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Sollten wir den Goldstandard wiederherstellen?

13.03.2018  |  John Paul Koning
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Nach Angaben von White besteht der Hauptgrund für die langfristige Stabilität von Gold darin, dass höhere Preise für den Bergbau einen Anreiz setzten, die Produktion und damit das Angebot zu erhöhen, was den Preis wieder sinken ließ. Umgekehrt führten niedrige Goldpreise zur Verringerung der Produktion und ließen den Preis dadurch steigen. Anders gesagt kehrten die Preise im Rahmen des Goldstandards immer zu ihrem Mittelwert zurück.

Dieser Ausgleich fand "unpersönlich", d. h. automatisch durch den Markt statt. Die daraus resultierende Stabilität ist der eines Fiatstandards überlegen, da letzterer immer von den Fähigkeiten und Möglichkeiten der in den Zentralbanken angestellten Technokraten abhängt.


Gegen den Goldstandard: David Glasner

David Glasner ist dem Goldstandard gegenüber skeptisch, weil er nicht glaubt, dass die Preise schnell genug zu ihrem Mittelwert zurückkehren. Alle Unzen Gold, die je gewonnen wurden, existieren weiterhin in den Tresoren, unter den Matratzen oder werden als Schmuck um den Hals getragen. Im Verhältnis zu diesen bereits vorhandenen Goldbeständen ist die Menge des neu produzierten Goldes winzig.

Wenn also die allgemeine Goldnachfrage steigt, dann ist es unwahrscheinlich, dass sie durch die neuen Zuflüsse gedeckt werden kann - zumindest nicht für eine gewisse Zeit. Ebenso könnte ein Rückgang der Minenproduktion eine Flaute nicht genügend ausgleichen, falls die Nachfrage plötzlich abnimmt. In jedem Fall würde die Anpassung an die veränderte Nachfragesituation dadurch erfolgen, dass der Goldpreis ziemlich stark steigt oder sinkt.

Die meisten Währungsökonomen sind sich einig, dass Wertschwankungen des verwendeten Standards - Gold oder Fiat - die Realwirtschaft nicht beeinträchtigen sollten, beispielsweise indem sie Arbeitslosigkeit oder ein Übermaß an nicht verkauften Lagerbeständen hervorrufen. Die meisten Preise eines Wirtschaftsraums sind unglaublich flexibel, z. B. die Preise von Aktien, Gold oder Bitcoin, doch einige Preise sind auch starr, insbesondere der Preis der Arbeit, d. h. das Lohnniveau. Wenn es im Rahmen eines Goldstandards zu einem plötzlichen Anstieg der Goldnachfrage kommt und das Edelmetall zunehmend gehortet wird, entsteht ein Aufwärtsdruck auf den Preis.

Ein steigender Goldpreis bedeutet jedoch wiederum, dass das allgemeine Preisniveau sinken muss, denn schließlich bemisst sich der Preis aller Güter und Dienstleistungen auf Grundlage von goldgedeckten Banknoten. Da die Löhne und manche andere Preise aber unnachgiebig sind, werden die Arbeitgeber mit Massenentlassungen auf die neue Situation reagieren. Und statt die Produktpreise zu senken, wird der Einzelhandel darunter zu leiden haben, dass die Lagerbestände beginnen sich aufzutürmen. Das sind die eindeutigen Merkmale einer Rezession.

Glasners liebstes Beispiel sind die späten 1920er Jahre. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs versuchten die meisten Staaten den Goldstandard der Vorkriegszeit wieder zu etablieren und sicherzustellen, dass Banknoten wieder gegen eine fixe Goldmenge getauscht werden konnten. Doch dann begann die französische Zentralbank im Jahr 1926 mit dem Kauf enormer Mengen an Gold und trieb den Preis dadurch nach oben. Die Federal Reserve in den USA war nicht gewillt, die Käufe der Banque de France auszugleichen, die sie als irrsinnig betrachtete. Das Ergebnis dessen war die schlimmste Rezession der Geschichte, die Große Depression.


Welche Art Goldstandard?

Da es seit Jahrhunderten verschiedene Metallstandards gab, stellt sich die Frage, warum es bis 1929 gedauert hat, dass ein gravierender monetärer Fehler begangen wurde. White macht führende Regierungsmitglieder und insbesondere die Zentralbanken dafür verantwortlich. Während der Zeit des ursprünglichen internationalen Goldstandards von 1880 bis 1914 hatten Länder wie Kanada, Australien und die USA noch keine Zentralbanken.

Die privaten Geschäftsbanken dieser Länder entschieden sich aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit und des Profits, die von ihnen ausgegebenen Banknoten an Gold zu binden - nicht weil sie Sozialpolitik betreiben wollten. Diese frühe Version der Goldstandards funktionierte also auf eine viel natürlichere Weise, ohne die Einmischung einflussreicher Akteure, die sich nicht an die typischen Regeln des Goldstandards hielten. Aus diesem Grund vertritt White die Ansicht, dass eine Rückkehr zum Goldstandard mit dem Ende der Zentralbanken einhergehen sollte, um Episoden wir die Große Depression künftig auszuschließen.

Glasner bleibt dagegen skeptisch. Seiner Einschätzung nach musste selbst der klassische Goldstandard der Jahre 1880 bis 1914 gemanagt werden, wobei vor allem die Bank of England dazu tendierte, die teilweise starke Goldnachfrage anderer Zentralbanken auszugleichen, um einen der Großen Depression ähnlichen wirtschaftlichen Abschwung zu verhindern.

Selbst wenn die Zentralbanken im Rahmen eines Goldstandards des 21. Jahrhundert abgeschafft würden und die Möglichkeit ausgeschlossen würde, dass eine von ihnen ein so "irrsinniges" Verhalten an den Tag leg wie die Banque de France, bestünde nach wie vor das Risiko von "Panikkäufen" seitens der Öffentlichkeit, die ebenfalls eine Rezession auslösen würden.


Schlussfolgerung

Wie Sie anhand dieser kurzen Aufarbeitung der Debatte zwischen Larry White und David Glasner hoffentlich erkennen können, ist die Wiedereinführung eines Goldstandards eine komplizierte Angelegenheit. Sollten Sie sich eingehender mit diesem Thema beschäftigen wollen, empfehle ich Ihnen, die Beträge von Glasner und White selbst zu lesen.

Mir selbst hat die Arbeit von Larry White zum Goldstandard 1880-1914 geholfen, zahlreiche vorgefasste Meinungen zu ändern, die ich zu diesem Thema hatte. Diese hatte ich zweifellos von verschiedenen Marktkommentatoren übernommen, die sich wahrscheinlich kaum mit den tatsächlichen Daten beschäftigt haben. Nichtsdestotrotz stimme ich Glasner tendenziell zu, dass ein plötzlicher Anstieg der allgemeinen Goldnachfrage im Rahmen eines globalen Goldstandards (ohne Zentralbanken) große weltwirtschaftliche Kosten verursachen würde.

Da die Menschen heute rund um den Globus durch das Internet und die Kapitalmärkte viel stärker verbunden sind als früher, wären Rezessionen dieser Art womöglich häufiger als im 19. Jahrhundert. Ich bin nicht sicher, ob die Vorteile des Goldstandards, einschließlich stabiler Wechselkurse, dieses Risiko aufwiegen. Da es den westlichen Zentralbanken in den letzten rund 30 Jahren recht gut gelungen ist, die Inflationsrate unter Kontrolle zu halten, würde ich im Zweifel zu ihren Gunsten entscheiden - zumindest vorerst.


© JP Koning
www.bullionstar.com



Dieser Artikel wurde am 06.02.2018 auf www.bullionstar.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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