Vorweihnachtliche Ruhe an den Märkten
20.12.2017 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis steigt am Morgen auf 64 USD je Barrel und notiert damit am oberen Ende der Spanne der letzten fünf Handelstage. WTI kostet nach dem Kontraktwechsel 57,8 USD je Barrel, was ebenfalls dem höchsten Niveau seit einer Woche entspricht. Für Auftrieb sorgen die anhaltenden Lieferausfälle in der Nordsee. Der Pipelinebetreiber Ineos hat gestern immerhin einen Zeitraum genannt, in welchem die defekte Forties-Pipeline wieder in Betrieb gesetzt werden soll. Die Rede ist demnach von 2-4 Wochen ab dem 11. Dezember.
Der Brentölpreis dürfte also zumindest bis Jahresende dadurch unterstützt bleiben. Anfang Januar sollte der Preis nachgeben, wenn die Pipeline wieder in Betrieb geht. Diese transportiert täglich bis zu 450 Tsd. Barrel Forties-Öl an die Küste Schottlands. Forties ist die wichtigste Ölsorte im Brentkorb. Daneben sorgte auch der gestern Abend nach Handelsschluss vom API gemeldete unerwartet deutliche Abbau der US-Rohöllagerbestände für Rückenwind. Demzufolge sanken die US-Rohölvorräte in der letzten Woche um 5,2 Mio. Barrrel. Das war immerhin der dritte kräftige Lagerabbau in Folge.
Entsprechend dürfte auch die Erwartung im Vorfeld der offiziellen Lagerdaten angepasst werden, die heute Nachmittag vom US-Energieministerium veröffentlicht werden. Neben der Lagerentwicklung gilt es auch auf die Daten zur US-Rohölproduktion zu achten. Diese steigt schon seit Wochen mit einem durchschnittlichen Tempo von ca. 25 Tsd. Barrel pro Tag. Bei einem derartigen Wochenanstieg würde erstmals auf Wochenbasis die Marke von 9,8 Mio. Barrel pro Tag übertroffen. Die kontinuierlich steigende US-Rohölproduktion dürfte einem weiteren Preisanstieg entgegenstehen.
Edelmetalle
Gold handelt heute Morgen weitgehend unverändert bei 1.265 USD je Feinunze. In Euro gerechnet kostet Gold knapp 1.070 EUR je Feinunze. Ein Preisanstieg wird wohl durch die stark gestiegenen Anleiherenditen in den USA verhindert, die Gold als Anlagealternative unattraktiver machen. Der US-Senat hat in der letzten Nacht der Steuerreform von US-Präsident Donald Trump zugestimmt. Zuvor hatte schon das US-Repräsentantenhaus die Steuerreform gebilligt.
Wegen Verfahrensfehlern muss die Abstimmung hier zwar wiederholt werden, diese gilt aber nur als Formsache. Damit fällt zwar Unsicherheit weg, die dem Goldpreis im nächsten Jahr hätte Unterstützung geben können. Das zweite Jahr der Amtszeit von Trump dürfte aber trotz des Erfolges nicht wesentlich ruhiger werden. Es bleiben noch genug politische Risiken übrig - auf beiden Seiten des Atlantiks -, die für eine robuste Nachfrage nach Gold sorgen sollten. Das Research- und Beratungsunternehmen CPM Group aus den USA erwartet für 2018 allerdings keinen nennenswerten Anstieg der Investmentnachfrage bei Gold (27,5 Mio. Unzen).
Die Investmentnachfrage bei Silber soll dagegen um fast 20% auf 128 Mio. Unzen steigen. Den Gold-ETFs sind in diesem Jahr Daten von Bloomberg zufolge bislang 229 Tonnen zugeflossen. Sollte sich bis Jahresende hieran nichts mehr ändern, wären die Zuflüsse nicht einmal halb so hoch wie im letzten Jahr. Bei den Silber-ETFs stehen Zuflüsse von lediglich 180 Tonnen zu Buche. Im vergangenen Jahr waren es noch achtmal so viel.
Industriemetalle
So wie der zweiwöchige deutliche Rückgang der Metallpreise Ende November/Anfang Dezember auf den Rückzug der spekulativen Finanzanleger zurückzuführen war, so ist der Preisanstieg seitdem ebenfalls den Spekulanten zuzuschreiben. Denn diese haben in der letzten Woche gemäß LME-Statistik ihre Netto-Long-Positionen nur mit Ausnahme von Zinn stark ausgeweitet. In allen Fällen wurde der vorherige Positionsabbau fast vollständig wettgemacht. Bei Blei wurden die Netto-Long-Positionen in den beiden von uns beobachteten Kategorien sogar auf ein 4-Monatshoch ausgeweitet.
Der Preisanstieg der Metalle in dieser Woche legt nahe, dass die spekulativen Finanzinvestoren auch nach dem Datenstichtag weiter auf steigende Metallpreise gesetzt haben. Das Kaufinteresse dürfte unseres Erachtens in den nächsten Tagen noch anhalten. So dürften die Metalle unter dem Gesichtspunkt des sog. Window Dressing gekauft werden. Das Handelsvolumen wird sich in den nächsten Tagen jedoch deutlich ausdünnen.
Aus fundamentaler Sicht sehen wir die hohen Metallpreise für nicht gerechtfertigt. Denn im nächsten Jahr wird nach bisherigen Ankündigungen und Schätzungen deutlich mehr Angebot an die Metallmärkte kommen, so dass sich die durchaus angespannte Lage in diesem Jahr dann spürbar entspannen sollte. Dies spricht unseres Erachtens für niedrigere Metallpreise. Für eine detaillierte Einschätzung der Lage im nächsten Jahr siehe unseren Ausblick vom 7. Dezember.
Agrarrohstoffe
Die brasilianische Prognosebehörde Conab hat ihre Schätzung für die Zuckerrohrernte in der Saison 2017/18 gesenkt und erwartet nun einen Rückgang um 3,3% gegenüber 2016/17. Allerdings soll die Zuckerproduktion mit 39,5 Mio. Tonnen marginal über dem Vorjahr liegen. Grund ist der höhere Anteil an Zuckerrohr, der 2017/18 der Zuckerverarbeitung zugeführt wird. Allerdings ist all dies ein Blick in den Rückspiegel, denn die Verarbeitungssaison neigt sich dem Ende.
Die Daten aus dem Hauptanbaugebiet Center-South, die 2-wöchentlich von der Zuckerindustrievereinigung Unica veröffentlicht werden, zeigten kumuliert seit Saisonbeginn im April bis einschließlich 1. Dezember bereits gegenüber dem Vorjahreszeitraum eine um 1% höhere Zuckerproduktion. Allerdings hat sich der Anstieg in den letzten Monaten kontinuierlich verringert. Hintergrund ist der seit einiger Zeit wieder steigende Anteil an Zuckerrohr, der der Ethanolproduktion zugeführt wird.
In der letzten Berichtsperiode betrug dieser 63,2%. Für die Gesamtsaison liegt er laut Conab nur bei 52,9% (nach 54,1% 2016/17). Wegen gestiegener Benzinpreise im Land wurde die Verarbeitung von Zuckerrohr zu Ethanol, mit dem die große Flotte an Flex-Fuel-Autos in Brasilien ebenfalls betrieben werden kann, zuletzt wieder attraktiver. Die Erwartung, dass dies wohl vorerst so bleiben wird, hat gemeinsam mit Umschichtungen im Vorfeld von Fonds-Neugewichtungen zum Jahreswechsel dem Zuckerpreis gestern Auftrieb gegeben. Mit 4,7% stieg er so stark wie seit 5 Monaten nicht.
Der Brentölpreis steigt am Morgen auf 64 USD je Barrel und notiert damit am oberen Ende der Spanne der letzten fünf Handelstage. WTI kostet nach dem Kontraktwechsel 57,8 USD je Barrel, was ebenfalls dem höchsten Niveau seit einer Woche entspricht. Für Auftrieb sorgen die anhaltenden Lieferausfälle in der Nordsee. Der Pipelinebetreiber Ineos hat gestern immerhin einen Zeitraum genannt, in welchem die defekte Forties-Pipeline wieder in Betrieb gesetzt werden soll. Die Rede ist demnach von 2-4 Wochen ab dem 11. Dezember.
Der Brentölpreis dürfte also zumindest bis Jahresende dadurch unterstützt bleiben. Anfang Januar sollte der Preis nachgeben, wenn die Pipeline wieder in Betrieb geht. Diese transportiert täglich bis zu 450 Tsd. Barrel Forties-Öl an die Küste Schottlands. Forties ist die wichtigste Ölsorte im Brentkorb. Daneben sorgte auch der gestern Abend nach Handelsschluss vom API gemeldete unerwartet deutliche Abbau der US-Rohöllagerbestände für Rückenwind. Demzufolge sanken die US-Rohölvorräte in der letzten Woche um 5,2 Mio. Barrrel. Das war immerhin der dritte kräftige Lagerabbau in Folge.
Entsprechend dürfte auch die Erwartung im Vorfeld der offiziellen Lagerdaten angepasst werden, die heute Nachmittag vom US-Energieministerium veröffentlicht werden. Neben der Lagerentwicklung gilt es auch auf die Daten zur US-Rohölproduktion zu achten. Diese steigt schon seit Wochen mit einem durchschnittlichen Tempo von ca. 25 Tsd. Barrel pro Tag. Bei einem derartigen Wochenanstieg würde erstmals auf Wochenbasis die Marke von 9,8 Mio. Barrel pro Tag übertroffen. Die kontinuierlich steigende US-Rohölproduktion dürfte einem weiteren Preisanstieg entgegenstehen.
Edelmetalle
Gold handelt heute Morgen weitgehend unverändert bei 1.265 USD je Feinunze. In Euro gerechnet kostet Gold knapp 1.070 EUR je Feinunze. Ein Preisanstieg wird wohl durch die stark gestiegenen Anleiherenditen in den USA verhindert, die Gold als Anlagealternative unattraktiver machen. Der US-Senat hat in der letzten Nacht der Steuerreform von US-Präsident Donald Trump zugestimmt. Zuvor hatte schon das US-Repräsentantenhaus die Steuerreform gebilligt.
Wegen Verfahrensfehlern muss die Abstimmung hier zwar wiederholt werden, diese gilt aber nur als Formsache. Damit fällt zwar Unsicherheit weg, die dem Goldpreis im nächsten Jahr hätte Unterstützung geben können. Das zweite Jahr der Amtszeit von Trump dürfte aber trotz des Erfolges nicht wesentlich ruhiger werden. Es bleiben noch genug politische Risiken übrig - auf beiden Seiten des Atlantiks -, die für eine robuste Nachfrage nach Gold sorgen sollten. Das Research- und Beratungsunternehmen CPM Group aus den USA erwartet für 2018 allerdings keinen nennenswerten Anstieg der Investmentnachfrage bei Gold (27,5 Mio. Unzen).
Die Investmentnachfrage bei Silber soll dagegen um fast 20% auf 128 Mio. Unzen steigen. Den Gold-ETFs sind in diesem Jahr Daten von Bloomberg zufolge bislang 229 Tonnen zugeflossen. Sollte sich bis Jahresende hieran nichts mehr ändern, wären die Zuflüsse nicht einmal halb so hoch wie im letzten Jahr. Bei den Silber-ETFs stehen Zuflüsse von lediglich 180 Tonnen zu Buche. Im vergangenen Jahr waren es noch achtmal so viel.
Industriemetalle
So wie der zweiwöchige deutliche Rückgang der Metallpreise Ende November/Anfang Dezember auf den Rückzug der spekulativen Finanzanleger zurückzuführen war, so ist der Preisanstieg seitdem ebenfalls den Spekulanten zuzuschreiben. Denn diese haben in der letzten Woche gemäß LME-Statistik ihre Netto-Long-Positionen nur mit Ausnahme von Zinn stark ausgeweitet. In allen Fällen wurde der vorherige Positionsabbau fast vollständig wettgemacht. Bei Blei wurden die Netto-Long-Positionen in den beiden von uns beobachteten Kategorien sogar auf ein 4-Monatshoch ausgeweitet.
Der Preisanstieg der Metalle in dieser Woche legt nahe, dass die spekulativen Finanzinvestoren auch nach dem Datenstichtag weiter auf steigende Metallpreise gesetzt haben. Das Kaufinteresse dürfte unseres Erachtens in den nächsten Tagen noch anhalten. So dürften die Metalle unter dem Gesichtspunkt des sog. Window Dressing gekauft werden. Das Handelsvolumen wird sich in den nächsten Tagen jedoch deutlich ausdünnen.
Aus fundamentaler Sicht sehen wir die hohen Metallpreise für nicht gerechtfertigt. Denn im nächsten Jahr wird nach bisherigen Ankündigungen und Schätzungen deutlich mehr Angebot an die Metallmärkte kommen, so dass sich die durchaus angespannte Lage in diesem Jahr dann spürbar entspannen sollte. Dies spricht unseres Erachtens für niedrigere Metallpreise. Für eine detaillierte Einschätzung der Lage im nächsten Jahr siehe unseren Ausblick vom 7. Dezember.
Agrarrohstoffe
Die brasilianische Prognosebehörde Conab hat ihre Schätzung für die Zuckerrohrernte in der Saison 2017/18 gesenkt und erwartet nun einen Rückgang um 3,3% gegenüber 2016/17. Allerdings soll die Zuckerproduktion mit 39,5 Mio. Tonnen marginal über dem Vorjahr liegen. Grund ist der höhere Anteil an Zuckerrohr, der 2017/18 der Zuckerverarbeitung zugeführt wird. Allerdings ist all dies ein Blick in den Rückspiegel, denn die Verarbeitungssaison neigt sich dem Ende.
Die Daten aus dem Hauptanbaugebiet Center-South, die 2-wöchentlich von der Zuckerindustrievereinigung Unica veröffentlicht werden, zeigten kumuliert seit Saisonbeginn im April bis einschließlich 1. Dezember bereits gegenüber dem Vorjahreszeitraum eine um 1% höhere Zuckerproduktion. Allerdings hat sich der Anstieg in den letzten Monaten kontinuierlich verringert. Hintergrund ist der seit einiger Zeit wieder steigende Anteil an Zuckerrohr, der der Ethanolproduktion zugeführt wird.
In der letzten Berichtsperiode betrug dieser 63,2%. Für die Gesamtsaison liegt er laut Conab nur bei 52,9% (nach 54,1% 2016/17). Wegen gestiegener Benzinpreise im Land wurde die Verarbeitung von Zuckerrohr zu Ethanol, mit dem die große Flotte an Flex-Fuel-Autos in Brasilien ebenfalls betrieben werden kann, zuletzt wieder attraktiver. Die Erwartung, dass dies wohl vorerst so bleiben wird, hat gemeinsam mit Umschichtungen im Vorfeld von Fonds-Neugewichtungen zum Jahreswechsel dem Zuckerpreis gestern Auftrieb gegeben. Mit 4,7% stieg er so stark wie seit 5 Monaten nicht.