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Fred Hickey (I): Ein Technologie-Experte bevorzugt Gold

28.02.2018  |  Chris Martenson
- Seite 4 -
Chris Martenson: Genau. Wenn man die Formulierung von Warren Buffet nimmt - “Erst wenn sich die Flut zurückzieht, sieht man, wer Nacktschwimmer war.“ - dann sprechen wir hier eher über einen Tsunami. Kein Lebender hat jemals zuvor eine derartige Form von Geldschöpfung gesehen. Wir befinden uns quasi auch in einem soziologischen Experiment, weil wir eine Wohlstandskluft haben. Wir haben eine Einkommenskluft. All das gibt es. Es ist schon alles sehr außergewöhnlich.

Und ich traue eher dem, was die Menschen tun und weniger dem, was sie sagen. Ich schaue mir Yardeni Research an, wo die Zentralbankenbilanzen ziemlich genau verfolgt und aufgeschlüsselt werden. Ich kann hier nichts erkennen, was auf, nennen wir es “Tapering“, seitens der EZB oder Japan hinweist. Die Januar-Zahlen sind draußen. Und wir sind immer noch bei einer Rate von 2 Billionen $ aufs Jahr gerechnet. Das ist etwas weniger als noch vor einem halben Jahr, als wir eine Rate von 2,5 Billionen $ hatten.

Das muss man sich mal vorstellen. Die Zentralbanken sagten uns letztes Jahr, alles laufe toll, die Arbeitslosigkeit sinke, die Wirtschaftsaktivität verbessere sich - und gleichzeitig drucken sie so viel Geld wie nie zuvor in diesem Geldschöpfungszyklus. Was halten Sie davon? Welchen Notfall bekämpfen die Zentralbanken eigentlich?


Fred Hickey: Sie sind sich schon sehr bewusst, wie gefährlich die Situation ist, und deswegen sind sie auch so vorsichtig und erhöhen nie brachial auf einmal. Denken Sie nur die sogenannten "baby steps" Mitte der 2000er Jahre - Viertel-Prozentpunkt-Erhöhungen, die Leute dachten damals ... Ich kann mich noch dran erinnern. Sie sich sicher auch. Die Fed hatte zuvor Dreiviertel-Punkt-Erhöhungen gemacht oder Erhöhungen um einen Punkt - Überraschungsanstieg! Das gibt es alles nicht mehr. Jetzt wird ALLES im Vorfeld durchtelegraphiert, und es muss ein Viertelprozentpunkt sein - und das auch nur sporadisch.

Wenn Sie die Möglichkeit bekommen, werden sie alles unternehmen, um hoffentlich in der Lage zu sein, dem nächsten Rückgang mit den nötigen Geldmitteln entgegenzutreten. Aber immer ganz behutsam, weil sie wissen, welche Unordnung sie geschaffen haben. Das wissen sie. Als QE 1 ausgesetzt wurde und dann auch QE 2, liefen die Märkte nicht mehr so gut. Das erkannten sie. Also machen sie es jetzt ganz behutsam. Noch haben wir nicht viel davon gesehen, weil die Fed nur, ich glaube, 40 Milliarden $ von 4,5 Billionen gekürzt hat. Noch haben sie nicht viel gemacht. Die EZB erhöht immer noch, wenn auch nicht mehr so stark.

Deswegen haben die Märkte jetzt Probleme. Deswegen denke ich, dass es mit dem Quantitative Tapering nicht sehr weit kommen wird, auch mit den anderen Kürzungen nicht. Denn der Markt wird Krämpfe bekommen und sinken. Wenn die Verwüstungen groß genug sind, wird die Zentralbank wieder zur Stelle sein, mit einer neuen Runde. Noch stärker - vielleicht nicht gleich am Anfang, da werden sie es mit etwas weniger versuchen. Aber um die Märkte wieder richtig anzukurbeln und oben zu halten, wird es mehr brauchen. Es braucht immer mehr.


Chris Martenson: Also haben wir hier folgendes Modell: Die Zentralbanken müssen weiter machen wie zuvor, so verrückt das sein mag. Hier also eine Frage, die mir die Leute immer wieder stellen: Was kann die Zentralbanken davon abhalten, bis in alle Ewigkeit immer mehr Geld zu drucken? Wo ist tatsächlich Schluss?

Ich schau mir gerade eine kürzlich erschienene Schlagzeile aus dem Wall Street Journal an. Hier steht: “Neue Sorgen für CEOs: Steigende Kosten von Fleisch bis Metall.“ Ich glaube, Sie hatten diese Schlagzeile auch auf Ihrem Twitter Feed. Irgendwann wird sich die Inflation zeigen. Ist das der limitierende Faktor, oder wird etwas anderes dafür sorgen, dass die Geldschöpfung endet?


Fred Hickey: Klar. Inflation. Das ist ja schon passiert. Es gab die Vermögenswertinflation - und das ist Inflation. Begrenzt in dem Sinn, dass sie nicht so sehr beim Konsumenten ankommt, weil sie erst oben ankommt, oder weil die Nutznießer dieser Asset Inflation andere sind. Ob es nun Häuser, Grundstücke, Aktien und Anleihen sind. Es besitzen in diesem Land ja auch nur so und so viele Menschen ein Haus. Diese Inflation existiert also. Aber wir haben sie auch in anderen Bereichen gesehen. Meine Krankenversicherungsbeiträge stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 67%, nach einem ähnlichen Anstieg im Vorjahr.

Das ist nicht wirklich deflationär, wie man immer wieder hört. Schulgeld, Studiengebühren, Mieten - sind alle gestiegen. Was es aber nicht gegeben hatte, waren Lohnsteigerungen - und das hat sich geändert. Im jüngsten Arbeitslosenbericht - oder Arbeitsbericht, wenn Sie so wollen - zeigten sich ziemlich große Lohnsprünge. Im letzten Jahr wurden wieder die Mindestlöhne erhöht, Bundesstaat nach Bundesstaat, auf 11 $, 12 $, 15 $, über mehrere Jahre hinweg, in verschiedenen Städten.

Wall Mart und Target und andere große Arbeitgeber haben ihre Mindestlöhne in den zweistelligen Bereich angehoben. Irgendwann kann man die Arbeitskräfte nicht weiter ausquetschen. Der durchschnittliche Amerikaner erlebt einen Rückgang des verfügbaren Einkommens, weil die Inflation auf ihm lastet. Die Zentralbanken haben mit ihren verschiedenen Maßnahmen alles Mögliche unternommen - es sind ja nicht einmal die Zentralbanken, sondern die Regierungen selbst - um die Ökonomie zu Deflationieren. Alles Mögliche, zum Beispiel das Wegrechnen ungewöhnlich stark steigender Posten in den Berichten.

Sie haben die realen Inflationsraten gedrückt - im CPI (Consumer Price Index) und im PCE (Personal Comsumption Index), ganz gleich welchen man nimmt. Die wurden nach unten angepasst. Klar, wenn Immobilienpreise um 6,5% steigen, wenn Krankenversicherungsbeiträge, Unterrichtsgebühren und all das steigt, dann kann die Inflation nicht bei 1% liegen, wie man uns sagt. Jetzt mit steigenden Löhnen wird das aber ein Problem, weil die Unternehmen die höchsten Gewinnspannen seit eh und je eingefahren hatten.

Und das lässt sich nicht aufrechterhalten in einem Markt, wo sich die Preise schwer erhöhen lassen. Wenn die eigenen Arbeitskosten und auch noch die Materialkosten steigen, dann kann man entweder nur die Preise erhöhen oder die Gewinnspannen schmälern. Das bedeutet also sinkende Gewinne. Hier gibt es also ein Problem. Irgendwann findet die Inflation aber ihren Weg zum Verbraucher, und das passiert meiner Meinung nach gerade. Und das ist einer der Faktoren, der den Märkten Angst macht.


Chris Martenson: Das ist auch Teil der Auflösung unserer gesellschaftlichen Grundlage, die ich beobachte. Ich nenne ein Beispiel: Das Bureau of Labor Statistics hatte sich jüngst die Neuwagenpreise angeschaut. Da heißt es: Hey, seit 1997 sank der Durchschnittpreis für einen Neuwagen um 2%. Der durchschnittliche Preis eines Neuwagens lag 1997 bei 17.000 $. Heute liegt er bei deutlich über 33.000 $. Das ist eine Verteuerung um fast 100%, die man aus der eigenen Tasche beim Kauf eines neuen Autos bezahlen muss. Doch laut der staatlichen Statistik kostet der Wagen 2% weniger. Die Lücke entsteht durch sogenannte hedonische Verbesserungen. Sind die Autos besser geworden? Klar.

Fred Hickey: Sie haben immerhin einen besseren Katalysator bekommen, hab ich Recht? Da ist der Markt für Fernsehgeräte noch schlimmer. Der Staat sagt, dass die Gerätepreise jetzt tatsächlich negativ sind.



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