Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Orange Juice: Strategien für 2007!

17.12.2006  |   Sebastian Hell
Orange Juice war in diesem Jahr ohne Zweifel einer der explosivsten Märkte. Mit einem Jahresplus von 62% werden sich wahrscheinlich einige die Augen reiben, dass sie nicht Teile dieser Rallye mitgenommen haben. Dennoch ist es mittlerweile Zeit geworden sich zu fragen, ob der März Future (aktueller Kurs 201,75) noch Platz nach oben oder sein Potential ausgeschöpft hat.

Eine Analyse des kontinuierlichen März Charts seit 1973 zeigt, dass die derzeitigen Niveaus im Bereich der zwei Dollar von extrem kurzlebiger Natur sind. Die momentanen Kursniveaus wurden zum letzten Mal in der Saison 1989/1990 erreicht, als die Ernte in Florida bei etwa 115 Millionen Boxen lag. Die Notierungen stiegen innerhalb kürzester Zeit auf 206,55 Cents pro Pound.

Kurze Zeit später in der Saison 1991/1992 lag der Output des größten amerikanischen Produzenten sowie der Nummer zwei weltweit nach Sao Paolo in Brasilien, bei 135 Millionen Boxen. Die Kurse schnellten innerhalb weniger Wochen auf 178,40 Cents pro Pound und brachen anschließend massiv wieder ein.

Laut dem letzten USDA Report von vergangenem Freitag, werden in dieser Saison voraussichtlich 140 Millionen Boxen geerntet werden. Der März 2007 Future erreichte bisher fast das exakte Niveau der Saison 1989/1990 und kam anschließend wieder zurück, da die Händlerschaft über die Produktionserhöhung in Florida um fünf Millionen Boxen enttäuscht war. Verglichen mit Kursniveaus von 1989/1990 sowie 1991/1992 als die Ernte unter der aktuellen lag, ist der Kurs momentan überteuert.

Des weiteren ist aus den U.S.A. zu hören und zu lesen, dass die Nachfrage nach Orangensaft auf dem Rückzug ist. Die hohen Preise haben zu einer Verteuerung im Einzelhandel geführt und dadurch die Konsumenten abgeschreckt. Laut aktuellen Statistiken ist ein Rückgang um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Somit kann die Tatsache, dass nur noch 714 Millionen Pounds in den Kühlhäusern der U.S.A. liegen, verglichen mit 1140 Millionen Pounds im Vorjahr untergewichtet werden. Einerseits dürfte der Markt diesen Engpass ausreichend eingepreist haben und andererseits wird sich die Nachfrage weiter verschlechtern und somit das Problem von ganz alleine lösen. Orangensaft ist kein essentiell wichtiger Nährstoff und kann problemlos durch andere Fruchtsäfte substituiert werden.

Aufgrund der oben genannten Faktoren, sind womöglich einige Leser kurz davor auf den „Sell Button“ zu drücken. Allerdings wäre es zu einfach, jetzt Orangensaft zu verkaufen, da es eine Reihe anderer Faktoren gibt, die für einen Anstieg sprechen.

Brasilien als der weltweit größte Produzent kämpft seit Jahren mit einer schlimmen Baumkrankheit, die auch „citrus canker“ genannt wird. Es wird berichtet, dass bereits über zwei Millionen Bäume diesem Virus zum Opfer gefallen sind.

Auch in den U.S.A. gibt es Probleme mit den Bäumen. Hier spielt die oben erwähnte Krankheit eine gewisse Rolle, jedoch sind hier die Hurricanes dominierend. Seit dem Jahr 2000 haben die Farmer in Florida etwa 19% ihrer Bäume verloren. Während bis zum Jahr 2004 der fünfjährige Produktionsdurchschnitt bei 226 Millionen Boxen pro Saison lag, ist dieser deutlich gefallen, da seit der Saison 2004/2005 nie mehr als 150 Millionen Boxen produziert wurden.

Einer der wichtigsten Punkte ist jedoch der Frost, den viele amerikanische Orange Juice Bullen als bestimmenden Faktor ansehen. Sollte es in den Anbaugebieten in Florida zu einem Frost kommen, der die Ernte weiter dezimiert, ist es möglich, dass wir Preise um die 2,30 $ bis 2,50 $ pro Pound sehen werden. Kurzfristig sieht es jedoch weniger nach kalten Temperaturen aus und das EL NINO Wetterphänomen, welches zu einer Erhöhung der Oberflächentemperatur der Ozeane führt, trägt ebenfalls seinen Teil zu den milden Temperaturen bei. Mittelfristige Prognosen von Meteorologen sprechen jedoch von sehr kalten Temperaturen im Februar, die möglicherweise den Bäumen schaden könnten. Solche Aussagen sind jedoch sehr unzuverlässig und man sollte sich nicht zwangsweise darauf versteifen.

Das Problem der Händler ist nun zu entscheiden ob wir Orange Juice handeln wollen und wenn ja, in welche Richtung. Vorab gesagt würde ich Orange Juice wenn möglich nicht mittels eines Futures handeln, da der Markt nicht der schnellste ist, wenn es um das einpreisen von Infos geht und eine Abfolge von mehreren Limit Up oder Down Bewegungen schnell ein Konto an die Wand fahren können. Deswegen würde ich Options oder Futures mit Optionssicherung bevorzugen.

In unserem jetzigen Fall bevorzuge ich einen simplen Strangle, der aus dem Kauf von zwei aus dem Geld liegenden Optionen besteht.

Die implizite Volatilität ist auf Sicht von zwei Jahren mit 20,15% sehr niedrig und in der Nähe ihres Tiefststandes bei 17,35%.

Saisonal betrachtet steht der März Future vor einer Abwärtsbewegung, die zumindest in der 15- und 5-jährigen Zeitebene bis Ende Februar sehr stabil ist. Anschließend erholt sich der Markt leicht um dann ein neues Tief zu suchen.

Der langfristige Verlauf über 33-Jahre weist ebenfalls auf einen Einbruch hin, jedoch nur bis Mitte Januar. Eine anschließende Zwischenerholung mündet erneut in einem weiteren Einbruch.

Ich würde sagen, dass die Seasonals klar auf fallende Notierungen hindeuten.

Nun aber zurück zu unserer Handelsidee. Gekauft werden Mai Optionen mit einer Laufzeit von 123 Tagen. Ich kaufe langlebige Optionen aus dem Grund, dass ich mir einerseits genügend Zeit und Spielraum erkaufen will und andererseits den Zeitwertverlust mindern möchte. Der Zeitwertverfall ist am größten währen der letzten 60 Tage und beschleunigt sich während der letzten 30 Tage massiv. Sollte der Trade binnen der kommenden 30 bis 45 Tage nicht in die eine oder andere Richtung ausgebrochen sein, stelle ich die Position wieder glatt und bin damit noch nicht einmal in der Periode des starken Zeitwertabbaus.

Der Mai Future schloss gestern bei 199,25 weswegen ich pro 100.000 $ je einen 190-er Put sowie einen 210-er Call kaufen würde. Die Gesamtauslagen belaufen sich auf etwa 1325 $ bis 1400 $. Dies ist auch Ihr maximal mögliches Risiko.

Meine weitere Vorgehensweise ist nun abzuwarten, bis sich das eine oder andere Bein deutlich ins Plus bewegt hat und bis die Fundamentaldaten etwas klarer werden und wir wissen ob der weitere Verlauf nach oben oder unten gerichtet ist. Ich hoffe die Fundamentals werden anschließend derart „klar“. Wie dem auch sei, das verlustbringende Bein wird dann abgeschlagen und ein aus dem Geld liegender Call oder Put (je nachdem wer Gewinn bringt) wird verkauft um weitere Kosten aus dem Trade zu nehmen. Hierzu schreibe ich dann allerdings ein Update wenn es soweit ist.


Ich werde im nächsten Jahr Seminare zu den Themen Futures, Options und Spreads sowie technische- und fundamentale Analyse der Rohstoffmärkte geben. Unverbindliche Anmeldungen bitte an s.hell@emfis.com senden! Wir werden Sie dann umgehend informieren sobald die ersten Termine feststehen!


© Sebastian Hell
www.emfis.com



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"