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Die Hyperinflation, die nicht stattfand

04.12.2017  |  Dr. Keith Weiner
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Wenn die Fed einen Dollar ausgibt, dann ist das eine Schuld gegenüber dem Empfänger. Die Fed leiht vom Empfänger. Wenn die Fed eine Treasury-Anleihe von jemand anderem kauft und dafür mit neuemittierten Dollars zahlt, dann tauscht diese Partei eine Kreditform gegen eine andere. Sie tauscht eine Schuldnerpartei (den US-Staat) gegen eine andere Schuldnerpartei (die Fed) ein. Sie tauscht eine längerlaufende Anlage gegen eine Stichtagsanlage. Sie tauscht Ertrag gegen Liquidität.

Langlaufende Anlagen haben Zinsänderungsrisiken. Deswegen variiert der Preis auch reziprok zur Verzinsung. Je kürzer die Kapitalbindung (Duration), desto geringer das Risiko; und der Dollar hat - mit einem Null-Duration-Risiko - die kürzeste.

Die Fed erhöht ihre Bilanzsumme. Das heißt, sie hat eine neue Verbindlichkeit und ein neue Anlage. Gratis "Geld zum Ausgeben" gibt es dabei allerdings nicht. Sie gewinnt bei dieser Anleihekauf-Transaktion keinerlei Eigenkapital.

Der Verkäufer der Anleihe bekommt im Gegenzug auch kein Geld gratis. Er tauscht eine Form von Kreditpapier gegen eine andere. Wahrscheinlich wird er dabei in der Tat eine kleine Menge Vermögen erlangen, da die Fed typischerweise den Briefkurs zahlt, der wahrscheinlich über dem liegt, was der Verkäufer ursprünglich für die Anleihe gezahlt hatte.

Wir könnten auf das Endergebnis schauen und unterm Strich sagen: Hier liegt ein Fall von Gelddrucken vor, wobei sich auch die Geldmenge erhöht. Doch sehr hilfreich ist das nicht - nicht als Beschreibung des eigentlichen Ereignisses und ganz sicher nicht als Wirkungsvariable für Folgeentwicklungen.

Aus diesem Grund beschreiben wird das Endergebnis unterm Strich wie folgt: Die Fed erhöhte ihre Bilanz, die Fed übernimmt mehr Laufzeitrisiko, die Fed drückt die Zinssätze - und der Verkäufer gibt die Rendite auf, die er gehabt hätte. Im nächsten Schritt würde der Anleiheverkäufer höchstwahrscheinlich eine andere Geldanlage kaufen - also investieren und nicht Barmittel halten.

Es gibt zwei große Unterschiede zwischen der Fed und allen anderen Geschäftsbanken in einem freien Markt. Wir erläuterten letzte Woche folgendes: Der Staat zwingt uns, den Kredit der Fed so zu behandeln, als wäre es Geld. Staatliche Schulen und Behörden bewirken mit Nachdruck, dass jeder in diesem Rahmen denkt.

Der andere Unterschied ist, dass die Fed kein Marktakteur ist, der aus Profitgründen nach Arbitrage-Chancen sucht. Die Fed ist ein nichtwirtschaftlicher Akteur, der Geldpolitik durchsetzt, um politische Ziele zu erreichen (basierend auf blödsinnigen Wirtschaftstheorien).

Eine Geschäftsbank könnte gar nicht unbegrenzt Anleihen kaufen. Ihre Kreditkosten würden steigen, während die Erträge, die sie über die Anleihen einnehmen könnte, sänken. Die Stauchung dieses Spreads ist das Stoppsignal für die Bank.

Wenn eine Bank ihr Kreditpapier herausgibt, um eine Anlage zu kaufen, dann bringt der Verkäufer seinerseits zum Ausdruck, dass er Liquidität und das nicht bestehende Laufzeitrisiko von Stichtagsvermögen präferiert. Die Bank hingegen bringt ihre Präferenz für Anlagen zum Ausdruck, die zukünftig Erträge einbringen. Der Verkäufer gibt den Ertrag auf und die Bank gibt einen Teil der eigenen Finanzierungskapazitäten für Bilanzausweitungen auf (d.h. sie übernimmt etwas mehr Liquiditätsrisiko).

Es so zu formulieren, ist sicherlich kontraintuitiv, jedoch entscheidend wichtig, um den Kern des Ganzen zu verstehen: Die Bank leiht vom Verkäufer der Anleihe. Sie leiht UND kauft, sie leiht beim Kaufen. Leiht, um zu kaufen.

Die Beschreibungen oben sollen NICHT als Verteidigung der Fed begriffen werden und ebenso wenig als Verteidigung der Duration-Mismatch-Praxis der Banken. Wenn wir monetäre Pathologen sein möchten, dann müssen mit korrekter Beobachtung beginnen. Wir müssen in der Lage sein, einen Objektträger mit erkranktem Gewebe durch ein Mikroskop zu examinieren und zu sagen "Nee, das ist kein Krebs". Es ist eine andere Art von Tumor, und es wird Sie auf andere Art und Weise umbringen."

Wir leben in einem absurden monetären System. Es ist darauf ausgelegt, die Sparer - die nicht erkennen, dass sie Gläubiger sind - für die Schuldner zu opfern. Sparer können dem Kreditgefängnis nicht entkommen, selbst dann nicht, wenn sie das haben, von dem sie denken, es sei Geld. Sie sind entrechtet.

Wenn die Zinssätze auf null und darunter fallen, können Sie mit den Zähnen knirschen wie sie wollen, ihre Proteste bleiben ohne Biss. Unterdessen können die Schuldner Kredite aufnehmen, um die Kapitalsumme bei Fälligkeit zurückzuzahlen.

Kredit sollte einlösbar sein. Und es gibt genau einen Rohstoff, der zur Einlösung besser funktioniert als alle anderen. In der Tat gäbe kaum andere, die dafür annähernd funktionsfähig wären. Könnten Sie sich dahingehend Rohöl vorstellen? Der Wochenlohn eines durchschnittlichen Verdieners aus den USA liegt bei annähernd 850 Gallonen Öl. Hätten Sie gerne eine Schlammspur als Hauseinfahrt, einen ruinierten Rasen oder verfügen Sie über einen großen Tank?

Das ist das Argument für die Notwendigkeit eines Goldstandards. Der eigentliche Sinn von "Yield on Gold, Paid in Gold®" ist es, einen Weg zum Goldstandard zu eröffnen. Eine Rendite auf Papier, ausgezahlt in Papier ist mit Sicherheit nicht mehr funktional.

[…]


© Keith Weiner
Monetary Metals



Der Artikel wurde am 28. November 2017 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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