Gold bullisch bei Fed-Zinssatzerhöhungen (II)
22.12.2017 | Adam Hamilton
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Das war dann der 16. Dezember 2015. Da es seit fast einem Jahrzehnt keine Fed-Leitzinserhöhungen mehr gegeben hatte, flippten die Gold-Futures-Spekulanten regelrecht aus. Es kam zu extremen Verkäufen; die Spekulanten beeilten sich, ihre Long-Gold-Futures-Kontrakte abzustoßen und ihre Short-Positionen rasend schnell auszubauen. Zwischen Mitte Oktober und Anfang Dezember jenen Jahres brach Gold um 11,4% ein und markierte ein neues großes Langzeittief. Klar, bei Leitzinserhöhungen ist das ertragslose Gold verdammt!Nach Jahren gebrochener Versprechen hinsichtlich des Endes der Nullzinspolitik hob die Fed Mitte Dezember 2015, zum ersten Mal seit 9,5 Jahren, in der Tat die Zinssätze an. An diesem Tag lag Gold mit 1,1% im Plus. Am Folgetag brach es jedoch auf sein brutales langfristiges 6,1-Jahre-Tief bei 1.051 $ ein. Mit relativ niedrigen Long-Positionen und extremen Rekord-Short-Positionen hatten die Spekulanten darauf gesetzt, dass dies erst der Anfang des Goldleidens sei. Ihre Positionen waren, im Umfeld dieser Leitzinserhöhung, übermäßig bärisch gewesen.
Doch Gold brach nicht wie erwartet ein, es stabilisierte sich. Die Spekulanten hielten derartig gewaltige Mengen Gold-Future-Kontrakte, dass sich ihre Verkäufe erschöpft hatten. Also blieb ihnen keine andere Wahl mehr, als mit der Auflösung ihrer hyper-gehebelten Negativwetten zu beginnen. Nach der ersten Fed-Zinserhöhung in diesem Zyklus kauften die Spekulanten zuerst Positionen, um ihre extremen Short-Bestände glattzustellen; anschließend kauften sie dann aggressiv Long-Kontrakte. Das geht auch deutlich aus diesem Chart hervor.
Anstatt also im Rahmen des nagelneuen Fed-Zinserhöhungsprogramms krachen zu gehen, schoss Gold raketenartig in die Höhe - im Umfeld massiver Gold-Futures-Käufe eben jener Spekulanten, die zuvor überzeugt gewesen waren, dass steigende Zinsen den Goldkurs in die Tonne treten würden. In den folgenden 6,7 Monaten schoss Gold um 29,9% in die Höhe und startete seinen ersten neuen Bullmarkt seit 2011! Einer der Hauptantriebskräfte waren eben jene Spekulanten, die im Verlauf dieser Goldkurswelle 249.200 Gold-Futures-Long-Kontrakte nachlegten und gleichzeitig 82.800 Short-Kontrakte wegkürzten.
Leider verfügen Gold-Futures-Spekulanten über einen super-unverhältnismäßigen und krass überproportionalen Einfluss auf die Goldpreisstände, was der extremen inhärenten Hebelwirkung dieser Kontrakte geschuldet ist. Mit jedem Kontrakt werden 100 Feinunzen Gold kontrolliert, die diese Woche 125.000 $ wert sind. Spekulanten müssen für jeden Kontrakt aber nur ihre Einschusszahlung (Margin) von 4.450 $ auf ihren Handelskonten parat halten. Das kommt einem unglaublichen Maximalhebel von 28,1 auf Gold gleich!
Das bedeutet, dass Spekulantenkapital am Gold-Futures-Markt eine bis zu 28-fach stärke Preiswirkung haben kann als direkte Investorenkäufe. 28-fach ist aber auch übermäßig gefährlich, weil eine 3,6%ige Goldpreisbewegung in die falsche Richtung das Kapital des Futures-Spekulanten zu 100% auslöschen würde. Dieser Umstand zwingt sie, aus Überlebensgründen einen ultra-kurzfristigen Fokus zu haben. Sie können es sich nicht leisten, sehr lange falsch zu liegen.
Auch wenn sich die kollektive Überzeugung der Spekulanten - Fed-Leitzinserhöhungen seien Gift für ertragloses Gold - vielleicht logisch anhört, so zeigt die Geschichte eben genau das Gegenteil! Noch vor der ersten Leitzinserhöhung dieses Zyklus hatte ich eine ausführliche Studie zur Reaktion von Gold auf jede Fed-Leitzinserhöhung der jüngsten Geschichte durchgeführt. Lägen die Spekulanten mit ihren negativen Auswirkungen von Leitzinserhöhungen auf Gold richtig, dann müsste sich dies schon während vergangener Leitzinserhöhungszyklen der Fed voll und ganz bestätigt haben.
Die Geschichte zeigte Verblüffendes, wie Sie hier in einer Aktualisierung einer bahnbrechenden Arbeit nachlesen können, die wir im März 2017 veröffentlicht hatten. Im Verlauf aller 11 Erhöhungen, hatte Gold im Durchschnitt eine starke Rally von 26,9% zu verzeichnen! Leitzinserhöhungen der Fed sind tatsächlich positiv für Gold.
Eine nähere Betrachtung dieser wichtigen historischen Vorgängerbeispiele zeigt auch, dass Gold in 6 dieser Zyklen starke Kursgewinne zu verbuchen hatte und in den fünf anderen einbrach. In jenen überwiegenden Fällen deutlicher Kursanstiege verzeichnete es enorme Durchschnittsgewinne von 61,0%! Allgemein kann man sagen: Je niedriger Gold im Vergleich zu den Vorjahren bei Eintritt in einen Zinserhöhungszyklus stand, und je gradueller diese Zinserhöhungen waren, desto besser war auch die positive Kursentwicklung. Beide Bedingungen passen bestens auf den aktuellen 12. Zyklus.
In den anderen 5 Fällen, in denen Gold Verluste erlitt, beliefen sich diese im Durchschnitt auf asymmetrisch-kleine Rücksetzer von 13,9%. Die von den Futures-Spekulanten gehegte und gepflegte Vorstellung, dass Fed-Leitzinserhöhungen den Goldpreis kaputtmachen, ist vollkommen falsch - ein irrationaler Mythos, den sie sich immer wieder glauben machen. Wenn zweistellige Milliarden-Dollar-Beträge bei solch extremen Hebel-Geschäften auf dem Spiel stehen, dann möchte doch man meinen, dass diese Elitetrader vielleicht etwas Zeit investieren würden in das Studium historischer Beispiele im Kontext von Gold und Leitzinserhöhungen.
Das Sammeln und Prozessieren all dieser Daten seit 1971 ist sicherlich kein triviales Unterfangen, doch warum sollte man nicht zumindest einen Blick auf die letzten Leitzinserhöhungen der Fed werfen, um ein paar Anhaltpunkte zu bekommen? Zwischen Juni 2004 und Juni 2006 erhöhte der FOMC die Federal Funds Rate bei jedem Treffen - insgesamt 17 Mal am Stück. Alles in allem waren das 425 Basispunkte, und mehr als eine Verfünffachung der FFR auf 5,25%. Wenn steigende Zinsen und steigender Renditeabstand tödlich für Gold sind, so hätte es bei 5% plus einbrechen müssen.
Doch in genau diesem Zeitraum schoss es um 49,6% in die Höhe! Die Chancen, dass die hyper-laxe Fed von heute 17 Zinserhöhungen wagen wird und irgendwo in den Bereich von 5% vorstößt, liegen bei buchstäblich null. Der neue Fed-Vorsitzende Jerome Powell, den Trump für Februar als Nachfolger für Janet Yellen nominiert hat, gilt allgemein als republikanischer Klon der demokratischen Yellen. Powell wird den Kurs Yellens halten und schrittweise auf neue Normalstände erhöhen, die weit unter den vergangenen FFR-Ständen liegen.
Allerdings haben die Gold-Futures-Spekulanten ihre Lektion nicht gelernt, nachdem sie sich schon mit ihren exzessiv-bärischen Wetten kurz vor Beginn dieses 12. Zinserhöhungszyklus massiv die Hände verbrannt hatten. Sie machten dasselbe noch einmal - ein Jahr später, im Vorfeld der ausdrücklich angedeuteten zweiten Erhöhung Mitte Dezember 2016. Sie verkauften aggressiv Gold-Long-Futures und fuhren ihre Shorts hoch, im Vorfeld der FOMC-Entscheidung vor einem Jahr.