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Lethargischer Goldhandel

27.11.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starten mit leichten Abschlägen in die neue Handelswoche. Brent fällt auf 63,5 USD je Barrel, WTI auf 58,5 USD je Barrel. In der letzten Woche legten die Ölpreise im Wochenvergleich deutlich zu. Brent verteuerte sich um knapp 2%, WTI sogar um mehr als 4%. Dies war jeweils der sechste Wochenzuwachs in den letzten sieben Wochen. Der Preisanstieg seit Anfang Oktober ist ganz klar auf die Erwartungshaltung zurückzuführen, dass die OPEC bei ihrer Sitzung an diesem Donnerstag ihre Förderkürzungen nochmals verlängert und der Ölmarkt sich daraufhin weiter einengt.

Alles andere als eine Verlängerung des Kürzungsabkommens wäre eine große Überraschung und würde zu einem massiven Preisrückgang führen. Denn die spekulativen Finanzanleger sitzen inzwischen auf rekordhohen Netto-Long-Positionen, was das Risiko von Gewinnmitnahmen als beträchtlich erscheinen lässt. Neue Daten zur Marktpositionierung gibt die ICE heute Mittag bekannt.

Die CFTC veröffentlicht ihre Positionierungsdaten wegen des US-Feiertags erst heute Abend. China hat im Oktober laut Daten der Zollbehörde auf Netto-Basis 970 Tsd. Tonnen Benzin und 1,09 Mio. Tonnen Diesel exportiert. Seit Jahresbeginn summieren sich die Netto-Exporte auf 8,29 Mio. Tonnen Benzin und 12,5 Mio. Tonnen Diesel. China verarbeitet also deutlich mehr Rohöl als es selbst verbraucht. Die auf ein Rekordniveau gestiegene Rohölverarbeitung ist somit nur ein bedingter Indikator für die zugrundeliegende Nachfrage.

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Edelmetalle

Gold handelt zum Wochenauftakt nahezu unverändert bei rund 1.290 USD je Feinunze. In Abwesenheit der meisten Händler in den USA wegen dem langen Thanksgiving-Wochenende verzeichnete Gold schon letzten Freitag einen lethargischen Handel. Es reagierte nicht auf die starke Bewegung des EUR-USD-Wechselkurses. Der US-Dollar fiel sowohl gegenüber dem Euro als auch auf handelsgewichteter Basis auf ein 2-Monatstief. Zum einen gaben starke Konjunkturdaten aus Deutschland - der ifo-Index ist auf ein Allzeithoch gestiegen - dem Euro Auftrieb. Zum anderen belasteten zunehmende Zweifel am Inflationsausblick in den USA den US-Dollar.

Auch die diese Woche zur Veröffentlichung anstehenden Preisdaten dürften zeigen, dass das von der US-Notenbank Fed bevorzugte Inflationsmaß im Oktober noch unter dem Fed-Ziel lag. Die Währungsbewegung führte dazu, dass Gold in Euro gerechnet am Freitag um knapp 1% auf 1.080 EUR je Feinunze gefallen war. Die Marktteilnehmer dürften diese Woche mit Interesse die erste Abstimmung im Senat über die US-Steuerreform verfolgen. Daneben werden sie sich wohl auf Reden einiger Fed-Mitglieder fokussieren.

So muss sich der designierte Fed-Vorsitzende Jerome Powell morgen einer Anhörung vor dem Senatsausschuss stellen. Die scheidende Fed-Vorsitzende Janet Yellen spricht einen Tag später vor dem gemeinsamen Kongressausschuss über den Wirtschaftsausblick. Inwiefern sich hieraus allerdings neue Erkenntnisse über die Zinspolitik der US-Notenbank ableiten lassen, ist unklar. So wie Gold haben auch die anderen Edelmetalle nicht vom schwachen US-Dollar profitiert. Nach dem Rückgang am Freitag handeln sie heute Morgen fast unverändert.


Industriemetalle

Fallende asiatische Aktienmärkte führen offenbar zu einer höheren Risikoaversion unter den Marktteilnehmern, was auf den Industriemetallen lastet. Diese geben zum Wochenauftakt merklicher nach. Größter Verlierer ist Nickel, das im frühen Handel um über 3% fällt. Mit Ausnahme von Zinn verzeichnen auch alle anderen Industriemetalle Verluste von bis zu 2%.

Wie aus der am Freitag von der Zollbehörde veröffentlichten Handelsstatistik hervorging, hat China im Oktober trotz einer rekordhohen eigenen Produktion 61,4 Tsd. Tonnen Zinkraffinade importiert. Dies waren 145% mehr als im Vorjahr. Seit Juni hat China damit jeden Monat deutlich größere Mengen Zinkraffinade als im Vorjahr eingeführt. Nach zehn Monaten des Jahres liegen die Importe daher 20% über dem vergleichbaren Niveau des Vorjahres. Auch die Importe von Zinkkonzentrat lagen mit rund 147 Tsd. Tonnen gut 6% über Vorjahr, allerdings war dies die geringste Menge seit zwölf Monaten.

Dennoch hat China in den ersten zehn Monaten des Jahres 31% mehr Zinkkonzentrat eingeführt als im Vorjahr. Im Durchschnitt hat China in diesem Jahr bislang monatlich gut 45 Tsd. Tonnen Zinkraffinade und über 200 Tsd. Tonnen Zinkkonzentrat importiert. Dies spricht für eine gute Verfügbarkeit am Weltmarkt und rechtfertigt unseres Erachtens nicht die Sorgen über ein knappes Angebot. Wir sehen kurzfristig Korrekturpotenzial für den Zinkpreis, zumal in den nächsten Monaten weitere vormals stillgelegte Minen wieder angefahren werden dürften.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Robusta-Kaffee fiel zuletzt erstmals seit Juli 2016 unter 1.750 USD je Tonne. Beim größten Anbieter Vietnam ist die Ernte inzwischen angelaufen, nachdem es anfänglich regenbedingt zu Verzögerungen gekommen war. Nun erlaubt trockenere Witterung einen zügigen Fortgang der Ernte. Es wird erwartet, dass die Ernte gut ausfällt. Die Prognosen reichen bis 29 Mio. Sack, nachdem im Vorjahr 25,5 Mio. Sack geerntet worden waren.

Im zweiten großen Produzentenland Brasilien hatten die letzten beiden Robusta-Ernten zwar enttäuscht, doch richtet sich der Blick bereits auf die nächste Ernte, für die eine Verbesserung erwartet wird. Dies gilt auch für die nächste brasilianische Arabica-Ernte, so dass auch von dieser Seite wenig Unterstützung für den Robusta-Preis kommen dürfte, solange nicht negative Wettermeldungen insbesondere aus Brasilien für einen Stimmungsumschwung sorgen.

Enttäuschende US-Exportzahlen haben den US-Weizenpreis weiter abrutschen lassen. Mit 413 US-Cents je Scheffel liegt er so niedrig wie zuletzt im September. Wie die europäische Ware steht auch US-Weizen in harter Konkurrenz insbesondere zum russischen Weizen. Russlands Exporte, die aus der diesjährigen Rekordernte gespeist werden, belaufen sich seit Saisonbeginn im Juli auf 15,6 Mio. Tonnen - ein Viertel mehr als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Auch der EU-Weizenpreis wird dadurch belastet, zumal der Euro zuletzt auf handelsgewichteter Basis deutlich aufgewertet hat, was die preisliche Wettbewerbsfähigkeit für EU-Weizen mindert.



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