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Marktanalyse September 2006

22.09.2006  |  Claus Vogt
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Entgegen der derzeit so beliebten Story, die besagt, fallende Ölpreise führten zu steigenden Aktienkursen, interpretiere ich die klaren Verkaufsignale, die der Ölpreis hier gibt, als Bestätigung meiner Rezessionsprognose. Die steigenden Ölpreise der vergangenen Jahre haben die Hausse an den Aktienmärkten nicht verhindert. Wieso sollten fallende Ölpreise die Baisse aufhalten können?

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Dax

Wie üblich folgte die deutsche Börse sklavisch den Richtungsvorgaben aus den USA. Nach den Mai-Hochs folgten die beiden Tiefs im Juni und Juli, dann entfaltete sich die Sommerrallye. Sie führte die Kurse bis auf gut 5.900 Zähler, also in den unteren Bereich der Widerstandszone zwischen 5.800 und 6.200. Auch in Deutschland waren die Umsätze während der Kurssteigerungen der vergangenen Wochen außerordentlich dünn. Ich erwarte jetzt das Ende dieser Rallye und deutlich fallende Kurse.

Der Kursverlauf des DAX zeigt eine wohl proportionierte obere Umkehrformation, deren Untergrenze bei 5.300 Punkten verläuft. Ein Bruch dieser Linie würde das Ende der im Jahr 2003 begonnenen zyklischen Hausse innerhalb eines langfristigen Abwärtstrends signalisieren und massive Kursverluste einleiten. Einen Kursrückgang bis in den Bereich der Unterstützungszone bei rund 4.000 Zählern halte ich für das Minimumkursziel einer zyklischen Baisse.

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Dow Jones Industrial Average

Der Dow befindet sich nur noch wenige Punkte von seinem Mai-Hoch entfernt, die Börsenwelt scheint also in Ordnung zu sein, und zahlreiche Marktteilnehmer und Analysten sehen das auch so. Aus charttechnischer Sicht hat der Kursanstieg der vergangenen Wochen einen erheblichen Schönheitsfehler: er fand mit äußerst geringen Umsätzen statt. Außerdem zeigen zahlreiche Indikatoren negative Divergenzen, so dass sich der Eindruck einer schwachen und nicht tragfähigen Aufwärtsbewegung ergibt.

Der Kursverlauf der vergangenen zehn Monate kann sich ganz zwanglos als obere Umkehrformation interpretieren lassen, deren Untergrenze bei gut 10.600 Punkten verläuft. Ein Bruch dieser Marke wäre ein deutliches Verkaufsignal und würde das Ende der im Jahr 2003 begonnenen zyklischen Hausse signalisieren. Ich sehe in dieser zyklischen Hausse lediglich eine große Bearmarketrallye innerhalb des im Jahr 2000 begonnenen langfristigen Abwärtstrends. Ein Blick auf die nebenstehende Grafik mag diese Aussage verdeutlichen. Er zeigt den realen Kursverlauf des Dow, also bereinigt um die Inflation. Dank staatlich verabreichter Geldentwertung dürfen sich die den nominalen Kursverlauf verfolgenden Aktionäre der Illusion hingeben, eine weit weniger schlechte Perfomance erzielt zu haben als es tatsächlich, in Kaufkraft gemessen, der Fall ist. Das ist die hohe Kunst des modernen Zentralbankwesens: Die inflationäre Verschleierung eines schleichenden Niedergangs.


S&P 500

Zunächst im Juni und dann erneut im Juli testete der S&P500 Index erfolgreich die untere Begrenzung eines sich leicht verjüngenden Trendkanals. Dessen obere Begrenzungslinie befindet sich befindet leicht oberhalb der Mai-Hochs, und lässt somit etwas höhere Hochs zu. Aktuell befindet sich der Kurs im Bereich der Widerstandszone bei 1.300 Punkten. Aufgrund der schwachen Umsätze und der bestehenden technischen Divergenzen rechne ich nicht mit einem Überwinden dieser Widerstände.

Eine wohl geformte obere Umkehrformation lässt sich in diesem Index noch immer nicht konstruieren. Allerdings können die Mai/Juli-Tiefs als Untergrenze eines potenziellen Doppeltops angesehen werden. Folglich muss ein Unterschreiten dieser Marken als Verkaufsignal interpretiert werden. In der August-Ausgabe der Performance rechnete ich mit einer Fortsetzung der Sommerrallye bis Ende August. Jetzt gehe ich davon aus, dass diese Rallye in den letzten Zügen liegt und schon sehr bald von einer breit angelegten Abwärtswelle abgelöst wird.


Nasdaq Composite und Nasdaq 100

Der Kursverlauf des NASDAQ Composite Index zeigt eine große obere Umkehrformation, deren Untergrenze bei gut 2.000 Punkten verläuft. Im Rahmen der Sommerrallye näherten sich die Kurse von unten der fallenden 200-Tage-Durchschnittslinie an. Letztere bildet einen perfekten technischen Widerstand für eine Bearmarketrallye.

Ich gehe davon aus, dass die April-Hochs an der NASDAQ das Ende der zyklischen Hausse markierten. Die seit Mitte Juli laufende Rallye betrachte ich deshalb als die erste Bearmarketrallye der noch sehr jungen zyklischen Baisse. Ich rechne in den kommenden Wochen mit einem Unterschreiten der bei gut 2.000 Zählern verlaufenden Nackenlinie der großen Topformation. Dann wäre mein Baisse-Szenario bestätigt.


Nikkei

Der Kursverlauf des japanischen Nikkei-Index zeigt noch immer einen intakten Aufwärtstrend. Eine potenzielle obere Umkehrformation zeichnet sich nicht ab. Hier lassen sich lediglich die Juni-Tiefs als mögliche Marken für eine charttechnisch signalisierte Trendwende heranziehen. Aktuell zeigt sich eine Konsolidierung der Kursgewinne der vergangenen Wochen, die im Bereich der steigenden 200-Tage-Durchschnittslinie stattfindet.

Ob sich der japanische Markt den von mir erwarteten negativen Entwicklungen in den USA wird entziehen können, weiß ich natürlich nicht. Solange der Index jedoch keine klar erkennbaren charttechnischen Zeichen einer wahrscheinlichen Trendumkehr aussendet, halte ich es mit dem zu Recht sehr bekannten Börsen-Bonmot "The Trend is Your Friend".


© Claus Vogt
Leiter Research der Berliner Effektenbank



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