben einige Goldbullen ihre Positionen aufgelöst, nachdem die Konsumentenpreise um 0,5% rückläufig waren und damit unter den Erwartungen von -0,2% bis -0,3% lagen. Außerdem zeigen sich die Aktienmärkte weiterhin sehr robust, der Dow Jones konnte beispielsweise weitere All Time Highs erreichen, und implizieren dadurch, dass sich die US Wirtschaft nicht großartig abschwächen wird.

Weiterführend teilte ein Mitglied der Fed mit, dass sich die Inflation in die gewünschte Richtung bewege und dass das Wachstum in den kommenden Jahren wieder anziehen sollte. Somit wurden einige Bullen enttäuscht, die aus Angst einer zusammenbrechenden US Wirtschaft in den sicheren Hafen des gelben Metalls geflohen waren. Unter technischen Aspekten konnte bei 620 $ im Februar Future eine Unterstützung ausgebildet werden, die aus dem Tief dieser sowie der Vorwoche besteht. Langfristig positive Aussichten wurde dem gelben Metall in einer kürzlichen Untersuchung eines amerikanischen Analysten attestiert. Er geht davon aus, dass aufgrund der fortschreitenden Alterung der Bevölkerung in den Industrienationen sowie einem daraus entstehenden Überhang von alten zu jungen Leuten, eine höhere Goldnachfrage entsteht. Seine Annahme basiert darauf, dass ältere Menschen deutlich mehr Gold kaufen als jüngere. Ob diese Tatsache allerdings einen großartigen Einfluss auf die Notierungen haben wird, wird sich womöglich nie herausstellen.

Mais schloss die Handelswoche mit einem Zugewinn von 3,5% ab. Starke Exportzahlen die mit 1,4 Millionen Tonnen deutlich über den Erwartungen von einer Millionen Tonnen lagen, beflügelten die Kurse zum Wochenausklang. Mittlerweile wurden 41,4% der Schätzmenge des US Landwirtschaftsministerium exportiert, verglichen mit 34,5% im Durchschnitt über die letzten fünf Jahre. Die charttechnische Analyse weist derzeit daraufhin, dass sich bei den März 2007 Futures eine bärische 1-2-3 Umkehrformation ausbildet. Dieses Pattern besteht aus dem Hoch bei 381, dem Tief bei 356 und einem weiteren niedrigeren Hoch bei 380. Allerdings wird das Muster erst mit dem Bruch des Zwischentiefs aktiviert. Der ausschlaggebende Grund für eine Umkehr, wäre die Erkenntnis am Markt, dass die hohen Preise zu einer Verlangsamung der Nachfrage, welche vorwiegend aus der Ethanolindustrie stammt, führen wird. Dies wäre eine Katastrophe, da anschließend Unmengen an Mais übrig wären, die keinen Abnehmer finden würden.

Laut dem letzten Supply & Demand Report rechnet das USDA mit einer Nachfrage seitens der Ethanolindustrie um 2,150 Milliarden Scheffel oder 20% des Angebots. Theoretisch könnte der Preis für Mais auf 5,20 $ pro Scheffel steigen um die Marge der Ethanolfabriken zu beeinträchtigen. Goldman Sachs veröffentlichte jedoch in einer aktuelleren Studie, dass die Marge schon bei Preisen weit unter 5,2 $ pro Scheffel ins negative rutschen wird. Natürlich wird die Nachfrage nicht komplett auf Null fallen nur weil die Marge negativ ist, allerdings ist mit einer Reduktion zu rechnen. Des weiteren haben die Preise für Erdgas einen Einfluss auf die Ethanolproduktion, da schätzungsweise 165.000 BTUs (British thermal Units = Britische Wärmeeinheiten) benötigt werden um 2,7 Gallonen Ethanol und 17 Pfund Distillers Grain (Nebenprodukt bei der Ethanolherstellung das als Viehfutter verkauft wird und mit Sojamehl konkurriert) herzustellen.

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Das obige Bild zeigt, wie groß die Bruttomarge (blaue Fläche) der Ethanolproduzenten in den verschiedenen Kontraktmonaten ist. Wohlgemerkt es handelt sich um die Bruttomarge! Hier gehen noch weitere Kosten für Löhne, Instandhaltungsarbeiten etc. weg. Sollte die Marge weiter einschrumpfen, wäre mit einer Nachfragereduktion nach Mais zu rechnen.


Der obige Text ist ein Auszug aus unserem wöchentlichen "EMFIS Market Recap". Dieser Report enthält Wochenrückblicke für die Emerging Markets und Rohstoffe.


© Sebastian Hell
www.emfis.com



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