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Rohstoffhausse am Ende oder "nur" Korrektur?

05.12.2006  |  Heiko Aschoff
Der Technische Analyst hat die Qual der Wahl, wenn er die Rohstoffmärkte untersuchen möchte. Es gibt eine ganze Reihe von Indizes, die zur Auswahl stehen. Alle haben ihre Vor- und Nachteile. Diese muss man kennen, um die Ergebnisse richtig einordnen zu können. Nicht jeder Index ist in gleicher Weise geeignet. Aus diesem Grunde möchte ich Ihr Augenmerk zunächst auf die wichtigsten Indizes lenken und anschließend einen kurzen Blick auf die lang- bis mittelfristige Verfassung des Rohstoffmarktes werfen. Die fundamentale Situation bleibt heute ausnahmsweise außer Acht. Diesbezüglich interessierte Leser verweise ich auf meine anderen Beiträge.

Der RCB Index von Reuters/Jefferies ist der bekannteste Index für Rohstoffe. Der Index wurde erstmals 1957 vom Commodity Research Bureau (CRB) im CRB Commodity Year Book veröffentlicht. Er umfasste früher 17 Rohstoffe und gewichtete sie gleich mit jeweils 5,88%. Die methodischen Probleme durch die Gewichtung im CRB waren allgemein bekannt. Da er Orangensaft gleich viel Gewicht einräumte wie Erdöl, bildete er die reale Weltwirtschaft nur begrenzt ab. Nun wurde der CRB Index in Zusammenarbeit mit der Investmentbank Jeffries auf 20 Rohstoffe erweitert und die Gewichtung den realen Wirtschaftsbedingungen angepasst (was auch immer die richtigen "realen Wirtschaftsbedingungen" sein mögen).

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Abbildung 1: Quelle: www.Zealllc.com


Das führte dazu, dass sich der Anteil von Erdöl - bedingt durch die starken Kurssteigerungen - weiter drastisch erhöhte. Mittlerweile fast das Vierfache im Vergleich zur ursprünglichen Regelung. Die scharfe Korrektur im CRB Index muss insofern auch unter diesem Aspekt betrachtet werden. Schließlich stürzte das schwarze Gold nach der Neujustierung von seinem Jahreshoch ab und zog den „neuen“ CRB Index über Gebühr nach unten. Ohne Umstellung wäre der Einbruch weniger dramatisch ausgefallen.

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Abbildung 2: Quelle: www.Zealllc.com


Die Goldman Sachs Commodity Indexfamilie (GSCI) entstand 1991 als Versuch, die Probleme mit der gleichen Gewichtung und der damit einhergehenden Verzerrung im Reuters CRB Index zu lösen. Der Hauptindex GSCI umfasst 24 handelbare Rohstoffe, die danach gewichtet werden, wie viel vom jeweiligen Rohstoff produziert und gebraucht wird. Der Index bezieht sich auf Futureskontrakte aus den Bereichen Energie, Industriemetalle, Edelmetalle, Landwirtschaft und Viehwirtschaft. Es gibt wie beim CRB Index noch eine Reihe von Subindizes. Die Gewichtung nach der Weltproduktion führt zu einem großen Problem: Durch die Preissteigerungen für Energieprodukte dominieren Energierohstoffe den Index mit fast 80%. Insofern spiegelt er die Entwicklung auf den Rohstoffmärkten nur sehr einseitig wieder. Aus diesem Grund führte Goldman Sachs weitere Subindizes ein, die den Energieanteil beschränken.

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Abbildung 3: Quelle: Goldman Sachs


Der Dow Jones AIG Commodity Index (DJAIG) verwendet eine doppelte Strategie der Gewichtung: Einerseits wird der Index nach der weltweiten Produktion gewichtet, auf der anderen Seite wird die Liquidität der jeweiligen Rohstoffe berücksichtigt. Zusätzlich dazu gibt es eine Begrenzung von 33% für jeden Sektor.

Jüngeren Datums ist der Rogers International Rohstoff Index (RICI). Der RICI entstand 1999 auf Initiative von Jim Rogers. Der Index umfasst 35 Rohstoffe und beinhaltet auch illiquide Güter wie Reis und Holz. Die Gewichtung der Rohstoffe erfolgt durch eine Expertengruppe nach der Wichtigkeit für die Weltwirtschaft. Dahinter steht Jim Rogers Ansatz des "Weltkonsumenten", anhand dessen er den globalen Rohstoffbedarf ableitet.

Der Deutsche Bank Liquid Commodity Index - Mean Revision (DBLCI-MR) verfolgt einen ganz anderen Ansatz. Er deckt die sechs am meisten gehandelten Rohstoffe ab: Rohöl, Heizöl, Aluminium, Gold, Weizen, Mais. Der Index wird laufend nach der Mean Revision Methode (Durchschnitts Methode) neu gewichtet. Dabei werden konträr zur Marktlage Rohstoffe, die stark unter ihrem relevanten Durchschnitt notieren, übergewichtet und umgekehrt. Die Mean-Reversion-Methode führt automatisch zu einer konträren Marktstrategie. Dahinter steht die Überlegung, dass nach historischer Betrachtung sich die Preise von Rohstoffen tendenziell immer auf einen langfristigen Mittelwert einpendeln. Dieses Preisverhalten soll genutzt werden, um zusätzliche Erträge zu generieren.

Zu guter Letzt möchte ich noch den Standard and Poor´s Commodity Index (SPCI) erwähnen. Der SPCI berücksichtigt ebenfalls die Bedeutung des Rohstoffs für die Weltwirtschaft, wobei die Relevanz durch die Anzahl der Käufe und Verkäufe von Futures gemessen wird. Er ähnelt damit dem Dow Jones AIG Commodity Index, aber der SPCI berücksichtigt kein Gold, weil es sich dabei um einen "Finanz-Rohstoff" handele. Die Konstruktion des Index führt zeitweise zu eigenartigen Gewichtungen.

Betrachten wir nun den altehrwürdigen CRB Index mit all seinen Schwächen und Stärken. Im Langfristchart auf Monatsbasis fällt auf, dass er wieder unter sein Allzeithoch von 1980 gefallen ist (rote Linie). Solche Marken sind nie leicht zu erobern! Zwar war der Durchbruch gelungen, aber jetzt heißt es das Niveau zu verteidigen. Inflationsbereinigt wären wir noch weit unter dem Allzeithoch, aber auch "nominale" Marken funktionieren.

Damit befindet sich der CRB Index in seiner ersten großen Korrektur seit erfolgreicher Bodenbildung in den Jahren 1999/2001 und anschließender Rallye bis 2006. Die gestrichelten Linien deuten mögliche Unterstützungsniveaus an. Der ultralange Aufwärtstrend ist intakt (grüne Linie).

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Abbildung 4: Die langfristige Perspektive


Auch im Wochenchart ist der Trendbruch deutlich zu erkennen. Der im Herbst 2001 gestartete Aufwärtstrend wurde im August dieses Jahres nachhaltig gebrochen.

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Abbildung 5: Ohne wenn und aber: Trendbruch!


Die Gleitenden 40 (grün) und 60 (rot) Wochendurchschnitte weisen beide nach unten. Der GD 40 ist im Begriff den GD 60 von oben nach unten zu schneiden. Eine spannende Situation.

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Abbildung 6: Weisen die Gleitenden Durchschnitte den Weg?


Viele kurzfristige Indikatoren befinden sich im überverkauften Bereich. Aus Gründen der besseren Darstellung habe ich im folgenden Chart nur den Abstand des CRB Index zu seinem 200-Tage-Durchschnitt abgetragen (untere Charthälfte). Der Indikator befindet sich auf einem Extremniveau wie in den Jahren 1999 / 2001, von der eine starke Aufwärtsbewegung startete.

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Abbildung 7: Beachten Sie den Abstand zum GD 200 - der "Gummibandeffekt"


Fazit: Der CRB Index befindet sich immer noch in einer ausgedehnten Korrektur. Kurzfristig liegt aufgrund der überverkauften Situation eine Gegenbewegung in der Luft. Einige Rohstoffsegmente wie etwa die Agrarrohstoffe oder die Edelmetallmärkte (Stichwort: der allerorts diskutierte Ausbruch aus einem riesigen Dreieck nach oben) zeigen, wo die Musik spielt. Eine gründliche Analyse der Rohstoffmärkte erfordert immer einen Blick hinter die Kulissen der großen Indizes, da die Segmente sehr unterschiedlich ticken. Auch der CRB Index spiegelt nur die Oberfläche wieder, unter der es brodelt. Eine Betrachtung an dieser Stelle würde jedoch den heutigen Rahmen sprengen.


© Heiko Aschoff




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