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Märkte vor dem Faktencheck

11.12.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis stieg am Freitag um knapp 2% auf 63,4 USD je Barrel und machte damit nahezu sämtliche in der Woche aufgelaufenen Verluste wieder wett. Für Preisauftrieb sorgten robuste chinesische Importzahlen (siehe TagesInfo Rohstoffe vom Freitag). Nur eine Woche nach der Verlängerung ist innerhalb der OPEC eine Debatte über einen vorzeitigen Ausstieg aus den Produktionskürzungen entbrannt. Die Ölminister von Kuwait und der Vereinigten Arabischen Emirate wollen schon vor der nächsten OPEC-Sitzung im Juni 2018 eine Strategie für den Ausstieg aus den Produktionskürzungen entwickeln.

Laut dem kuwaitischen Ölminister könnten die Kürzungen schon vor Ende 2019 beendet werden, wenn der Ölmarkt bis Juni ins Gleichgewicht gebracht ist. Hier dürfte wohl eher der Wunsch Vater des Gedankens sein. Laut aktueller Schätzungen der Internationalen Energieagentur dürfte der globale Ölmarkt bei der aktuellen OPEC-Produktion im ersten Halbjahr 2018 überversorgt sein. Insbesondere im ersten Quartal übertrifft das Angebot die aus saisonalen Gründen schwache Nachfrage deutlich. Die aktuelle Debatte über einen vorzeitigen Ausstieg aus den Kürzungen dürfte daher schnell wieder in der Schublade verschwinden.

Der russische Energieminister Nowak hatte diese in der letzten Woche bereits als verfrüht bezeichnet. Ein wichtiger Grund für den nur langsam voranschreitenden Marktausgleich ist die steigende Ölproduktion in den USA. Diese liegt bereits gut 900 Tsd. Barrel pro Tag höher als zu Jahresbeginn. Die Zunahme der Bohraktivität in den letzten Wochen deutet auf einen weiteren Produktionsanstieg hin. In der letzten Woche erhöhte sich die Zahl der aktiven Ölbohrungen laut Baker Hughes um weitere zwei.


Edelmetalle

Gold handelt zum Wochenauftakt bei rund 1.250 USD je Feinunze und damit weiter in der Nähe des am Freitag verzeichneten 4½-Monatstiefs. In den USA wurden im November 228 Tsd. neue Stellen geschaffen, mehr als erwartet. Die US-Notenbank Fed wird nicht nur deshalb auf ihrer Sitzung am Mittwoch die Zinsen wohl zum dritten Mal in diesem Jahr anheben. Dies ist vom Markt allerdings vollständig eingepreist. Wichtiger wird es daher sein, wie sich die scheidende Fed-Vorsitzende Janet Yellen auf ihrer letzten Pressekonferenz zu den Zinsaussichten im nächsten Jahr äußert.

Neben der Fed-Sitzung finden in dieser Woche auch die Sitzungen der EZB, der Bank of England, der Schweizerischen Nationalbank und der Norges Bank statt. Von diesen werden aber wohl keine spürbaren Impulse für die Märkte kommen. Wie die CFTC-Statistik zeigt, ist der Preisrutsch von Gold maßgeblich auf die spekulativen Finanzanleger zurückzuführen. Denn diese haben sich in der Woche zum 5. Dezember stark bei Gold zurückgezogen und ihre Netto-Long-Positionen um 32% auf 134,5 Tsd. Kontrakte reduziert. Da der Goldpreis seitdem weiter gefallen ist, dürften auch die Netto-Long-Positionen weiter abgebaut worden sein.

Zu einer regelrechten Flucht der Finanzanleger kam es bei Silber. Hier wurden die Netto-Long-Positionen um 62% auf 21,6 Tsd. Kontrakte reduziert. Der Silberpreis hat seit Mitte November überdurchschnittlich stark verloren, was sich auch im Gold/Silber-Verhältnis bemerkbar machte, das letzte Woche auf über 79 gestiegen war.

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Industriemetalle

Nach den teilweise starken Verlusten in der letzten Woche - der LME-Industriemetallindex gab um 3,7% nach - versuchen die Metalle zum Start der neuen Handelswoche eine Erholung zu starten. Diese wird aber offenbar im Keim erstickt, trotz freundlicher asiatischer Aktienmärkte. Kupfer zum Beispiel handelt weiter bei rund 6.550 USD je Tonne, Nickel bleibt unter 11.000 USD je Tonne.

Für den jüngsten Preisrückgang von Kupfer auf ein 2-Monatstief waren wohl in erster Linie die spekulativen Finanzinvestoren verantwortlich. Denn diese haben ihre Netto-Long-Positionen bei Kupfer an der Comex in New York in der Woche zum 5. Dezember gemäß CFTC-Statistik um 33% auf 54,8 Tsd. Kontrakte abgebaut. Dies ist der niedrigste Wert seit Ende Juni. Ob die Metalle diese Woche Impulse für eine Preiserholung bekommen, ist fraglich.

So rechnet der Markt damit, dass die chinesische Industrieproduktion im November weiter an Dynamik verloren hat. Und auch die Anlageinvestitionen in China dürften weiter an Schwung verloren haben. In den USA sollte die Industrieproduktion im November ebenfalls schwächer gewachsen sein als im Monat zuvor. Sollte zudem der US-Dollar nach der erwarteten Zinserhöhung der Fed aufwerten, könnte dies die Metallpreise belasten. Auch von den Marktbilanzdaten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) sind keine Impulse zu erwarten. Denn die ILZSG blickt nur in den Rückspiegel.


Agrarrohstoffe

Die Schätzungen für die brasilianische Sojabohnenproduktion machen auch 2017/18 das, was sie bereits in der letzten Saison taten: steigen. Zwar hat das US-Landwirtschaftsministerium USDA seine erste Prognose von 107 Mio. Tonnen bisher nur um 1 Mio. Tonnen angehoben. Doch andere Beobachter haben deutlich größere Schritte gemacht.

Die Beratungsfirma AgRural rechnet aufgrund guter Witterungsbedingungen inzwischen mit 112,9 Mio. Tonnen. Dies wären kaum weniger als die rekordhohen 114,1 Mio. Tonnen der letzten Ernte. Allerdings wird derzeit erst die Aussaat beendet, so dass Vorhersagen noch sehr vage sind. Zunächst spricht aber nichts gegen ein weiterhin hohes Angebot aus dem zweitgrößten Produzentenland. Problematischer sieht es beim drittgrößten Produzenten Argentinien aus, wo erst gut die Hälfte der Saat ausgebracht und es vielerorts zu trocken ist.

In seinem 5-Jahresausblick erwartet der Internationale Getreiderat IGC eine leichte Anspannung der derzeit sehr üppigen Versorgungslage mit Getreide. Das Lager-Verbrauchs-Verhältnis soll für Weizen und Grobgetreide von 30% am Ende der Saison 2016/17 auf 23% zum Ende der Saison 2022/23 fallen. Zurückzuführen ist dies neben einer weiter steigenden Nachfrage vorrangig auf die Situation bei Mais, wo die Bestände in den USA leicht und in China deutlich reduziert werden.

Bei Weizen werden dagegen außer in der kommenden Saison 2018/19 Überschüsse erwartet. Bei Sojabohnen wird nach einem Defizit 2017/18 in den Folgejahren eine fast ausgeglichene Bilanz erwartet, da neben den Erträgen auch die Anbaufläche steigen soll.



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