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Ölpreise steigen wegen Saudi-Arabien auf 2¼-Jahreshoch

06.11.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis steigt am Morgen auf ein neues 2¼-Jahreshoch von 63 USD je Barrel, ebenso WTI auf 56 USD je Barrel. Fundamentaldaten zum Ölmarkt werden derzeit von Nachrichten rund um Saudi-Arabien in den Schatten gestellt. Wir haben wiederholt betont, dass die größte "Gefahr" für unsere konservative Preisprognose eine Destabilisierung der Situation in Saudi-Arabien ist. Zumindest stieg die Wahscheinlichkeit einen solchen Szenarios am Wochenende, nachdem in Saudi-Arabien elf Prinzen, vier Minister und Dutzende ehemalige Minister verhaftet wurden.

Berücksichtigt man darüber hinaus die Meldungen über eine (weitere) in der Nähe von Riad abgefangene ballistische Rakete aus dem Jemen, den Absturz eines Helikopters in Saudi-Arabien mit einigen Regierungsvertretern an Bord, und den völlig unerwarteten Rücktritt des von Saudi-Arabien unterstützten Ministerpräsidenten des Libanon, werden die Spannungen im Nahen Osten förmlich sichtbar.

Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass die Fundamentaldaten einen deutlich niedrigeren Ölpreis rechfertigen. Denn allein die Fortsetzung der Angebotskürzungen seitens der OPEC dürfte nicht ausreichen, den Ölmarkt längerfristig von den Überschüssen zu bereinigen.

Außerdem rechnen wir trotz eines überraschend deutlichen Rückgangs der Bohraktivität in der letzten Woche mit einer Beschleunigung der US-Schieferölproduktion in den nächsten Monaten dank der hohen Preise. Solange die geopolitischen Nachrichten dominieren, ist eine allein auf Fundamentaldaten basierende Preisprognose aber nicht sonderlich sinnvoll.

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Edelmetalle

Gold ist am Freitag nach der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten unter Druck geraten und handelt am Morgen unter 1.270 USD je Feinunze. Der Stellenaufbau fiel im Oktober zwar geringer aus als erwartet. Dem stand aber eine deutliche Aufwärtsrevision der Vormonate gegenüber. Die Arbeitslosenquote fiel zudem auf ein 17-Jahrestief von 4,1% und deutet damit auf eine zunehmende Anspannung beim Arbeitskräfteangebot hin. Dies sollte sich in steigenden Löhnen niederschlagen, wenngleich das Lohnwachstum im Oktober enttäuschte.

Der Markt erwartet laut Fed Fund Futures weiterhin eine Zinserhöhung der Fed im Dezember mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp 90%. Die spekulativen Finanzanleger befinden sich bei Gold weiter auf dem Rückzug. Die Netto-Long-Positionen fielen in der Woche zum 31. Oktober um weitere 2,4 Tsd. auf 166 Tsd. Kontrakte. Das war der siebte Wochenrückgang in Folge. Seit dem Hoch Mitte September sind die Netto-Long-Positionen um gut ein Drittel gefallen. Einen stärkeren Positionsabbau gab es bei Silber (-6,6 Tsd. Kontrakte).

Allerdings waren hier die Netto-Long-Positionen in den beiden Wochen zuvor gestiegen. Vom Hoch Mitte September beläuft sich der Abbau bei Silber nur auf 24%. Bei Platin bestanden die zweite Woche in Folge Netto-Short-Positionen, bei Palladium verharrten die Netto-Long-Positionen wenig verändert bei 22,7 Tsd. Kontrakten. Palladium steigt am Morgen wieder über die Marke von 1.000 USD je Feinunze und ist mittlerweile gut 80 USD teurer als Platin.


Industriemetalle

Die meisten Metallpreise zeigen sich auch zu Beginn der neuen Handelswoche fest. Kupfer handelt in der Nähe der Marke von 7.000 USD je Tonne, Zink kostet rund 3.250 USD je Tonne und Aluminium notiert bei knapp 2.200 USD je Tonne. Den größten Preisanstieg am Morgen verzeichnet Nickel mit einem Plus von 1,5%. Es nähert sich wieder der Marke von 13.000 USD je Tonne, die es letzte Woche kurzzeitig überschritten hatte. Der Nickelpreis in London wird durch den Preis in Shanghai nach oben gezogen. Dort steigt der meistgehandelte Futures-Kontrakt (Fälligkeit Januar) heute auf ein 2½-Jahreshoch.

Das Thema Elektromobilität und damit verbunden der Einsatz von Nickel in Batterien, das schon letzte Woche auf der LME Week diskutiert wurde (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 1. November), ist offenbar weiter der wesentliche Preistreiber. Denn die Elektromobilität dürfte perspektivisch zu einer deutlich höheren Nickelnachfrage beitragen. In diesem Umfeld unterstützt dann auch die Meldung des japanischen Metallproduzenten Sumitomo Corp., wonach das Hochfahren der "Ambatovy"-Nickelmine in Madagaskar langsamer vorangeht als zuvor erwartet.

Sorgen über ein knappes Nickelangebot am Weltmarkt hieraus halten wir allerdings für ungerechtfertigt. Grundsätzlich werden die Metallpreise durch die nach wie vor gute Stimmung der Marktteilnehmer getragen. So liegen die Netto-Long-Positionen bei Kupfer an der Comex in New York gemäß CFTC-Statistik weiterhin bei über 100 Tsd. Kontrakten auf einem sehr hohen Niveau.


Agrarrohstoffe

Unter dem Druck eines schwächeren Brasilianischen Real gab der US-Sojabohnenpreis am Freitag um 1,3% auf 987 US-Cents je Scheffel nach. Damit erwies sich der von reduzierten Ertragsschätzungen für die US-Ernte ausgelöste Preisanstieg der Vortage an die Marke von 1.000 US-Cents je Scheffel als nicht nachhaltig. Es wird damit gerechnet, dass Brasilien in den kommenden Monaten noch deutlich mehr Sojabohnen aus seiner vergangenen Rekordernte exportieren wird als im Vorjahr und damit insbesondere den USA Konkurrenz macht.

Die USA selbst bringen gerade eine Rekordernte von geschätzten 120 Mio. Tonnen ein. Allerdings dürfte sich auch der weltweite Verbrauch an Sojabohnen weiterhin dynamisch entwickeln. Laut US-Landwirtschaftsministerium USDA ist damit zu rechnen, dass wie in den Vorjahren auch 2017/18 die globale Nachfrage um rund 15 Mio. Tonnen auf dann rund 345 Mio. Tonnen steigt.

Allein die Hälfte dieses Zuwachses dürfte auf China entfallen, den mit Abstand größten Verbraucher. In China steigt zwar die eigene Sojabohnenproduktion, aber auf niedrigem Niveau. China ist daher der größte Importeur, über 60% der gehandelten Ware geht ins Reich der Mitte. Allerdings rechnet das USDA damit, dass der Importzuwachs Chinas 2017/18 deutlich unter dem des Vorjahres bleiben wird. 2016/17 wurden demnach in China die Lagerbestände - auch mit Hilfe hoher Importe - kräftig aufgestockt, 2017/18 sollen sie nun auf diesem Niveau stagnieren.



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