Interventionen im Goldmarkt
21.11.2006 | Dimitri Speck
Seit dem 5. August 1993 wird systematisch versucht, dem Goldpreis mit Hilfe von Verleihungen und Verkäufen Abwärtsimpulse zu verabreichen. Ziel dieser Vorgehensweise für die beteiligten Zentralbanken ist, die Inflationserwartungen niedrig zu halten. Zudem sollen der Dollar, die Anleihenmärkte und das Vertrauen in die Finanzmärkte gestärkt werden. Die Interventionen sind nur möglich, weil in den Tresoren der Zentralbanken ein Vielfaches des Jahresverbrauchs lagert. Ähnlich wie auch bei Deviseninterventionen zumeist üblich, werden sie nicht öffentlich gemacht.
Es gibt eine Vielzahl an Indizien für diese systematischen Interventionen. Besonderes kurz und prägnant ist die Aussage von Fed-Gouverneur Angell aus der Anfangszeit der Goldinterventionen: "We can hold the price of gold very easily". Ein weiteres Beispiel stammt vom damaligen Fed Vorsitzenden Greenspan: "Ywhere central banks stand ready to lease gold in increasing quantities should the price rise." Diese Aussage tätigte er zwar in einem anderen Kontext, das Zitat zeigt jedoch, daß zumindest die Bereitschaft zur Drückung bestand. Zudem wird als Mittel die Goldleihe genannt. Auf diese Weise gelangt Gold in den physischen Markt offenkundig auch unabhängig vom Hedging-Bedarf der Minen. Die eigentliche Intervention wird dann von den Banken durchgeführt, die sich das Gold leihen (eine Arbeitsteilung, wie sie vermutlich auch bei Stützungskäufen nach dem Aktiencrash 1987 praktiziert wurde). Die meisten Zentralbanken versäumen es im übrigen, das Ausmaß des von ihnen verliehenen Goldes zu publizieren.
Woher kennen wir den genauen Tag, an dem die systematischen Interventionen begannen? Aus den Zeitpunkten der Durchführung. Die Interventionen sind nicht stetig über den Tag verteilt, sondern fokussieren auf wichtige Marken, wie dem PM-Fixing und dem New-Yorker Schlußkurs. Zudem werden die Handelszeiten der Comex bevorzugt. Dadurch entsteht ein Intraday-Pattern, das sich statistisch identifizieren läßt, und mit dem die Datierung des Beginns der Interventionen auf den 5. August 1993 möglich war (*).
Diese Intraday-Anomalie bestand langjährig, hat sich jedoch im Zuge des nachhaltigen Aufwärtstrends in den letzten Jahren abgeschwächt. Der beigefügte Chart zeigt den durchschnittlichen Intraday-Verlauf aller Tage an, für die hochfrequente Kurse vorliegen. Die rechte Skala weist den Preis aus, die untere die Tageszeit. Zur Durchschnittsbildung werden zu jeder Tageszeit die minütlichen Returns aller etwa 2000 Tage gemittelt und dann miteinander verknüpft. Dieser sogenannte saisonale Intradaychart zeigt somit auf einen Blick, wie sich der Goldkurs über die letzten acht Jahre im Tagesverlauf durchschnittlich bewegte.
Chart: Durchschnittlicher Intraday-Verlauf des Goldes 8/1998-6/2006
Deutlich sichtbar ist der Kursrückgang zum Londoner Nachmittagsfixing. Bemerkenswert sind auch die lokalen Tiefs zum Vormittagsfixing, sowie zur Eröffnung und zum Schluß in New York. Auffällig ist auch, daß der Kurs während der amerikanischen Handelszeit insgesamt seitwärts tendierte, ganz im Unterschied zur übrigen Zeit, in der er stieg.
Der Aufwärtstrend, in dem sich Gold seit mehreren Jahren befindet, bedeutet nicht, daß keine Interventionen mehr stattfinden. Sie haben allerdings nachgelassen (und lassen sich für diese Zeit auch statistisch schlechter nachweisen). Zudem verlangsamen sie den Anstieg, oder leiten temporäre Rückgänge ein, insgesamt verhindern sie aber den Anstieg nicht mehr. Sie bleiben jedoch einer der wichtigsten Einflußfaktoren im Goldmarkt. Dies ist auch wegen ihrer eigenen Historie der Fall: So hat nach Jahren des künstlich unten gehaltenen Goldpreises manche Mine die Produktion eingestellt. Außerdem ist das Ausgangsniveau des Goldpreises niedriger, das Potential somit höher.
© Dimitri Speck
(*) Näheres und Quellenangaben:
www.gata.org
www.gold-eagle.com/research/bolserndx.html (engl.)
www.gold-eagle.com/research/clawarndx.html (engl.)
www.gold-eagle.com/research/speckndx.html (engl.)
http://dimitrispeck.goldseiten.de (dt.)
Es gibt eine Vielzahl an Indizien für diese systematischen Interventionen. Besonderes kurz und prägnant ist die Aussage von Fed-Gouverneur Angell aus der Anfangszeit der Goldinterventionen: "We can hold the price of gold very easily". Ein weiteres Beispiel stammt vom damaligen Fed Vorsitzenden Greenspan: "Ywhere central banks stand ready to lease gold in increasing quantities should the price rise." Diese Aussage tätigte er zwar in einem anderen Kontext, das Zitat zeigt jedoch, daß zumindest die Bereitschaft zur Drückung bestand. Zudem wird als Mittel die Goldleihe genannt. Auf diese Weise gelangt Gold in den physischen Markt offenkundig auch unabhängig vom Hedging-Bedarf der Minen. Die eigentliche Intervention wird dann von den Banken durchgeführt, die sich das Gold leihen (eine Arbeitsteilung, wie sie vermutlich auch bei Stützungskäufen nach dem Aktiencrash 1987 praktiziert wurde). Die meisten Zentralbanken versäumen es im übrigen, das Ausmaß des von ihnen verliehenen Goldes zu publizieren.
Woher kennen wir den genauen Tag, an dem die systematischen Interventionen begannen? Aus den Zeitpunkten der Durchführung. Die Interventionen sind nicht stetig über den Tag verteilt, sondern fokussieren auf wichtige Marken, wie dem PM-Fixing und dem New-Yorker Schlußkurs. Zudem werden die Handelszeiten der Comex bevorzugt. Dadurch entsteht ein Intraday-Pattern, das sich statistisch identifizieren läßt, und mit dem die Datierung des Beginns der Interventionen auf den 5. August 1993 möglich war (*).
Diese Intraday-Anomalie bestand langjährig, hat sich jedoch im Zuge des nachhaltigen Aufwärtstrends in den letzten Jahren abgeschwächt. Der beigefügte Chart zeigt den durchschnittlichen Intraday-Verlauf aller Tage an, für die hochfrequente Kurse vorliegen. Die rechte Skala weist den Preis aus, die untere die Tageszeit. Zur Durchschnittsbildung werden zu jeder Tageszeit die minütlichen Returns aller etwa 2000 Tage gemittelt und dann miteinander verknüpft. Dieser sogenannte saisonale Intradaychart zeigt somit auf einen Blick, wie sich der Goldkurs über die letzten acht Jahre im Tagesverlauf durchschnittlich bewegte.
Chart: Durchschnittlicher Intraday-Verlauf des Goldes 8/1998-6/2006
Deutlich sichtbar ist der Kursrückgang zum Londoner Nachmittagsfixing. Bemerkenswert sind auch die lokalen Tiefs zum Vormittagsfixing, sowie zur Eröffnung und zum Schluß in New York. Auffällig ist auch, daß der Kurs während der amerikanischen Handelszeit insgesamt seitwärts tendierte, ganz im Unterschied zur übrigen Zeit, in der er stieg.
Der Aufwärtstrend, in dem sich Gold seit mehreren Jahren befindet, bedeutet nicht, daß keine Interventionen mehr stattfinden. Sie haben allerdings nachgelassen (und lassen sich für diese Zeit auch statistisch schlechter nachweisen). Zudem verlangsamen sie den Anstieg, oder leiten temporäre Rückgänge ein, insgesamt verhindern sie aber den Anstieg nicht mehr. Sie bleiben jedoch einer der wichtigsten Einflußfaktoren im Goldmarkt. Dies ist auch wegen ihrer eigenen Historie der Fall: So hat nach Jahren des künstlich unten gehaltenen Goldpreises manche Mine die Produktion eingestellt. Außerdem ist das Ausgangsniveau des Goldpreises niedriger, das Potential somit höher.
© Dimitri Speck
(*) Näheres und Quellenangaben:
www.gata.org
www.gold-eagle.com/research/bolserndx.html (engl.)
www.gold-eagle.com/research/clawarndx.html (engl.)
www.gold-eagle.com/research/speckndx.html (engl.)
http://dimitrispeck.goldseiten.de (dt.)